| Keshu: Die Rituale des Erwachsenwerdens, Teil 3 Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Keshu: Die Rituale des Erwachsenwerdens, Teil 3 (engl. Keshu: The Rites of Maturity, Part 3) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Von Peek-Ereel, Freundin und Vertraute von Keshu Schwarzflosse
Unsere dritte und letzte Prüfung im Zuge unserer Rituale des Erwachsenwerdens war die „Prüfung des jagenden Hackflügels“. Auf gewisse Weise war dies das gefährlichste der Rituale, an denen wir teilnehmen mussten, um uns unseren Platz in der Gemeinschaft der Erwachsenen zu verdienen. Jeder von uns wurde zusammen mit einem gewaltigen Hackflügel in einen Käfig gesteckt. Der Raubvogel war eine boshafte Kreatur, stark und voller Selbstvertrauen, und konnte es in der Jagd mit jedem von uns aufnehmen. Mit dem Vorteil, dass er fliegen konnte. Wir mussten dem riesigen Vogel erlauben, uns anzugreifen und uns eine Wunde zu schlagen. Wenn man wusste, was man tat, ließ man ihn eine Wunde schlagen, die zwar blutete, aber einen nicht außer Gefecht setzte. Dann wurde der Hackflügel freigelassen. Unser Ziel war es, den Hackflügel, der uns verwundet hatte, zu fangen und zu töten, ehe er uns dabei zuvorkam.
Vos-Huruk und Xocin wurden von ihren Tieren ins Bein gepickt. Beide Wunden waren nur oberflächlich; sie bluteten zwar, hatten aber weder Muskeln zerfetzt noch Knochen gebrochen. Tee-Wan gestattete dem Hackflügel eine Wunde an seinem Arm, die eine lange Linie vom Ellbogen bis zur Schulter zog, jedoch nicht tief war. Keshu schätzte ihren Sprung nach hinten falsch ein, und ihr Tier erwischte sie quer über die Schläfe, direkt über ihrem rechten Auge. Aber ich habe bei diesem Teil der Prüfung völlig versagt. Ich ließ zu, dass der Hackflügel seinen Schnabel direkt in meine Brust bohrte. Die Heiler meinten, er hätte mein Herz nur knapp verfehlt. Dennoch war ich zu schwer verwundet, um weiterzumachen, und ich musste eine weitere Jahreszeit abwarten, bevor ich meine Riten des Erwachsenwerdens beenden konnte.
Keshu wollte nach mir sehen und sich davon überzeugen, dass es mir gut geht. Der Raj-Nassa jedoch lehnte dies ab und befahl ihr, ihre Prüfung fortzusetzen, bis entweder Schwarzflosse oder Hackflügel tot war. Keshu warf also einen letzten Blick zurück, um sich zu vergewissern, dass der Heiler mir beistand, wischte sich das Blut aus den Augen und lief los in die Wildnis. Nach alter Tradition trug sie dabei weder Rüstung noch Waffen. Sie war nur mit ihrem Körper und ihrem Verstand ausgerüstet. Es war Zeit für die Jägerin, die Jagd zu überleben.
Wurdet Ihr je von einem hungrigen Hackflügel verfolgt? Ein mitunter beunruhigendes Erlebnis, und mehr als nur ein wenig furchterregend. Oft hört man nur das Schlagen von Flügeln und den Windzug über sich. Manchmal sieht man einen Schatten vorbeihuschen. Hin und wieder sieht man kurz einmal einen Flügel oder eine Kralle. Und wenn man auch nur die kleinste Schwäche zeigt, stürzt der Hackflügel herab und versucht Euch zu verwunden. Dann wartet er einfach und folgt Euch, bis Euch der Blutverlust zusammenbrechen lässt. Beim Ritual waren wir bereits von den Jagdvögeln verwundet. Sie verfolgten uns ohnehin schon. Die Kunst lag darin, dass wir den Angriff vorherahnen und mit einer eigenen Attacke kontern mussten.
(Ich sage weiterhin „wir“, obwohl ich eigentlich nicht mehr an der Prüfung teilnahm. Ich war den Großteil der restlichen Prüfung über verwundet und schwach und kaum noch bei Bewusstsein. Erst später, nachdem ich geheilt worden war und die Rituale für diese Jahreszeit beendet waren, erfuhr ich, was geschehen war.)
Keshu lockte ihren Hackflügel in einen Teil des Sumpfs, der fast vollständig überwuchert war. Sie wollte die Baumstümpfe und das Dickicht zu ihrem Vorteil nutzen und dem Hackflügel nur einige wenige direkte Wege zu ihr bieten. Sie ging tiefer zwischen die Bäume, sodass der Hackflügel flacher anfliegen musste, und als er sie dann endlich attackierte, konnte er nicht mehr aus dem Sturzflug angreifen, sondern musste horizontal anfliegen, mehr oder weniger auf Augenhöhe.
Während Keshu auf ihren Raubvogel und ihre Beute wartete, brach sie einen robusten Ast von einem der Bäume in einem steilen Winkel ab; nun hatte sie einen improvisierten Speer mit einem schroffen, aber doch spitzen Ende. Sie stütze den Speer und ihren Rücken am Baumstumpf hinter sich ab und richtete die Spitze so aus, dass sie sie schnell heben konnte, wenn der Hackflügel auftauchte. Lange musste sie darauf nicht warten. Im Glauben, dass seine Beute endlich dem Blutverlust erlag und sich zum Sterben zwischen die Bäume zurückgezogen hatte, stieß der Hackflügel herab und flog auf Keshu zu; dabei nahm er genau den Weg, den sie geplant hatte. Im allerletzten Augenblick zog Keshu den Speer hoch. Den Rest erledigten die Geschwindigkeit und die Flugbahn des Hackflügels.
Die Jagd war vorbei. Keshu war siegreich. Sie hatte ihre Rituale des Erwachsenwerdens absolviert und war bereit, ihren Platz als erwachsenes Mitglied der Gemeinschaft einzunehmen. Und als ein solches war ihre erste Tat, schnell ins Dorf zurückzulaufen und nach mir zu sehen.