Da hier im Forum nur ein Thread zum Album The Slip existiert, stelle ich jetzt den Thread zum Künstler insgesamt:
Nine Inch Nails wurde 1988 von Trent Reznor in Cleveland, Ohio gegründet, der eigentlich Konzertpianist werden wollte und sollte, von diversen Rockbands wie z.B. Killing Joke jedoch maßgeblich beeinflusst wurde; Er erkannte, dass er sich durch die Erweiterung seines musikalischen Horizonts viel facettenreicher ausdrücken konnte.
Der Name hat keine wirkliche Bedeutung, so Reznor, er klinge irgendwie furchteinflößend und sähe abgekürzt einfach großartig aus (NIN).
Trent Reznor ist das einzige feste Mitglied, sodass man NIN eher als Musikprojekt ansehen sollte. Lediglich live wird er von einer Band, deren Mitglieder ständig variierten, begleitet; Derzeit (Stand 2009) sind es neben Reznor noch Robin Finck (Gitarre), Justin Meldal-Johnson (Bass) und Ilan Rubin (Schlagzeug).
Welches Genre ist durch NIN also vertreten? Das ist extrem schwierig zu sagen. Generell könnte man die Musik im Bereich Rock einordnen, aber das wäre eine viel zu knappe Beschreibung, um der Musik gerecht zu werden. Ich werde deshalb auf jedes Album einzeln eingehen, anstatt NIN allgemein einem bestimmten Genre zuzuordnen.
Es hat auch keinen Sinn, Reznors Werdegang eine eigene Kategorie zu widmen, denn dafür gibt er zu wenig über sich preis und außerdem: Wen interessiert es, wo er derzeit wohnt?
Ich werde hier nur auf die offiziellen NIN-Veröffentlichungen eingehen, Singles und Remix-Alben werde ich ebenso ignorieren wie Fan-Releases, das gehört in eine andere Kategorie.
Eine kleine Anmerkung noch: Sämtliche Releases sind als Halos durchnummeriert. Veröffentlichung 1 war beispielsweise die Single Down In It und wurde entsprechend mit Halo 1 betitelt.
Dann mal los... Das wird jetzt etwas ausführlicher.
Halo 2: Pretty Hate Machine (1989)
Das erste Album klingt noch richtig nach 80er. Typische Synthiesounds und Schlagzeugklänge begleiten den zugegebenermaßen aggressiven Gesang von Trent Reznor und die sägenden Gitarren. In seinem Stil ist dieses Album zwar genial, aber der Stil sagt heutzutage wohl nur noch wenigen zu. Es klingt zu alt, ein letztes Aufflackern der 80er. Diese Songs sollte sich aber jeder mal anhören:
Head Like a Hole, Terrible Lie, Something I Can Never Have
Halo 5: Broken EP (1992)
Ganz anders. Broken klingt viel moderner und brachialer. Die Beats klingen teilweise sehr maschinell, generell wird hier viel mehr mit der Technik experimentiert. Mit sechs Titeln wirkt die EP zuerst recht mager, es gibt jedoch zwei versteckte Songs, Physical (You're So) und Suck.
Beispiele: Wish (Achtung, ziemlich krank), Gave Up, Happiness in Slavery (Dieses Video ist mir zu brutal, wer mag, kann es selbst suchen, aber ich werde es nicht hier verlinken, da es gegen die Forenregeln verstößt)
Halo 8: The Downward Spiral (1994)
Definitiv mein Lieblingsalbum von NIN. Die Bezeichnung Industrial Rock passt hundertprozentig auf dieses Album. Maschinelle Rhythmen, aggressive Gitarren und Gesang.
Wer bisher glaubte, NIN sei primitiv, wird mit diesem Konzeptalbum (Das Album erzählt eine Geschichte und sollte deshalb als Ganzes gesehen werden) eines Besseren belehrt: Hier wird die Geschichte einer Person erzählt, die alles um sich herum infrage stellt, Kontrolle sowohl sexuell als auch mit Gewalt auszuüben versucht und immer tiefer in die Abwärtsspirale gerät.
