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Ein Übermaß an Dieben

Ein Übermaß an Dieben
Zum Text
Autor Aniis Noru
Art Buch
Genre Kurzgeschichte

Ein Übermaß an Dieben (engl. Surfeit of Thieves) ist eine düstere Kurzgeschichte der Schriftstellerin Aniis Noru, die das Schicksal zweier Diebe beschreibt, die auf der Suche nach Reichtümern ein verborgenes Schloss betreten und dort eine tödliche Begegnung mit einem Orden voller maskierter Gestalten erleben. Die Geschichte spielt mit Identität, Illusion und Umkehrung und kulminiert in einem albtraumhaften Ende.

Inhaltsangabe

Die Diebe Heriah und Indyk beobachten eine nächtliche Karawane, die ein verborgenes Schloss in den Hügeln erreicht. Während Heriah die Ruine infiltriert, gibt sich Indyk als Reisender aus, um sich Zutritt zu verschaffen. Die beiden hoffen auf einen lohnenden Raubzug. Heriah entdeckt eine vergessene Waffenkammer voller Reichtümer und wird dort von einem Mönch des Ordens von Sankt Eadnua überrascht, der sie für eine eingeladene Adlige hält. Um ihre Tarnung zu wahren, spielt sie die Rolle mit und wird in ein seltsames, beinahe kultisches Fest aufgenommen.

Im Festsaal des Ordens herrscht eine gespenstische Stimmung. Alle Anwesenden tragen identische Kutten und nennen sich bei rückwärts ausgesprochenen Namen. Inmitten dieser Verwirrung erkennt Heriah Hinweise auf ihren Gefährten, bis sie schließlich feststellen muss, dass Indyk nicht nur enttarnt, sondern bereits tot ist. In der letzten Szene, während die Sanduhr abläuft, wird die wahre Natur des Ordens enthüllt: Die Gäste sind keine gewöhnlichen Menschen, sondern Kreaturen vampirischer Natur. Heriah stirbt, als sie die Umkehrung ihres falschen Namens „Tressed“, zu spät, begreift.

Analyse

Ein Übermaß an Dieben spielt mit den Mitteln von Maskerade, Spiegelung und Täuschung, um grundlegende Fragen nach Identität, Verstellung und Schicksal aufzuwerfen. Die Autorin Aniis Noru, nutzt eine klassische Räubergeschichte als Vehikel für eine Kurzgeschichte über das Versagen der Wahrnehmung.

Die rückwärts gesprochenen Namen und die Sanduhr im Zentrum der Festtafel symbolisieren nicht nur die Umkehrung von Ordnung, sondern auch das unausweichliche Fortschreiten der Zeit, in der jede Maske fallen muss. Heriah wird nicht von äußeren Feinden getäuscht, sondern von ihrer eigenen Gier und der Vorstellung, jede Situation kontrollieren zu können. Die Begegnung mit dem Orden entlarvt diese Hybris. Der Leser bleibt bis zum Ende im Unklaren, was genau der „Orden von Sankt Eadnua“ ist, doch die Andeutung vampirischer Natur, verbunden mit der kultischen Struktur und der Bezugnahme auf Pest und Isolation, legt nahe, dass es sich um eine abgeschlossene, verderbte Welt handelt, in der Eindringlinge nur Nahrung sind.

Die Geschichte liest sich wie eine Allegorie auf das moralische Scheitern jener, die glauben, Strukturen durchschauen und manipulieren zu können, ohne selbst vereinnahmt zu werden. Die elegante, fast lakonische Sprache verstärkt das Grauen durch Zurückhaltung.