Obscure Thread für Kirkbride-Texte / obskure Lore

Dieses Thema im Forum "[TES] Tamriel-Almanach und Lore" wurde erstellt von Numenorean, 9. Februar 2012.

  1. Mathieu Bellamont

    Mathieu Bellamont Vertrauter

    Dann poste ich direkt die Diskussion:

     
  2. TALOS AE LKHAN

    TALOS AE LKHAN Neuankömmling

  3. Vedam Dren

    Vedam Dren Ehrbarer Bürger

    Hey Talos, freut mich, dass du hierher gefunden hast. :)
     
  4. TALOS AE LKHAN

    TALOS AE LKHAN Neuankömmling

    Joa, mich auf jeden Fall auch. :bye:
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Juni 2015
  5. Vedam Dren

    Vedam Dren Ehrbarer Bürger

    Hehe, da hast du im anderen Thread gleich mal eines der kompliziertesten Themen angesprochen. 8)

    @Mathieu: Leere mal deinen Posteingang, dir kann man nichts mehr zuschicken ;)
     
  6. TALOS AE LKHAN

    TALOS AE LKHAN Neuankömmling

    Hehe, na man sollte immer gleich mit vollem Einsatz dabei sein. :lol:
     
  7. Vedam Dren

    Vedam Dren Ehrbarer Bürger

    Ein weiterer Selectives Lorecast ist erschienen. Thema: Mankar Camoran.

    [video=youtube;guaBSvu8Zrs]https://www.youtube.com/watch?v=guaBSvu8Zrs[/video]
     
  8. Numenorean

    Numenorean Bürger

    Ein neuer kleiner MK-Text, übersetzt von Vedam und mir. Hier das Original.

    ***
    ÜBERSETZUNG HIER ENTFERNT; SIEHE ERSTE SEITE​
     
    Zuletzt bearbeitet: 4. April 2017
    Mathieu Bellamont und Vedam Dren gefällt das.
  9. Mathieu Bellamont

    Mathieu Bellamont Vertrauter

    Was hat es mit dem "¦" Aufsich?
     
  10. Sancho Tomato

    Sancho Tomato Ehrbarer Bürger

    Dort ist im Original (siehe Numenoreans Link) ein Apostroph; beziehungsweise sollte dort sein, denn dort findet sich stattdessen genau das Zeichen aus Numenoreans Beitrag.
     
  11. Numenorean

    Numenorean Bürger


    Es geht selbst bei diesem kleinen Zeichen ganz essentiell um dwemerische Kultur, und ich hätte es fast übersehen, wenn Vedam mich nicht noch darauf aufmerksam gemacht hätte. ;) Beachte, wo es steht: es¦¡st ein neuer Tag / hier¦ist eine offizielle Daguerreotypie / hier¦ist eine Seite der Geschichte / ihr¦habt Zahlen zu ignorieren / es¦¡st Zeit zu gehen / es¦g¡bt noch immer ein paar Geister / morgen werd¦¡ch euch beiden das Meer kaufen.

    Dieses Zeichen steht immer bei positiven Aussagen oder Absichten. Es gibt, hier ist, es ist, ihr habt, ich werde. Wo es nicht steht ist bezeichnenderweise dieser Vers: es gibt eine Art von Null, die noch zu entdecken ist, alle [Kritiker - ?] sind sich einig.

    Ich versuche mal, ein paar Überlegungen der Lore-Community zu dwemerischer Kultur, darin weitestgehend von MK unterstützt, zusammenzufassen (besonders diese beiden hervorragenden Beiträge und einen Artikel). MK sagt in einem Kommentar über tamrielische Religionen, dass die Dwemer in ihrer Weltanschauung ganz eigen sind:

    Man könnte den Namen ihrer Religion (es heißt, dass sie „fromm“ waren) als negalithisch refusatronischen Weltnabelgazinismus [EV: negalithic refusatronic world-navel gazinism] missinterpretieren. ​