Das Album beginnt mit Mr. Self Destruct, welches wie ein Intro fungiert. Der Hörer wird thematisch auf das Album eingestimmt ("I am the voice inside your head/and I control you (...) mr. self destruct"), dann beginnt das Album eigentlich erst richtig mit Piggy, einem eher ruhigen Song, der von Verlassenwerden von einer für den Erzähler wichtigen Person handelt. Es folgt Heresy, das nietzscheanisch die Existenz eines Gottes infrage stellt ("God is dead and no-one cares"). Es folgt das erste Highlight des Albums: March of the Pigs, ein schneller, chaotischer Song, der eine Gesellschaft, die sich an der Zerstörung weidet, kritisiert und ihr eben diese Zerstörung an den Hals wünscht ("I want to break it up/I want to smash it up/I want to **** it up/I want to watch it come down").
Für Aufsehen sorgte Closer mit seinem skandalösen Refrain "I wanna f**k you like an animal", der beim Publikum gut ankam und häufig in Bars und Clubs gespielt wurde. Thematisch geht es um die Ausübung von Kontrolle durch die Sexualität; Die Klaviernoten am Ende stehen für die Abwärtsspirale und kommen im Laufe des Albums noch einmal vor.
Meiner Meinung nach das absolute Highlight des Albums: Ruiner, das Religion und Gesellschaft kritisiert und die heile Welt zu zerstören versucht. Maschinenrhythmen, ein eingängiger Refrain und ein psychedelisches, für NIN eher untypisches Gitarrensolo machen diesen Song meiner Meinung nach zum besten auf dem Album.
Es geht weiter mit The Becoming, in dem der Erzähler langsam zur gefühllosen Maschine wird, unterlegt von qualvollen Schreien. Sein Widerstand erweist sich als aussichtslos ("It won't give up, it wants me dead/And God damn this noise inside my head", die Stimme wird dabei immer künstlicher). Der Erzähler wehrt sich weiter in I Do Not Want This, verzweifelt in seiner Lage zunehmend ("Dont you tell me how I feel, you don't know just how I feel"). In Big Man With a Gun entlädt sich seine Wut in Gewalt und er versucht, wieder Kontrolle über jemanden zu erlangen. Der Song geht aprubt in das ruhige, melancholische Instrumentalstück A Warm Place über, in dem der Erzähler sich seiner selbst bewusst wird und erkennt, dass sein Tod die einzige Lösung ist, was er in Eraser verarbeitet ("Erase me!"). Im eklig klingenden Reptile wird es noch einmal sexuell ("She spreads herself wide open to let the insects in"), dann folgt The Downward Spiral, in dem er schließlich den finalen Schritt geht und sich umbringt. ("He couldn't believe how easy it was/He put the gun into his face/Bang/So much blood for such a tiny little hole") Die Maschine in ihm lebt jedoch weiter (Hinweis darauf gibt die Tatsache, dass er von sich selbst in der dritten Person spricht). Die berühmte Ballade Hurt ist quasi ein Rückblick ("You could have it all/My empire of dirt/I will let you down/I will make you hurt (...) If I could start again/A million miles away/I would keep myself/I would find a way") und vermittelt durch seinen schiefen Klang das Gefühl, dass ganz und gar nichts in Ordnung ist.
Von Kritikern wurde The Downward Spiral als das reifste NIN-Werk bezeichnet.
Halo 14: The Fragile (1999)
Auf jeden einzelnen Song dieses Doppel-CD-Albums einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen.
Wirkte The Downward Spiral noch wie eine schmutzige Maschine, so klingt The Fragile wie ein Lebewesen: Hier wird viel mit Klavieren und Synthesizern experimentiert, es sind viele ruhige Stücke vertreten, die sich mit rockigen Nummern abwechseln. Generell ist das Niveau sehr hoch, fast so hoch wie TDS. Obwohl The Fragile ein Konzeptalbum ist, kann ich dazu nicht viel sagen, da ich mich noch nicht genug damit beschätigt habe; Ich kann aber durchaus behaupten, dass hier viele Meisterstücke zu finden sind:
The Frail & The Wretched, We're in This Together, The Fragile, Just Like You Imagined, The Great Below, The Mark Has Been Made, Starf***ers, Inc.
