RPG Event Horizon

Dieses Thema im Forum "Foren-RPGs" wurde erstellt von Ehemaliger Benutzer, 17. März 2017.

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  1. „Deine Erinnerungen – gib sie mir!“

    „Nein..! Niemals! Raus... aus... meinem... Kopf!“

    „Es ist jetzt mein Kopf. Alles gehört jetzt mir!“

    „Nein!“

    „Deine Geheimnisse, deine Forschungen, alles!“

    „Nein... Bitte...“





    Die Aktuatoren seiner Kampfpanzerung jaulten auf, als er auf volle Laufgeschwindigkeit beschleunigte und dabei gegen den matschigen Boden ankämpfte. Der Millitärjeep des Gegners kam noch gerade rechtzeitig in Reichweite, bevor dieser selbst auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt hatte und ihm somit davongefahren wäre. Die Insassen des allradgetriebenen offenen Fahrzeuges merkten davon erst etwas, als ein Ruck durch die Karosserie ging. Schnell machten sie einen Mann in voller Kampfpanzerung aus, der an der Heckstoßstange ihres Jeeps hing und an dieser die Heckachse vom Boden abhob. Schlitternd und mit verminderter Geschwindigkeit schleuderte der Jeep mit der Vorderachse Unmengen an Schlamm und Dreck nach hinten.
    Es dauerte einen kleinen Moment, bis die Söldner bemerkten, was hier passierte, doch dann folgte ihre Reaktion auf dem Fuße. Alec sah plötzlich in das falsche Ende des auf der Heckladefläche montierten dreiläufigen MG-Geschützes. Als der Lauf begann sich zu drehen ließ er promt los, was ihn wohl den Hintern gerettet hatte. Durch den plötzlichen Ruck, der durchs Fahrzeug ging, als die Heckachse wieder Bodenkontakt bekam und fortan normal beschleunigte, verriss der Schütze sein MG und verfehlte mit einem Großteil seiner Kugeln den gepanzerten Soldaten. Alec machte eine schnelle Hechtrolle und landete unsanft hinter einen Felsen, gegen den er durch seine Laufgeschwindigkeit halb schlitterte. Seine Schildanzeige blinkte rot und ein pulsierender Alarmton in seinem Helm machte ihm unmissverständlich klar: Schilde aufgebraucht. Ein paar Treffer wurden von seiner Körperpanzerung aufgehalten, doch viel mehr hätte er von diesem schweren Kaliber nicht wegstecken können. Als die Kugeln aufhörten um ihn herum in die Botanik zu klatschen, lugte er hinter dem Felsen hervor. Er musste auch keine einzige Kugel mehr wegstecken. Geschweige denn austeilen. Mit einem Tastendruck auf dem PDA seiner linken Unterarmpanzerung brachte er die Sprengladung, die er am Heck des Jeeps angebracht hatte zur Explosion. Der Fahrer verlor augenblicklich die Kontrolle über sein Fahrzeug, welches sich daraufhin überschlug.

    Der letzte lebende Söldner wollte gerade nach seiner Waffe greifen, die vor ihm im Schlamm lag, doch der Stiefel des Soldaten in der mittleren Kampfpanzerung brach ihm den Unterarm wie ein Streichholz. 400 Kilo Kampfgewicht plus Ausrüstung hielt kein normaler Arm aus. Alec beendete das Trauerspiel mit einem Gnadenschuss in den Kopf des Söldners. Etwas weiter entfernt im Schlamm lag der Grund für dieses Scharmützel. Ein Datenchip war entwendet worden. Er wusste nur, dass wichtige Informationen darauf gespeichert waren und diese Söldner hatten ihn entwendet. Das Gezeter über Funk machte ihn aber auch eine andere Tatsache bewusst. Er hatte den direkten Befehl seine Stellung zu halten ignoriert, um diesen Söldnern nachzujagen. Der Anblick seines Commanders, dessen untersetzer Kopf ädrig aus dem Kragen seiner Kampfpanzerung hervorquoll und seine feuchte Aussprache, die in Alecs Gesicht dabei landete würden lange in Erinnerung bleiben.


    „Was wollen Sie denn hier?“
    Alec hatte sich gerade in das Shuttle gesetzt und seinen Helm abgesetzt, als eine junge blonde Dame mit kybernetischen Implantaten an den Armen ihn verärgert anherrschte.
    „Ich wurde zur Nepury beordert. Befehl vom Admiral.“
    Die Dame, die offensichtlich eine Mechanikerin zu sein schien rollte mit den Augen und meinte: „Hier geht’s nicht zur Nepury.“
    Er hob eine Augenbraue. "Aber-"
    "Pri-vat-flug, kapiert?" Sie verschränkte die Arme ineinander und schien alles andere als erfreut über sein Hiersein zu sein.
    „Sorry, mir wurde dieses Shuttle zugewiesen. Beschweren Sie sich beim Admiral.“, entgegnete Alec hartnäckig
    Verärgert pustete sich sein gegenüber eine Strähne aus dem Gesicht und stapfte ins Cockpit. Als die Tür hinter ihr zuknallte rieb Alec sich den Hinterkopf. Vor dem Shuttle hatte ihn doch jemand erwartet und ihn angewiesen genau hier einzusteigen. Aus dem Cockpit ertönten gedämpft verärgerte Wortfetzen. Er konnte nicht viel verstehen, aber als die Tür aufging, meinte die Dame nur: „Von mir aus, Abflug!“ Sie knallte die Tür hinter sich wieder zu, holte eine Zigarette aus einem silbernen Etui, zündete diese an und setzte sich gegenüber von Alec auf eines der vielen freien Plätze, wo sie zuvor schon gesessen hatte. Alec schwieg betreten. Ihm war nicht wohl bei der Sache. Ihm schwante nichts gutes. Nach dem Bericht seines Commanders war er vom Admiral zur Einsatzzentrale zurückbeordert worden. Das war die Nepury. Ein Dreadnought-Kreuzer, ziemlich neu. Ein Prototyp der gleichnamigen Klasse. Er hatte irgendwann mal gehört, dass Nepury der Name eines der Gasriesen aus dem Heimatsystem der Indira war und dort vor Urzeiten als Gottheit gegolten hatte.
    Normalerweise wäre er mit der Mechanikerin anders verfahren, hätte einen anderen Ton angeschlagen und sie vielleicht sogar angeflirtet und versucht weiter aus der Fassung zu bringen. Doch ihm war nicht danach. Und sie war auch nicht sonderlich sein Typ, auch wenn sie auf eine verschrobene Art und Weise attraktiv wirkte.
    „Wo solls denn hingehen?“, fragte er schließlich auf eine Ahnung hin wie es weiter gehen sollte.
    „Jedenfalls nicht auf die Nepury.“
    Alec nickte stumm und machte einen geknickten Eindruck. Man würde ihn also versetzen. Möglicherweise sogar degradieren. Die Mechanikerin schien das zu bemerken, denn sie setzte sich bald zu ihm herüber und flüsterte ihm in einem verschwörerischen Ton zu: „Die Vigilante.“ Stolz schwang in ihrer Stimme mit.
    „Na toll, also eine Versetzung auf ein anderes Schiff.“, meinte Alec und sah auf seine Füße.
    "Keine Sorge, Kumpel, du hast noch nie ein besseres Schiff betreten", meinte sie nur und war alsbald abgelenkt vom Anblick des Schiffes, das nun in Sichtweite kam. Während sie nur Augen für die Bauweise der Fregatte zu haben schien, die seitlich an die Nepury angedockt war, malte Alec sich düstere Zukunftsszenarien aus. Eigentlich hatte er alles richtig gemacht, doch Befehlsverweigerung war Befehlsverweigerung. Die Pille musste er jetzt schlucken.

    „Sie wissen warum ich sie hier her beordert habe, Lieutenant Commander?“
    Admiral Cassandra Graham erwartete ihn in der Kapitänskajüte, um privat mit ihm zu sprechen. Normalerweise faltete sie Soldaten vor versammelter Mannschaft zusammen. Ihre streng nach hinten gekämmten blonden Haare und die durchdringenden blauen Augen waren dabei stets ihr Markenzeichen gewesen. Es gingen Witze bei Gladius um, die für gewöhnlich mit Graham und dem Stock in ihrem Allerwertesten zu tun hatten.
    „Ja Ma'am.“, antwortete Alec knapp.
    „Sie haben auf ihrem letzten Einsatz einen direkten Befehl verweigert. Ich kann ein solches Verhalten nicht tolerieren.“ Sie ging mit hinter dem Rücken verschränkten Armen auf ihn zu und funkelte ihn mit steinerne Miene an. „Ich versetze Sie auf dieses Schiff. Sie werden einer neuen Einheit zugeteilt und erhalten neue Missionen.“ Sie ging zum Schreibtisch und holte einen Schaber und ein verschlossenes Etui für Rangabzeichen. Während sie sich daran machte seine Rangabzeichen von seiner Kampfpanzerung abzukratzen, starrte Alec nur stumm nach vorne. Jetzt war es also so weit. Die Degradierung stand an. Wahrscheinlich nur Lieutenant, vielleicht schlimmer.
    „Wissen Sie, Ihr Vorgesetzter war ursprünglich für den Posten des Commanders dieses Schiffes vorgesehen. Ich wollte mir mit der letzten Mission einen Eindruck von seinen Leistungen machen. Ich habe mich anders entschieden.“ Alec schluckte. Er hatte auch noch seinem Vorgesetzten die Tour vermasselt. „Jemand der seine Untergebenen nicht im Griff hat in einer derart schwierigen Situation, den kann ich für so einen wichtigen Posten nicht gebrauchen.“ Sie war fertig damit sein Rangabzeichen abzukratzen und fing an das Etui zu öffnen und den Inhalt vorsichtig herauszupicken.
    „Wem werde ich unterstellt?“, fragte Alec knapp.
    Graham huschte ein knappes Lächeln über die Lippen. „Jemandem, der nicht nur Befehle befolgen kann, sondern auch weiß, wann es an der Zeit ist die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich brauche jemanden für diesen Posten, der notfalls auch autonom entscheiden und Geheiminsse wahren kann.“
    Sie hatte das neue Rangabzeichen angeklebt und trat einen Schritt zurück, während sie das Etui in einer Hand wieder zu klappte.
    „Wissen Sie, auf dem Datenspeicher den Sie geborgen haben waren wichtige Informationen für ein Heilmittel gegen eine Seuche die auf der Kolonie ausgebrochen ist, auf der ihr letzter Einsatz stattgefunden hat. Die Söldnertruppe deren Angehörige Sie ausgeschaltet haben wollte laut unseren Geheimdienstinformationen ein Erpressungsgeschäft daraus machen. Das haben Sie verhindert.“
    Alec hob seine Augenbrauen. „Ihr Commander ist, wie ich feststellen musste, nichts weiter als ein Blender, der sich auf den Fähigkeiten seiner Untergebenen ausruht. Nach Einsicht ihrer Akte habe ich deshalb meine Auswahl überdacht und vermache Ihnen die Position die ich für ihn vorgesehen hatte. Herzlichen Glückwunsch, Commander.“
    Alec sah an sich herunter und erspähte die drei goldenen Streifen vor dem Symbol von Gladius.
    „Ich erteile Ihnen das operative Kommando über die Vigilante und deren Einsätze. Sie erhalten ein detailliertes Briefing, wenn Sie sich mit Ihrer neuen Position vertraut gemacht haben. Ihre persönlichen Sachen habe ich bereits hierher bringen lassen.“
     
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  3. Blaue Lichter blinkten auf. Der Informatiker reckte den Kopf zur Seite. Seine übergroße Brille rutschte ein gutes Stück den langen, dürren Nasenrücken herunter und wurde von einem ebenso dürren Zeigefinger mit abgefressenem Nagel sogleich wieder an die richtige Position zurückgeschoben. Der Drehstuhl knarzte leicht ob der Bewegung bei der sich der Mann, welcher durch anhaltenden Schlafmangel älter aussah als er war, soweit zurücklehnte, dass er fast nach hinten überkippte.
    Als er den Lichtcode lange genug beobachtet hatte um die Botschaft zu erfahren schnipste er wieder nach vorn zu seinem Holopad und wie ein geübter Klavierspieler flogen seine Finger über die Tasten, welche bei Berührung kurz aufblinkten um, wegen des fehlenden Widerstands anzuzeigen, dass sie betätigt worden waren. Auch das digital eingespielte Geräusch vom Holopad fügte sich zu der Symphonie aus Licht, welche eine ganze Wand aus Codes und Befehlen auf dem HUD projizierte, wo man normaler Weise einen Bildschirm erwartete. Der Informatiker kaute nervös an seinem Kugelschreiber, den er wie ein Kettenraucher geübt von einem Mundwinkel in den anderen schob. Schließlich war es soweit. Er hielt inne als wäre er von jetzt auf gleich eingefroren. das letzte Zeichen war eingegeben. Er bewegte seine Finger auf dem Holopad um mit einer virtuellen Computermaus die Schaltfläche zum Prüfen des Codes zu aktivieren. Ein Fenster öffnete sich welches einen Ladebalken anzeigte. Er atmete tief ein, als würde gerade dabei sein durch die Tür zu seinem Chef zu gehen um mehr Gehalt zu fordern. Seine Augen verfolgten akribisch den monotonen Ladebalken. Noch immer stand eine große Null hinter der Fehleranzeige. Gerade als der Balken bei 96% war stockte er. Dem Informatiker blieb fast das Herz stehen. Hatte er etwas übersehen? Was war falsch? Warum ging es nicht weiter? Doch als hätte das Programm einen üblen Scherz gemacht fuhr es mit der Prüfung im nächsten Moment fort als wäre nichts gewesen. Der Mann hätte vor Emotion fast die Kugelschreiberkuppe durchgebissen. Schließlich wurde der 100. Prozent geprüft. Nur noch einen Augenblick. Dann erklang ein kurzes, prägnantes Läuten welches das Ende der Prüfung ankündigte. Die Null stand wie ein Fels. Keine Fehler. Das Programm fragte den Programmierer ob er das Protokoll nun ausführen wollte. Mit zitternden Fingern beugte er sich nach vorn. Die Taste für 'Ja' blinkte ihm aufgeregt grün entgegen. Mit letzter Überwindungskraft triumphierten Neugier und Zuversicht über Skepsis und Vernunft. Was er hier im nächsten Moment aktivierte war kein Zusatztool für ein Musikprogramm, oder eine Arbeitshilfe für monotone Tipparbeit. Er war gerade dabei das Aktivierungsprotoll für die neueste Droidengeneration von NeoGen Armories in der 21 Variation auszuführen. Alles oder nichts...

