Eigenes Werk Der Letzte Gott

Dieses Thema im Forum "Literaturforum" wurde erstellt von ddr.Peryite, 12. April 2017.

  1. ddr.Peryite

    ddr.Peryite Moderator Mitarbeiter

    ich habe vor wenigen Jahren mal angefangen ein Buch zu schreiben, aber es ist nie über die ersten paar Kapitel herausgekommen. Es handelt sich dabei um eine Neuinspiration der biblischen Schöpfungsgeschichte. Hier ist der Anfang, ich freue mich über Kommentare. :)


    Was ist passiert? Hier ist nichts als Dunkelheit, anders als früher. Einst lebte ich mit den anderen in einer prächtigen Welt; wir machten uns einen Spaß daraus verschiedenste Wesen zu erschaffen, witzig anzusehen, und wanderten durch unsere Welt voller Farben und Geräusche. Und jetzt? Wo man hinschaut unendliche Stille bis auf meine eigenen Gedanken. Die schwarze Leere umgibt mich in meiner Einsamkeit. Unsere Welt - wir nannten sie Terra - war voller Wesen und allerlei Dinge, die wir erschufen, keines wie das andere, bis der Krieg begann. Ich weiß nicht mehr, was genau passiert ist, aber es hat mit einem schlimmen Streit zwischen dem Künstler und dem Denker, unserem Ältesten und Anführer, angefangen. Viele von uns schlossen sich dem Denker an. Es muss sich um irgendetwas Wichtiges gehandelt haben, doch ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern. Ich habe ich den Grund über die lange Zeit, die ich schon alleine bin, vergessen. Ich weiß nur noch, dass der Streit ausartete, nachdem der Denker die neu erschaffenen Wesen des Künstlers zur Strafe für seinen Ungehorsam zerstörte. Daraus wuchs sein abgrundtiefer Hass auf den Denker und uns andere, die wir das zugelassen und nichts dagegen unternommen hatten. Er drehte durch.

    Ich.. Ich erinnere mich... Er wollte alle unsere Wesen zerstören, er wollte... uns zerstören. Der Denker machte den großen Fehler zu glauben, der Künstler sei zu schwach um gegen uns alle anzukommen. Schließlich wäre er so mächtig wie jeder andere von uns, doch nicht mal er hätte gedacht, dass man die Macht anderer in sich aufsaugen könne. Der Künstler lockte die Törichten einen nach dem anderen in die Falle. Er fraß die Mutter und den Eremiten, danach sogar den Weisen, meinen Freund... Die, die sich von Anfang an aus den Streitigkeiten heraus halten wollten, erkannten nun die Gefahr und schlossen sich dem Künstler an, während ich törichter weise immer noch versuchte sie davon zu überzeugen, dass es auch einen friedlichen Weg geben muss, doch sie wollten nicht auf mich hören und griffen ihn an... Doch... Er war schon zu mächtig durch jene, die er gefressen hatte. Sie schafften es, ihn zu besiegen, doch wurden dabei selbst getötet, unsere einst so prächtige Welt, am Ende dieses Kampfes ein einziges Schlachtfeld gleichend, zerfiel zu dem feinen Staub, aus der sie entstanden war. Nur ich, der ich mich ihnen nicht anschloss, ich als letzter Gott, habe diesen Kampf überstanden, nur ich und die tiefe Finsternis....

    Die Erinnerungen schwirren durch meinen Kopf wie einst die Fliegen durch die alte Welt; mich schmerzt es, sie zu sehen, und doch nicht dorthin zurückkehren zu können, wo ich hingehöre. Selbst wir sind seit jeher machtlos gegen den Fluss der Zeit. Ich habe versucht die Anderen oder Reste von ihnen zu finden, doch sie sind weg; ich habe versucht sie nachzubilden wie sie waren, doch sie waren nicht sie selbst, also habe ich sie wieder verschwinden lassen. Was habe ich nicht versucht sie aus meiner Erinnerung wiederherzustellen, doch es wollte mir nicht gelingen. Wie konnte ich auch glauben, ich könne einen Gott erschaffen? Ein so vollkommenes, doch manch einmal auch so naives Wesen. Nein, nein das kann niemand. Nun werde ich wohl allein bleiben bis in alle Ewigkeit.