Halo 17 DE: Still
Diese EP war in der Deluxe Edition des Livealbums And All that Could Have Been enthalten. Sie enthält neben einigen ruhigen Versionen von bis dato alten Liedern auch neue Tracks, darunter die wohl beste Ballade, die jemals unter NIN veröffentlicht wurde: And All That Could Have Been.
Halo 19: With Teeth (2005)
Lange war es still geblieben um NIN. The Fragile hatte manche Fans aufgrund der zu hohen Komplexität verschreckt.
With Teeth war jedoch ein Stilbruch. Vorbei war es mit den Innovationen, hier wandte man sich dem Alternative Rock zu. Für sich und seinen Stil ist das Album gut, doch als NIN-Release wirkt es neben den früheren Werken deplatziert, da Trent Reznor hier nur noch haarscharf am absoluten Kommerz vorbeischrammt. Thematisch verarbeitet er hier seinen Entzug von Alkohol und Drogen, denen er zu Zeiten von The Fragile im Übermaß gefrönt hatte.
Meiner Meinung nach definitiv nicht das beste Album - Qualitativ gibt es aber nichts zu beanstanden. Der einzige Song, der mich wirklich überzeugen konnte, war jedoch Right Where It Belongs (der Link führt zur ruhigeren Version 2).
Weitere Songs:
Every Day Is Exactly the Same, Only
Halo 24: Year Zero
Definitiv das interessanteste NIN-Album, nicht nur in musikalischer Hinsicht.
Es fing an mit diesem mysteriösen Trailer.
Auf Tourshirts kurz vor dem Release von Year Zero waren in den Buchstaben der Tourdaten geheime Botschaften versteckt, die zu rätselhaften Internetseiten führen. Auf Konzerten wurden in den Toilettenräumen absichtlich Datenträger mit Songs und versteckten Hinweisen zurückgelassen. Die Informationsschnipsel fügen sich zu einem düsteren Bild der Zukunft zusammen: Die Handlung des Konzeptalbums spielt im Jahre 2022, wo ein totalitärer Überwachungsstaat den Menschen gefügig machende Drogen ins Trinkwasser mischt, ein mysteriöses Virus namens "Red Horse Vector" zu immer mehr Toten führt und die Untergrundorganisation Open Source Resistance sich mit Graffitis der Zensur widersetzt.
Die Jagd im Internet ist eine geschickte Form von viralem Marketing, auf das sich Trent Reznor meisterlich versteht. Er ging sogar so weit, die CD mit einer Thermobeschichtung zu versehen, die, nachdem sie im Player warm geworden ist, einen weiteren Zahlencode offenbart, der zu einer neuen Internetseite führt. Auch im Booklet ist der ein oder andere Hinweis versteckt. Selbst in den Songs befinden sich Hinweise.
Diese sind besonders raffiniert geschrieben: Jeder Text passt sowohl auf eine Figur oder Situation in der Year-Zero-Welt als auch auf eine aus unserer heutigen Zeit.
Kein NIN-Album klang bisher so elektronisch wie Year Zero. Trent Reznor experimentiert hier mit viel Computerlärm und synthetischen Beats. So, wie ich TDS mit einer Maschine und The Fragile mit einem Lebewesen vergleichen würde, vergleiche ich Year Zero mit einem verbuggten Computer: Voller künstlerischer Störgeräusche. Dieser verzerrte Stil ist auch im Booklet zu erkennen.
Songbeispiele:
Survivalism, Capital G, The Great Destroyer, In This Twilight
Dieses Album lebt vor allem auch von seinen Remixes, die von Fans erstellt werden können (remix.nin.com).
Beispiele: Me, I'm Not (Original) - Me, I'm Not (Falling On Deaf Ears), The Warning (Original) - The Warning (Lights In the Darkness)
Halo 26: Ghosts I - IV
Vorbei war nun die Plattenlabel-Ära - Hier geht Reznor erstmals eigene Wege, was ihm künstlerisch ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Ghosts ist ein reines Instrumentalalbum mit insgesamt 36 Songs, die Limited Ultra "Was weiß ich noch alles" Edition, die weltweit auf 2500 Stück limitiert ist und innerhalb eines Tages ausverkauft war, enthält zwei zusätzliche Songs im Rohformat zum selber zusammenbasteln.
