| Keshu: Die Rituale des Erwachsenwerdens, Teil 2 Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Keshu: Die Rituale des Erwachsenwerdens, Teil 2 (engl. Keshu: The Rites of Maturity, Part 2) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Von Peek-Ereel, Freundin und Vertraute von Keshu Schwarzflosse
Nachdem wir die erste unserer drei schwierigen Prüfungen bestanden hatten, war es Zeit für das zweite Ritual des Erwachsenwerdens. Es war die „Prüfung der perfekten Schüssel“. Bei dieser Prüfung ging es sowohl um unser handwerkliches Geschick als auch um unsere Bescheidenheit und unser Selbstvertrauen. Das Ziel war nicht so sehr, die kunstfertigste und komplizierteste Schüssel herzustellen, die wir uns vorstellen konnten; vielmehr sollte gezeigt werden, dass einfach und zweckmäßig ebenfalls perfekt sein konnte.
Der Test bestand aus drei Teilen. Zuerst mussten wir die Komponenten sammeln, die wir zur Herstellung unserer Schüsseln brauchten. Dann mussten wir die versteckten Handwerkstische finden, die in gefährlichen Teilen des Sumpfes zu genau diesem Zweck aufgestellt worden waren. Abschließend galt es, unsere Schüsseln herzustellen und sie dem Raj-Nassa vorzulegen, und das bevor die Handwerkstische ihr Ende in der gefährlichen Umgebung fanden, in die man sie gestellt hatte.
Jedem von uns wurde ein bestimmtes Material genannt, aus dem seine Schüssel hergestellt werden sollte. So musste Tee-Wan sich beispielsweise den Panzer einer seltenen dreiklauigen Schlammkrabbe beschaffen, während ich die Schale einer Kronanuss brauchte und Xocin den perfekten Ast eines Drachenzungenbaums. Jede dieser drei Komponenten brachte seine ganz eigene Herausforderung mit sich, aber wir machten uns vor allem Sorgen um Keshu, als man ihr sagte, was ihre Hauptkomponente war. Sie musste ein Ei aus dem Nest eines Haj-Mota stehlen! Nicht genug, dass Haj-Motas ihre Nester hüteten wie ihren Augapfel, es war auch unglaublich schwierig, mit der empfindlichen Schale des Haj-Mota-Eis zu arbeiten. Es kam relativ häufig vor, dass die Eierschale zerbrach, sofern man nicht mit äußerster Sorgfalt und Vorsicht vorging.
Keshu, die jetzt „Schwarzflosse“ genannt wurde, nachdem sich die Geschichte ihres Erfolgs im ersten Ritual durch das Dorf verbreitet hatte, machte sich auf, ein Haj-Mota-Nest zu finden. Da sie in ihrer letzten Prüfung bereits einer der gewaltigen Kreaturen begegnet war, entschied sie sich, ihre Queste in diesem Bereich zu beginnen. Sie verbrachte den ganzen Tag damit, den Sumpf zu beobachten und das Kommen und Gehen des Haj-Mota zu analysieren. Bald wurde ihr klar, dass es sich bei der Kreatur um ein Weibchen handelte, dessen Nest irgendwo in der Nähe sein musste. Natürlich gibt es nur wenige Kreaturen, die so gefährlich sind wie ein Haj-Mota-Muttertier, das sein Nest verteidigt, und Keshu musste vorsichtig sein, um sowohl diesen Teil der Prüfung zu überleben als auch den gesamten Ritus zu bestehen.
Keshu wollte also ein Ei aus dem Nest stehlen, dabei aber weder die anderen Eier beschädigen noch den Haj-Mota verletzten. Sie war der Ansicht, dass man die Welt so wenig wie möglich verändern sollte, während man sich in ihr bewegte. Also machte sie sich erneut daran, den Haj-Mota abzulenken und ihn von seinem Nest wegzulocken. Sie hoffte, so an ein Ei zu kommen, ohne sich dem Zorn der Kreatur stellen zu müssen. Dieses Mal sammelte sie ein Bündel aus Orangengras und Sumpfwurzeln; dieser Kombination können nur wenige Haj-Mota widerstehen. Mit dem (zumindest für die Haj-Mota) berauschenden Aroma lockte sie die Kreatur weg von ihrem Nest. Dann band sie das Bündel an eine Wasserechse, die sie in Richtung des tieferen Sumpfs davontrieb. Der Haj-Mota folgte der Echse, und Keshu konnte zum Nest gelangen.
Im Nest lagen drei Eier. Keshu nahm sich weder das größte Ei noch das mit der dicksten Schale. Sie nahm das kleinste Ei, da dessen Schale glatt aussah und sie dachte, dass sie perfekt für die Schale geeignet wäre. Im Ei sah sie die Schüssel, die nur darauf wartete, gestaltet zu werden. Was sie jedoch nicht sah, bis es fast schon zu spät war, war der männliche Haj-Mota, der aus dem Sumpf in Richtung des Nests kam. Ihr blieb kaum die Zeit, sich davonzuschleichen, bevor das Tier das Nest erreichte und bemerkte, dass ein Ei fehlte. Sie hörte, wie es eine Mischung aus Wut und Trauer hinausbrüllte, als sie sich zum Handwerkstisch begab.
Keshus Handwerkstisch stand auf einer Holzplattform über einem gewaltigen Streifen tödlichen Treibsands. Sie musste ihre Schüssel fertigstellen, bevor der ganze Tisch im Sumpf versunken war. Sie arbeitete schnell und doch sorgfältig, und fachmännisch entfernte sie den obersten Teil des Eis, den sie als Grundlage für ihre Schüssel verwenden wollte. Sie reinigte ihn, polierte ihn und fügte die Reagenzien hinzu, die die Eischale stärkten, damit man die Schüssel als Gefäß oder Behälter einsetzen konnte. Sie wickelte ihr Werk ein und sprang von der Plattform; der Schlamm schwappte schon über die Oberfläche und fing an, den Tisch vollständig in den Sumpf zu ziehen.
Als der Raj-Nassa unsere Schüsseln eine nach der anderen begutachtete, wurden wir Zeuge überaus beeindruckender Handwerkskunst. Aber allen war klar, dass Keshu in dieser Jahreszeit weit vor allen anderen lag. Ihre Schüssel, gefertigt aus der einfachsten Haj-Mota-Schale, war elegant in ihrer Bescheidenheit und wunderschön in ihrer Reinheit. Sie musste dazu nur ihrer natürlichen Form treu sein, und Keshu hatte es auf meisterhafte Weise verstanden, diese natürliche Form glänzen zu lassen, als sie sie von einer brüchigen Schale in eine starke, unzerbrechliche Schüssel verwandelt hatte.