    Wenn wir das auseinanderzunehmen - negalithisch erinnert an megalithisch – betont sowohl, um was für eine uralte Kultur es sich bei den Dwemern handelt als auch die Monumentalität ihres Anspruchs. Die Neg-Silbe macht daraus eine Verneinung (wie Negation oder negativ). Refusatronisch enthält zumindest to refuse, verweigern, ablehnen und Weltnabelgazinismus, vermute ich, to gaze, also starren, und natürlich eine Nabelschau als Begriff intensivster Selbst- oder in diesem Fall Weltbetrachtung. „Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält“ auf Dwemerisch, was wiederum die Grundlage ihrer Weltverneinung bildet.

    Die Dwemer treiben den Skeptizismus auf eine absurde Spitze. Ihre ganze Kultur dreht sich um das missinterpretieren. Sie setzen etwas und bestreiten es sofort wieder logisch, verneinen und deuten fehl, um damit zu experimentieren, eine extreme Philosophie und Methode, die anderen Kulturen weitestgehend unverständlich bleibt, insbesondere den mystischen Chimern (Vivec kommt auf anderen Wegen zu denselben Schlüssen über die Wirklichkeit, aber seine Antwort ist eine andere). In „Die Hängenden Gärten“, einer Art aldmerischen Reiseführer, gibt es am Ende noch diesen bezeichnenden Kommentar eines Dwemer:

    "Legt Eure glühenden Schneidekugeln nieder, Nbthld. Euer Aldmerisch bedient sich der richtigen Worte, sie können aber nicht vernünftig missinterpretiert werden." ​


    Positive These + negative Antithese (die dwemerische „Missinterpretation“ aus Prinzip) ergibt Null. So haben die Dwemer wohl, logische Mittel anwendend, die Nichtbeweisbarkeit der Wirklichkeit erfasst, insofern sie immer nur im Zirkelschluss geführt werden kann. Ich weiß nicht, ob sie so weit gekommen sind, das Universum als synästhetischen Wachtraum eines fremden Gottes zu begreifen. In jedem Fall aber verstehen sie Wirklichkeit als logisches Paradox, das sie nicht losgelöst von außen betrachtend, beweisen können. Daher können sie Realität nur als die Illusion begreifen, die sie, wie wir wissen, wohl auch ist. Selbst andere Wirklichkeiten (wie Vehk und Vehk sie beispielsweise erfährt) können das Problem nicht grundsätzlich lösen, weil jede Realität vielleicht nur aus einer anderen hervorgegangen sein mag (subgradientell etwa). Letzen Endes gelangen die Dwemer im Besitz dieser Logik dazu, die Wirklichkeit nicht hinnehmen zu können. Man könnte theoretisch Selbstmord begehen, um durch Nichtexistenz den Beweis anzutreten, dass die Wirklichkeit besteht, aber der Tod erlaubt ihnen eben auch nicht aus der aurbischen Existenz zu entkommen, da die Seelen in die Traumhülle eingehen oder sogar als Zwergengeister zurückkehren. Es muss also einen anderen Weg geben, aus dieser Illusion zu entkommen. Daher sind sich die Kritiker (?) zumindest in einem Punkt einig: es gibt eine Art von Null, die noch zu entdecken ist, die ultimative Null. Das metaphysische Streben und Ziel dwemerischer Kultur der Verneinung, das sich schließlich in Numidium manifestiert.

