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Online:Verlorene Geschichten des berühmten Forschers: Fragment VI

Verlorene Geschichten des berühmten Forschers: Fragment VI
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Diese Seite enthält den Text von Verlorene Geschichten des berühmten Forschers: Fragment VI (engl. Lost Tales of the Famed Explorer: Fragment VI) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Von Solis Aduro

Dann schritt der uralte Argonier auf Matius zu und kreischte etwas in einer gutturalen Sprache. Er war zwei Köpfe größer als der durchschnittliche Saxhleel, und er trug goldene Schuppen, bunte Federn in Rot und Lila und Grün sowie zwei große, gebogene Hörner. Über seinem Kopf war eine Maske aus Gold, die einen Vogel darstellte. Er war gewandet in eine gefiederte Robe und goldene Armreife, und wenn er seine Arme ausbreitete, sah es aus, als hätte er Flügel. Matius konnte kaum erkennen, wo die Kreatur aufhörte und der Schmuck anfing.

Er hatte auch keine Zeit, lang darüber zu sinnieren, denn der goldene Schrecken schlug mit bemalten Krallen nach ihm und brüllte einen Fluch, von dem Matius nur drei Wörter übersetzen konnte: Sonne, Feuer, Tod.

Matius taumelte zurück und schaffte es angesichts des Ansturms der Kreatur nicht, sein Schwert zu ziehen. Sie krallte verzweifelt nach dem gelben Juwel um seinen Hals. Matius fiel rücklings um und konnte gerade noch sein Schwert ziehen, als die Vogel-Echse sich kreischend auf ihn stürzte. Er stach mit einer Hand blind auf das Wesen ein, während er ihm die andere gegen die Kehle drückte im verzweifelten Versuch, den zerfetzenden Krallen zu entkommen. Immer und immer wieder schlug die Kreatur in Richtung des Amuletts, als wollte sie es ihm vom Hals schlagen.

Matius hörte, wie der Edelstein zerbrach. Gelber Staub verteilte sich in der Luft.

Da hielt der Argonier plötzlich inne, und Matius war erleichtert, dass er die Bestie endlich getötet hatte. Sein Arm war müde.

Plötzlich bewegte sich die Kreatur wieder mit atemberaubender Geschwindigkeit. Krallenbewehrte Hände schnellten nach vorn und griffen sein Gesicht. Er rechnete schon damit, jeden Augenblick sein Genick brechen zu hören, aber das Wesen hielt ihn nur fest in seinem stahlharten Griff. Die goldene Maske rutschte von einer Seite des Gesichts der Kreatur.

Jetzt sah er keinen Vogel mehr und auch keine Echse, sondern eine Schlange. Und er sah, dass die Schuppen nicht golden waren, sondern nur golden bemalt, und dass die Maske die Farbe abgekratzt hatte. Die Schuppen waren schwarz und weiß und fleckig, und sie fielen ab wie von einem toten Wesen. Die Augen der Kreatur waren leere Höhlen, aber der Staub füllte sie nach und nach, bis sie gelb waren.

Erfüllt von Angst oder Mut bohrte Matius einmal mehr sein Schwert in die Schlange. Gleichzeitig fiel die goldene Maske mit einem Scheppern zu Boden. Sie war innen mit Blut beschmiert, und Matius sah, wie das Gesicht der Schlange sich immer und immer wieder veränderte. Zwölf Mal veränderte es sich, bevor es wieder das einer Schlange war.

Er hatte vergessen, dass er die Kreatur töten wollte, vergessen, dass er um sein Leben kämpfen musste, er hatte sogar vergessen, warum er überhaupt nach Schwarzmarsch gekommen war. Matius' Welt war jetzt noch nur von Schrecken erfüllt.

Erst fiel er, und dann flog er. Seine Welt flog ihm in Windeseile entgegen, so voller Feuer und Ruhm und Wahnsinn. Dann fühlte er Wind unter seinen Flügeln, von denen er gar nichts gewusst hatte, und er schwebte empor. Er flog über Städte aus Gold und über Städte aus schwarzem Stein. Sie waren endlos, genau wie die Hist, in deren Umarmung sie lagen. Der Himmel brannte, und die Sonne war eine Grube. Noch immer flog er, denn zu mehr als sich von den Winden tragen zu lassen, fehlte ihm die Kraft.

Er kam zu einem gewaltigen Turm. Dieser war hoch und gigantisch, und viele Bäume wuschen aus seinen zahlreichen sumpfigen Ebenen, und Kreaturen lebten und starben, ohne je eine Welt außerhalb des Turms gekannt zu haben. Ganz oben stand der Baum, der Feuer blutete. Andere geflügelte Wesen, die aussehen wie Matius, umkreisten den Turm. Sie schrien Worte, die er verstand, aber nicht kannte. Er spürte eine große Traurigkeit, und der Turm fiel weg von ihm.

Er schaute nach oben und sah andere Welten und andere Türme. Sie waren Räder, die sich drehten und ineinander krachten, und ihre Speichen verhedderten sich und sie zerbrachen einander. Und er sah, dass seine Welt ebenfalls zerbrach, aber schnell wie eine Schlange war da ein Schatten, der heraneilte und die Wurzeln des Turms verschlang, damit sie nicht zerbrachen.

Und noch immer flog er. Dann waren da nur noch Feuer und Dunkelheit, und so viel Lärm, aber er war zu müde, um Angst zu spüren. Und so schlief Matius, und es trieb ihn hinweg in einer schwarze Sonne.