Ghosts I, die ersten 9 Songs, wurden auf der Website kostenlos zum Download angeboten.
Stilistisch lässt sich dieses Album nicht einordnen - Jeder Song ist eine andere, irre Idee mit ihren Eigenheiten. Hier wurden viele verschiedene Instrumente verwendet - Neben E-Gitarren und Schlagzeugen auch akustische Gitarren, Mülltonnen, Atemmasken, Xylophone... Es ist unglaublich. Trent Reznors großes Talent am Klavier wird hier besonders deutlich.
Beim Ghosts Film Festival forderte Reznor die Fans auf Youtube persönlich auf, sich durch die Musik inspirieren zu lassen und eigene Musikvideos einzustellen.
Beispiele:
2 Ghosts I, 4 Ghosts I, 6 Ghosts I, 7 Ghosts I, 9 Ghosts I, 14 Ghosts II, 16 Ghosts II, 20 Ghosts III, 26 Ghosts III, 34 Ghosts IV, 36 Ghosts IV
Halo 27: The Slip
"This one's on me", sagte Trent Reznor, als er dieses Album vollkommen kostenlos zum Download bereitstellte (das Album erschien jedoch auch auf 250000 Stück limitiert als Digipak mit CD, DVD und Booklet). Stilistisch ist man hier sehr rockig, auf eine entspannte Weise. Die Songs eignen sich gleichermaßen zum Träumen als auch zum austoben. Obwohl ich dieses Album im Alternative Rock einordnen würde, ist es mit With Teeth nicht zu vergleichen; The Slip gefällt mir trotz des Stilbruchs deutlich besser. Und wie master-of-games schon sagte: "Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es nicht".
Beispiele:
1,000,000, Echoplex, Head Down
Anfang 2009 gab Trent Reznor bekannt, dass er Nine Inch Nails "für eine Weile von der Bildfläche verschwinden lassen" wolle.
Auf NIN kam ich durch The Perfect Drug, im Laufe des zweiten Halbjahres 2008 kaufte ich mir ein Album nach dem anderen und wurde immer mehr zum Fan.
Schade, dass ich die Abschiedstour nicht sehen kann, aber dafür entschädigen mich die Live-DVDs (von denen eine sogar kostenlos von Fans vertrieben wird).
Der Name hat keine wirkliche Bedeutung, so Reznor, er klinge irgendwie furchteinflößend und sähe abgekürzt einfach großartig aus (NIN).
Trent Reznor ist das einzige feste Mitglied, sodass man NIN eher als Musikprojekt ansehen sollte. Lediglich live wird er von einer Band, deren Mitglieder ständig variierten, begleitet; Derzeit (Stand 2009) sind es neben Reznor noch Robin Finck (Gitarre), Justin Meldal-Johnson (Bass) und Ilan Rubin (Schlagzeug).
Welches Genre ist durch NIN also vertreten? Das ist extrem schwierig zu sagen. Generell könnte man die Musik im Bereich Rock einordnen, aber das wäre eine viel zu knappe Beschreibung, um der Musik gerecht zu werden. Ich werde deshalb auf jedes Album einzeln eingehen, anstatt NIN allgemein einem bestimmten Genre zuzuordnen.
Es hat auch keinen Sinn, Reznors Werdegang eine eigene Kategorie zu widmen, denn dafür gibt er zu wenig über sich preis und außerdem: Wen interessiert es, wo er derzeit wohnt?
Ich werde hier nur auf die offiziellen NIN-Veröffentlichungen eingehen, Singles und Remix-Alben werde ich ebenso ignorieren wie Fan-Releases, das gehört in eine andere Kategorie.
Eine kleine Anmerkung noch: Sämtliche Releases sind als Halos durchnummeriert. Veröffentlichung 1 war beispielsweise die Single Down In It und wurde entsprechend mit Halo 1 betitelt.
Dann mal los... Das wird jetzt etwas ausführlicher.