    Warum bin ich noch hier? Warum habe ich mich ihnen damals in der großen Schlacht nicht angeschlossen, dann hätte ich mit ihnen diese Dimension verlassen, vielleicht hätten die anderen sogar überlebt. Was auch passiert wäre, ich würde jetzt nicht in Verzweiflung an die alten Zeiten denken. Was hat das Sein noch für einen Sinn. Dass ich mich quäle, dass ich das was ich getan - oder vielmehr nicht getan – habe, bereue? Manchmal fühle ich eine Macht durch mich fließen, die mich, wenn ich sie frei lasse, komplett vernichten vermag, doch habe ich Angst, diesen unwiderruflichen Schritt zu tun. Angst vor dem was danach kommt, Angst vor dem Unbekannten, … Angst vor Veränderung. Deshalb, nur deshalb wollte ich nicht kämpfen, ich wollte nicht, dass sich in dieser perfekten Welt etwas verändert. Alles war gut, doch dann kam die Veränderung.

    Ihr Götter, meine Götter, warum habt ihr mich verlassen. Ich schreie, aber meine Hilfe ist fern. Ich schreie, doch ihr antwortet nicht. Ich warte, doch ihr bleibt fern, lasst mich allein sein in der ewigen Finsternis, schickt mir keinen Funken Licht. Alles was ich machen kann, ist weiter zu warten, weiter Qualen zu erleiden. Was bleibt mir sonst noch übrig.

    Wenn mir die Verlorengegangenen nicht helfen, wenn sie mir kein Licht schaffen, fern bleiben, muss ich mein Schicksal wohl selbst in die Hand nehmen. Das hätte ich schon viel früher machen sollen. Ich darf nicht weiter im Nichts herumtreiben und Trübsal blasen. Ich muss das machen, was meine Bestimmung als Gott ist: neues erschaffen. Nur so kann ich den Verschollenen ein Denkmal setzen. Sie hätten sicher auch gewollt, dass die Welt, unser aller Lebenswerk bis in alle Ewigkeit erstrahlt. Ich muss die Welt neu erschaffen. Ich weiß nicht wer - oder was - das immer strahlende Licht und die früchtetragende Erde, auf der alles lebte, der alten Welt erschaffen hat. So sehr ich es versuchte ich kann mich an nichts mehr von ihrer eigentlichen Erschaffung oder davor erinnern. Ich weiß nur, dass ich es sein werde, der es ihm gleich tun wird. Verschwinde Dunkelheit! Denn durch meine Kraft werde nun Licht!
     
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  3. Ladyfalk

    Ladyfalk Angehöriger

    Wie geht es weiter? :)
     
  4. Tohawk

    Tohawk Moderator Mitarbeiter

    Hier geht es weiter.

    Ok, ich versuche mich mal an ein wenig Kritik.
    Der Anfang, dieser Anfang, kommt mir ein wenig zu langsam, zu langweilig rüber.
    Die ganze Exposition, was alles diesen Gott antreibt ist ja gut und schön, könnte aber vieleicht über die verschiedenen Teile der Schöpfung ausgeweitet werden. Das war - deswegen mache ich dies.
    Oder die Exposition könnte kurz gefasst werden, wenn es ohnehin darauf hinausläuft, dass sich der Gott an nichts mehr anderes erinnern kann.
    Zu wissen, was einen Charakter antreibt ist gut für einen Autor, der diesen dann nachvollziehbar handeln lassen muss, aber nicht unbedingt für den Leser. Ein Buch zu beginnen, indem man auf den ersten Seiten den Hauptcharakter komplett wiedergibt macht das Buch nur vorhersehbar, weil wir alle Handlungen im Voraus erahnen können.
    Hinzu kommt der Grund: Niemand ist da, der mir hilft, also muss ich das wohl selbst machen.
    Das ist ein viel zu logisch konstruierter Grund. Er ist zwar nachvollziebar aber niemand würde wirklich so handeln. Und kalte Logik bringt auch keine wirklichen Emotionen beim Leser hervor.
    Wenn dein Charakter aber aus seinen Grundbedürfnissen heraus handelt ist das viel mitfühlbarer. Einsamkeit, Langeweile, das Bedürfniss der Nachwelt etwas zu hinterlassen, die Erinnerung an die Vergangenheit nicht vergehen zu lassen.
    Das alles sind gute Gründe für eine Schöpfung.
     