    Obwohl sie die Wirklichkeit logisch ablehnen, haben sich die Dwemer gerade durch ihr Studium der Natur derselben ein enormes Wissen angeeignet und das Wesen der Aurbis als Musik verstanden. Klangarchitektur ist ihre kulturelle Technik einer direkten Manipulation der aurbischen Musik. Als die Dwemer das Herz Lorkhans unter dem Roten Berg entdecken, ist Kagrenac, ihr Hohepriester und oberster Klangarchitekt, in der Lage, es mit seinen Werkzeugen zu traktieren. Weil das Herz des Gottes der Schöpfung durch Zerstörung, Veränderung, Entzweiung und allerhand padomayisches mehr (Lorkhan, das NICHT zu Akas ICH BIN) selbst nihilierend genug ist (ist Mundus für Lorkhan doch nur ein Trittstein zur Transdenz), ist Kagrenac davon überzeugt, das Herz zum Antrieb eines gewaltigen Projekts gebrauchen zu können, das die Dwemer aus der inakzeptablen Illusion der Wirklichkeit befreien soll, indem es diese vollkommen zerstört und alles ins reine, objektive Nichts stürzt. Das Undenkbare, unsagbare Nichts, "behind math, behind color, behind the active principle itself", um es mit Baladas zu sagen. Vielleicht war Numidium sogar als neuer Träumer konzipiert, die Kollektivität aller Dwemer in sich vereinend, die (im übertragenen Sinne) zu seiner Haut werden. In jedem Fall ist Numidium als letzter Schritt geplant, der metaphysische Anti-Turm der dwemerischen Kultur (Baladas ist daher wohl nahe dran, wenn er einen generationenlangen Negierungsprozess betont: I believe that generations of ritualistic 'anti-creations' resulted in their immediate, but foreseen removal from the Mundus.) Die Dwemer verschwinden tatsächlich, aber Numidium funktioniert wohl nicht ganz wie geplant. Der Anti-Gott singt Weltverneinungen, negiert die Zeit und ein Drachenbruch tritt ein. Eins geworden mit Numidium existieren die Dwemer nun in unendlicher Unzeit, die gar keine Logik mehr erlaubt. Sie sind nicht in reiner, logischer, objektiver Nichtexistenz befreit, sondern wurden bei dem Versuch im genauen Gegenteil gefangen.

    Etwas von dem kulturellen Hintergrund zu diesem Unterfangen stellt dieses Dwemeri-Kinderlied dar. Die Dwemer können nicht einfach sagen, dass ein neuer Tag ist, und haben dementsprechend auch ihre Schrift/Sprache geformt und angepasst. Es¦¡st ein neuer Tag, das Gegenteil und alle Verneinungen eingeschlossen, NULL, der neue Tag ¦¡st erfolgreich missinterpretiert, kleine Dwemer. Das mag für unsere Ohren seltsam klingen, aber wir sollten die Fremdartigkeit dieser Kultur nicht unterschätzen (das größte Missverständnis wäre ohnehin, sie auf positivistische Steampunk-Atheisten zu reduzieren). And whatnot.

    Es gibt eine Art von Null, die noch zu entdecken ist. Ich glaube nicht, dass sie sie gefunden haben oder überhaupt finden können. Denn diese erträumte Illusionsexistenz überwinden nicht die Dwemer durch Numidium, sondern letzten Endes mit Vivec und Jubal die Velothi, weil diese Befreiung nicht über Zerstörung möglich ist, nicht über logische Traumverneinungen, sondern durch Liebe in Vivecs Sinn und die Geburt des Nu-Amaranth, YES.
     
    Zuletzt bearbeitet: 28. Juli 2015
    Newinger und Mathieu Bellamont gefällt das.
  12. Newinger

    Newinger Abenteurer


    Dieses These/Antithese-Konzept und die "Null" finde ich ja sehr interessant ...


    Slightly Off-Topic:

