Oblivion:Der Argonische Bericht - Band III

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Band II Der Argonische Bericht Band IV

Diese Seite enthält den Text des dritten Bandes von Der Argonische Bericht aus The Elder Scrolls IV: Oblivion.

Inhalt

Der Argonische Bericht - Band III
von
Waughin Jarth


Decumus Scotti sollte eigentlich in Gideon sein, einer gründlich verkaiserlichten Stadt in der südlichen Schwarzmarsch, und Geschäfte arrangieren, um den Handel in der Provinz für Lord Vanechs Bauausschuss und dessen Kunden zu verbessern. Stattdessen befand er sich in einem halb versunkenen, miserablen kleinen Dorf namens Hixinoag, in dem er niemanden kannte. Außer einem Drogenschmuggler namens Chaero Gemullus.


Gemullus war überhaupt nicht beunruhigt, dass die Kaufmannskarawane nach Norden statt nach Süden gezogen war. Er teilte sogar seinen Eimer Trodh mit Scotti, winzig kleine knusprige Fische, die er von den Dorfbewohnern gekauft hatte. Scotti hätte sie gekocht oder zumindest tot vorgezogen, doch Gemullus erklärte ihm fröhlich, dass tote, gekochte Trodh tödlich giftig seien.


„Wenn ich wäre, wo ich eigentlich sein sollte,” schmollte Scotti und steckte eines der zappelnden kleinen Tierchen in den Mund, „könnte ich einen Braten haben und Käse und ein Glas Wein.”


„Ich verkaufe Mondzucker im Norden und kaufe ihn im Süden,” zuckte Gemullus mit den Achseln. „Ihr müsst flexibler sein, mein Freund.”


„Meine Geschäfte beschränken sich einzig auf Gideon,” sagte Scotti stirnrunzelnd.


„Nun, Ihr habt ein paar Wahlmöglichkeiten,” antwortete der Schmuggler. „Ihr könnt einfach hier bleiben. Die meisten Dörfer in Argonien bleiben nicht lange an ein und demselben Ort, und es bestehen gute Chancen, dass Hixinoag direkt bis an die Tore Gideons treiben wird. Kann ein bis zwei Monate dauern. Vielleicht das Einfachste.”


„Das wäre eine viel zu große Verspätung für mich.”


„Oder Ihr könntet Euch wieder der Karawane anschließen,” sagte Gemullus. „Vielleicht fahren sie ja diesmal in die richtige Richtung, und vielleicht bleiben sie nicht im Schlamm stecken, und vielleicht werden sie nicht alle von Naga-Wegelagerern ermordet.”


„Nicht besonders verlockend,” meinte Scotti missbilligend. „Sonst noch irgendwelche Ideen?”


„Nehmt die Wurzeln. Den Untergrund-Express,” grinste Gemullus. „Folgt mir.”


Scotti folgte Gemullus aus dem Dorf und in einen Hain von Bäumen, von denen Moos wie dichte Schleier herabhing. Der Schmuggler beobachtete den Boden scharf und stocherte von Zeit zu Zeit im klebrigen Schlamm. Schließlich fand er eine Stelle, an der eine Menge großer, öliger Blasen an die Oberfläche stieg.


„Perfekt,” sagte er. „Also, das Wichtigste ist, nicht in Panik zu geraten. Der Express bringt Euch direkt nach Süden, das ist die Winterwanderung, und Ihr wisst, dass Ihr in der Nähe von Gideon seid, wenn Ihr viel roten Ton seht. Geratet nur nicht in Panik, und wenn Ihr eine Masse von Blasen seht, ist das ein Luftloch, das Ihr benutzen könnt, um wieder herauszukommen.”


Scotti sah ihn verständnislos an. Der Mann redete absoluten Unsinn. „Äh, was?”


Gemullus nahm Scotti bei der Schulter und stellte ihn oben auf die Masse von Blasen. „Stellt Euch genau hierher...”


Scotti versank rasch im Schlamm und starrte von Entsetzen gepackt auf den Schmuggler.


„Und denkt daran zu warten, bis Ihr den roten Ton seht, und wenn dann die nächsten Blasen kommen, stoßt Euch nach oben...”


Je mehr Scotti sich wand, um sich zu befreien, desto schneller versank er. Der Schlamm umhüllte Scotti bis zum Hals, und er starrte weiter, unfähig etwas anderes herauszubringen als ein Geräusch, das wie „Uuk" klang.


„Und geratet nicht in Panik bei dem Gedanken, verdaut zu werden. Ihr könntet monatelang im Bauch eines Wurzelwurms leben.”


Scotti nahm einen letzten panischen Atemzug und schloss die Augen, bevor er im Schlamm verschwand.