Halo 2: Pretty Hate Machine (1989)
Das erste Album klingt noch richtig nach 80er. Typische Synthiesounds und Schlagzeugklänge begleiten den zugegebenermaßen aggressiven Gesang von Trent Reznor und die sägenden Gitarren. In seinem Stil ist dieses Album zwar genial, aber der Stil sagt heutzutage wohl nur noch wenigen zu. Es klingt zu alt, ein letztes Aufflackern der 80er. Diese Songs sollte sich aber jeder mal anhören:
Head Like a Hole, Terrible Lie, Something I Can Never Have
Halo 5: Broken EP (1992)
Ganz anders. Broken klingt viel moderner und brachialer. Die Beats klingen teilweise sehr maschinell, generell wird hier viel mehr mit der Technik experimentiert. Mit sechs Titeln wirkt die EP zuerst recht mager, es gibt jedoch zwei versteckte Songs, Physical (You're So) und Suck.
Beispiele: Wish (Achtung, ziemlich krank), Gave Up, Happiness in Slavery (Dieses Video ist mir zu brutal, wer mag, kann es selbst suchen, aber ich werde es nicht hier verlinken, da es gegen die Forenregeln verstößt)
Halo 8: The Downward Spiral (1994)
Definitiv mein Lieblingsalbum von NIN. Die Bezeichnung Industrial Rock passt hundertprozentig auf dieses Album. Maschinelle Rhythmen, aggressive Gitarren und Gesang.
Wer bisher glaubte, NIN sei primitiv, wird mit diesem Konzeptalbum (Das Album erzählt eine Geschichte und sollte deshalb als Ganzes gesehen werden) eines Besseren belehrt: Hier wird die Geschichte einer Person erzählt, die alles um sich herum infrage stellt, Kontrolle sowohl sexuell als auch mit Gewalt auszuüben versucht und immer tiefer in die Abwärtsspirale gerät.
Das Album beginnt mit Mr. Self Destruct, welches wie ein Intro fungiert. Der Hörer wird thematisch auf das Album eingestimmt ("I am the voice inside your head/and I control you (...) mr. self destruct"), dann beginnt das Album eigentlich erst richtig mit Piggy, einem eher ruhigen Song, der von Verlassenwerden von einer für den Erzähler wichtigen Person handelt. Es folgt Heresy, das nietzscheanisch die Existenz eines Gottes infrage stellt ("God is dead and no-one cares"). Es folgt das erste Highlight des Albums: March of the Pigs, ein schneller, chaotischer Song, der eine Gesellschaft, die sich an der Zerstörung weidet, kritisiert und ihr eben diese Zerstörung an den Hals wünscht ("I want to break it up/I want to smash it up/I want to **** it up/I want to watch it come down").
Für Aufsehen sorgte Closer mit seinem skandalösen Refrain "I wanna f**k you like an animal", der beim Publikum gut ankam und häufig in Bars und Clubs gespielt wurde. Thematisch geht es um die Ausübung von Kontrolle durch die Sexualität; Die Klaviernoten am Ende stehen für die Abwärtsspirale und kommen im Laufe des Albums noch einmal vor.
Meiner Meinung nach das absolute Highlight des Albums: Ruiner, das Religion und Gesellschaft kritisiert und die heile Welt zu zerstören versucht. Maschinenrhythmen, ein eingängiger Refrain und ein psychedelisches, für NIN eher untypisches Gitarrensolo machen diesen Song meiner Meinung nach zum besten auf dem Album.
Es geht weiter mit The Becoming, in dem der Erzähler langsam zur gefühllosen Maschine wird, unterlegt von qualvollen Schreien. Sein Widerstand erweist sich als aussichtslos ("It won't give up, it wants me dead/And God damn this noise inside my head", die Stimme wird dabei immer künstlicher). Der Erzähler wehrt sich weiter in I Do Not Want This, verzweifelt in seiner Lage zunehmend ("Dont you tell me how I feel, you don't know just how I feel"). In Big Man With a Gun entlädt sich seine Wut in Gewalt und er versucht, wieder Kontrolle über jemanden zu erlangen. Der Song geht aprubt in das ruhige, melancholische Instrumentalstück A Warm Place über, in dem der Erzähler sich seiner selbst bewusst wird und erkennt, dass sein Tod die einzige Lösung ist, was er in Eraser verarbeitet ("Erase me!"). Im eklig klingenden Reptile wird es noch einmal sexuell ("She spreads herself wide open to let the insects in"), dann folgt The Downward Spiral, in dem er schließlich den finalen Schritt geht und sich umbringt. ("He couldn't believe how easy it was/He put the gun into his face/Bang/So much blood for such a tiny little hole") Die Maschine in ihm lebt jedoch weiter (Hinweis darauf gibt die Tatsache, dass er von sich selbst in der dritten Person spricht). Die berühmte Ballade Hurt ist quasi ein Rückblick ("You could have it all/My empire of dirt/I will let you down/I will make you hurt (...) If I could start again/A million miles away/I would keep myself/I would find a way") und vermittelt durch seinen schiefen Klang das Gefühl, dass ganz und gar nichts in Ordnung ist.