    ... auch vor dem Hintergrund ganz nicht-tamriel'scher Ideen. Es gibt ja in unserer Welt nicht nur zweiwertige Logik, sondern noch andere Konzepte und leicht esoterisch angehauchte (aber insbesondere in der deutschsprachigen Soziologie in der Tradition Niklas Luhmanns ziemlich oft benutzte) Konzepte wie die "Laws of Form" von George Spencer-Brown. Der Soziologe Dirk Baecker hat daraus ein paar grundlegende Formen der "Kommunikation" gemacht, die dem Schema folgen: C = A ] B ] (wobei die eckige Klammer ] hier mal das grafische Häkchen der LoF sein soll). Das liest man (vereinfacht gesagt) so, dass A B impliziert und dass das Ergebnis dieser Implikatur wieder in A eingeführt wird ("Re-Entry"), womit ständig zwischen A und B hin- und hergesprungen bzw. "oszilliert" wird und sich damit auch ständig der "Wert" von C ändert. C ist etwas, was man nur verstehen kann, wenn man das Oszillieren von A und B versteht. Und A kann nur vor dem Hintergrund von B, B nur vor dem Hintergrund von A verstanden werden.

    Naja, Spencer-Brown hat das ganz pragmatisch zum Rechnen benutzt; in der Soziologie wird das eher als Metapher verwendet, um aus einer bestimmten konstruktivistischen und selbst-referenziellen Sicht (Systemtheorie im Sinne Luhmanns) gesellschaftliche Prozesse zu beschreiben (und es ist nicht so, als wäre das nicht längst zerrissen worden), ...


    Wieder On-Topic:

    ... aber ich überlege schon länger, ob man dieses Konzept nicht auch nutzen kann, Sachen wie CHIM oder das "Nullen" besser zu verstehen.

    Erstmal ohne "Re-Entry":

    0 = These ] Antithese

    Die These impliziert ihre Antithese. Einfach.

    Aber man könnte vielleicht auch mal probieren:

    "Andere 0" = These ] Antithese ]

    Hier wird dann das, was aus der Implikatur These -> Antithese entsteht, wieder in die ursprüngliche These eingebaut. Wenn ich das mal spaßeshalber als "andere 0" bezeichne, wäre das keine 0 des Auslöschens, sondern eine 0 im Sinne eines ewigen Schwebezustands zwischen zwei Seiten. Das ist ein Zustand, in dem man über "Wirklichkeit" und über "Wissen" keine definitiven oder objektiven Aussagen treffen kann.

    Ganz gewagt könnte man nun behaupten, dass, wenn es den Dwemern (oder sonstwem) gelingt, diese "ewige Ungewissheit" zu akzeptieren, in einen Zustand zu gelangen, in dem man nicht mehr an der Welt "hängt". Man "hängt" nicht mehr an der Welt, da man "verstanden" hat, dass es gar nicht möglich ist, irgendetwas zu verstehen.

    Rein intellektuell scheinen die Dwemer das nachvollzogen zu haben (wenn ich den zitierten Teil richtig verstehe, verstehen sie, dass Verstehen der Welt nicht möglich ist), aber sie haben noch nicht verstanden, dass der nächste Schritt wäre, das Streben nach Verstehen aufzugeben. Dann erführe man die "andere 0", aber die ist nicht zu "entdecken" in Begriffen von Wissen oder Technik. Leider versuchen die Dwemer mit Numidium das genaue Gegenteil. Mit noch mehr Intellekt bauen sie ihre Maschine und hoffen, dass das irgendwas besser macht, und dabei verankern sie sich damit nur noch mehr in der Welt.


    (Bitte entschuldigt diese teilweise etwas spontanen und daher vielleicht nicht ganz zusammenhängenden oder zu Ende gedachten Anmerkungen. Ich bin noch ganz am Anfang meiner "CHIM"-Studien.)
     
  13. Vedam Dren

    Vedam Dren Ehrbarer Bürger

    Chim und Nullsummierung lassen sich über Zahlen durchaus fassbar machen. Unsere Grundannahme muss ein, dass die gesamte Welt, das TES- Universum, ein Traum ist. Wer das erkennt, läuft Gefahr zu denken er existiere nicht (-1), da er jedoch paradoxerweise existiert (+1) geht er vollkommen im Godhead auf, wird quasi aus der Existenz "gelöscht" (-1+1=0). Um das zu vermeiden muss ein erfolgreicher Chimster also folgendes rechnen: -1+1=1. Man realisiert, dass man Teil des Traumes ist, wahrt jedoch gleichzeitig mit genügend Selbstliebe bzw. Egoismus seine Individualität, um weiterhin zu existieren.
     