Der Beamte fühlte eine unerwartete Wärme überall um sich herum. Als er die Augen öffnete, fand er sich völlig umgeben von einem durchsichtigen Schleim und war schnell auf der Fahrt vorwärts, nach Süden, wobei er durch den Schlamm glitt, als sei es Luft, und an einem verschlungenen Wurzelnetz entlanghuschte. Scotti fühlte gleichermaßen Verwirrung und Euphorie, während er wie wild durch eine fremde, dunkle Umgebung raste und um und über die dicken faserigen Tentakel der Bäume wirbelte. Es war, als befände er sich hoch am Himmel um Mitternacht, nicht tief unter dem Sumpf im Untergrund-Express.


Als er auf die massive Wurzelstruktur über sich blickte, sah Scotti etwas sich vorbeischlängeln. Eine acht Fuß lange, armlose, beinlose, farblose, knochenlose, augenlose, beinahe formlose Kreatur glitt über die Wurzeln. In ihr befand sich etwas Dunkles, und als sie näher kam, konnte Scotti sehen, dass es ein Argonier war. Er winkte, und die ekelhafte Kreatur, die den Argonier enthielt, verflachte sich leicht und raste weiter.


Bei diesem Anblick tauchten Gemullus' Worte wieder in Scottis Gedanken auf. "Die Winterwanderung", "Luftloch", "Ihr werdet verdaut" - das waren die Sätze, die in seinem Kopf herumtanzten, als ob sie versuchten, in einem Gehirn eine Wohnstätte zu finden, das sich ihnen heftig widersetzte. Doch anders konnte man die Situation nicht sehen. Scotti war davon, lebendige Fische zu verspeisen, dazu übergegangen, von seinem Transportmittel bei lebendigem Leibe gefressen zu werden. Er war in einem dieser Würmer.


Scotti traf eine Führungsentscheidung und wurde ohnmächtig.


Er wachte allmählich auf aus einem Traum, in dem ihn die Arme einer schönen Frau warm umschlangen. Er öffnete lächelnd seine Augen, und das Bewusstsein, wo er sich wirklich befand, überflutete ihn.


Die Kreatur raste immer noch wild, blindlings vorwärts und glitt über Wurzeln, doch es war nicht mehr wie ein Flug durch den Nachthimmel. Jetzt war es wie der Himmel bei Sonnenaufgang mit rosa und roten Farbtönen. Scotti erinnerte sich daran, dass Gemullus ihm gesagt hatte, nach rotem Ton Ausschau zu halten, und dass er dann in der Nähe von Gideon wäre. Als Nächstes musste er die Blasen finden.


Nirgendwo waren Blasen zu sehen. Obwohl das Innere des Wurms immer noch warm und gemütlich war, fühlte Scotti das Gewicht der Erde um sich herum. „Nur nicht in Panik geraten", hatte Gemullus gemeint, doch das war leichter gesagt als getan. Er fing an, sich zu winden, und die Kreatur begann, sich wegen des erhöhten Drucks in ihrem Inneren schneller zu bewegen.


Plötzlich sah Scotti es vor sich, eine dünne Säule von Blasen, die aus irgendeinem unterirdischen Bach durch den Schlamm aufstieg. geradewegs nach oben, durch die Wurzeln zur Oberfläche über ihm. In dem Augenblick, als der Wurzelwurm durch diese Säule glitt, stieß sich Scotti mit aller Kraft nach oben ab und durchbrach die dünne Haut der Kreatur. Die Blasen trugen Scotti rasch nach oben, und bevor er blinzeln konnte, schoss er aus dem roten matschigen Schlamm hervor.


Zwei graue Argonier standen unter einem nahen Baum und hielten ein Netz. Sie schauten mit höflicher Neugier zu Scotti hinüber. In ihrem Netz bemerkte Scotti mehrere sich windende pelzige, rattenähnliche Wesen. Als er sie ansprach, fiel ein weiteres aus dem Baum. Obwohl Scotti keine Erfahrung in dieser Praxis hatte, konnte er dennoch Fischer erkennen, wenn er sie sah.


„Entschuldigung, Jungs,” sagte Scotti fröhlich. „Ich frage mich, ob Ihr mir sagen könntet, in welcher Richtung Gideon liegt?”


Die Argonier stellten sich als Flammenzieher und Frischblattroller vor und schauten einander an, während sie über die Frage nachdachten.


„Wen Ihr suchen?” fragte Frischblattroller.


„Ich glaube, sein Name lautet,”, sagte Scotti, der versuchte, sich an den Inhalt seiner seit langem verschwundenen Akte mit Schwarzmarsch-Kontakten in Gideon zu erinnern, „Archein Recht-Fuß ... -Fels?”


Flammenzieher nickte: „Für fünf Gold zeigen Weg. Direkt Osten. Ist Plantage östlich von Gideon. Sehr hübsch.”


Scotti hielt dies für das Beste, was ihm in zwei Tagen passiert war, und gab Flammenzieher die fünf Septimen.