Von Kritikern wurde The Downward Spiral als das reifste NIN-Werk bezeichnet.
Halo 14: The Fragile (1999)
Auf jeden einzelnen Song dieses Doppel-CD-Albums einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen.
Wirkte The Downward Spiral noch wie eine schmutzige Maschine, so klingt The Fragile wie ein Lebewesen: Hier wird viel mit Klavieren und Synthesizern experimentiert, es sind viele ruhige Stücke vertreten, die sich mit rockigen Nummern abwechseln. Generell ist das Niveau sehr hoch, fast so hoch wie TDS. Obwohl The Fragile ein Konzeptalbum ist, kann ich dazu nicht viel sagen, da ich mich noch nicht genug damit beschätigt habe; Ich kann aber durchaus behaupten, dass hier viele Meisterstücke zu finden sind:
The Frail & The Wretched, We're in This Together, The Fragile, Just Like You Imagined, The Great Below, The Mark Has Been Made, Starf***ers, Inc.
Halo 17 DE: Still
Diese EP war in der Deluxe Edition des Livealbums And All that Could Have Been enthalten. Sie enthält neben einigen ruhigen Versionen von bis dato alten Liedern auch neue Tracks, darunter die wohl beste Ballade, die jemals unter NIN veröffentlicht wurde: And All That Could Have Been.
Halo 19: With Teeth (2005)
Lange war es still geblieben um NIN. The Fragile hatte manche Fans aufgrund der zu hohen Komplexität verschreckt.
With Teeth war jedoch ein Stilbruch. Vorbei war es mit den Innovationen, hier wandte man sich dem Alternative Rock zu. Für sich und seinen Stil ist das Album gut, doch als NIN-Release wirkt es neben den früheren Werken deplatziert, da Trent Reznor hier nur noch haarscharf am absoluten Kommerz vorbeischrammt. Thematisch verarbeitet er hier seinen Entzug von Alkohol und Drogen, denen er zu Zeiten von The Fragile im Übermaß gefrönt hatte.
Meiner Meinung nach definitiv nicht das beste Album - Qualitativ gibt es aber nichts zu beanstanden. Der einzige Song, der mich wirklich überzeugen konnte, war jedoch Right Where It Belongs (der Link führt zur ruhigeren Version 2).
Weitere Songs:
Every Day Is Exactly the Same, Only
Halo 24: Year Zero
Definitiv das interessanteste NIN-Album, nicht nur in musikalischer Hinsicht.
Es fing an mit diesem mysteriösen Trailer.
Auf Tourshirts kurz vor dem Release von Year Zero waren in den Buchstaben der Tourdaten geheime Botschaften versteckt, die zu rätselhaften Internetseiten führen. Auf Konzerten wurden in den Toilettenräumen absichtlich Datenträger mit Songs und versteckten Hinweisen zurückgelassen. Die Informationsschnipsel fügen sich zu einem düsteren Bild der Zukunft zusammen: Die Handlung des Konzeptalbums spielt im Jahre 2022, wo ein totalitärer Überwachungsstaat den Menschen gefügig machende Drogen ins Trinkwasser mischt, ein mysteriöses Virus namens "Red Horse Vector" zu immer mehr Toten führt und die Untergrundorganisation Open Source Resistance sich mit Graffitis der Zensur widersetzt.