  5. ddr.Peryite

    ddr.Peryite Moderator Mitarbeiter

    Na ja, der Gott ist ist auch eigentlich nicht die Hauptperson :D, aber ich verstehe was du meinst. Immerhin ist er der Grund, warum am Anfang alles so ist, wie es ist, bevor die Welt sich eigenständig entwickelt.

    mit einem kleinen Sprung ;)



    Als er seine Augen öffnete - Augen? Ja, er wusste, sie heißen so, aber woher wusste er das? - war er überwältigt von dem blauen Himmel, der sich über seinem Kopf ausbreitete, und der unendlichen Farbpracht der vielen Pflanzen um ihn herum: Büsche und Sträucher blühten überall auf einer scheinbar endlosen Fläche von Grass, manche hatten blaue, manche rote Blüten, doch alle so intensiv in ihrer Farbe, dass sie sich förmlich einen Kontrast zum grünen Hintergrund bildeten. So groß die Farbpalette der Blüten war, so groß war auch die Anzahl der Formen. Manche hatten die Form von Trichtern, andere wiederum waren sternförmig mit mehr oder weniger dicht herunter hängenden Blütenblättern, manche von diesen kleiner als sein kleinster Finger, andere größer als seine ganze Hand. Nicht nur die Blüten sondern selbst die Blätter sahen so verschieden aus, dass sie sich voneinander abhoben, doch meist waren sie unabhängig von ihrer Größe grün und oval oder rund. Auch an den Büschen, die die anderen überragten und den Himmel mit ihrem riesigen Blattwerk streiften, wuchsen solche in in unzähliger Menge und standen in alle Richtungen ab. Der Mensch schaute nach unten, wo seine beiden Füße im Grünen standen und ihm einen sicheren Halt boten. Adam hob einen seiner Füße, schwankte kurz und setzte ihn eine Fußlänge weiter vorne wieder ab, verharrte, dann wiederholte er das mit dem anderen Fuß: Er hob ihn an und bewegte ihn nach vorne. Allmählich sicherer und schneller werdend, glitt das Gras und zwischendrin verstreut ein paar Blumen unter ihm hinweg bis er am unteren Ende eines jener großen Büsche stand, die so hoch in den Himmel ragten. Ein Funken Neugier oder der Anflug von Ehrfurcht veranlasste Adam dazu, die Hand in Richtung des Stammes auszustrecken und über dessen raue Haut...seine Rinde zu streichen. Er spürte das Auf und Ab, die Berge und Täler der rauen Rinde. Mit dem Finger fuhr er eine der zahlreichen Ritzen nach. Währenddessen wanderte sein Blick den Stamm hinauf, der so breit war dass er nicht ganz umfassen hätte können, bis er in dem grünen Wipfel endete, der sich erhaben über Adams Kopf im Wind bewegte. Er zog seine Hand zurück und begann den dicken Stamm langsam zu umrunden, mit den Augen stets das seltsam anmutende Muster der Rinde beobachtend. Sein Blick war zwar fest an den Stamm geheftet, doch bemerkte er aus seinem Augenwinkel dabei einen dunklen Fleck, der den monotonen Grasboden durchbrach. Es war ein kleiner Teich umrundet von einem Gewirr aus Buschwerk, dass sich nur zu seiner Seite öffnete. Die Oberfläche des Teiches kräuselte sich leicht in der schwachen Brise. Doch in dem Teich wuchsen noch mehr Pflanzen, dort schien es sogar einen zweiten Himmel zu geben. Adam näherte sich fasziniert von diesem Anblick dem seltsam tiefen Gewässer, mit einem flüchtigen Blick zurück auf den Stamm, dessen Rauheit er, obwohl er seine Hand zurückgezogen hatte, immer noch an seinen Fingerkuppen spürte, ja, das Muster hat sich auf seinen Daumen übertragen, doch der Teich strahlte auf ihn eine seltsame Faszination aus, denn über dessen Oberfläche flackerte das Licht in seinem wilden Tanz, dutzende von Lichtpunkten tauchten wie aus dem Nichts auf, vereinigten sich zu größeren, wurden kleiner und verschwanden, und das jede Sekunde erneut. Adam konnte sich nicht länger zurückhalten, so wendete er sich von dem Stamm ab und schritt auf das Ufer und starrte in den tiefblauen Teil des Gewässer hinein. Ein plötzlich erscheinendes Gesicht auf dessen Oberfläche ließ ihn zurückschrecken. Er wich ein, zwei Schritte nach hinten, sodass er an den hohen Busch stieß und sich dessen Stamm hart auf Adams Rücken drückte. Aus Angst presste er sich förmlich an ihn, sodass sich das Muster der Rinde in seiner Haut abzeichnete. Er blickte entgeistert auf das glänzende Wasser, doch das Gesicht war verschwunden. Im Stillen schluckte er und redete sich Mut ein, bis er sich schlussendlich überwinden konnte, sich dem Teich erneut zu nähern. Diesmal schritt er langsam, doch mit stets wachsamen Blick zum Ufer hin. Erst als er direkt davor stand und von oben hineinblicken wollte, erschien der mysteriöse Kopf erneut am Grunde des Gewässers. Adam hielt die Arme schützend vor sich, lies sie aber wieder sinken, als der Mann im See dasselbe tat und keine Anstalten machte, ihn anzugreifen, stattdessen betrachtete er genauer, wen er vor sich hatte. Der Wassermann hatte dichtes dunkelbraunes Haar, das ihm fast bis auf die Schultern hinab hingen. An seinem Kinn haftete ein kräuselnder Bart in der gleichen Farbe. Er reichte bis knapp unter die Nase und lies einen Mund nur erahnen. Oberhalb der Nase befanden sich in zwei Vertiefungen, die Augen, weiß mit einem perfekten braunen Kreis in dem sich ein kleinerer schwarzer Kreis befand. Bei genauerem Betrachten stellte Adam fest, die Farbe des braunen Augenkreises ist nicht gleichmäßig, sondern wandelte sich in Richtung inneres in ein helleres gelbbraun. Der äußere Rand hingegen war fast schwarz und das gesamte Grüne wurde dunklen Linien durchzogen, die sich Richtung Mitte gerichtet anordneten. Oberhalb der Augen verliefen zwei leicht geschwungene Haarlinien. Wer dieser Mann wohl ist, der ihn gleichfalls genau studierte? Adam hätte es gerne gewusst.

    Mit einem Mal schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Nein, das konnte nicht sein; es kam ihm geradewegs lächerlich vor. Das war sowohl unmöglich als auch irrsinnig und dennoch konnte er den Gedanken nicht mehr loswerden, bis er es auf einen Versuch ankommen lies. Skeptisch und ohne große Erwartungen griff er mit der rechten Hand an seine Wange und lies sie den Bart entlang zum Kinn wandern. Der Mann im Teich machte dieselbe Bewegung, doch nahm er dazu den linken Arm. Unglaubwürdig starrte Adam den Mann weiter an. War sein Gedanke vielleicht doch nicht so lächerlich, war der Mann im See er selbst? Er hob die Hand, der Seemann tat es ihm gleich. Er machte noch ein paar Bewegungen und alle machte der Mann im See nach. Tatsache: Dieser Mann war er selber. Mit einer aufkommenden Brise verschwamm sein Spiegelbild kurzzeitig. Adam wollte es genauer wissen, also kniete er sich hin und streckte er den Finger aus, wie sein Spiegelbild auch, bis sich die Fingerkuppen beider berührten. Statt warmer Haut spürte er das eisige Wasser seine Kuppe umschließen, darum zog den Finger daraufhin wieder hinaus, doch er fühlte sich nun im kalt an wenn der Wind um blies.