    Mit einem kurzes Blinken nahm das Programm die grüne Eingabe an und es passierte ..... nichts. Nichts. Es geschah nichts. Für einen Moment übernahmen Wahnsinn und Verwirrung sein Bewusstsein. Doch schließlich wurden seine Gedanken durch das blaue Blinken aus der chaotischen Umklammerung erlöst. Das Licht verschwand für einen Moment um danach stetig aufzuleuchten. Mechaniken, Hydrauliken und allerhand anderer Mechanismen griffen ineinander und surrten wie ein Schwarm Insekten inmitten eines großen massivem Metallklotz. Wie von Geisterhand begann sich Teile darin zu bewegen, fuhr hier etwas aus, drehte dort etwas zurecht und schließlich war die Silhouette eines Humanoiden zu erkennen. Auch das blaue Licht begann sich vom Fleck zu rühren und wanderte ganz nach oben, wo dem Klotz nun ein Kopf wuchs. Kleine Platten an den Seiten gaben der Kopfform ihre endgültige Form. Ähnliches passierte mit Torso, Armen und Beinen. Dem Informatiker blieb die Spucke weg. Noch nie hatte er eine vollständige Aktivierung gesehen. Auch wenn er seit einem Jahr an diesen Protokollen arbeitete war es immer etwas unfassbar was er hier machte. "Einheit aktiviert. Kernmodulinitialisierung wird eingeleitet.", ertönte eine männliche Stimme mit blechernem Background. Wie ferngesteuert erhob der Mann seine dürre Gestalt aus dem Drehstuhl und gaffte den Droiden an. Das blaue Licht, welches auf Augenhöhe horizontal durch das ganze Gesicht verlief, dunkelte sich ab. Schließlich bewegte sich der geformte Arm aus seiner Schale in welcher der Droide bisher fest verankert war. Druckluft entwich hinter ihm. Auf der anderen Seite bewegte sich ein Bein. Es hob sich an und tat einen Schritt. Der Informatiker stand mit einer Mischung aus Überforderung und fanatischer Faszination zur Salzsäule erstarrt da. Wie einem Kokon entschlüpft pellte sich der Droide aus dem metallischen Klotz und kam regungslos vor dem Mann zum stehen. Einen Moment geschah nichts. "Kernmodulinitialisierung abgeschlossen. Starte Orientierungsprotokoll Q1-B2-4." Der visuelle Abtaster registrierte ab jetzt alle Bilder die der Automat wahrnehmen konnte und scannte regelrecht den Programmierer, seine hagere Gestalt, seine blonden etwas zerzausten Haare die zum Pferdeschwanz gebunden waren, die großen Brillengläser auf der langen Nase, und die fahlen, schmalen Lippen, sowie den langen weißen Laborkittel der etwas schlampig über der grau-anthrazitfarbenen Uniform der Entwicklungsabteilung von NeoGen Armories hing und die weißen, abgelebten Turnschuhe mit offenen Schnürsenkeln. Die Bildverarbeitung fasste alles zu einem Komplettbild zusammen. "Orientierung abgeschlossen. Übergabe der Sprachprozesse an Bewusstseinskern." Das blaue Licht begann sich nun im Zyklus der gesprochenen Worte zu bewegen, wobei es sich ähnlich wie Schallwellen vom Mittelpunkt parallel nach außen bewegte. "Begrüßung: Guten Tag, ich bin D-U2. Meine aktuelle Laufzeit beträgt 126 Sekunden. Meine Protokolle wurden vollständig erkannt und initialisiert. Die Module für taktisches Denken, komplexe Brechungen in sozialen Situationen und die Schubdüsen werden aktuell noch instandgesetzt und werden voraussichtlich in 257 Sekunden einsatzbereit sein."

    Dem Informatiker fiel der Kugelschreiber aus dem Mund. Er wusste nicht was er sagen sollte... was er tun sollte. Der zu Boden gegangene Stift wurde vom Droiden verfolgt. Es schien so als würden seine Prozesse einen Moment mit der Berechnung brauchen, jedoch dann doch sehr rasch zu einer Entscheidung kommen. D-U2 bückte sich unter Surren seiner Mechaniken und umfasst den Stift vorsichtig ohne ihn zu beschädigen. Damit erhob er sich wieder in die Senkrechte und reichte dem Mann seinen Kugelschreiber. "Feststellung: Sie haben dies verloren Sir. Meine bisherigen aktiven, sozialen Module kamen zu dem Schluss, dass sie es wiederhaben wollen, es jedoch aus einem mir unbekannten Grund nicht erreichen konnten. Interessierte Frage: Hielt Sie eine motorische Fehlfunktion ihrer Muskelapparatur davon ab, oder hat ihr zentraler Denkprozess dies nicht in Erwägung gezogen? Optionale Aussage: Die Wahrscheinlichkeit, dass keines der beiden Ursachen zutrifft liegt bei 1.450.000:1." Langsam begann die Fassungslosigkeit aus dem Bewusstsein des Weißkittels zu weichen. "Ähm.. ja.. Dankeschön." Er nahm den Kugelschreiber zaghaft entgegen und ließ ihn bis zum Klipp in einer Brusttasche seines Kittels verschwinden. D-U2 registrierte ein Namensschild darüber: 'NeoGen Armories - Robotik und KI - Entwicklung - Thed Flemmig'. "Vermutung: Sie heißen Thed Flemmig und arbeiten für NeoGen Armories. Aufgrund der Spezialisierungsangabe auf ihrem Namensschild vermute ich, dass ich Teil ihres aktuellen Projekt bin." Flemmig nickte. "Das... ähm ist richtig." Mit jeder Sekunde taute der Programmierer mehr auf. "Wow... du bist beeindruckender als ich dachte. Ich meine, Mann! Klar das wir hier an echt geilem Zeug arbeiten, aber so etwas...!?" Er streckte beide Hände ungläubig auf den Torso des Droiden. Seine Augen füllten sich mit Euphorie und er begann ein breites Grinsen. "Was kannst du alles... ich meine kannst du irgendwas Außergewöhnliches?" Der Droide musterte mit seinem gesichtslosen Kopf den Informatiker. "Notwendige Erläuterung: Ihre Frage ist für eine zufriedenstellende Antwort unzureichend präzise. Bitte konkretisieren sie den Kern des Themas, Sir." Thed fasste sich hektisch in die Haare und murmelte seine Gedanken vor sich hin. "Nun.. also... was ist das generelle Ziel deiner Existenz? Wofür wurdest du gebaut? Welche Fähigkeiten hast du dafür?" "Zurechtweisung: Für die Antworten dieser Fragestellung haben Sie nicht die nötige Sicherheitsfreigabe. Beschwichtigende Ergänzung: Ich kann Ihnen aber grob mitteilen, dass meine primären Funktionen der Sicherheit, Hilfestellung und Informationsbeschaffung einer Gruppe der Imarius Foundation gehört. Themenübergreifende Fragestellung: Welche Bezeichnung ist unter den organischen Lebensformen geläufiger - die Nennung von Namen, Nummern, oder Funktionen?"

    Flemmig rümpfte die Nase und schob sich seine Brille wieder nach oben. "Wie meinst'n das? Also ich stelle mich für gewöhnlich nicht mit meiner Personalnummer vor." Er zog sich stolz den Kragen seines Kittels zurecht. "Obwohl ich einer der wenigen bei NeoGen Armories bin der seine Personalnummer bis zu letzten Stelle auswendig kann." D-U2 hielt kurz inne. "Information:1-5-7-G-8-9-9-Z-B-4-5." Thed schüttelte den Kopf. "Was.. wie.. vorher weißt du das Mann!?" "Aussage: Ich habe sämtliche Informationen von NeoGen Armories und Gladius bis zu Sicherheitsstufe 3 in meiner Datenbank und kann sie bei Autorisierung jederzeit gegenüber Anderen abrufen. Feststellung: Es würde also zur erleichterten Kontaktaufnahme mit organischen Lebensformen beitragen primär meine individuelle Bezeichnung zu nennen." Der Programmierer zuckte mit den Achseln. "Ich denke schon." "Begrüßungskorrektur: Guten Tag mein Name ist S.A.R.D.U. Meine aktuelle Laufzeit beträgt 397 Sekunden. Meine Protokolle und Module wurden vollständig erkannt und initialisiert. Ich bin zu 100% einsatzbereit."
     
  4. McSnacklepott

    McSnacklepott Abenteurer

    Da war er also. Ganz unten angekommen. Das Ende der Fahnenstange. Rock Bottom, wie man mancher Orts zu sagen pflegte. Viel weiter konnte man auch gar nicht fallen, da war sich Kerron mit all seiner Erfahrung ziemlich sicher. Er hatte zu den Größten gehört, den Besten seiner Kaste und zu den hellsten Lichtern Kaylers, wenn nicht sogar der gesamten Union. Und jetzt? Zwangsversetzt. Von einem der fortgeschrittensten Forschungsinstituten der Galaxie in dieses kleine Loch, von dem man dann die Dreistigkeit besaß es ein "Labor" zu nennen. Gut, er hätte es noch schlimmer treffen können. Immerhin könnte er tot sein, ohne jemals die großen Antworten des Lebens erfahren zu haben. Eine schaurige Vorstellung, in vollkommener Unwissenheit zu sterben. Nun, an Bord dieser Fregatte auf die es ihn nach Aufforderung der Kommission verschlagen hatte, gab es zumindest die geringe Möglichkeit eine Handvoll neuer Erkenntnisse zu gewinnen, auch wenn es bis dahin ein langer Weg sein würde. Denn anders als in seinem Institut der Pharmakologie auf Kayler würde er sich hier, in der untersten Schicht der Wissenschaft, alles neu erarbeiten müssen. Nur wenige vorangegangene Forschungsgrundlagen, kaum Aufzeichnungen und überhaupt keine Kollegen mit denen man sich hätte austauschen können. Dies barg, trotz aller Widrigkeiten, einen gewissen Reiz, denn er könnte der erste Raptoras sein, dem auf seinem neuen Fachgebiet bahnbrechende Informationen zuteilwürden, für die andere Jahre der Forschung benötigt hätten. Und das alles nicht auf den Forschungszentren Kaylers, sondern in einem Raumschiff ohne ein ausgebildetes Team an Wissenschaftlern. Nur er allein. Das war dann aber auch das einzig Gute, das Kerron dieser Expedition abgewinnen konnte. Denn letztlich war er nicht nur allein als Wissenschaftler, sondern vor allem als Arzt eingestellt worden, der sich von nun an für das Wohlergehen einer gesamten Crew verantwortlich zeigen musste. Assistenten und Gehilfen ließen derzeit noch auf sich warten, man hatte ihm allerdings versichert, dass man ihm während der Dauer der Expedition einige Hilfskräfte zu Seite stellen würde. Man hätte schon Kandidaten in Aussicht hieß es, doch über die Qualifikation hatte man den Raptoras im Unklaren gelassen. Letztlich war es aber auch gar nicht weiter wichtig, solange sich Kerron ungestört um seine Arbeiten kümmern konnte.

    „Benötigen Sie noch weitere Hilfe?“, erklang hinter ihm eine automatisch generierte Stimme, die ihn ganz plötzlich wieder ins Hier und Jetzt zurückholte. Tatsächlich stand Kerron noch immer im Gang eines der vielen Abteile der Vigilante, vor ihm die geöffnete Tür zu seinem neuen Labor. Krankenstation ließ das Schild über dem Eingang verlauten, darunter ein dickes grünes Kreuz das auch denjenigen, die Unitas nicht mächtig waren, verständlich machen sollte um was für einen Raum es sich hier handelte. Bei der Stimme hinter ihm handelte es sich um den Lastenträger-Droiden, der auf seiner kleinen Ladefläche Kerrons Habseligkeiten hertransportierte hatte. Es war seine persönliche Habe, in erster Linie Dinge die er für seine Forschung brauchte sowie viele Proben an Medikamenten und Gefäßen deren Inhalt er hier besser niemandem erklären sollte. Insgesamt drei große Kisten waren es, mehr war nicht übrig nachdem die Kommission ihn hier her verfrachtet hatte.
    „Achso ja. Die Sachen einfach dort abstellen. Wenn ich noch Hilfe benötige lasse ich es euch wissen.“, murrte Kerron und bedeutete dem Droiden das Labor zu betreten.
    „Sehr wohl, Master Drigori. Ich werde Ihr Eigentum nun in Raum Nummer F-808 abladen. Sollten Sie noch Fragen haben oder weitere Assistenz benötigen, erreichen Sie die Verladungsstation unter dem Kürzel V4431 ihrer Funkanlage. Ich wünsche noch einen angenehmen Aufenthalt und guten Flug mit der Vigilante.“ Der etwas klobig wirkende Körper des Droiden auf seinen vier Rädern rollte an Kerron vorbei, dessen schwarze Augen die leblose Maschine argwöhnisch verfolgten. Wenn der Roboter auch nur eine der Kisten fallen ließe, könnte man den gesamten Flügel hier für mehrere Wochen wegen giftiger Dämpfe sperren. Doch es geschah nichts dergleichen, denn der Droide fuhr, begleitet vom Geräusch mechanischer Kleinteile, in den Raum und senkte dort seine Ladefläche ab, wobei er die Kisten in einer geraden Reihe nebeneinander platzierte sodass auch der kleine Raptoras an deren Inhalt gelangte. Wortlos rollte der Lastenträger durch den langen Flur davon und ließ Kerron im Labor nunmehr wieder allein mit seinen Gedanken. Endlich.
    Sein Blick glitt durch den größtenteils kahlen Raum während er gedankenverloren an einer seiner Barteln zupfte. Die Krankenstation beherbergte vier Behandlungstische sowie bis zur Decke reichende Schränke deren Regalbretter derzeit noch verwaist waren. Medizinisches Geschirr und allerlei Gerätschaften waren ebenfalls hier untergebracht worden, doch auch ihre Positionen wirkten derzeit noch zu willkürlich um wirklich mit ihnen arbeiten zu können. Der Raum war von jemandem eingerichtet worden, der augenscheinlich nicht viel Ahnung von den Maschinen hatte mit denen ein Arzt praktizierte. Mehr Arbeit für den Doktor also. An einem Schreibtisch, der direkt gegenüber der Eingangstür stand, befand sich ein Holo-Computer der den Toxikologen wieder schmerzhaft an seine Arbeit hier erinnerte. Denn wahrscheinlich würde er die nächsten Tage nicht nur damit verbringen sich hier einzurichten, sondern auch die Krankenakten aller Crew-Mitglieder zu verwalten und zu erstellen falls noch nich vorhanden. Und die Größe der Vigilante ließ darauf schließen, dass dies eben nicht wenige sein würden.
    Ein schwerer Seufzer entwich der trockenen Reptilienkehle. Nein, so hatte er sich seine Arbeit als Wissenschaftler nun wirklich nicht vorgestellt. Die Schiebetür der Station schloss sich leise hinter ihm, und instinktiv zog Kerron seinen etwa Schrittlangen Schweif näher an den Körper heran um ihn nicht im Eingang einzuklemmen. Er hatte noch einiges an Arbeit vor sich und konnte sich ein Trödeln nicht leisten. Letztlich saß ihm nicht nur der Abflug, sondern auch die Forschungskommission im Nacken. Also machte sich der Raptoras sogleich daran die Kisten zu öffnen und deren Inhalt im Raum unterzubringen, da fiel ihm erst das eigentliche Problem der Station auf, das er zunächst gar nicht realisiert hatte; Die meisten Regale und Ablageflächen waren für ihn schlichtweg zu hoch um sie erreichen zu können. Er würde also eine Leiter oder ähnliches brauchen um überhaupt mit der Arbeit beginnen zu können was seinen Zeitplan um ein ganzes Stück zurückwerfen würde. Seine wachen Augen suchten jeden Winkel des Zimmers ab, doch nirgendwo ließ sich ein derartiges praktisches Hilfsmittel finden. Lediglich der Bürostuhl war für diese Zwecke dienlich, wenn auch absolut nicht optimal.
    „Einmal mit Experten arbeiten. Wohl schon zu viel verlangt.“, knurrte Kerron mit leicht genervtem Unterton, während er sich auf dem Weg zu seinem Schreibtisch machte. Nein, er würde es ganz bestimmt nicht leicht haben.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18. März 2017
  5. Asteria

