Online:Glyndallagans Geständnis

Aus Tamriel-Almanach
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Diese Seite enthält den Text von Glyndallagans Geständnis aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Glyndallagans Geständnis

Mein Name ist Glyndallagan und dies ist mein Geständnis.

Ich sollte ganz am Anfang beginnen – falls es einen solchen überhaupt gibt. Ich kam als Magier mit bescheidenen Mitteln in die Stadt. Nichts außer Löcher in meinen Taschen und ein klappernder Wagen voller Tand. Ich schätze, Ihr könntet mich als Bauernfänger bezeichnen. Mein Spiel war einfach: wohlhabende, aber einfältige Kunden herbeilocken und eine Wette abschließen. „Ich wette mit Euch …“, so fing ich an, „Ich wette mit Euch, ich kann was auch immer Ihr in Eurer Tasche habt in einen Apfel verwandeln.“ Natürlich waren es nicht immer Äpfel. Es könnte auch ein Fingerhut, ein Knopf oder ein alter Schuh sein. Es war unausweichlich: Irgendwann bissen sie immer an und wagten die Wette. Ich würde einen einfachen Translokationszauber wirken, ihren Gegenstand in meinen Wagen bringen und ihn durch irgendwelchen Müll ersetzen, den ich am Tag zuvor ergattert hatte. Im Vergleich zu einer wirklichen Transmutation ist ein solcher Transfer das reinste Kinderspiel. Und so gewann ich auf zweierlei Weise: Ich erhielt, was auch immer sie gerade mit sich herumtrugen und auch noch den Gewinn aus der Wette. Davon konnte ich eine Weile ganz gut leben. Bis ich auf den Klappermann stieß.

Er war groß, eindeutig – und sehr, sehr dünn. Und als er herumging, machte seine Geldbörse ein nervtötendes Geklapper. Ein Klappern, als würden Knochen auf Knochen treffen. Ich musste ihn nicht herbeiwinken oder meine Nummer abziehen. Er griff einfach in seine Tasche und zog eine Handvoll verschiedenster Objekte heraus. Zähne, Knochensplitter, glühende Scherben … Seine Stille war beunruhigend und die Gegenstände waren so zufällig und makaber, dass ich meine Fassung kaum behalten konnte. Aber damals war ich gierig. Gierig und töricht.

Schließlich sprach er mit tiefer und kratzender Stimme: „Wollen wir eine Wette wagen?“

„Natürlich!“, entgegnete ich. „Acht Draken für acht Kinkerlitzchen!“

„Machen wir daraus fünfzig Draken, wenn Ihr Erfolg habt. Und falls Ihr versagt …“, antwortete er.

Eine Wette um fünfzig Draken! Ich brauchte einen Augenblick, um das zu erfassen. Ich hatte nie auch nur über die Folgen eines Versagens nachgedacht. „Nun, falls ich versage, dann schulde ich Euch wohl fünfzig Draken.“ Das schien ihm irgendwie zu missfallen. Er packte die Dinge zurück in seine Tasche und wandte sich ab, um zu gehen.

Und selbst heute noch schrecke ich aus dem Schlaf hoch und ringe angesichts der Schrecken dieses Augenblicks nach Luft. Ich habe ihn immer wieder vor Augen, immer und immer wieder. Hätte ich ihn nur ziehen lassen. Wenn ich doch nur von jemand anderem abgelenkt worden wäre oder ich einfach einmal früher zum Essen gegangen wäre, dann hätte ich das alles vielleicht abwenden können. Aber wie ich schon sagte, ich war gierig und töricht. Ich rief ihm über die Schulter, „Was wollt Ihr stattdessen, mein Herr?“

Er wandte sich mir sofort zu und grinste. Zumindest denke ich, dass es ein Grinsen war. Ich erinnere mich nicht an sein Gesicht, wisst Ihr? Niemand erinnert sich je an sein Gesicht. Er sprach mich flüsternd an: „Ich möchte nur Euer Wort, dass Ihr mir die Sachen zurückgebt, wenn Ihr fertig seid.“

Er durchschaute mein Spiel. Kein Straßenspieler würde einen Transmutationszauber für fünf Draken weben. Er wusste, dass ich die Dinge nur mit einem Translokationstrick in meinen Wagen bringen würde. Also warum die Sorge? Ich würde einfach in meinen Wagen greifen und ihm die Dinge zurückgeben, nachdem der Zauber gewirkt wurde. Ich hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend, aber ich nahm seine klamme, bleiche Hand und stimmte zu. „Ihr habt mein Wort“, sagte ich. Und mit diesen vier Worten war mein Schicksal besiegelt.

Ich wirkte den Translokationszauber wie üblich. Es gab einen wunderbaren Lichtblitz und einen Schwall an buntem Rauch. Alles wie nach Plan. Und genau wie von mir erwartet, hatte sich seine Handvoll gruseligem Kleinkram in eine Handvoll Knöpfe, verbogenem Silberbesteck und Schuhlederfetzen „verwandelt“.

„Ausgezeichnet“, raspelte er. „Wenn ich nun meine Dinge zurückhaben könnte, könnten wir unsere Wette abschließen.“

Ich war beschwingt. Fünfzig Draken! Fünfzig Draken für einen kleinen Trick. Ich tanzte innerlich regelrecht, als ich meinen Wagen öffnete. Aber etwas lief schief. Alle meine Dinge waren verschwunden. Alles. Ich suchte überall – in meinen Taschen, im Wagen, auf der Straße darunter. Nichts. „Scheinbar habt Ihr versagt“, stellte er fest.

Und so begann mein niemals endender Dienst für den Klappermann. Ich werde für den Rest meiner Tage nach seinen verschwundenen Dingen suchen.

Mein Leben ist ein Fluch. Meine Nächte sind gefüllt mit schlimmen Träumen, meine Tage mit mich wachhaltenden Schrecken. Meine Knochen ziehen und ächzen. Mein Haar wird jeden Tag dünner und bleicher. Alles für eine Handvoll Knochensplitter und Zähne.

Also fasse ich mich für Euch kurz, werter Leser. Bringt mir Eure angsteinflößenden Kinkerlitzchen – Eure Knochensplitter und blutigen Krallen. Bringt sie in meine Trophäenkammern und ich gebe Euch Schätze jenseits Eurer Vorstellungskraft. Belastet Euch nicht mit Gedanken über den Ursprung dieser Schätze. Ich musste sehr … einfallsreich werden. Skrupel sind ein Luxus, den sich die Verfluchten nicht leisten können. Nein, einzig die Kinkerlitzchen zählen.

Vielleicht finde ich eines Tages alle Kinkerlitzchen des Klappermanns. Und an diesem Tag werde ich mich selbst töten und diese verfluchte Welt hinter mir lassen.