Die Jagd im Internet ist eine geschickte Form von viralem Marketing, auf das sich Trent Reznor meisterlich versteht. Er ging sogar so weit, die CD mit einer Thermobeschichtung zu versehen, die, nachdem sie im Player warm geworden ist, einen weiteren Zahlencode offenbart, der zu einer neuen Internetseite führt. Auch im Booklet ist der ein oder andere Hinweis versteckt. Selbst in den Songs befinden sich Hinweise.
Diese sind besonders raffiniert geschrieben: Jeder Text passt sowohl auf eine Figur oder Situation in der Year-Zero-Welt als auch auf eine aus unserer heutigen Zeit.
Kein NIN-Album klang bisher so elektronisch wie Year Zero. Trent Reznor experimentiert hier mit viel Computerlärm und synthetischen Beats. So, wie ich TDS mit einer Maschine und The Fragile mit einem Lebewesen vergleichen würde, vergleiche ich Year Zero mit einem verbuggten Computer: Voller künstlerischer Störgeräusche. Dieser verzerrte Stil ist auch im Booklet zu erkennen.
Songbeispiele:
Survivalism, Capital G, The Great Destroyer, In This Twilight
Dieses Album lebt vor allem auch von seinen Remixes, die von Fans erstellt werden können (remix.nin.com).
Beispiele: Me, I'm Not (Original) - Me, I'm Not (Falling On Deaf Ears), The Warning (Original) - The Warning (Lights In the Darkness)
Halo 26: Ghosts I - IV
Vorbei war nun die Plattenlabel-Ära - Hier geht Reznor erstmals eigene Wege, was ihm künstlerisch ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Ghosts ist ein reines Instrumentalalbum mit insgesamt 36 Songs, die Limited Ultra "Was weiß ich noch alles" Edition, die weltweit auf 2500 Stück limitiert ist und innerhalb eines Tages ausverkauft war, enthält zwei zusätzliche Songs im Rohformat zum selber zusammenbasteln.
Ghosts I, die ersten 9 Songs, wurden auf der Website kostenlos zum Download angeboten.
Stilistisch lässt sich dieses Album nicht einordnen - Jeder Song ist eine andere, irre Idee mit ihren Eigenheiten. Hier wurden viele verschiedene Instrumente verwendet - Neben E-Gitarren und Schlagzeugen auch akustische Gitarren, Mülltonnen, Atemmasken, Xylophone... Es ist unglaublich. Trent Reznors großes Talent am Klavier wird hier besonders deutlich.
Beim Ghosts Film Festival forderte Reznor die Fans auf Youtube persönlich auf, sich durch die Musik inspirieren zu lassen und eigene Musikvideos einzustellen.
Beispiele:
2 Ghosts I, 4 Ghosts I, 6 Ghosts I, 7 Ghosts I, 9 Ghosts I, 14 Ghosts II, 16 Ghosts II, 20 Ghosts III, 26 Ghosts III, 34 Ghosts IV, 36 Ghosts IV
Halo 27: The Slip
"This one's on me", sagte Trent Reznor, als er dieses Album vollkommen kostenlos zum Download bereitstellte (das Album erschien jedoch auch auf 250000 Stück limitiert als Digipak mit CD, DVD und Booklet). Stilistisch ist man hier sehr rockig, auf eine entspannte Weise. Die Songs eignen sich gleichermaßen zum Träumen als auch zum austoben. Obwohl ich dieses Album im Alternative Rock einordnen würde, ist es mit With Teeth nicht zu vergleichen; The Slip gefällt mir trotz des Stilbruchs deutlich besser. Und wie master-of-games schon sagte: "Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es nicht".
Beispiele:
1,000,000, Echoplex, Head Down
Anfang 2009 gab Trent Reznor bekannt, dass er Nine Inch Nails "für eine Weile von der Bildfläche verschwinden lassen" wolle.
Auf NIN kam ich durch The Perfect Drug, im Laufe des zweiten Halbjahres 2008 kaufte ich mir ein Album nach dem anderen und wurde immer mehr zum Fan.
Schade, dass ich die Abschiedstour nicht sehen kann, aber dafür entschädigen mich die Live-DVDs (von denen eine sogar kostenlos von Fans vertrieben wird).
Zuletzt bearbeitet: