| Audienzen bei den Langhauskaisern Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Audienzen bei den Langhauskaisern (engl. Audiences with the Longhouse Emperors) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Aus den Memoiren von Sentanus Marillin, Gehilfe des Ältestenrates
Als ich zum ersten Mal vor den Langhauskaisern stand, war ich ein junger Mann, ein angehender Gehilfe des kaiserlichen Ältestenrats. Das war, kurz nachdem Durcorach der Schwarzdrache den Thron bestiegen hatte. Dies war eine unsichere Zeit; man versuchte, die kaiserlichen Methoden und Traditionen mit der Realität einer Herrschaft durch die erbarmungslosen und wilden Reikmannen unter einen Hut zu bringen. Ich weiß noch, wie ich hinter dem Ratsherrn stand, dem ich diente; ich versuchte nach Kräften, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr meine Hände zitterten, als ich Feder, Tinte und Pergament für die täglichen Erlasse des Kaisers vorbereitete. So verängstigt ich auch war – kannte ich doch all die Geschichten darüber, wie der Schwarzdrache unser Kaiserreich erobert hatte – konnte ich nicht umhin zu bemerken, wie viel Mühe sich Kaiser Durcorach gab. Es war offensichtlich, dass er keinerlei formelle Erziehung genossen hatte und kaum etwas von der Kultur oder den Protokollen des kaiserlichen Hofs wusste, aber er wollte sich benehmen wie ein Kaiserlicher. Er verlangte, dass man ihn die angemessenen Prozeduren lehrte, und obgleich er eindeutig wenig Spaß hatte, ja er sogar frustriert war, ließ er während dieser Audienz nur einen einzigen Gehilfen hinrichten. Zufälligerweise war es genau diese Tat, die es mir ermöglichte, meine Lehrjahre vorzeitig zu beenden. Als Gehilfe wurde mir das Privileg, vor Durcorach zu stehen, nur einige Male gewährt. So sehr er sich auch bemühte, er wurde sein derbes und gewalttätiges Wesen nie wirklich los.
Ganz anders sah dies bei Moricar aus, dem Sohn und Nachfolger des Schwarzdrachen. Er verband die Charakteristiken des Reik mit denen von Cyrodiil, und er war ein starker und fähiger Anführer. Da er eine kaiserliche Erziehung genossen hatte, die seine Kindheit im Reik abmildern, aber nicht völlig ungeschehen machen konnte, war es Kaiser Moricar möglich, an den politischen Nuancen des kaiserlichen Hofs teilzunehmen, und dennoch die Wildheit und Rücksichtslosigkeit zu zeigen, die seinen Vater so gefürchtet gemacht hatte. Aber die Angst vor Moricar ging Hand in Hand mit einem widerwilligen Respekt. Er war mehr als ein Wilder, der Kaiser spielte. Er herrschte sowohl mit körperlichem Geschick als auch mit verschlagenem Verstand. Beides sah ich in Aktion, als ich seinen Thronsaal zum ersten Mal betrat. Er war in ein Streitgespräch mit seinem Mentor Abnur Tharn und Ratsherrn Lovidicus verstrickt; es ging darum, wie man die Provinz Hochfels am besten unter Kontrolle bringen könnte, nachdem Durcorach bei seinem Feldzug in dieser Gegend gefallen war. Er hörte sich an, wie Tharn und Lovidicus die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen erklärten. Dann überlegte er einige Augenblicke lang. Anschließend befahl er mir, einen Erlass vorzubereiten, in dem stand, dass das Dolchsturz-Bündnis als unabhängige und hoheitliche Nation gelten solle, und er befahl Tharn, den Frieden an der Westgrenze des Kaiserreichs auszuhandeln. „Wir können uns nicht leisten, noch mehr Leben zu vergeuden beim Versuch, diese störrische Region zu unterwerfen. Sie war der Treibsand meines Vaters. Ich werde nicht zulassen, dass sie auch der meine wird.“
Ich war ein deutlich älterer oberster Gehilfe, als Moricars Sohn Leovic ihm auf den Rubinthron folgte. Er war ebenfalls ein Schüler von Abnur Than, aber einer, der vollständig im Geiste des Kaiserreichs erzogen worden war. Er hatte das Reik vor Kurzem besucht, da er als Heranwachsender hauptsächlich den Überfluss und die Exzesse des Lebens im Mittelpunkt des Kaiserreichs gekannt hatte. Von allen Langhauskaisern war er der weltoffenste. Der kaiserlichste. Manchen erschien er schwach und übermäßig gebildet. Sogar verwöhnt. Aber er hatte denselben eisernen Kern, den auch sein Vater und Großvater gehabt hatten. Er verbarg ihn nur in einem samtenen Handschuh. Als ich ihn nach seiner Krönung das erste Mal sah, war das eine Offenbarung. Sein Hof fühlte sich mehr an wie die Höfe aus der Zeit vor den Langhauskaisern. Das Reik oder die Praktiken der Reikmannen wurden so gut wie gar nicht erwähnt. Zumindest nicht dieses erste Mal. Später erhielten meine Besuche vor dem Thron (die ich als oberster Gehilfe nun deutlich häufiger hatte) eine ganz neue Perspektive, als Leovic anfing, sein Erbe zu akzeptieren. Anfangs erschien mir dies als eine Art flüchtige Liebelei; die Reik-Fetische, der Befehl an die Küche, die Rezepte wiederzubeschaffen, die Durcorach und Moricar bevorzugt hatten. Doch dann nahm alles einen dunkleren Ton an, als Leovic Götzen und Schreine der Daedrafürsten um den Thronsaal herum errichten ließ. Er war definitiv besessen von einer Tradition und einer Kultur, mit der er keine wirkliche Erfahrung hatte. Und diese Obsession führte dann leider auch zu seinem Untergang.