Die Argonier führten Scotti auf das schlammige Band einer Straße, die durch das Schilf führte und bald die hellblaue Fläche der Topal-Bucht weit im Westen sichtbar werden ließ. Scotti betrachtete die prächtigen, von Mauern umgebenen Landgüter, wo feuerrote, leuchtende Blüten direkt aus dem Lehm der Mauern sprossen, und überraschte sich selbst mit dem Gedanken: „Es ist sehr hübsch hier.”


Die Straße verlief parallel zu einem schnell fließenden Gewässer, das von der Topal-Bucht nach Osten führte. Dies war der Fluss Onkobra, wurde ihm gesagt. Er floss bis weit nach Schwarzmarsch hinein, direkt ins dunkle Herz der Provinz.


Als er durch die Tore der Plantagen im Osten Gideons spähte, sah Scotti, dass nur wenige Felder bestellt waren. Auf den meisten hingen verfaulte Früchte von vergangenen Ernten noch an verwelkten Reben, standen Obstgärten voll trostloser, blattloser Bäumen. Die argonischen Knechte, die auf den Feldern arbeiteten, waren dünn, schwach, dem Tode nah, mehr Geister ihrer selbst als Wesen mit Leben und Verstand.


Zwei Stunden später, während die drei ihren Fußmarsch nach Osten fortsetzten, waren die Güter immer noch eindrucksvoll, zumindest aus einer gewissen Entfernung, die Straße war immer noch fest, wenn auch von Unkraut überwuchert, doch Scotti war gereizt, entsetzt über die Feldarbeiter und den Zustand der Landwirtschaft, und beurteilte die Gegend nicht mehr mit Nachsicht. „Wie weit denn noch?"


Frischblattroller und Flammenzieher schauten sich an, als ob diese Frage sich ihnen nie gestellt hätte.


„Archein ist Osten?” überlegte Frischblattroller. „Nah oder weit?”


Flammenzieher zuckte unverbindlich die Schultern und sagte zu Scotti: „Für fünf Gold zeigen Weg. Direkt Osten. Ist Plantage. Sehr hübsch.”


„Ihr habt nicht die geringste Ahnung, stimmt's?” rief Scotti. „Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt, so dass ich jemand anderen hätte fragen können?”


Von der Straßenbiegung vor ihnen erklangen Hufschläge. Ein Pferd näherte sich.


Scotti begann, auf den Klang zuzugehen, um den Reiter zu begrüßen, und sah nicht, wie Flammenziehers Krallen heraussprangen und einen Zauber auf ihn schossen. Doch er fühlte es. Ein eisiger Kuss entlang seiner Wirbelsäule, und die Muskeln seiner Arme und Beine waren plötzlich unbeweglich, wie in starren Stahl gehüllt. Er war gelähmt.


Der große Fluch der Lähmung, wie der Leser eventuell zu seinem Leidwesen weiß, ist es, dass man weiterhin sehen und denken kann, auch wenn der Körper nicht reagiert. Der Gedanke, der durch Scottis Kopf ging, war: „Verdammt."


Denn Flammenzieher und Frischblattroller waren natürlich wie die meisten einfachen Tagelöhner in Schwarzmarsch perfekte Illusionisten. Und keine Freunde der Kaiserlichen.


Die Argonier stießen Decumus Scotti an den Straßenrand, gerade als das Pferd und sein Reiter um die Straßenbiegung kamen. Der Reiter war eine beeindruckende Gestalt, ein Edelmann in einem strahlend dunkelgrünen Umhang von genau derselben Farbe wie seine Schuppenhaut und mit einer gerüschten Kapuze, die Teil seines Körpers war und wie eine gehörnte Krone auf seinem Haupt saß.


„Seid gegrüßt, Brüder!” sagte der Reiter zu den beiden.


„Seid gegrüßt, Archein Recht-Fuß-Fels,” antworteten sie, und dann fügte Frischblattroller hinzu: „Und was tut Ihr an diesem schönen Tag, Herr?”


„Komme einfach nicht zur Ruhe", seufzte der Archein majestätisch. „Eine meiner Arbeiterinnen hat Zwillinge geboren. Zwillinge! Glücklicherweise gibt es in der Stadt einen guten Händler dafür, und sie hat nicht allzu viel Ärger gemacht. Und dann ist da noch so ein Narr von einem Kaiserlichen von Lord Vanechs Bauausschuss, den ich in Gideon treffen soll. Bestimmt will der erst noch die volle Besichtigungstour, bevor er die Schatzkammer für mich öffnet. So viel Umstände.”


Flammenzieher und Frischblattroller drückten ihr Mitgefühl aus, und dann, als Archein Recht-Fuß-Fels davonritt, suchten sie nach ihrem Gefangenen.


Doch zu ihrem Unglück, und da die Schwerkraft in Schwarzmarsch genauso wirkt wie auch sonst überall in Tamriel, war ihre Geisel, Decumus Scotti, von der Stelle, an der sie ihn zurückgelassen hatten, weiter hinabgerollt und ertrank in diesem Augenblick im Fluss Onkobra.



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