    Die Brise verstärkte sich und das Wasser schlug Wellen, sodass seine Spiegelbild vollends verschwand. Das Buschwerk am anderen Ufer raschelte im Wind. Adam blickte auf und bemerkte darunter einen Strauch, der seltsam anmutete. Wie die Haare auf seinem Kopf schossen hunderte von Halmen gen Himmel und endeten in mehreren Blüten, die in einem hellen lila in der Sonne strahlten. Es sah aus als hätte jemand die Blüten eine nach der anderen mit dem Halm in der Mitte durchbohrt und stecken gelassen. Weiter den Stiel abwärts sprossen lange grüne Blätter. Von der Pflanze strömte ein betörender Duft aus: So schön und so intensiv, dass man schon diesseits des Teiches alles andere um sich herum vergaß. Daneben befanden sich mehrere gelbe Blumen mit zahlreichen Blütenblättern und einem langen Halm. Dort, wo er aus dem Boden kam, teilten sich lange sattgrüne Blätter aus dem Halm.

    „Es ist schön geworden, nicht wahr?“ Ein melodisches Echo folgte der so plötzlich hinter ihm erklingenden tiefen Stimme. Oder folgte ein tiefes Echo einer melodischen Stimme? Adam kehrte sich um und blickt auf einen hell strahlenden Riesen, der auf einem Felsen saß. Er hatte die Beine ineinander geschlungen, sodass sein blass blaues Gewand Falten schlug. Adams Blick glitt von des Riesen verschnörkelten Ledergürtel, der zweimal um die Hüfte geschlungen war, zu seinen auf den Oberschenkeln ruhenden Hände am Ende seiner muskulösen Armen. Verwirrt schaute er auf seine eigenen Hände. Eins, ...zwei, drei, vier, fünf. Er starrt wieder auf die des Riesen. Eins, zwei, drei, vier, fünf, ...sechs, sieben. Er hatte zwei dieser ...Finger... mehr. Adams Blick wanderte hoch, dorthin wo des Riesen Kopf war. In seinem eigenen Kopf jedoch überschlugen sich die Gedanken. Das Licht, das scheinbar von den Augen des Riesen ausging, strahlte hier so hell, dass er seine Augenlider zusammen kneifen musste. Das Wesen hatte einen weißen Vollbart, soweit Adam erkennen konnte, und in seinen Augen mischte sich blaues Glänzen. Durch Adams Kopf fuhr ein unerträglicher Schmerz, sodass er weg schauen musste. Zeitgleich schossen ihm tausend Fragen durch den Kopf: Wer war er? Wie lange saß er schon da? War er ein Feind? Adam schaute sich um, doch war er auf einer Lichtung und konnte sich nirgends verstecken, also beschloss er sich auf ein Gespräch einzulassen.

    „Wer bist du?“ Seine Zunge fühlte sich zwar pelzig an und diese Stimme kam ihm fremd vor, doch war sie aus seinem Mund gekommen. Was ist es nur? Er sieht zwar aus wie die intelligenten Wesen, die ich früher auch erschuf, doch in seinem Inneren ist irgendetwas anders. Die Pupillen des Menschen blickten ihn wieder neugierig an. Da der Riese nicht antwortete probierte er es mit einer anderen Frage. „Wer ich bin?“

    Scheinbar hatte ihn die Frage amüsiert. Dennoch antwortete er nicht und ging stattdessen auf Adams erste Frage ein. „Ich bin der, der dich und alles hier erschaffen hat. Das ist alles was du über mich wissen musst.“

    Adam setzte an zu fragen wo er denn her kam, denn, als er aufgewacht war, saß der Riese noch nicht da – oder doch? In diese Richtung hatte er gar nicht geschaut - doch das blaue Glitzern der riesigen Augen verwirrte ihn und brachte ihn von seinen Gedanken ab. „Aber wie ist dein Name?“

    Die Mine des Riesen verwandelte sich in erst in ein überraschtes Gesicht – keine der freudigen Überraschungen - und dann starrte er Stirn runzelnd auf den Boden. Die anfängliche Fröhlichkeit war wie aus seinem Gesicht gefegt. Adam wollte ihn fragen was denn sei, doch er traute sich nicht, also wandte er seinen Blick wieder der Umgebung zu. Zum ersten Mal entdeckte er, dass es hier noch andere Wesen außer ihm, dem Riesen und die Stillen grünen Zeugen um ihn herum gab. Auf den hohen Büschen – ihm gefiel der Name Baum dafür – kletterten rothaarige Wesen herum. Sie waren so schnell, dass Adam sie nicht richtig erkennen konnte. Auch im Gras unter ihm wimmelte es bei genauem Betrachten von Leben: kleine Schwarze mit sechs Beinen und Fühlern, andere mit Roten Panzern. Die unverkennbare Stimme des Riesen durchbrach seine Beobachtungen.

    „Mein Name ...“ Er stockte. „…Er ist der Herr.“ Der Mensch spürte, dass er nicht ganz die Wahrheit sagte, doch er ließ es darauf beruhen. Adam konnte ja keine Ahnung haben, über was er nachgedacht hatte. Er konnte wirklich nicht wissen, welche der zahlreichen Erinnerungen den Riesen eingeholt hatte, doch in seinem Fall reichte irgendeine Erinnerung schon aus, doch das woher sollte Adam das wissen.

    „Was ist das hier für ein Ort?“ Die Mine des Riesen klarte sichtlich auf. Er war froh, dass er fragte, dachte sich Adam, oder dass er das Thema wechselte.

    „Das ist die Welt, die ich erschaffen habe.“ Der Stolz klang aus seiner Stimme. „Ich formte eine riesige Kugel und setzte auf einen Teil diesen Garten. Es gibt hier Millionen verschiedener Tier- und Pflanzenarten und du bist eine meiner Schöpfungen. Wenn du willst kann ich ihn dir zeigen.“ Dann geschah etwas Seltsames: Der Riese löste sich in Nebel auf, der gen Himmel trieb. Dort wo er stand war ein perfektes Spiegelbild von ihm, nur das dieses nur noch die Größe von Adam hatte. „Komm, dann kannst du meine Schöpfung bewundern.“ Er drehte sich um und wollte gerade zwischen den Bäumen verschwinden, als Adam ihn aufhielt.

    „Aber... äh...Herr, gibt es dort andere, die so sind wie ich? ...Ich meine solche, die wirklich so aussehen wie ich, so wie sich auch bei diese kleinen Fellbüschel auf den Bäumen einer dem anderen gleicht?“

    So viele Fragen, so wissbegierig ist er. „Sie sind nicht gleich. Sie sind alle anders. Für dich mögen sie alle gleich aussehen, doch jedes Wesen in diesem Garten ist auf seine eigene Weise einzigartig. Manche der Eichhörnchen oder Fellbüschel, wie du sie wohl lieber nennst,“ - er grinste, denn er fand den Name gar nicht mal unpassend - „sind zum Beispiel größer als andere, aber um zu deiner Frage zurückzukommen: Nein! Nein, es gibt keine Wesen, die dir ähnlich sind. Du bist das erste deiner Art. Vielleicht werde ich noch mehr deiner Art erschaffen, mal sehen. Wieso fragst du?“

    Ja, diese Frage war nicht so einfach zu beantworten. Wieso hatte er denn gefragt? Tief in seinem Inneren verspürte er ein Gefühl, das, was er empfindet, mit anderen teilen zu wollen. Doch mit wem sollte er es teilen? Hier war er zwar anscheinend sein zu Hause, jedoch war es nicht lange her seitdem er mitten in dieser Welt aufwachte und so war sie mit all den Pflanzen, Baumtieren und diesem seltsamen Herrn, wie er sich nennt, fremd für ihn. Er schaute Adam immer noch fragend an. Seine Augenbrauen waren hochgezogen, das vorhin noch so starke Licht, das aus seinen Augen strahlte, hatte einem leichten Glühen der Iris Platz gemacht. Sie war im Gegensatz zu Adams nicht braun, sondern in ein helles gelb getaucht, das Adam an die Farbe der Blumen am Teich erinnert. Ein lautes Rascheln hinter ihm durchbrach die Stille. Adam drehte sich nach dem Geräusch um und sah etwas Pinkes auf sich zu fliegen. Im letzten Moment drehte es nach oben und sauste knapp über seinen Kopf hinweg. Erschrocken starrt Adam dem Geschöpf mit offenem Mund nach, das mit seinen Schwingen Richtung Horizont segelte. Es hatte einen langen schmalen Körper und stockartige Beine, sowie einen schwarzen Streifen am hinteren Ende des Flügels. Wieder riss ihn die Stimme des Gottes aus Gedanken. Das melodische Echo, welches die Stimme anfangs begleitet hatte, war seit der Verwandlung in ein kleineres Modell seiner selbst restlos verschwunden. Stattdessen klang sie jetzt weit in die Ferne gerichtet.

    „Diese Vögel erinnern mich an jemanden, den ich mal kannte. Sie liebte pink und hatte diese anmutigen Vögel kreiert.“, sprach er mehr zu sich selbst als zu Adam.

    Immer noch entsetzt darüber, dass er eben fast um geflogen wurde und dass das den Herren scheinbar nicht interessierte, schnaufte Adam nur. Als er sich endlich wieder beruhigt hatte, wandte er sich an den geschrumpften Riesen. „Wer war sie, dass sie so komische Vögel schafft, die einen fasst um fliegen?“

    Des Herrn Blick durchdrang den Menschen. „Es gibt Dinge, die du nicht wissen musst.“ Er versuchte in einem ruhigen Ton zu sprechen, doch Adam spürte eine Wut – oder war es Trauer - und dennoch war die Ursache für die plötzliche Stimmungsschwankung nicht Adams Frage, die man durchaus als dreist sehen konnte, sondern der Grund warum er überhaupt erst hier ist. „Und jetzt komm! Es gibt nämlich einige Dinge, die du über diese Welt wissen musst. Die Gefahren lauern überall!“ Wer weiß, was er sonst ohne Einweisung hier anstellt. Gott, der Herr, verschwand im Gebüsch. Wieder fegte eine leichte Brise durch die Landschaft. Nun war der Mensch alleine auf der Lichtung. In das Rauschen der Blätter mischte sich ein helles Kreischen eines Vogels, das die Luft durch schnitt, wie eine Machete durch Butter. Sogleich flaute der Wind ab, doch das Gebüsch auf der anderen Seite raschelte weiter. Das Rascheln zog Adams Aufmerksamkeit auf sich. Erst dachte er nichts dabei, schließlich wehte immer noch ein schwacher Wind, doch es wurde stärker. Eine Frage hallte durch seinen Kopf bis er an nichts anderes mehr denken konnte, bis ihm beim Überlegen eine Antwort nach der anderen einfiel, die ihn in die blanke Verzweiflung trieben und ein kalter Schauer seinem Rücken herunter lief: Wer oder was ist dort hinter den Blätter verborgen? Sucht es Beute oder hat sie sie gefunden und lauert ihm auf um ihn, wenn er es am wenigsten erwartet, anzufallen und ihm die Kehle durchzubeißen? Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, Schweiß strömt aus seiner Haut. Er kannte diese Welt nicht und wusste nicht was hier lebte, doch wenn schon für so jemand mächtigen wie den Herrn überall Gefahren lauern, wie war es dann erst für einen Unerfahrenen wie er selbst. Doch er hatte keine Zeit mehr zu überlegen, denn die Kreatur kam aus dem Gebüsch, während er immer noch hoffte das es nur noch so einer dieser pinken Vögel war, doch es war keiner. Und dennoch war ihm das, was da stand, schon bekannt: Es war kein anderer als der Herr selbst. Kein seltsameres Wesen hätte aus dem Gebüsch kommen können. Er schaute den Menschen erwartungsvoll an. „Kommst du nun oder willst du den Garten alleine erkunden?“ Ihre Blicke kreuzten sich kurz und die Welt schien kurzzeitig nicht zu existieren. Dann fand Adam sich wieder im Grünen wieder. Er verharrt immer noch am Ufer des Teiches. Nun aber ging er zu dem Gott hin.

    „Na endlich“, wollte dieser ausdruckslos sagen, konnte sich aber kein Lächeln verkneifen, “Ich muss dir unbedingt die Elefanten zeigen, die sehen zu komisch aus.“ Er bahnte sich wieder den Weg zurück durch da Gebüsch und Adam folge ihm. Dieses Gespräch hatte ihm mehr Fragen als Antworten beschert.

    Vom Baum neben dem Teich, wiederum seilte sie sich ab und kroch hinter ihnen her.
     
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