    Zuletzt bearbeitet: 28. Juli 2015
  14. Newinger

    Newinger Abenteurer

    Genau, diese Darstellung hab ich bei reddit.com/r/teslore auch schon gelesen, und es drückt das Paradoxon gut aus. Aber mir zeigt es noch nicht deutlich genug den Prozess, der da hinführt. Es ist nicht nur eine einfache Addition, es ist ein Zustand, der nur durch das Oszillieren zwischen zwei Seiten stabil gehalten wird (hört das Oszillieren auf, dann wird man entweder wieder Teil des Traumes oder man wird ausgelöscht.

    Mit den Laws of Form könnte man schreiben:

    Existenz = Existenz ] Nichtexistenz ]

    d.h. Existenz impliziert Nichtexistenz und umgekehrt, und das Erkennen des Unterschieds von Existenz und Nichtexistenz ist es, was fortgesetzte Existenz im Angesichts des Paradoxons erst ermöglicht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 29. Juli 2015
  15. Vedam Dren

    Vedam Dren Ehrbarer Bürger

    Ja, gute Ideen. Letztendlich bin ich aber skeptisch, ob man solch metaphysische Fragen mit Mathematik und Logik erklären kann. Wir sind ja nur auf dieses Thema gekommen, da das Welterklärungssystem der Dwemer in diese Richtung tendiert.

    EDIT: Hatte gerade noch einen Abschnitt zu Nullsummierung in RL- Religionen hinzugefügt, aber es erschien mir dann doch etwas weit hergeholt. ;)
     
    Zuletzt bearbeitet: 30. Juli 2015
  16. Newinger

    Newinger Abenteurer

    Ich glaub, mir geht's gar nicht um Erklärung, sondern nur um die treffende Metapher zur Illustration. Muss aber auch sagen, dass ich mich lange beruflich mit diesem Kram beschäftigt habe und es mich daher sowieso interessiert.

    Zu deinem EDIT: Schade -- das hätte ich gerne gelesen. Liegt ja vielleicht auch nahe bei einigen Religionen. Ggf. sogar bei allen.
     
  17. Vedam Dren

    Vedam Dren Ehrbarer Bürger

    Konzepte wie Chim und Amaranth, aber auch die Kalpa- Zyklen, sind sehr stark von hinduistischem und buddhistischem Gedankengut beeinflusst. Das ist relativ offensichtlich, wenn man sich einigermaßen mit den entsprechenden Religionen auskennt. Im Detail kann es zwar Unterschiede geben, z.B. ist die Bewertung des Göttlichen in der TES- Welt eine ganz andere als im RL, es wird nicht die Einheit mit Gott angestrebt, sondern man möchte sich von ihm absetzen („relentless alien terror that is God“), dennoch stimmen viele Grundkonzepte überein. Hier ein noch junger reddit- Beitrag zum Thema. Der Verfasser identifiziert den Godhead bspw. mit dem Brahman, was auch immer schon meine Idee war und mMn hervorragend funktioniert.

    Aber nun zur Nullsummierung. Ich hatte meine Anmerkung wieder gelöscht, da ich es doch etwas weit hergeholt fand, aber wenn Interesse besteht, gerne:

