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Diese Seite enthält den Text von Der einfarbige Pinsel (engl. The Monochrome Paintbrush) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Altes Volksmärchen von Sommersend, Verfasser unbekannt
Übertragen von Reliktmeister Glenadir
Es war einmal eine enorm talentierte Künstlerin. Ihre Augen funkelten vor Welten, die noch nie jemand gesehen hatte, so grandios und farbenfroh, dass Sommersend dagegen erblasste. Sie versuchte, diese schillernden Szenen auf die Leinwand zu bannen, aber gewöhnliche Farben reichten dazu nicht aus. Wie sollte sie ihre Visionen nur Wirklichkeit werden lassen?
In dieser Stunde der Verzweiflung klopfte ein armer Händler an ihre Tür. Er war ein verlotterter alter Mann, der niemanden hatte als den Hund zu seinen Füßen.
„Möchtet Ihr vielleicht diesen Pinsel hier kaufen?“, fragte der arme Händler. „Ich sehe Eurem Haus an, dass Ihr eine Künstlerin seid. Mit diesem Pinsel könntet Ihr Euren Werken wahrlich Leben einhauchen.“
Das weckte die Neugier der Künstlerin, und sie bezahlte ein mageres Sümmchen für diesen Pinsel. Er war ziemlich groß und hatte eine weiße Spitze und einen ebenholzschwarzen Griff. Er sagte ihr, dass man den Pinsel den Einfarbigen Pinsel nenne, sie sich aber vom Namen nicht täuschen lassen solle. Und so zog der alte Händler mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen seiner Wege.
Die Künstlerin machte sich sofort an die Arbeit, und vor ihren Augen wurde das Unmögliche wahr. Was noch vor wenigen Augenblicken bloße Farbe gewesen war, war nun funkelnd und glänzend, mit bisher unbekannter Tiefe. Das war mehr als nur Farbe und Emotion; das war sogar mehr als alles andere, was sie bisher gesehen hatte. Endlich, endlich passten die Farben zu den Bildern, die sie so lange schon in ihrem Kopf hatte.
Aber während sie malte, passierte etwas Seltsames. Zuerst verschwand nach und nach die Farbe aus ihren Lippen, dann aus ihren Fingerspitzen, aus ihrer Nasenspitze. Ihre gerade noch goldgelben Haare wurden ein ausgewaschenes Weiß, ihre Kleidung verlor ihr Blau und Lila und war nur noch grau schattiert.
Sie bemerkte es nicht. Sie malte und malte und malte ohne Unterlass. Sie verlor sich in der Szene, die sie erschuf, und ihr Körper wurde Weiß und Schwarz und Grau. Ihre Augen wurden langsam schwer, die Stille zwischen ihren Herzschlägen wurde länger, und plötzlich brach sie zusammen.
Vor ihrer Leiche stand das schönste Gemälde von ganz Sommersend. Angeblich hängt es auch heute noch irgendwo, doch in Nirn ward es nie mehr gesehen.