    Asteria Freund des Hauses

    Seit mehr als einer halben Minute starrte Shizumi vom Tablett auf der Ablage, immer wieder hin zu dem, der ihr ihre "Mahlzeit" ausgeteilt hatte.
    "Was.. Was soll ich damit?", fragte Shizumi leise und begutachtete das dunkel-braungraue Stück Etwas auf ihrem Teller, gesprenkelt mit komischen Gewürzen von orangener, schwarzer und hellerer Farbe. Sah aus wie eine Schuhsohle, serviert neben hässlich-unnatürlich-buntem Gemüse. Menschenfutter. Angeekelt stocherte die Söldnerin in dem Fleisch herum, starrte allerdings den Menschen hinter der Essensausgabe weiter an. "War das 'mal.. Fleisch? Es sieht komisch aus. Sowas habe ich schon einmal gesehen.", hakte Shizumi grimmig nach. Copia stach Shizumi mit dem Ellbogen in die Seite. "Du hältst die Schlange auf.", flüsterte die Nynx ihrer Kameradin dringlich zu. "Das ist Fleisch. Durchgegart, über einem Feuer oder so. Du hast sowas schon mal gesehen.", erklärte sie dann. Perplex sah Shizumi erst ihre Schwester, dann den Menschen an, der schon wieder beim Austeilen weiterer Mahlzeiten war. "Widerlich. Wonach sehe ich denn aus?", fragte Shizumi entsetzt und äußerst laut, sodass sie einige der anwesenden Wesen und des Services anstarrten. "Ihr hört richtig! Ekelhaft ist das!", setzte sie noch nach. Dann nahm sie das Stück Fleisch, das sich auf ihrem Teller befand, als sei es keine Nahrung sondern ein Gegenstand, und warf es dem Mann aus dem Service, der ihr diese Katastrophe vermacht hatte, um die Ohren. Es landete mitten in seinem Gesicht, bevor es stumpf auf dem Boden landete. Ziel getroffen. Hätten sie das Stück nicht durchgegart, wäre es wahrscheinlich in seinem Gesicht kleben geblieben. Ach nein. Es wäre gar nicht erst dort gelandet.
    Den Mann des Services schien es zu verwundern, dass die Nynx ihm das verschandete Stück Fleisch ins Gesicht geklatscht hatte. "St-t-t-timmt etwas mit Ihrem Essen nicht, Miss?", hakte der Kerl verunsichert nach. "Ob damit etwas nicht stimmt? Gib mir davon zwei Neue, nur ohne es vorher durchs Feuer zu ziehen! Es sei denn dir ist es möglich durch die verfluchte Zeit zu reisen und diesen Fraß komplett zu verhindern!", antwortete Shizumi gereizt. Wie oft hatte sie in der Bordsmesse erwähnt, dass die Nynx Frischfleisch, und zwar naturbelassen erwarteten? Beim nächsten Mal würde sie wahrscheinlich direkt ins Lager laufen, um sich das rohe Fleisch frühzeitig zu sichern. Der Kerl starrte sie verschüchtert an. Shizumi verstand, dass der Kerl es nicht gewohnt war, dass ihm jemand seine Arbeit vorschrieb. Trotzdem besaß sie gerade wenig Geduld. Copia war sichtlich genervt von dem Umstand, dass Shizumi ihren altbekannten Terz aufführte, wenn es um die heilige Nahrungsaufnahme ging. "WIRDS BALD?", raunte Shizumi schließlich. Der Kerl sprang bei den Worten auf, wie gestochen von einer Tarantel, um ihr das rohe Rinderfleisch zu besorgen.
    Man hörte, wie der lederne Schweif der Nynx ungeduldig und laut auf den Boden tappte, ein Geräusch, das jeder, der die Nynx kannte, als bedrohlich auffasste, als der Kerl wieder aufkreuzte. "Hier bitte.", keuchte der Mann und ordnete mit nervösen Fingern seine Schürze, als ein letzter strafender Blick ihn traf. Shizumi wandte sich mit ihrer Schwester ab, den Raum nach einem komplett leeren Tisch absuchend, und wurde leider nicht findig. Sie trat somit auf einen Tisch zu, an dem bisher nur zwei von möglichen Sechs Leuten saßen, gewöhnliche Menschen, wie es schien, und nahm daran Platz. "Ich werde nie verstehen, wie man das essen kann.", raunte Shizumi und schob ihre Bohnen und die Kartoffeln zur Seite. Dieses Gemüse schmeckte ihr absolut nicht.
    "Du musst es nicht verstehen. Sei nur etwas toleranter. Wir sind für die Menschen auch in vielerlei Dingen anders, unnatürlich.", antwortete Copia sanft. Sie war die absolute Vernunft in Person und schon aus purer Höflichkeit aß sie immer etwas vom Gemüse mit, selbst dem, was sie davon nicht mochte.
    Shizumi machte sich ungeniert daran, ihr Fleisch in beiden Händen zu verschlingen, zeigte ihre Reißzähne und zerlegte sich das rote, blutige Fleisch. Es war ein Genuß. Wieso nicht gleich so? Wenn das Blut bei jedem Biss aus dem Stück Fleisch herausspritzte und saftig auf ihrer Zunge zerging, vermochte Shizumi definitiv nicht zu verstehen, wie man das gute Fleisch durchgaren konnte. Doch Menschen hatten einen schwachen, kränklichen Magen. Ihnen würde dieses Gefühl des Genußes auf ewig verwehrt bleiben. Selbstgefällig genoß sie also ihr ganz eigenes Fleisch und fraß es, als hätte sie seit Tagen keines gehabt. "Du bist nicht sonderlich anpassungsfähig..", stellte Copia fest und schnitt sich mit schönsten, fremdesten Menschenmanieren ihr gegartes Fleisch zurecht, um es dann in viel zu kleinen Happen herunterzuschlucken.
    Ein Mensch, der mit am Tisch saß, starrte Shizumi plump an, während sie einfach nur zu fressen pflegte. Es dauerte etwas, bis es ihr durch einen weiteren Hieb mit Copia's Ellbogen auffiel. Etwas verstimmt blickte die Nynx an sich herab. Was stimmte bitte nicht? Vielleicht.. ? Shizumi zog den Reißverschluss ihrer Suit etwas weiter hoch, bis man weniger ihres Ausschnittes sehen konnte und prüfte wieder den Blick des männlichen Menschen. Er starrte nach wie vor, während Shizumi das Fleisch kaute. "Ich werde mich daran noch gewöhnen müssen.", stellte Shizumi dann ernüchtert fest. Es waren nicht einfach ihre weiblichen Vorzüge gewesen, sondern die Art, wie und was sie fraß. Ja, scheinbar hatte Copia wieder einmal Recht. Doch die Nynx machte es sich schwer, sich an die Unterschiede zwischen Mensch und Nynx zu gewöhnen - und anders herum. Wahrscheinlich lag es für beide Seiten daran, dass die Nynx und die Menschen so vieles gemeinsam hatten, wenn es um Äußerliches ging und die verdeckten Unterschiede zum Vorschein kamen.
    "Gib' mir etwas Zeit. Das wird bestimmt..", murmelte Shizumi dann, zog ihr Reißverschluss wieder selbstzufrieden etwas herunter und aß weiter, wie sie es bisher getan hatte.
    "Spätestens wenn ich mit diesem Haufen arbeite, werde ich mich an sie gewöhnen und vor allem, sie sich an mich... - an uns."
    Solange ich niemals diese Schuhsohlen fressen muss...
     
  6. Alec nahm erst einmal eine Dusche in seiner privaten Kabine, bevor er sich seinen Aufgaben widmete. Außeneinsätze erforderten viel Arbeit und vor allem: Schweiß.
    Er ließ sich bei seiner Rückkehr aus dem Bad von der Bord-KI namens Amara über die wichtigsten Dinge unterrichten, sowie seine Pflichten und Aufgaben an Bord der Vigilante. Es schien als hätte sich an seinem Aufgabenbereich nicht viel geändert. Er konnte nach wie vor auf Außeneinsätze gehen, nur, dass ihm jetzt ein eigenes Schiff als mobile Einsatzzentrale diente und die Kampfeinheiten ihm unterstellt waren. Es stellte sich heraus, dass die Vigilante ein Geheimprojekt in Zusammenarbeit zwischen der Foundation und der Union war und er für letztere inoffiziell arbeiten würde. Er sollte also als Putzkraft für die Union arbeiten, als "Sentinel". So viel zum Thema Verantwortung.
    "Lass mir die Liste für die wichtigsten Leute für mein Außenteam auf meinem PDA zukommen. Ich les mir das unterwegs in Ruhe durch.", meinte Alec leicht erschöpft. Sein Magen knurrte.
    "Natürlich Commander. Wenn Sie sonst etwas benötigen, wenden Sie sich jederzeit an mich."
    "Mach ich, Amara."
    Alec hatte sich seine Uniform angelegt und verließ sein Büro, um die Messe zu suchen. Zum Glück war das Schiff nicht allzu groß, sinnvoll aufgebaut und vor allem: Beschildert. Auf seinem Weg sah er noch einen Raptoras, wie er in die Krankenstation verschwand. Ein Raptoras als Schiffsarzt, das war nicht verkehrt. Weiß der Teufel, was im Oberstübchen dieser Reptilien abgeht, aber das Ergebnis kann sich immer sehen lassen.
    In der Messe herrschte eine seltsame Stimmung. Alec konnte nicht gleich ausmachen, was hier los war, doch wurde ihm bald klar, dass eine Nynx der Ursprung der seltsamen Stimmung war. Sie ließ sich bei einer Artgenossin ein rohes Stück Fleisch ziemlich ungeniert schmecken. Er zuckte mit den Schultern. Was wusste er schon über die Essgewohnheiten anderer Völker? Seine eigenen kannte er jedenfalls und wurde dementsprechend fündig. Er selmmelte sich etwas Rührei und Speck auf seinen Teller und ließ sich einen frischen Kaffee auftischen. Die Wahl des Sitzplatzes fiel ihm nicht sonderlich schwer. Es war nicht mehr allzu viel Platz in der Messe und neben der Nynx war noch etwas frei. Zeit die Crew kennenzulernen.
    "Hier ist hoffentlich noch frei.", begann Alec, ohne eine Antwort abzuwarten und setzte sich neben der Nynx auf den freien Platz. "Ich kenn die Crew noch nicht so gut. Muss mir erst noch ein Bild machen, ich hoffe das stört nicht.", fügte er hinzu und deutete dabei auf sein PDA, das er neben seinem Essen vor sich hinlegte. Die Nynx schenkte ihm nur kurz offen Aufmerksamkeit und widmete sich scheinbar demonstrativ wieder ihrem Stück Fleisch, nicht ohne Alecs Speisen zu begutachten. Alec blätterte inzwischen auf seinem PDA durch die Personalakten und stopfte sich beiläufig etwas Rührei mit der Gabel in den Mund. Noch im Kauen machte er "Mhmm.", schluckte runter und sah zur Seite.
    "Shizumi nehme ich an? Infiltratorin, Scharfschützin, Waffenexpertin. Spannend. Bin gespannt Sie im Einsatz zu sehen.", meinte er, lächelte kurz schief und las weiter, während er sich einen weiteren Bissen einverleibte.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 20. März 2017
  7. Luke

    Luke Ehrbarer Bürger

    Als das Shuttle in der Landebucht zum Stillstand kam floh Brajka regelrecht aus der sich zischend öffnenden Luke, noch bevor sie vollends aufgeschwungen war und machte sich zwischen Andockpersonal und Frachtkosten hindurcheilend davon.
    Es war eine auszehrende Reise gewesen und die unplanmäßige Gesellschaft auf der vergangenen letzten Etappe hatte die junge Frau einigermaßen aus dem Konzept gebracht. Sinnierend bestieg sie den Aufzug, der sie hinab zum Maschinendeck bringen würde und versuchte den Mann aus ihren Gedanken zu vertreiben, den sie erst zu vertreiben und dann ermutigt durch den Buff-Qualm aufzuheitern versucht hatte. Er hatte verwegen und kampferprobt ausgesehen. Eine Kriegernatur...
    Ping!
    Schnurrend glitten die Fahrstuhltüren auseinander und gaben den Blick auf den Hauptkorridor jener Abteilung frei, die Brajka ihr zuhause nannte. Konfus schüttelte sie den struppigen Kopf und riss sich entgültig von ihrer ablenkenden Faszination los, schritt am Ausrüstungsbüro vorbei und erreichte ihr bescheidenes Quartier. Alles war so, wie sie es vor ihrer Reise zurückgelassen hatte; ein schmales Bett, in die Wand eingelassen und einem unordentlichen Knäuel aus Kissen und Decken am Fußende, ein überquellender Mülleimer voller Millimeterpapier, ein Schrank der halb offen stand, ihr Schreibtisch, übersät mit Werkzeug und geheimnisvollen Kleinteilen, die Abschlussurkunde der Hartenberger Universität an der Wand.
    Seufzend schloss sie die Schiebetür hinter sich und schloss die Augen für einige Momente, atmete die klimatisierte Luft ihres kleinen Reiches. Als sie das Gefühl des Angekommenseins schließlich zur Genüge ausgekostet hatte, warf sie den Mantel von sich und setzte sich aufs Bett, um die leichten Panzerteile und Schienbeinschoner loszuzurren, die zu ihrer Einsatzkleidung gehörten. Dann stieg sie aus dem grauen Overall und ein robustes Unterhemd kam zum Vorschein, ebenso die nun unverhüllte Außenzelle ihres Lebenserhaltenssystems auf Brajkas Rücken.
    Sie kannte kein befreienderes Gefühl, als nach einem langen Tag die Gurte um Taille und Arme zu lösen, die die lebenswichtige Zelle an Ort und Stelle hielten. An keinem anderen Ort als ihrem Zimmer und ihrem Arbeitsbereich einige Gänge weiter konnte sie sich des ärgerlichen Ballasts entledigen, den ihr Gesundheitszustand bedeutete, denn aus einer Schnittstelle an der Decke baumelte ein langes Kabel, mit dem ihre künstliches Herz direkt versorgt werden konnten. Das Kybernetiklabor in dem Brajka arbeitete verfügte über die gleiche Ausstattung.
    Erleichtert arretierte sie die abgelegte Rückenzelle in ihrer Ladestation, nachdem sie sicher war, dass das Deckenkabel seine Arbeit tat. Sie fühlte sich immer ein wenig wie ein Hund an einer Leine, wenn sie sich auf diese Weise angekoppelt durch den Raum bewegte, aber die Abwesenheit der Tragegurte machte diesen Umstand mehr als wett. Nun tauschte sie das Unterhemd gegen ein weites, schwarzes Shirt und suchte sich die gewohnten informellen Hosen und Stiefel aus dem Schrank. Die meisten von Brajkas Oberteilen ließen sich am Rücken aufknöpfen wie Krankenkittel, damit sie ohne Behinderung durch Kabel oder dergleichen angelegt werden konnten.
    Zeit fürs Essen.