    Besonders in den mystischen Richtungen verschiedener Religionen wie z.B. Christentum und Islam, aber auch im Hinduismus werden mystische Erlebnisse wie Erleuchtung oder die persönliche Einheit mit Gott stark betont. Sich von Gott bzw. der letztgültigen Realität zu unterscheiden und abzugrenzen, wie es in TES angestrebt wird, ist nicht das Ziel. Trotzdem führt der Weg in beiden Fällen über eine Art Erleuchtungserlebnis, das Individuum erkennt die ultimative Realität, stirbt den „mystischen Tod“ und nimmt die Welt fortan ganz anders wahr, es bieten sich nun gewaltige Möglichkeiten, die es vorher nicht gab. In der TES- Welt ist das Erlangen von Chim eine gefährliche Angelegenheit. Wer hadert, läuft Gefahr nullsummiert, von der göttlichen Realität verschlungen zu werden. Etwas Ähnliches, aber das ist wie gesagt etwas weit hergeholt, findet sich auch in RL- Religionen. Durch Mystiker und Gelehrte verschiedentlich beschrieben, ist es der Zweifel oder eine Angst, die den beinahe „Erleuchteten“ ereilt kurz bevor er an sein Ziel gelangt. Es ist der unendliche Abgrund des Göttlichen Nichts, der sich vor ihm auftut. Besteht er diese „Probe“ nicht, kann es möglicherweise gefährlich werden. Bei Chim ist es wichtig sich vom „Abgrund des Göttlichen Nichts“ fernzuhalten, in RL- Religionen geht es hingegen meist darum auch diesen letzten Schritt noch zu gehen und loszulassen. Die Situation wird bspw. im Zen- Buddhismus der „Große Zweifel“ genannt und in verschiedenen Erzählungen geschildert. So heißt es nach dem Loslassen über dem Abgrund, also im unmittelbaren Moment der Erleuchtung: „Falls du danach wieder auflebst, triffst du auf das wahre Ich.“ Das „Ich“ ist sicherlich als Äquivalent zum gedrehten Rad der Aurbis eine interessante Sache, ich will jedoch auf das „Falls“ hinaus. Es wird als durchaus zweifelhaft erachtet, nachdem man einmal dem göttlichen Abgrund gegenübergestanden hat, wieder als geistig gesunder Mensch, wenn überhaupt, zurückzukehren. Für mich eine Ähnlichkeit zur Nullsummierung.

    Bei Huang- Po heißt es: „Wen es zu ihr hinzieht, der wagt nicht in sie einzugehen, da er Angst hat, in die Leere hinabgeschleudert zu werden, ohne sich an etwas klammern zu können. So starren sie auf den Abgrund und ziehen sich zurück. […] Sie fürchten in die Leere zu fallen […]". Sicherlich hat Leere im buddhistischen Kontext ein ganz anderes Bedeutungsspektrum, ist sie doch ein Grundkonzept dieser Religion, aber eine ungefähre Entsprechung zur Nullsummierung kann ich hier über etwas Umdeutung durchaus feststellen, zumal sich dieses Zitat auf den Moment der Erleuchtung/ Chim bezieht. Ein Zitat des chinesischen Zen- Meisters Po- chan: „Man sollte sich keine Sorgen darüber machen, ob man fähig sein wird, nach dem mystischen Tod wieder ins Leben zurückzukehren […]“ Die Aussage meint sicherlich nicht das, was man in TES die Gefahr der Nullsummierung nennen würde, und es ist auch sehr aus dem Zusammenhang gerissen, dennoch schwingt hier ein wie auch immer geartetes Risiko im Moment von Chim/ Erleuchtung mit. Der Zen- Meister Hakuin schreibt über den Moment der Erleuchtung: "Vor ihm [die Person im Moment des Erwachens] gähnte jäh bodenlos der Abgrund. Seine Füße standen auf schlüpfrigem Felsmoos, kein sicherer Halt bot sich. Er konnte weder voranschreiten noch zurückweichen: da wartete nur allein der Tod. Wenig Hilfe bietet ihm ein Rebzweig, den er mit der linken Hand faßt, sein Leben hängt wie an einem Faden. Läßt er plötzlich los, so wird sein dürres Gebein ganz zunichte. [...] in der Brust steigt heiß die Angst auf. Da plötzlich zerbricht zugleich Geist und Leib." Während in dieser Erzählung der Heilsweg im Loslassen besteht (die positive, befreiende Wirkung des Loslassens habe ich rausgelassen, da für uns nicht weiter relevant), ist es bezüglich Chim wichtig, diesen Rebzweig, das eigene Ego, zu erfassen und sich daran festzuklammern, denn nur das bewahrt einen vor dem Abrutschen in das Nichts, dem Einswerden mit dem "Godhead", also der Nullsummierung. Das Ego muss unbedingt weiterhin bestehen, da es die Existenz garantiert, während es im (Zen-) Buddhismus soweit wie möglich zurückgenommen und letztendlich "zerschlagen" werden soll. Die drohende Szenerie des Nichts, mit der sich der Chimster/ Erleuchtete im entscheidenden Moment konfrontiert sieht, gilt jedoch für beide Seiten.

    Um ein christliches Beispiel zu bringen, zitiere ich den Mystiker Gregor von Nyssa: „Stelle dir eine jäh abfallende, steile Klippe vor, mit einer vorspringenden Zacke an der Spitze, und dann stelle dir vor, was ein Mensch empfände, wenn er seinen Fuß an den Rand dieses Abgrundes stellte und- hinunterblickend ins Bodenlose- keinen festen Halt sähe, noch etwas, woran er sich halten könnte. […] Denn da ist nichts woran sie [die Seele] sich halten kann, nicht Ort, nicht Zeit, kein Maß noch sonst etwas […]. Darum ist die Seele geblendet- überall gleitet sie ab von dem, was sich nicht fassen läßt, sie ist verwirrt.“ Wieder das Bild des Göttlichen Nichts, der "leeren Traumlandschaft des Godheads“ in TES. Die Gefahr der Nullsummierung findet hier einen wunderbar bildlichen Ausdruck.

    Wie bereits gesagt, besteht in RL- Religionen der letzte Schritt in der Hingabe an dieses Göttliche Nichts, die Gefahr liegt eher darin, dieses Nichts geschaut zu haben, aber den Absprung zu unterlassen und somit (geistig) verwirrt zurückzubleiben. Bezüglich Chim muss man der beinahe feindlich, aber zumindest fremdartig beschriebenen ultimativen Realität standhalten, sich von ihr unterscheiden, irgdendwie versuchen auf dem Felsvorsprung zu balancieren. Egoismus ist der Schlüssel zur Selbstwahrung. Für die Verwirklichung von Amaranth ist hingegen Selbstlosigkeit gefragt. Man opfert das eigene Selbst, gibt alle Macht auf, um den Nu- Amaranth aus sich selbst heraus zu schaffen. Über den neuen Traum hat der Träumer (Anu für die Aurbis) keine Macht mehr. Und hier schließe ich mit einem, bezüglich des Amaranths und des Göttlichen Nichts, überaus passenden Vers des islamischen Mystikers Al Ghazali:

    „In die Nacht musst du dich stürzen,
    in die tiefste deines Nichts,
    wenn dir tagen soll ein Morgen
    in dem Glanz des höchsten Lichts.“

    :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 31. Juli 2015
  18. Vedam Dren

    Vedam Dren Ehrbarer Bürger

  19. Mathieu Bellamont

    Mathieu Bellamont Vertrauter

    Wäre cool gewesen wenn Netch auch so,gefährlich gewesen wären :-D
     
  20. Vedam Dren

    Vedam Dren Ehrbarer Bürger

    Vers III der ersten aufgezeichneten Schwarzen Messe von 1968, abgehalten von Anton LaVey, musikalisch untermalt durch Wagner, und in Zusammenhang gesetzt mit Boethiah und dem Haus des Chaos. Der mit viel Pathos vorgetragene Text könnte das Wahlprogramm der fünf Daedra sein und passt perfekt in ihre Welt dramatischer Perfidität.

    [video=youtube;zAcm3fbrXuo]https://www.youtube.com/watch?v=zAcm3fbrXuo[/video]

    Da ich die Zugangsdaten meines alten Kanals verloren habe, nun ein Neuer mit Reuploads der beiden alten Videos.
     
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