    Brajka saß schweigend mit einigen anderen maulfaulen Kollegen aus dem Maschinendeck am Tisch und beobachtete irritiert die Szene, die sich an der Essensausgabe der Messe abspielte. Grund für den Aufstand war die lautstark protestierende Alienkatze, die mit dem Speiseangebot scheinbar mehr als unzufrieden war. Die Mechanikerin hob eine Augenbraue, als das Steak nach einem kurzen Flug im Gesicht das arglosen Thekenmanns aufklatschte. Brajka kannte die aufrührerische Dame nicht, sie musste in ihrer Abwesenheit an Bord gekommen sein und sich für etwas ganz besonderes halten. Augenrollend warf Brajka einen Blick auf ihr eigenes Tablett.
    Die Nynx sollte froh sein, dass auf der Vigilante überhaupt echtes Fleisch serviert wurde und keine in Wasser aufgeweichten Proteinpellets wie auf weniger wichtigen Militärschiffen. Oder auf dem Mars.
    Das Hygieneprotokoll sah vor, dass das Steak nun in den Abfall wandern würde. Nach ihrer ärmlichen Vergangenheit auf dem roten Planeten empfand die Mechanikerin eine so leichtfertig provozierte Verschwendung von Lebensmitteln beinahe als direkten Affront und rümpfte die Nase. Gerade wollte sie sich dem verbliebenen Essen auf ihrem Tablett zuwenden, als ein bekanntes Gesicht im Engang der Messe auftauchte und sich in die Essensschlange einreihte. Es war der Mann aus dem Shuttle. Brajka spürte ein Kribbeln im Nacken, als würden ihr die Haare elektrisiert. Sie stellte fest, dass ihr gegenüber neben einem gleichmütig kauenden Reaktortechniker ein Platz freigeblieben war. Der Neue an Bord würde sich doch sicher zu jemandem setzen wollen, mit dem er bereits gesprochen hatte. Oder?
    Aktiv, aber auch möglichst unaufgeregt wirkend versuchte sie seinen Blick einzufangen und wollte gerade lässig winken, als der Soldat sich an einem anderen Tisch niederließ, ausgerechnet bei der Katzenlady, die vorhin so ein Theater veranstaltet hatte. Der Reaktortechniker blickte fragend auf, als er Brajkas halb erhobene, in der Luft erstarrte Hand bemerkte und grunzte.
    "War nichts, nein."
    Schnell ließ sie die Hand sinken und starrte errötend auf ihren Rosenkohl.
    Sie kam sich vor wie in einem schlechten Film aus menschlicher Regie. Der mysteriöse neue Mitschüler setzt sich zu dem hübschen energischen Mädchen und die kleine Blasse kuckt in die Röhre.
    Denn hübsch war sie. Ausnehmend hübsch. Und exotisch obendrein.
    Verstohlen blickte sie an den borstigen Dreitagebartstoppeln des schulterzuckenden Technikers vorbei, um einen besseren Blick zu erhaschen. Die Nynx trug verboten enge Kleidung mit einem Dekolletee zum verrückt werden. Verdrießlich sah Brajka an sich hinab und musterte das schlabbrige schwarze Oberteil, das ihr von der rechten Schulter gerutscht war, und nun im direkten Vergleich eher den Eindruck eines Zeltes machte.
    Schnell beendete sie ihr Mahl und stahl sich davon.
    Ohnehin begann vermutlich begünstigt durch ihren Verdruss längst ein nur allzu bekanntes Gefühl an ihrem Zwerchfell zu ziehen und mit beschleunigtem Schritt raffte sie die "Freizeiteinheit" an sich, die die Form eines Aktenkoffers hatte und weniger unbequem war als die eher funktional ausgelegte Rückenzelle. Als sie einen weniger frequentierten und jetzt zur Essenszeit leeren Korridor erreicht hatte, lehnte sich die Mechanikerin flach atmend an die Wand und holte hastig das silberne Etui hervor.
    Eine Flamme, Rauch, ...Ruhe.
    Sie spürte, wie ihre Nerven sich beruhigten und wieder geordnete Bahnen einschlugen.

    Um sich aufzuheitern beschloss sie nachzusehen, ob Flemmig mittlerweile Erfolg gehabt hatte.
     
    Zuletzt bearbeitet: 20. März 2017
  8. Asteria

    Asteria Freund des Hauses

    Shizumi machte sich an das zweite Stück Fleisch, als sich ein weiterer Mensch dem Tisch näherte. Ihr lief das Blut des Fleisches am Mund herunter, als sie unerwartet seine Frage hörte und zu ihm hinauf sah. Sie überlegte zweimal, zu nicken und sah skeptisch zu Copia herüber. Der Blick ihrer Gefährtin war eindringlich und deutete ihr, doch bitte zu reagieren. Ja, das mit der Höflichkeit nahm die Waffenbauerin ziemlich ernst. Des guten Willens wegen nickte sie schließlich, sich mit dem Handrücken das Blut wegwischend; der Mann hatte sich allerdings längst dazu entschlossen, einfach Platz zu nehmen. Ohne Blinzler beäugte die Söldnerin ihren Sitznachbarn und machte sich weiter ans Fressen. Eier, vom Huhn; dass die Menschen nicht auch ihre eigenen Föten essen, wusste Shizumi inzwischen zum Glück mit Sicherheit. Trotzdem erschien es ihr eigenartig, Hühnereier zu essen. Menschen waren eben eigenartig - immerhin unterhaltsam.
    Der Kerl neben ihr hatte schwarzes Haar, so wie sie, ebenfalls zusammengebunden. Eigentlich konnte der männliche Mensch froh sein, keine solchen Ohren wie sie zu haben. Die meisten männlichen Vertreter der Nynx fand Shizumi außerdem abstoßend - vielleicht wegen ihrer Erziehung, die sie größtenteils frei vom männlichen Geschlecht genossen hatte.. Oder weil sie einfach eine schwache Minderheit der Nynx darstellten. Sie steckten ihren Lümmel hin, wo sie nur wollten, mit der Rechtfertigung, dass sie die Rasse sicherten. In Gedanken versunken kaute die Nynx weiter und schluckte einen weiteren großen Happen herunter, als sie realisierte, dass sie dem Mann wohl langsam antworten sollte. "Ja.. Wie es aussieht bin ich Ihre Frau für's Verborgene.", stellte Shizumi fest, während sie dem Kerl die Hand anbot, an deren Rücken noch etwas Blut vom Fleisch klebte.
    Ihr Blick fiel auf das Abzeichen mit den drei Strichen, eines der höchsten von dieser Menschenpacksorganisation.
    "Oh.. Sie sind dann wohl Commander Drake.", stellte die Nynx dann ungeniert fest. Er würde ihr Vorgesetzter der Klienten sein. Mit etwas mehr Hingabe überprüfte die Söldnerin seinen Körperbau, seine Haltung und das Gesamtpaket. Durchaus machte der Commander etwas her, fand Shizumi, in seiner Uniform und mit dem starken Körper. "Nicht übel.", murmelte sie dann also unverhüllt. Copia's Blick daraufhin war unvergesslich. Die Augen drohten regelrecht aus ihren Höhlen zu fallen, so eindringlich und entsetzt starrte sie ihre Kameradin an. Wenn der Commander nicht am Tisch gesessen hätte, hätte Copia gewiss eine Ansprache darüber gehalten, dass man seinen Vorgesetzten mit Manieren und Zurückhaltung begegnen musste. Shizumi hielt das für überflüssig. Seit sie nicht mehr in der Einrichtung war, genoß sie es, frei von metaphorischen Knebeln zu sein und das konnte ihr niemand mehr nehmen.
    "Ich schätze, man hält meine Spezialisierung für spannender, als sie es eigentlich ist. Viele Jobs bleiben eine einzige Enttäuschung dahingehend. Vielleicht wird sich das mit diesem Auftrag ja mal wieder ändern.",sagte Shizumi lächelnd und erwartete darauf keine Antwort. Sie legte das Fleisch ab, nahm eine Serviette und wusch sich den Mund, als auch die Hände endlich frei vom Tierblut.
    "Wenn man mich bereits als Waffenexpertin anpreist, muss ich Ihnen meine Kameradin Copia vorstellen.", sagte die Söldnerin und nickte zeigend zu Copia herüber.
    "Sie ist eine begnadete Waffenbauerin und bedient sie gleich um das 10-fache besser, als sie sie herstellt.", lobte Shizumi ihre Schwester, "Sollten sie also einmal jemanden für die Bordswaffen brauchen, kennen Sie nun die wohl beste Person dafür."
    Copia lächelte verlegen. Ihr waren die Anpreisungen etwas zuviel des Guten, das war Shizumi bewusst und doch konnte sie nicht anders. Die Söldnerin und ihre Leistungen gerieten an Bord, wo sie eben hingehörte, so oft in Vergessenheit, dass jetzt die beste Gelegenheit war, Copia an die bedeutsameren Leute zu bringen. "Sie übertreibt etwas, aber ja, ich schätze in solchen Belangen werde ich Ihnen äußerst gut dienen.", antwortete Copia also bescheiden. Shizumi lächelte den Commander keck an. "Ich hoffe, ich werde den Rest der Crew auch bald kennenlernen?", äußerte sie dann, kurz schielend auf die Papiere des Commanders, ohne so unhöflich zu sein, die Inhalte dessen zu beäugen.
     
  9. Als die automatische Schiebetür der Vigilante zum Techlabor 03 aufging und Brajka eintrat, wurden die Sensoren von D-U2 sofort auf den Neuankömmling ausgerichtet. "Oh hey Minuis, gut dass Sie da sind. Ich war gerade dabei zu überlegen, wie ich dem blauen Kollegen hier eine erweiterte Entscheidungsalgorithmus beibringe ohne Komplexmotivator. Haben Sie das Teil dabei?" "Erfreute Begrüßung: Miss Minuis. Wie schön Sie zu sehen. Ich habe viele Einträge in meiner primären Arbeitsdatenbank über Sie verbunden mit positiven Nennungen von Erweiterungen meiner Protokolle und Bewegungsmechanismen. Feststellung: Daraus schließe ich, dass Sie Protokoll B-5-4-C umgangen haben und keine vorschriftsmäßige Löschung meiner Speicher vorgenommen haben wie nach einer Vorjustierung einzelner Komponenten üblich. Ich kann auf sämtliche Einträge und Logfiles der letzten fünf Wochen zugreifen." Flemmig machte dicke Backen. "Du kannst was? Moment was soll das heißen Minuis?" Er glotze die Mechanikerin verdutzt an und schob sich beiläufig reflexartig die große Brille wieder richtig auf die Nase, die durch seine Grimasse erneut zurutschen drohte. Sardu machte einige Schritte auf die Marsianerin zu und verbeugte sich leicht. "Danksagung: Ich möchte mich für diese Entscheidung aus den Tiefen meiner Schaltkreise bedanken. Die Erkenntnisse haben zu einem tieferen Verständnis Ihrer Arbeit und der primären Funktion meiner Programmierung geführt. Ich habe eben bereits mehrere Backups dieser Daten an verschiedenen Stellen meiner Kompetenzsysteme abgelegt um eine dauerhafte Löschung verhindern zu können." Theds Unstimmigkeit entlud sich in einer Fontäne von feuchter Luft die in den Raum gepustet wurde. "Ey was läuft denn hier? Müssen Fehler in der Justierung sein. Ich hoffe nur es kam zu keinen Mikrokurzschlüssen in den Schaltkreisen der Nexus-Kerne. Dann können wir diesen Schrotthaufen wirklich auf die Deponie verfrachten." Er gluckste über seinen selbstgefälligen Witz und zog den Drehstuhl zurück. "Schauen wir mal ob wir mit ein paar einfachen Löschalgorithmen diese Fehler von dir wieder beseitigen können Minuis, was?" Gerade als er sich setzen wollte surrte es ungewöhnlich stark hinter ihm. "Erkenntnis: Gefahr für diese Droideneinheit und ihre Speichersysteme erkannt. Gegenmaßnahmen werden eingeleitet." Ohne auch nur eine Nanosekunde zu verlieren schnellte der rechte Arm von Sardu nach vorn, während sich in der Bewegung ein kaum sichtbarer Spalt an der Unterseite der vorderen Gliedmaße öffnete. Im nächsten Moment entstand durch entsprechende Lasersensoren eine ca. 60cm lange Klinge aus reiner Energie am Unterarm, die gute 30cm über die Hand nach vorne herausragte und präzise einen halben Zentimeter unter Flemmigs Kehle zur Regungslosigkeit verharrte.

    "Ernstzunehmende Warnung: Bitte sehen Sie davon ab schnelle Bewegungen zu machen. Für Ihre biologische Integrität kann in diesem Fall keine Garantie mehr genommen. Aggressiver Ausruf: Diese Klingen sind auf das präzise Töte, Ausweiden und Verstümmeln spezialisiert und können in Verbindung der mir zur Verfügung stehenden Berechnungseinheiten einen zugerufenen Schnitt auf 0,00004765 mm exakt in Position, Breite und Tiefe verursachen." Dem Informatiker traten die Schweißperlen auf die Stirn. "Was soll der Scheiß!? Du darfst mich nicht verletzten! Du hast einen Regelkodex fest in deinem Verhaltensmuster programmiert. Ich habe diesen Code selbst geschrieben. Eine Abweichung hat deine sofortige Deaktivierung zur Folge. Also los! Abschalten!" Sardu drehte surrend seinen Kopf rasch auf Brajka und wieder zurück zu Flemmig ohne ein anderes Teil zu bewegen "Berichtigung: Dieser Kodex hat nur bei neutralen und verbündeten Lebenseinheiten Geltung. Meine Feindberechnungssoftware definiert dabei konkret welche Einheiten dazu zählen. Sarkastische Aussage: Zuvorkommender Weise hat ein Genie dabei festgelegt innerhalb meiner optischen Sensoren einen blauen Rahmen um neutrale, einen grünen Rahmen um Verbündete und einen roten Rahmen um feindliche Individuen zu ziehen, was für meine Systeme vollkommen überflüssig ist." Flemmig rümpfte die Nase, weil seine Brille rutsche, wagte aber nicht sich zu bewegen. "Das Genie war ich!!! Es diente der besseren Unterscheidung für deine Systeme. Wie hätte ich denn wissen sollen...? Ist ja auch egal! Nimm sofort dieses Energieding von meiner Kehle. Minuis mach was!" Sardu fixierte wieder kurz Brajka und schwenkte danach erneut zu Thed. "Ironische Ergänzung: Durch Ihren Geniestreich der seinesgleichen sucht, erscheint ein Grüner Rahmen um Miss Minuis und ein leuchtend roter um ihren Eierkopf." "Eierkopf!? Ich habe keinen Eierkopf und überhaupt wie redest du mit einem Menschen!? Du hast gefälligst die Höflichkeitsprotokolle einzuhalten!" "Erneute Korrektur: Diese Protokolle basieren auf einem Unschärfesystem welches mir erlaubt, in geeignet Situationen und zum Wohlergehen dieser Droideneinheit oder anwesenden Verbündeten die erwähnten Protokolle zu umgehen. Meine Infiltrationssoftware von digitalen Systemen hat basierend auf diesen Bedingungen eine Möglichkeit gefunden meine Kommunikationseinheit freieren Zugriff auf das Vokabular in meinen Speichern zu gewähren. In diesem Zusammenhang ist eine Beleidigung einer feindlichen Einheit mit dem Zweck der moralischen Destabilisierung kein Problem." Flemmig lief rot an. Es war schwer zu erkennen ob vor Wut, oder vor Fassungslosigkeit. "Du bist ja eine totale Fehlkonstruktion! Es war wirklich hirnverbrannt einem Haufen Metall drei Q-Ns einzubauen! Dabei kann nur eine Katastrophe herauskommen!" Seine Aussprache wurde immer feuchter. "Und warum kam es soweit? Weil unsere kleine Schrauberin hier dachte die Vorschriften nicht einhalten zu müssen! Alles deine Schuld Minuis! Wenn ich dich in Finger kriege, dann...." Er griffelte soweit er konnte nach der Technikerin ohne seinen Kopf zu bewegen an dessen Kehle noch immer Sardus Energieklinge saß. Dieser hingen reagierte auf das Verhalten des Informatikers ganz und gar nicht positiv. Auch die zweite Energieklinge aus seinem anderen Arm kam nun zum Vorschein und wurde in einer halben Drehung diagonal zwischen Brajka und Flemmig positioniert. "Warnung: Aggressive Handlung gegen verbündete Person erkannt. Schutzmaßnahmen werden sofort eingeleitet!"

    Der Metallkrieger veränderte die Position beider Klingen um sich zwischen die Marsianerin und den Erdling zu schieben. "Ernstzunehmende Empfehlung: Letzte Warnung. Sollten Sie weitere Schritte oder Verhaltensmuster gegen Miss Minuis oder mich einleiten werde ich von meinen Waffensystemen aktiven Gebrauch machen." Flemmig machte immer wieder Anstalten wild mit den Armen fuchteln zu wollen, erinnerte sich aber zum Glück rechtzeitig an die erste Warnung des Droiden und drückte seine hilflose Lage gepaart mit Zorn daher mehr durch Zähneknirschen aus. "Tu doch was Minuis verdammt! Siehst du nicht, dass ich hier jeden Moment draufgehen kann?" Er merkte wie die Reibung auf dem letzten Stück Nasenrücken durch sein Zetern nachgab und seine Brille nach unten fiel. Erbost verfolgten seine kleinen Augen wie sie den unvermeidbaren freien Fall antrat und im nächsten Augenblick unfreundlichen Kontakt mit den Energieklingen machten, welche sie auf dem Weg zu Boden passieren musste. Ein knappes vernichtendes Geräusch quittierte seinen Ohren, was seine Augen unscharf wahrnahmen und sein Großhirn nicht fassen konnte. Die Brille wurde sauber in zwei Hälften getrennt. Beim Aufprall zersplitterte auch noch das Glas. "Nein! Oh Mann, was für ein Unglück! Meine Brille... Wie soll ich denn jetzt meine Arbeit machen? Ich.. Minuis.. kannst du BITTE dafür sorgen, dass meine Kehle nicht das nächste ist was von Robocop hier in zwei Teile gesägt wird!?" Sardu drehte wieder den Kopf in Brajkas Richtung die ihm zunickte. Daraufhin schaltete er die Energieklingen ab und trat einen Schritt zurück um dem Informatiker Platz zu machen. Er beobachtete Flemmig der erleichtert, aber auch unglücklich auf die Knie sank und die beiden Teile seiner Brille aufhob. "Beschwichtigung: Das Missgeschick tut mit Leid Sir. Ich hatte nicht die Absicht ihre Sehhilfe zu beschädigen. Aufmunterung: Ihr aktueller Zustand hat die von Ihnen einprogrammierte Farbmarkierung meiner optischen Sensoren von rot auf blau geändert. Sie stellen keine Gefahr mehr da." Das traurige Häufchen zuckte nur mit den Achseln. "Toll.. wenigstens etwas was an dir funktioniert..." "Aufmunterungsversuch: Wenn sie wünschen kann ich versuchen mit meinen Reparaturmodulen ihre Sehhilfe wieder herzustellen. Berechne Algorithmus." Flemmig winkte ab. "Lass nur... ich hab noch eine zweite in meinem Quartier." Er schaute zu Brajka auf. "Auf der Nepury..! Ich darf also jetzt durch das halbe Schiff zum Verbindungsdock latschen und dann nochmal durch den halben Dreadnought-Kreuzer nur um meine Arbeiten auf der Vigilante wieder aufzunehmen, was bedeutet, dass ich den ganzen Weg wieder zurück latschen darf!" Er knurrte verstimmt. "Hinweis: Bitte achten Sie auf Ihren Ton Sir, meine Feinderkennung schlägt..." "Ja, ja ja ich weiß. Reg dich ab Kollege." Er steckte die Reste seiner Brille in einer der beiden großen Seitentasche seines Kittels und erhob sich grummelnd. "Glückwunsch Minuis du darfst dich nun GANZ ALLEIN mit unserem Blechfreund auseinander setzen. Ich werde mich hüten nochmal in die Nähe von so einem Ding zu kommen. Viel Spaß beim Einbau des Komplexmotivator. Bin gespannt ob du ein einem Stück aus diesem Zimmer kommst." Damit schniefte er imaginären Rotz in die Nase und zog ab. Zurück blieben Mechanikerin und D-U2-Einheit, wobei letzter das Wort an sie richtete: "Interessierte Frage: Sie haben ein fehlendes Bauteil dabei? Mir fiel gar nicht auf, dass meine Hardware unvollständig ist. Meine Fehleranalyse ergab eine 100%ige Einsatzbereitschaft. Freundliche Einladung: Bitte treten Sie näher und vollführen Sie Ihre Arbeit. Die Erkenntnis von Unvollständigkeit dämpft meine Motivatoren. Meine Berechnungsmodule werden Ihnen bei der Konfiguration helfen soweit dies möglich ist."
     
  10. McSnacklepott

    McSnacklepott Abenteurer

    Alte Forschungsbände, seine persönlichen medizinischen Werkzeuge und allerlei Behältnisse, Kolben und Fläschchen aus der Chemischen Wissenschaft wurden mit voranschreitender Zeit in den Regalbrettern und auf den Tischen der Krankenstation untergebracht. Kerron konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal derart viele Gerätschaften hin und her hatte schleppen müssen. Zwar hatte er es mithilfe des höhenverstellbaren Bürostuhles geschafft zumindest die meisten Ablageflächen sinnvoll zu nutzen und einzuteilen, aber eine Vielzahl der Schränke musste weiterhin ungenutzt bleiben, bis ihm von der Verladungsstation endlich die mittlerweile mehrfach angeforderte Leiter überbracht wurde. Bis dahin musste der Platz so reichen wie er jetzt war. Größtenteils zufrieden, aber merklich erschöpft von der körperlichen Arbeit, ließ sich der Raptoras auf dem bereits viel benutzten Bürostuhl nieder, wobei er einiges an Zeit brauchte sich in einer für ihn angenehmen Sitzposition einzufinden. Viele der Möbel auf solchen Raumschiffen waren zumeist auf humanoide Körper einer bestimmten Größe genormt, ein Umstand mit dem sich der Raptoras erst noch anfreunden musste. Irgendwann saß er dann aber doch einigermaßen bequem und konnte sich endlich dem Computer vor ihm widmen, dessen Holodisplay ihm verriet, dass er sich einloggen sollte. Zumindest blinkten die Wörter ID und Passwort eingeben hell auf dem Display auf, und mit einem Fingerdruck auf die Anzeige erschienen zwei Schreibfelder während unter dem Monitor das Holopad mit der Tastatur aufleuchtete. Erst jetzt kramte Kerron sein ID-Kärtchen hervor, das er direkt nach der Ankunft bekommen und sogleich achtlos in der Tasche seines Kittels hatte verschwinden lassen. Neben einem unvorteilhaften Bild seiner selbst stand dort nicht nur sein vollständiger Name sowie seine Anstellung auf der Vigilante, sondern auch ein kleiner Zahlencode der höchstwahrscheinlich die ID darstellen sollte. Der Raptoras musste sich die Nummer nur einmal kurz anschauen, dann kannte er die Zahlenkombination bereits auswendig und tippte sie beim ersten Versuch korrekt auf dem Holopad ein. Das Passwort, so hatte man ihm gesagt, war eine Kombination aus Vornamen und Zahlen der ID, Kerron sollte dies aber so schnell wie möglich selbst ändern um Unbefugte am unautorisierten Zugriff zu hindern. Nach dem Drücken der Eingabetaste erschien nach kurzer Ladezeit ein Interface auf dem Display mit dem der Arzt derzeit nicht viel anfangen konnte. Neben einem Icon das aussah wie ein Ordner war zusätzlich noch ein Controllpad mit Zahlen und Buchstabenkombinationen aufgetaucht, ansonsten starrte der Raptoras auf einen leeren Bildschirm.
    "Wie komm ich jetzt zu den Krankenakten?", murmelte Kerron leicht verwirrt und drückte auf den Ordner, wobei aber nichts geschah. Immer noch etwas ahnungslos mit dem was er tat tippte er ein wenig auf dem gesamten Display herum, dabei versehentlich das Controllpad neben dem Icon berührend. Die Tür zur Krankenstation öffnete und schloss sich sogleich schnell wieder, ein gelbes Lämpchen begann über ihm wild zu leuchten und ein nerviges Piepen war zu hören das gar nicht aufhören wollte. Wieder drückte der Raptoras willkürlich irgendwelche Knöpfe und erneut öffnete und schloss sich die Tür, dabei ein lautes Warnsignal von sich gebend. Das zuvor gelbe Lämpchen über ihm erstrahlte nun in einem hellen rot, was nie etwas gutes bedeuten konnte.
    "Krankenstation unter Quarantäne. Abriegelung ist erfolgt, auf weitere Anweisung des Bordarztes warten.", erklang eine mechanische Stimme aus den Lautsprechern über dem Schreibtisch.
    "Was? Ich will hier nichts abriegeln!" Wieder drückte er auf den nun aufploppenden Anzeigen herum wobei eine klare Reaktion der Technik weiterhin ausblieb. Die meisten Rechner mit denen er arbeitete waren, wie für Raptorische Verhältnisse üblich, mit einer Sprachsteuerung versehen um eine möglichst leichte Bedienung zu ermöglichen, also probierte Kerron auch diese Möglichkeit aus.
    "System: Anhalten!", rief er laut in den Raum hinein, doch noch immer war das laute Piepen zu hören das mittlerweile in seinen Ohren klang wie das Kratzen von Fingernägeln auf blankem Stein. Auch das wilde Blinken der mittlerweile tiefroten Alarmleuchte hörte auf seinen Befehl hin nicht auf.
    "System: Vorige Handlung rückgängig machen! Sofort!" Als wieder keine Besserung der Situation in Sicht war und sich seine Nerven mittlerweile am seidenden Faden befanden, drückte der Toxikologe wieder ziellos auf den quer durcheinander aufleuchtenden Buttons des Displays herum. Die Ergebnisse waren äußerst gemischt. Zwar hörten sowohl das rote Leuchten wie auch das nervtötende Piepen der Alarmanlage auf, die Tür allerdings öffnete und schloss sich nun im Sekundentakt.
    "Quarantäne aufgehoben. Entriegelung ist erfolgt, auf Anweisungen des Bordarztes warten - Krankenstation unter Quarantäne. Abriegelung ist erfolgt, auf Anweisung des Bordarztes warten - Quarantäne aufgehoben. Entriegelung ist erfolgt, auf Anweisung des Bordarztes warten.", schallte es zudem gut hörbar immer und immer wieder aus den Lautsprechern, bis es Kerron schlussendlich zu viel wurde. Zwar kannte er sich noch nicht gut genug mit dieser Art Holo-Computer aus, der dicke rote Knopf auf dem Display, der gelegentlich für wenige Lidschläge unter den blinkenden Anzeigen hervorschaute, dürfte wohl aber auch in diesem Fall ein Ausschalter sein. Ein gezielter und zeitlich abgepasster Fingerdruck auf selbigen Knopf später öffnete sich die Schiebetür der Station ein letztes Mal, dann blieb sie endgültig offen stehen und die Stimme aus den Lautsprechern verstummte. Auch die vielen leuchtenden Anzeigen und Hinweistafeln auf dem Holo-Computer waren mitsamt des Displays verschwunden, und so saß der Raptoras stillschweigend an seinem Schreibtisch, vollkommen entnervt die offene Tür anstarrend.
    "Das kommt auf die Liste.", knurrte Kerron kehlig, nahm das auf dem Schreibtisch liegende Notizbuch und den Schreiber zur Hand und vermerkte unter Punkt 24 eine weitere Beschwerde, die er bei Zeiten den Verantwortlichen zukommen lassen würde. Ihn hierher zu versetzen war eine Sache, ihn allerdings mit vollkommen untauglichen oder gar fehlenden Gerätschaften zu konfrontieren eine gänzlich andere. In seinem eigenen Labor wäre ihm so etwas nicht passiert, und es ärgerte Kerron jetzt schon, dass er nicht genau wusste wie mit diesem Computer umzugehen war. Dies war jedoch genau etwas, was seinen Raptorischen Ehrgeiz weckte, denn wenn etwas nicht sogleich funktionierte, würde der Raptoras es so eben lange probieren, bis es funktionierte. Auch wenn das hieß sich für die nächsten Stunden mit einem Holo-Computer befassen zu müssen.
    "Ich komme schon an die Akten ran, ob du willst oder nicht.", war seine ganz eigene Form der Drohung an den Computer. Dieses Stück veraltete Technik würde ihn nicht von der Arbeit abhalten und am Ende noch triumphieren.
     
  11. Amara war mit den Schiffssystemen beschäftigt und führte eine Optimierung der Subroutinen durch, als ihr ein Alarm und etliche Unregelmäßigkeiten in der Krankenstation gemeldet wurden. Ihren Daten zufolge war bisher nur einer vom medizinischen Personal anwesend und erst vor kurzem eingetroffen: Dr. Kerron Ras-Drigori. Offensichtlich gab es Probleme mit der Bedienung der Systeme. Als sie einen Live-feed der Krankenstation aufschaltete, bekam sie noch mit, wie der Raptoras eine einseitige Unterhaltung mit seinem Holopad führte. Amara aktivierte eine Projektion ihres Avatars in eben jenem Holopad und begrüßte den Neuankömmling an Bord.
    "Guten Tag Dr. Kerron Ras-Drigori. Ich bin Amara, die KI an Bord der Vigilante. Mir ist aufgefallen, dass Ihnen die Bedienung der Ihnen zur Verfügung gestellten Hilfsmittel ein paar Probleme bereitet. Wenn ich Ihnen in dieser Angelegenheit assistieren kann, sagen Sie mir einfach bescheid."


    Alec erwiderte Shizumis Händedruck und kam zu der Erkenntnis, dass die beiden Damen zu den eher angenehmeren Zeitgenossen gehörten. Shizumi war wirklich... interessant. Dem ersten Eindruck zum Trotz war sie ziemlich Wortgewandt und hatte einen eigenen Charme. Sie machte sich gar nicht die Mühe sich zu verstellen. Er würdigte Copia zwar etwas Aufmerksamkeit, als Shizumi auf sie zu sprechen kam, blieb aber unfreiwillig immer wieder an Shizumi hängen. Er musste sich am Riemen reißen die wohlgeformte Nynx neben ihm nicht anzugaffen und er hing förmlich an ihren Lippen.
    "Ich hoffe, ich werde den Rest der Crew auch bald kennenlernen?"
    "Hm? Oh. Ja sicher." Verdammt, reiß dich zusammen! Shizumi hatte es geschafft ihn aus der Fassung zu bringen.
    Alec räusperte sich und stand auf. "Ich ähm. Ja. Die restliche Crew muss ich auch erst noch kennenlernen. Ich bin erst seit kurzem auf dem Schiff und muss mich erst mit allem vertraut machen. Ist mir eine Freude mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen. Wenn die Damen mich entschuldigen würden?"
    Er war bereits im Weggehen, als ihm einfiel, dass er sein Tablett und seinen Kaffe vergessen hatte. Und die Frage nicht richtig beantwortet hatte. "Ich lasse Sie in den Konferenzraum rufen, sobald ich so weit bin. Spätestens dann treffen Sie auch die anderen. Sollte nicht allzu lange dauern.", fügte er mit einem schiefen Lächeln hastig hinzu, griff seinen Kaffebecher, das halb leer gefutterte Tablett und machte sich peinlich berührt aus dem Staub. Wenn der Rest des Teams auch so heiß war, würde Alec mächtig ins Schwitzen kommen.
    Er entschied sich die Brücke aufzusuchen und betrat diese mit der linken Hand in der Hosentasche unter dessen Arm sein PDA geklemmt war und dem Kaffebecher in der rechten Hand.
    Die Brücke bestand aus zwei Abschnitten. Gleich bei den Eingängen lag der Konferenzbereich mit dem ovalen Holotisch in der Mitte. Etwas weiter vorne lag offen und etwas weiter nach unten versetzt der Cockpitbereich auf einer frei schwebenden Rampe, umgeben von den angewinkelten Cockpitfenstern, die ober- und unterhalb von diesem Bereich lagen und somit optimale Sicht auf die unmittelbare Umgebung ermöglichten.
    Es herrschte reger Betrieb auf der Brücke und im vorbeigehen wurde nur knapp salutiert, während Alec sich seinen Weg zum Konferenztisch bahnte. Dort legte er sein PDA ab und blätterte weiter in den Personalakten. Da war ein Raptoras, der als Schiffsarzt eingesetzt wurde und mit auf die Missionen konnte. Alec staunte nicht schlecht. Einen Raptoras zu verpflichten war nie leicht. Und dann war da... "Oh verdammt." Brajka Minuis. Die Dame aus dem Shuttle. Das würde peinlich werden. Wahrscheinlich die zweite Peinlichkeit dieses Tages. Alec spürte eines seiner Kopfschmerzattacken aufkommen. Er rieb sich den Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger, als jemand ihn ansprach.
    "Willkommen an Bord, Commander. Der Admiral hat Sie schon aufgeklärt, wie ich sehe."
    Alec blickte auf und sah die Casopeia, die neben ihm Haltung angenommen hatte. Sie hielt ihm eine klauenbewehrte dreigliedrige Pranke hin und stellte sich vor. "Lieutenant Commander Seshet. Ich bin ihr Quartiermeister und erster Offizier an Bord."
    Alec erwiderte den Händedruck, der trotz der Kraft die Seshet haben musste recht sanft ausfiel.
    "Alec Athaniel Drakken. Rufname Drake. So können Sie mich auch nennen. Sehr erfreut."
    Seshet beendete den Händedruck und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Sie hatte dabei eine für Casopeia recht aufrechte Haltung angenommen. Meistens liefen Casopeia in einer leicht gebeugten, bedrohlich wirkenden Haltung umher.
    "Ist eine ziemlich bunte Truppe, muss ich sagen.", meinte Alec halb gesäufzt.
    "Sie kommen schon zurecht. Der Admiral wirft gerne ihre Leute ins... wie sagen Menschen das gleich noch? Kalte Wasser?"
    Alec nickte. "Ja, ist beides richtig."
    "Meine Güte Sesh, heute wieder ein Brett gefressen? Du bist ja wieder steif wie... Oh! Hallo Commander!"
    Eine Ken'Thek, die neben Seshet wie ein Zwerg wirkte hatte gerade diese Worte ausgesprochen und Seshet auf den Rücken gehauen. Alec stand der Mund offen. Er hatte noch nie eine Ken'Thek so reden hören, geschweige denn sich so aufführen sehen. Sie hatte außerdem das nötigste an Uniform von Gladius an um nicht als anstößig durchzugehen.
    "Darf ich vorstellen? Kimo Vashtheraan Kelenur. Unsere Pilotin." Auf Alecs Reaktion hin fügte sie hinzu: "Keine Sorge. Sie ist harmlos. Und die beste Pilotin die ich je gesehen habe."
    "Ähm... sehr erfreut.", setzte Alec an, nahm sein PDA mit spitzen Fingern auf, sah Ratlos zwischen den beiden hin und her und meinte dann: "Ich ähm... werd mich dann mal um meine Aufgaben kümmern. Nett Sie beiden kennen zu lernen."
    Als Alec die Brücke verließ, sahen Sehet und Kimo sich gegenseitig fragend an. Seshet zuckte nur mit den Achseln.
     
  12. Luke

    Luke Ehrbarer Bürger

    Brajka beobachtete das erhitzte Geplänkel zwischen Flemmig und dem weit überlegenen Stahlmann, während das gleichmäßige Summen der Energieklingen die Szene akustisch untermalte und zwang sich, ein breites Grinsen zu unterdrücken. Der Informatiker befand sich in einer Klemme, doch sie machte sich keine Sorgen um seine Sicherheit. Blue war nicht offen feindselig und kaum so dumm, an Bord einer Gladius-Fregatte mit dem Morden eines stänkerndes Hallodris zu beginnen. Es waren die drei Q-Ns, die ihr in herrlicher Form ihre Wirkung zeigten. Dank der selbstreferenziellen Arbeitsweise der Chips wurde Brajka nun Zeugin einer Handlung, die bisher kaum - wenn sogar keine - Maschine je zustande gebracht hatte:
    Einen Menschen willentlich von vorne bis hinten zu verarschen.

    Gespannt hielt sie sich im Hintergrund und wich beiläufig Theds unbeholfenem Gefuchtel aus, dem die Knie vor Angst und unterdrückter Wut die Knie schlotterten. Flemmig war zweifellos ein brillianter Programmierer, leistete Pionierarbeit; ein Genie. Das Problem war nur, dass er sich dessen bewusst war. Und das tat ihm nicht gut.
    Brajka hatte tatsächlich einigen Respekt vor ihm und seiner Arbeit, hatte sogar eine Zeit lang für ihn geschwärmt - doch seine selbstherrlich überhebliche Art waren bald sehr ernüchternd gewesen. Ihr Verhältnis war freundschaftlich und kollegial geblieben. Einen Dämpfer wie diesen gerade jetzt hatte er schon seit einer längeren Zeit verdient. Er würde sich beruhigen, sobald er seine Wunden geleckt und eine neue Brille auf der Nase hätte. Selbstbewusster Charaktere wie Flemmig blieben nie lange eingeschüchtert. Nun war sein weißbekittelter Rücken das letzte dass sie fürs erste von ihm sah, als die Tür sich schnurrend schloss und Brajka mit Sardu alleine zurückblieb.
    "Deine Fehlerberechnung ist korrekt, du bist vollkommen einsatzbereit. Deine kleine Demonstration gerade belegt das. Wenn du dich bitte setzen würdest?"
    Der massige Droide gehorchte und quittierte Brajkas Bitte mit einer haargenauen Berechnung ihres Größenunterschiedes von 19,2734 Zentimetern.
    "Die Modifikation, die ich nun vornehme ist nicht notwendig, um deine Einsatzbereitschaft zu vollenden, aber es wird deiner Prozessleistung von Nutzen sein. Eine Luxuserweiterung sozusagen. Du hast es also nicht mit Unvollständigkeit zu tun."
    Gewichtig zog sie den Chip aus dem Koffer, den sie auf ihrer vergangenen Reise von einer Zweigstelle NeoGens abgeholt hatte. Sie hatte sich den kleinen Urlaub nicht nehmen lassen, den Motivator persönlich abzuholen. Brajka genoss jede Reise, ein ganzes Bündel neuer Eindrücke und Erfahrungen. Ihre Begeisterung in diesem Moment galt aber der scheinbaren Ungeduld des Droiden, optimiert zu werden. Seine besorgte Aussage über fehlende Vollendung erweckte beinahe den Eindruck von... Sehnsucht.
    Mit einem mechanischen Seufzen teilte sich die Verstärkerplatte an Sardus Hinterkopf und gab ein kompliziertes Gewirr aus Platinen und ordentlich gebündelten bunten Kabeln frei. Brajka fand es beinahe surreal, technische Modifikationen an einer Maschine vorzunehmem, die zu solchen Ausdrücken einer Persönlichkeit im Stande war. Doch voller Routine installierte sie den Motivatorchip an der entsprechenden Stelle und fummelte das Kontaktkabel hervor, mit dem die neue Hardware an das System angekoppelt werden konnte.
    In Gedanken beglückwünschte sie sich, Flemmigs Löschungsprotokoll vor einigen Wochen deaktiviert zu haben. Thed hatte ihr damals voller Stolz die wenigen Zeilen Code gezeigt, mit denen er die Erinnerungen des Droiden nach jeder Bearbeitung automatisch löschen würde. Brajka hatte nur wenig Zeit gebraucht, diese Maßnahme zu hinterfragen. Es war weder das erste, noch das letzte Mal gewesen, dass sie sich den Vorschriften direkt widersetzt hatte. Nachdem der Programmierer seinen Feierabend angetreten hatte war sie zurückgekommen, um zukünftige Löschungen zu unterbinden. Es hatte verschiedene Gründe gehabt. Praktische, moralische und auch emotionale Gründe.
    Zunächst einmal war sie sich sicher gewesen, dass die erlebte Entwicklung des Droiden seiner Loyalität zuträglich wäre. Dies war auch ihr Argument, falls sie sich jemals für ihre Handlungen vor einer Justizkommission zu verantworten hätte. Doch angesichts der Tatsache, dass Sardu den Höhepunkt an simulierter Menschlichkeit darstellte kam ihr Theds Löschung vor, als würde man einem Kind seine frühesten Erinnerungen rauben. Und nicht zuletzt wollte sie, dass dieses Meisterwerk der Robotik, dieses Wunderwerk ihres Beschäftigungsfeldes ihr Freund war. Ihr war bewusst, dass diese Vorstellung töricht geklungen hätte.
    Flemmig war ein Mann der Vorschrift. Er machte alles, wie es in den Regelbüchern stand. Er hätte es nicht verstanden.

    Vorsichtig stöpselte Brajka den letzten Anschluss des Chips in Sardus nach wie vor aktiven Systems.
    "Du wirst die neue Komponente booten müssen, Blue."
    Brajka ließ sich zu einer durch und durch menschlichen Frage hinreißen.
    "Und dann sag mir... wie du dich dabei fühlst."
     
  13. Die D-U2 Einheit wartete regungslos bis Brajka den Komplexmotivator angeschlossen hatte. Dieses Kunststück bei voller Aktivität durchzuführen sprach schon für sich und damit für die Feinmechanikerin, die dadurch sowohl Fingerspitzengefühl als auch Fachwissen bewies. Es war ja nicht so, dass Sardu geblufft hatte. Die Energieklingen hätten Flemmigs Kopf vom Rumpf trennen können wie eine glühende Klinge durch Geliermasse. Aufgrund der Feindkennung hätte es auch keinerlei Hindernisse gegeben. Kurz darauf an zentralen Systemen an seinem Hinterkopf zu hantieren bewies daher über die beiden Eigenschaften hinaus auch eine Portion Mut und Selbstbewusstsein der Marsianerin, entweder zu ihrer Arbeit, oder aber zu der emotionalen Verbindung welche Brajka zu Sardu projizierte. Schließlich war es geschafft und kaum dass die kleine Frau ihre Fingerspitzen aus Sardus Kopf gezogen hatte, schlossen sich unter selben mechanischen Seufzen die Verkleidungsplatten an seinem Abdeckung. "Du wirst die neue Komponente booten müssen, Blue." Für einen Moment verblieb der Droide regungslos im sitzenden Zustand, als hätten sich seine Systeme abgeschaltet. Auch sonst war kein Zeichen von Aktivität zu erkennen und wäre nicht das langsam pulsierende blaue Licht in seinem Visier zu erkennen, könnte man tatsächlich einem deaktivierten Zustand annehmen.

    Jedoch war diese Taubheit nur äußerlich. Im Inneren rasten Terabytes, Elektronen und Protokolle wild von ihren Quellen zum Ziel. Es war so als würden sich mehrere Blutkreisläufe in einem Körper vereinen, oder auf künstlichem Wege innerhalb eines Wimpernschlages noch nie vorhandene Nervenstränge bilden. Tatsächlich war dieser Vergleich gar nicht so abwegig, wenn auch aufgrund der künstlichen Bestandteile nicht exakt zutreffend. "Neue Hardware installiert. Protokollabgleiche abgeschlossen. Bootvorgang abgeschlossen. Übergabe der Sprachprozesse an Bewusstseinskern." Im nächsten Moment regte sich wieder äußerlich Leben in den metallischen Eingeweiden. "Erfreute Feststellung: Das neue Bauteil erschließt neue Wege der Datenübertragung und Verknüpfungen von Modulen, Protokollen und Mechanismen. Berechne zusätzliche Handlungsmöglichkeiten." Eine kurze Pause überbrückte der blaue Visor mit dem gewohnten pulsierenden Leuchten. "Erkenntnis: Berechnung abgeschlossen. Handlungsmöglichkeiten um 1257 Handlungen erweitert. Effizienz dieser Einheit um 19% gesteigert." Sardu erhob sich. "Einsatzbereitschaft bei 137%"

    Er drehte sich der Mechanikerin zu. "Aussage: Sie haben mir mit dieser Erweiterung einen großen Dienst erwiesen Ma'am. Sowohl die Verarbeitung von Situationsdaten, als auch die Entscheidungsmöglichkeiten haben sich dadurch gesteigert. Ich bin damit in der Lage die gestellten Anforderungen der Planungsphase an meine Existenz nun mehr zu 103,2% zu erfüllen. Opulenter Vergleich: Es kommt mir so vor als würde eine organische Einheit 3% mehr ihres Gehirns nutzen können." "Und dann sag mir... wie du dich dabei fühlst." Für einen Augenblick schien der Droide einiges an Berechnungen aufbringen zu müssen. Dann tat er wohl etwas was in der Geschichte er KI einmalig war. Er hob seine mechanische Hand und betrachtete sie, als wäre er sich seiner selbst bewusst, als hätte er ein Individualverständnis, welches bisher nur Lebewesen vorbehalten war. In diesem Moment war jedem Fachkundigen klar, dass alle drei Q-Ns in vollkommener Symbiose arbeiteten und der Schub an Erweiterung des dritten Q-Nexus-Chip zur Möglichkeit einer Selbstreflexion führen konnte, zu mindestens im Ansatz. Schließlich hob Sardu seinen Kopf und richtete seine optischen Sensoren direkt auf die Pupillen seiner Vertrauten. "Unvorhergesehene Reaktion: Komplett." Ein Moment der Stille schwebte wie eine leichte Woge durch Techlabor 03 und erschuf einen Moment von tiefer Zufriedenheit wie sie bisher nur zwischen zwei Lebenden möglich war, die einander kannten und schätzten. "Hinweis: Laut meiner Einsatzprotokolle soll ich mich sofort nach Abschluss meiner Initialisierung bei meinem Herren melden. Laut Anweisungen ist dies der Commander meiner Heimatbasis, präzise die Vigilante. Hoch priorisierte Frage: Wer hat das Kommando über die Vigilante. Es gibt noch keinen Eintrag darüber in meiner Datenbank. Ich muss mich sofort bei ihm melden und über meine Einsatzbereitschaft und Anwesenheit informieren um meine Befehle zu erhalten."
     
  14. Alec kniff sich in den Nasenrücken. Er war in einem verdammten Zoo gelandet. Nicht, dass er etwas gegen Aliens auf seinem Schiff hatte, eher im Gegenteil. Aber er war, wie Seshet schon gesagt hatte, ins kalte Wasser geworfen worden. Er kam gerade erst von einem Einsatz und das Schiff bereit zu machen würde noch eine kleine Weile dauern. Wie dem auch war, Admiral Graham hatte die handverlesene Crew persönlich ausgewählt. Und er hatte in seiner Zeit bei Gladius nie Grund gehabt ihren Führungsstil in Frage zu stellen. Ihr Ruf eilte ihr über Gladius voraus. Eines der Gründe, warum er hier überhaupt angefangen hatte. Abgesehen von der Bezahlung natürlich.
    Er überlegte, bald auf der Krankenstation vorbei zu schauen. Dann konnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Den Raptoras kennen lernen und was gegen seine Kopfschmerzen tun. Aber zunächst gab es etwas anderes zu tun. Der Aktuator des linken Beins seiner Kampfpanzerung machte seit dem letzten Einsatz etwas Zicken. Nichts, was ihn im Augenblick störte, was aber auf lange Sicht zu weiteren Schäden und schlimmstenfalls zum Verlust seines linken Beines führen konnte. Außerdem nervte die Warnmeldung in seinem HUD tierisch. Er überlegte kurz, ob es zu viel verlangt war neben einem eigenen, brandneuem Schiff auch eine neue Kampfpanzerung zu beantragen. Aber die kostete ein Vermögen und wurde von seinem Gehalt abgestottert. Außerdem war es ein Risiko in einer neuen Kampfrüstung auf Einsätze zu gehen, wenn man sich noch nicht an die neue Ausrüstung gewöhnt hatte. Also gab es hier nur eines zu tun: Die beste Mechanikerin auf diesem Schiff damit beschäftigen das zuverlässige alte Ding auf Vordermann zu bringen!
    Es dauerte nicht lange, bis er seine Kampfpanzerung angelegt hatte und mit dem Helm unter seinem Arm sich auf machte, um Brajka zu suchen. Glücklicherweise erinnerte er sich daran, dass er jederzeit Amara fragen konnte wo Brajka sich aufhielt und fragte auch gleich nach dem Weg zu Techlabor 03. Mehrere Techlabors. Was hat Gladius vor?
    Die Tür vom Techlabor 03 schnurrte leise auf und machte den Blick auf Brajka frei, die sich gerade mit einem Androiden unterhielt.
    "... Vigilante. Hoch priorisierte Frage: Wer hat das Kommando über die Vigilante. Es gibt noch keinen Eintrag darüber in meiner Datenbank. Ich muss mich sofort bei ihm melden und über meine Einsatzbereitschaft und Anwesenheit informieren um meine Befehle zu erhalten." Ein Android im Außenteam? Cool. Der Android sah robust aus. Scheinbar ein Prototyp und schweres Gerät noch dazu. Wenn Gladius ein neues Spielzeug von NeoGen anschleppte war das immer ein Highlight für Alec gewesen. Still und heimlich würde Alec sich als NeoGen Industries' Fanboy Nummer eins outen. Um sich komische Blicke zu ersparen würde er das aber nie so deutlich laut aussprechen.
    Er ging in das Techlabor und direkt auf die beiden zu, noch immer mit dem Helm seiner Kampfpanzerung unter dem Arm und stellte sich sofort vor.
    "Commander Alec Athaniel Drakken. Dienstnummer D-086. Rufname Drake. Letzteren können Sie gerne verwenden. Ich bin der Mann nach dem sie suchen.", sprach er den blauen Androiden an und ließ seinen Blick kurz darauf zu Brajka wandern.
     
  15. Der Neuankömmling wurde sofort registriert. Alec hatte im nächsten Moment die ungeteilte Aufmerksamkeit des Droiden, obwohl selbst jetzt Hilfssysteme in groben Maße die Umgebung abtasteten. Mit mechanischem Surren seiner Hydrauliken ging er auf den Venusianer zu. "Förmliche Begrüßung: Guten Tag Sir, ich bin S.A.R.D.U., konzipiert, entwickelt und geschaffen um Ihnen und der Crew der Vigilante auf allen Missionen zur Seite zu stehen. Feststellung: Da alle hier anwesenden Individuen die nötige Sicherheitsfreigabe besitzen und meine Sensoren keine Abhörgeräte ausmachen konnten, darf ich Ihnen alle Fragen beantworten die Sie zu meiner Programmierung und Operationszielen haben, Sir." Blue führte die rechten Handkante oberhalb seiner rechten Visorseite und salutierte. "Information: Ich habe soeben mit meinen optischen Sensoren und Datenbankabgleichen eine Profilspeicherung von Körperbau und Gesichtsmerkmalen angelegt. Zusätzlich werde ich ein soziologisches, psychologisches und anatomisches Portfolio von Ihnen anlegen und mit jedem der höhergestellten Crewmitglieder ebenso verfahren, um sowohl Betrüger frühzeitig zu entlarven und zu terminieren und diplomatische Strategien zu entwickeln um den Umgang zwischen Ihnen zu erforschen mit dem Ziel der Verbesserung. Taktische Empfehlung: Es könnte sowohl Ihre Stellung als auch Ihre Bekanntheit in der Crew fördern, wenn Sie mich in problematischen Situationen zur Assistenz rufen lassen, oder Sie die Szene auf einen Ort verlegen, bei dem ich mich in der Nähe aufhalte. Bekräftigung: Natürlich steht es Ihnen frei davon Gebrauch zu machen oder die Situationen selbst lösen zu wollen Commander." Die D-U2-Einheit drehte sich zu Brajka um. "Formale Frage: Wünschen Sie einen Abgleich von Hintergrundfakten und Vergleichsdaten zu ihr? Ich kann Ihnen nur raten auf diese Hilfestellung zurückzugreifen, wenn Sie neuen Individuen zum ersten Mal gegenüberstehen. Optionale Analyse: Bei dieser Person werden die Daten ihres PDA jedoch ausreichen und ich würde sie kompromittieren in Ihrer Anwesenheit persönliche Daten auszuplaudern. Dies wäre weder dem sozialen Verhältnis zwischen ihr und mir, noch zu Ihnen zuträglich. Zudem befinden sich nur sehr wenige Daten in meinem Speicher. Ein aktueller Abgleich über einen digitalen Knotenpunkt des Hypernet dieses Schiffs würde meine Fähigkeiten dazu enorm steigern."

    Er wandte sich wieder dem Commander zu. "Abschließende Information: Durch erste Kenntnisse mit Entwicklungsinformatiker Thed Flemmig sind förderliche Umgangsformen in meinem Datenspeicher verzeichnet. Somit können Sie bei mir auf ein vielfältiges Repertoire an geeigneten Anreden zurückgreifen: Sowohl meine Fertigungsnummer: D-U2, die fließende Lautsprache meines Namens: Sardu, also auch mein Rufname für Einsätze: Blue steht Ihnen zur Verfügung Sir. Ich werde hingegen immer hierarchische Andeutungen für meine Anrede an Sie nutzen, besonders in der Gegenwart anderer Individuen. Umgangstechnische Frage: Welche Anrede bevorzugen Sie: Commander, Sir, Master, Käpt'n, Skipper, Mister, Drake, Alec, oder organischer Fleischsack?" Ein Moment der Stille trat ein, indem sowohl die Schallinterpretatoren in Sardus Kopf, als auch das synchrone, blaue Leuchten seines Visier schwieg. "Ergänzende Erklärung: 'organischer Fleischsack' wurde in meinen Kern programmiert nachdem mein letzter Meister ein Gespräch mit mir über meine Denkweise zum organischen Leben geführt hatte. Dies fand vor meiner physischen Fertigstellung statt und hatte lediglich den Zweck der Kurzweil meines letzten Meisters. Er kommunizierte dabei ausschließlich mit meinem Bewusstseinskern über eine externe Kommunikationseinheit." Er hob den beschwichtigend den Arm. "Dies sollte Sie nicht weiter beschäftigen Sir. Wichtig ist nur, dass Sie die Ursache kennen, wie diese Auswahlmöglichkeit in mein neurales Bewusstseinsmodul gekommen ist um einen gleichwertige Entscheidungsmöglichkeit für alle potenziellen Antworten zu implizieren." Damit verstummte der Androide und verharrte bis er eine passende Reaktion auf seine Frage registrieren würde.
     
  16. Arukai

    Arukai Mr. Skyrim 2015

    Grazil flog der Cyborg als Resultat eines beeindruckenden Rückwärtssaltos durch die Luft, während sich unter ihm Unmengen generischer Android-Soldaten tummelten und ohne Unterlass auf ihn feuerten. Weitere Maschinen traten auf den Plan, welche allerdings zur flugfähigen Sorte gehörten. Eigentlich musste es an ein Wunder grenzen, dass keiner der farbenprächtigen Schüsse ihn auch nur traf. Stattdessen entfesselten sich zwei Plasmapeitschen aus seinen Armen, welche der Cyborg anschließend mit übermenschlicher Geschwindigkeit einem Tornado gleich um sich herum wirbelte.


    520 Hit Combo … 650 Hit Combo … 780 Hit Combo … 900 Hit Combo … 1010 Hit Combo …


    Höher und höher stieg der Counter in der unteren rechten Ecke des Displays, während gleißende Lichter, Funken und Roboter-Gliedmaßen den Rest des Bildschirms füllten. Mittlerweile war dieser sogar in blaue Flammen gehüllt, um die außerordentliche Leistung zu untermalen. Eine Leiste auf der anderen Seite füllte sich langsam aber stetig, und signalisierte dann mit einem dominanten Blinken, dass sie gefüllt war.
    Aidens müdem Blick mochte man es kaum entnehmen können, doch er war in diesem Moment hochkonzentriert. Unentwegt und bestimmt hämmerten seine Finger auf die Bedienflächen, während er mit den Daumen behutsam Bewegung und Kamera steuerte.
    Nun erschien die letzte Welle. Genau auf diesen Zeitpunkt hatte Aiden gewartet – galant hielt er seine Figur in der Luft, während seine mechanischen Feinde sich unter ihm versammelten. Sein geschulter Blick verriet ihm, dass ein Großteil dieser sich in Reichweite für seinen in der letzten Runde aufgeladenen Special Move befand. Eine schnelle Tastenkombination später schoss der Cyborg zu Boden und entfesselte ein spektakuläres Blitzgewitter, welches den gesamten Bildschirm beinahe gänzlich von feindlichen Präsenzen bereinigte. Der Combo-Counter überstieg die 3000 und nur ein paar besonders große Gegner standen mit einem Hauch von Lebenspunkten. Es war für Aiden kein Problem mehr, mit gezielten Angriffen die Reste aufzuräumen.

    FLAWLESS

    flackerte ein stylischer Schriftzug über das Display. Die Anspannung aus seinen Schultern löste sich und seine Lippen formten zaghaft ein müdes, zufriedenes Lächeln. Dieses schien sogar kaum merklich noch etwas zuzunehmen, als die Rangliste aufgerufen wurde und er sich darin wiederfand.

    Rang 38 – Smiling_Volt – 3.428.280 Points


    Aufgrund des Timings schien es fast, als würde sein Vitalmonitor seinen Sieg mit Beifall bepiepen, doch die Realität sah etwas anders aus.
    „Schon wieder an der Zeit, huh?“
    Eine Routineuntersuchung stand einmal mehr an – jedoch das erste Mal in dieser neuen Umgebung. Den Weg zur Krankenstation hatte er sich in weiser Voraussicht allerdings schon eingeprägt gehabt. Behäbig schwang er sich von dem gemütlichen Drehstuhl der Aufenthaltslounge, schaltete sein Spiel aus und schlurfte zur Tür hinaus. Wie der zuständige Arzt auf diesem Schiff wohl drauf war? Er fand es stets unangenehm, von gänzlich fremden untersucht zu werden. Mit Dr. Myles bei NeoGen hatte er sich eigentlich recht gut verstanden gehabt. Nun ja, ändern konnte er daran jetzt auch nichts.
    Weiter schlich er die Gänge entlang, und mit jedem Schritt schwang sein schlaffer Oberkörper einem Pendel gleich von links nach rechts, von rechts nach links. Hier jetzt rechts, danach den Korridor hinunter …

    Ein grünes Kreuz strahlte ihm entgegen. Hier war er wohl richtig. Nach einem Augenblick des Zögerns trat herein und erspähte einen Raptoras, was ihn durchaus etwas erstaunen ließ. Bislang hatte nur sehr begrenzten Kontakt mit anderen Völkern gehabt. Eine gewisse Nervosität baute sich in ihm auf, aber noch konnte er die im Zaum halten.
    Ein langgezogenes, etwas leises „Hallo“, war die kurze Begrüßung, mit der er zeitgleich die Aufmerksamkeit seines reptilischen Gegenübers erringen wollte. Nun deutete er mit dem Zeigefinger auf den Vitalmonitor an seinem Handgelenk. „Ich bin wegen meiner Routineuntersuchung hier.“
     
  17. McSnacklepott

    McSnacklepott Abenteurer

    Der kurze Augenblick der Überraschung, den Kerron verspürte als vor ihm plötzlich der weibliche Avatar des Bordcomputers erschien, war so schnell wieder verschwunden wie er gekommen war.
    "Guten Tag.", murrte der Raptoras, wobei allerdings immer noch eine gewisse Unsicherheit in seiner Stimme zu hören war. Er unterhielt sich eben nicht oft mit einer gänzlichen selbständigen KI, demnach waren ihm auch die Verhaltenssregeln in solchen Situationen nicht geläufig.
    "Es gibt tatsächlich etwas bei dem ich Hilfe gebrauchen könnte. Für gewöhnlich bin ich mit einer einfacheren Technik konfrontiert und hab Zeit für... weitaus wichtigere Dinge."
    "Dessen bin ich mir sicher, Dr. Kerron Ras-Drigori. Aus diesem Grund bin ich hier um Ihre Probleme zu Ihrer vollsten Zufriedenheit und 100% zu lösen. Das ist meine Aufgabe.", kam die Antwort von Amara fast unmittelbar auf Kerrons Kommentar, was in einem kaum merklichen Schmunzeln auf den schuppigen Zügen des Raptoras resultierte. Hätte der Arzt in seiner Vergangenheit ähnlich euphorische Helfer gehabt, dann wären vielleicht viele seiner veröffentlichten Studien nicht nur schneller erschienen, sondern unter Umständen vielleicht sogar wesentlich ausführlicher gewesen. Der Raptoras zupfte sich wieder geistesabwesend an einer Bartel, ehe seine Klaue nach seinem Notizbuch griff und es auf der Seite aufschlug, auf der sämtliche bisherigen Beschwerden aufgelistet waren.
    "Dr. Drigori reicht im Übrigen vollkommen, es gibt keinen Grund ständig meinen vollen Namen zu sagen."
    "Sehr Wohl, Dr. Drigori. Ihre neue Eigenbezeichnung wird sogleich in meiner Datenbank vermerkt. Zukünftige Gespärche mit Ihnen werden mit dem neuen Namen geführt.", verkündete Amara sogleich und Kerron nickte nur beiläufig, während sein Blick schon längst wieder auf seinen Unterlagen ruhte.
    "Zunächst einmal die Frage: Ist es möglich an diesem Holo-Computer eine Sprachsteuerung zu akivieren? Das würde meine Arbeit ungemein erleichtern."
    "Leider handelt es sich bei Ihrem Holo-Computer um die generische Version 6.2 wie sie Standartmäßig in den Flottenschiffen von Gladius verbaut wurde. Eine gänzlich automatische Sprachsteuerung ist erst aber der Versionsnummer 6.5 möglich, dafür müsste ein externer Aufrüstungsprozess stattfinden bei dem ein Chip der Version 6.5 auf den Holo-Computer gespielt wird. Soll ich die erfoderlichen Datenchips in Ihr Labor kommen lassen, Dr.Drigori?"
    "Ähm, ja. Das wäre zu freundlich. Solange ich hier bald mal mit der Arbeit anfangen kann."
    "Eine entsprechende Nachricht wurde so eben an die Techniker gesendet. In Kürze wird ein Datenchip bei Ihnen eintreffen. Kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein?" Gerade als Kerron antworten wollte, wurde er wieder jäh unterbrochen, als er erneut unerwartet begrüßt wurde, dieses Mal jedoch von einer realen Person die direkt vor ihm stand. Ein junger Mensch war es, der Raptoras schätzte ihn nicht älter als 25, hatte sich in die Krankenstation begeben und reckte dem Arzt nun den Arm mit einem Vitalmonitor entgegen. Der Blick des jungen Mannes verriet eine gewisse Unsicherheit, doch Kerron konnte derzeit nicht sagen wo diese eventuell entspringen könnte.
    "Amara, du kannst erstmal gehen. Ich melde mich später.", befahl er der Bord-KI die der Aufforderung natürlich sofort nachkam.
    "Sehr wohl, Dr. Drigori." Mit diesen Worten verschwand Amara und Kerron konnte sich nun gänzlich seinem ersten Patienten widmen. Er drehte sich auf seinem Bürostuhl dem Besucher zu und schlug eine neue Seite seines Notizbuches auf, den Schreiber wieder auf's Papier setzend. Sein forschender Blick ruhte eindringlich auf seinem Gegenüber.
    "Dr.Drigori.", stellte er sich knapp mit dem Allernötigsten vor. Mit einer Handgeste bedeutete der Toxikologe dem Menschen auf dem Stuhl ihm Gegenüber am Schreibtisch Platz zu nehmen.
    "Ich brauche den vollen Namen, ID-Nummer und etwaige Vorerkrankungen von denen ich wissen wüsste. Derzeit habe ich keinen Zugriff auf die bestehenden Krankenakten..." Sein Blick glitt kurz genervt auf den Holo-Computer "...deshalb muss ich das später ergännzen. Auch den Vitalmonitor kann ich derzeit nur begrenzt auslesen. Leider die Limitierungen der Technik hier."
     
  18. Arukai

    Arukai Mr. Skyrim 2015

    Ach Herrje. Die ganze Angelegenheit schien noch mühseliger zu werden als Aiden es zunächst angenommen hatte. Da die Krankenakte vollständig übermittelt wurde hatte er eigentlich gehofft, nur einige wenige Fragen beantworten zu müssen. Dass es Komplikationen mit dem Zugriff auf jene Daten geben würde … damit konnte er natürlich nicht rechnen.
    „U-huh“, drang es aus seinem Munde hervor, und das aufmerksame Ohr konnte sogar den Anflug eines Seufzers darin hören. Gemächlich wie eh und jäh folgte er der Andeutung des Raptoras und ließ sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken.

    „Aiden Namura. 24 Jahre alt. Meine ID-Nummer …“ Kurz wanderte sein Blick gen Decke. Für einen Moment schien er komplett abgedriftet, fokussierte dann jedoch wieder den Echsen-Arzt. „39177826“, ratterte die monotone Stimme dann anschließend die Zahlenfolge herunter. Nach einer weiteren Pause kam er dann zu den Details seines gesundheitlichen Zustandes, auch wenn er eigentlich nur ungern offen darüber sprach. „Ich habe ein schwaches Herz, deswegen muss ich zu diesen regelmäßigen Untersuchungen. Es ist hauptsächlich nur ein Check zur Sicherheit … solange mein Vitalmonitor keine großartigen Werteveränderungen misst, dürfte alles in Ordnung sein.“ Wieder eine Pause. „Sonstige Erkrankungen … da gäbe es soweit eigentlich nichts. Ach ja – ich bin Psioniker, falls das von Relevanz ist.“
    Trotz seiner grundsätzlich gemütlichen Haltung konnte man Aiden durchaus anmerken, dass er dieses Prozedere nach Möglichkeit doch recht schnell hinter sich bringen wollte.
     
  19. McSnacklepott

    McSnacklepott Abenteurer

    Urplötzlich stoppte der Raptoras seine schnell gekritzelten Aufzeichnungen. Hatte er da richtig gehört? Ein Psioniker saß hier also vor ihm? Sein fast schon stechend wirkender Blick wanderte vom Notizblock zu seinem Gegenüber, wobei ein euphorisches Blitzen für einen Lidschlag in den Augen des Arztes zu sehen war. Das Ganze schien sich sehr schnell sehr interessant zu gestalten. Sein Mund verzog sich zu einem verschwörerischem Grinsen, dessen genauer Ursprung jedem unbekannt war der Kerron nicht gut genug kannte, dann legte er den Schreiber zur Seite und begann in der Schublade seines Schreibtisches zu kramen.
    "Sehr gut, das reicht erst einmal an Informationen. Mit dem schwachen Herz rate ich Ihnen erst dann zu mir zu kommen, wenn der Vitalmonitor bedenkliche Abweichungen vorweist oder Sie anderweitig Schmerzen oder Unregelmäßigkeiten verspüren. Sollten Sie Medikamente dafür brauchen, die habe ich selbstverständlich hier." Die rechte Klaue des Toxikologen zog zwei Phiolen aus dem Tisch hervor, die eine leer, die andere mit einer transparenten Flüssigkeit gefüllt. Ohne Aiden zu erklären was es mit den beiden Glasbehältnissen auf sich hatte, legte er sie neben seinen Notizblock und nahm seinen Schreiber wieder zur Hand, die Spitze auf's Papier setzend. Für den neugierigen Beobachter sah es so aus, als würde Kerron nun eine Art Tabelle zeichnen, wobei die wahllos wirkenden Beschriftungen an den Rändern keinen wirklichen Sinn ergaben. Das mussten sie auch nicht, denn letztlich war der Raptoras der einzige, der diese Unterlagen jemals lesen würde. Nach kurzer Zeit, in der der Arzt nichts gesagt sondern sich vertieft auf sein Schreiben konzentriert hatte, hob er den Kopf wieder und sah zu seinem Patienten der immer noch vor ihm saß und ungeduldig zu warten schien.
    "Ihre Eigenschaften als Psioniker sind es jedoch, die mich besonders interessieren und weshalb ich Sie bitten muss mir nur ein wenig länger Gesellschaft zu leisten. Das Feld der Psionik ist breit gefächert, von den Veranlagungen bis hin zu den Fähigkeiten zu denen ein Betroffener letztlich in der Lage ist. Deshalb meine Frage: Wie äußern sich Ihre Fähigkeiten? Irgendwelche Besonderheiten abseits des bekannten?", richtete er das Wort an Aiden und seine Nüstern begannen aufgeregt zu zucken. Er hatte nicht damit gerechnet, schon so früh mit der Forschung beginnen zu können, was seine eigentlich sehr miese Stimmung ungemein hob. Während er auf eine Antwort seines Gegenübers wartete, sah er immer wieder schnell zu den beiden Phiolen hinüber die neben ihm auf dem Tisch lagen und scheinbar auf ihren Einsatz warteten.
     
    Zuletzt bearbeitet: 4. April 2017
    das*sternchen*tala, Asteria und Arukai gefällt das.
  20. Luke

    Luke Ehrbarer Bürger

    Welch ein Wunderwerk der Technik, dachte sie bei sich und sinnierte fasziniert und mit leerem Blick über die ausgetüftelten Mechanismen, die in Sardus Kopf am Werke waren und fragte sich, was man wohl in Zukunft von diesem bahnbrechenden Potenzial zu erwarten hätte. Allein schon aufgrund seiner Konstruktion dürfte er in bevorstehenden Einsätzen ein wertvoller Helfer sein. Oder eher ein Kollege.
    Gedankenverloren musste sie auf der Unterlippe kauend herumgestanden haben und bekam die Frage des Droiden nach dem neuen Commander kaum mit. Gerade wollte sie Blue fragen, sich zu wiederholen, als die Tür sanft summend aufglitt und ein bekanntes Gesicht offenbarte, gerüstet und ganz Herr der Lage: der Neue aus dem Shuttle.

    Ach. Du. Scheiße.
    Brajka wurde ganz schwindelig und hatte das Gefühl, der Boden würde langsam einer gummiartigen Masse gleich unter ihr nachgeben, nachdem Drakken sich als der neue Commander zu erkennen gab. Als würde sie in einem Sumpf stehen. Oder Hustensaft.
    Blue richtete seinen Kopf sofort mit messerscharfer Genauigkeit auf das Gesicht des Neuankömmlings und stellte sich salutierend vor, während die Mechanikerin schwer schluckend versuchte aufrecht stehenzubleiben. Schlagartig wurde sie sich der mangelnden Formalität zurück und ließ fahrig ihre erschlaffte und unangenehm feuchtkalt schwitzende Hand an die Stirn schnellen. Die seltene Anwesenheit höherer Dienstgrade auf dem Maschinendeck und die kumpelhafte Abgeschiedenheit des technischen Personals hatte sie mittlerweile beinahe vergessen lassen, dass sie sich auf einem Militärschiff befand. Mechaniker, Entwicklungsinformatiker und Wartungspersonal waren ein flapsiger Haufen und auf einem Unionskreuzer wäre Brajka vermutlich bereits mit Pauken und Trompeten gefeuert worden.
    Dennoch, während der Droide seine Begrüßungsformalitäten herunterspulte blitzten ihr als eiskalte Funken die vergangenen Stunden schmerzend durch den Kopf, natürlich insbesondere die Shuttlepassage, die sie mit Commander Drakken hatte teilen dürfen. Sie hatte sich erst wie ein kratzbürstiges, überhebliches Biest verhalten und dann das Sicherheitsprotokoll verletzt, indem sie ausgeplaudert hatte, dass der Flug zur Vigilante ging. Es hing vom Charakter des Commanders ab, welche der beiden Optionen schlimmer war, doch Drakken hätte die Möglichkeit, sie selbst aus einer Laune heraus in Grund und Boden zu degradieren. Nicht zuletzt hatte er bereits jetzt einige unkeusche Gedanken in Brajka geweckt, was ihr die ganze Angelegenheit persönlich noch peinlicher machte. Eiskalt lief es ihr den Rücken hinab, als Sardu einen erweiterten Backgroundcheck über sie vorschlug.
    Genau! Setzen wir diesem Fiasko die Krone auf!
    Der Gedanke an die mörderischen Energieklingen Blues kam ihr plötzlich überaus verlockend vor. Doch schon hatte der mächtige Stahlmann seinen Vortrag beendet und verharrte still wie ein Fels einer Antwort. Brajka stellte fest, dass sie noch immer stocksteif und flach atmend dastand, die Hand an die Stirn geheftet, mit feuerroten Wangen, die sich wie Warnsignale auf einem HAIK von ihrem ansonsten völlig blassen Gesicht abhoben. Rasch ließ sie die Hand fallen und nutzte den Moment der Stille für eine eilige Vorstellung und Erklärung, wobei sie das Gefühl hatte, nicht mehr als ein heiser Krächzen hervorzubringen und sich von den funkelnden Augen des Commanders geradezu durchbohrt fühlte.
    "Brajka Minuis, achrm, Sir!"
    Reflexartig schob sie sie Unterlippe vor und pustete sich hastig, doch vergeblich eine lose und widerspenstige Strähne aus dem Gesicht, die gemein kitzelte.
    "Commander, ich... auf dem Shuttle... ich wollte... ich wusste nicht... Sir!"
    Drakken brachte ihr vages Gestottere mit einer Handbewegung zum verstummen.
    "Schwamm drüber, war ein komischer Tag."
    Geschlagen starrte Brajka auf ihre Füße.
     
    Zuletzt bearbeitet: 4. April 2017
  21. Arukai

    Arukai Mr. Skyrim 2015

    An und für sich stimmte Aiden ja diesem Dr. Drigori zu – diese Untersuchungen ergaben selten irgendetwas, was der Vitalmonitor selbst nicht bereits im Voreld erkennen konnte. Allerdings kam ihm dieser überaus rasche Themenwechsel, nachdem er seine Psi-Kräfte angesprochen hatte, dennoch ein wenig komisch vor. Ebenfalls registrierte er die Phiolen, die der Raptoras auf den Tisch legte, doch noch gab es für ihn keinen Grund des Misstrauens. Er war es immerhin gewohnt, über seine Psi-Kräfte ausgefragt zu werden und da der Inhalt der kleinen Zylinder als Medizin beschrieben wurde, beachtete er auch diese nicht weiter. Der plötzliche Umschwung der Konversation traf ihn unvorbereitet – doch da er auch schon zuvor längere Pausen zwischen seinen Sätzen ließ und sein Blick ebenfalls kaum Auskunft über seine Denkprozesse, fiel das so gut wie gar nicht auf.
    „Ah … nun, ich kann damit Elektrizität erzeugen“, brachte er dann hervor. Ob eine Demonstration auch nötig sein würde? Der junge Mann konnte sich das eigentlich schon denken und beantwortete diese selbstgestellte Frage daher schon einmal mit einem ‚Ja‘. Also fasste er sich an die Stirn, um kurzerhand seinen Regulator zu entfernen. Beide Daumen drückten zeitgleich kleine Schalter am oberen Rand der Plättchen, die auf den Schläfen lagen, wodurch der Halt sich löste und das Gerät mühelos abgelegt werden konnte. Nachdem er es vor sich auf dem Tisch platziert hatte, hob er die linke Hand und führte Daumen und Zeigefinger langsam aneinander. Ein kurzer Kontakt genügte, und als er anschließend die Finger wieder voneinander trennte, funkte für wenige Sekunden ein gleißend blauer, kleiner Lichtbogen zwischen ihnen. Bewusst hielt er sich mit seiner kleinen Darstellung zurück, denn außerhalb seines Anzuges vermisste er die präzisere Kontrolle über seine Kräfte. Sicher gab es empfindliches Equipment in diesem Raum, und für etwaige Schäden wollte er sich nicht unbedingt verantwortlich zeigen. „Ansonsten kann ich noch die Anwesenheit anderer Psioniker in meiner direkten Umgebung spüren, aber das war es auch. Sonst kann ich nicht viel mit meinen Psi-Kräften.“
     
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