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Online:Die verteilte Seele

Version vom 29. Mai 2025, 12:52 Uhr von Scharebot (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „{{Quelle (Online) |Titel = Die verteilte Seele |Originaltitel = The Distributed Soul |Icon = |Medium = Tierhaut |Fundort = |Sammlung = |Inhalt = Von Abt Crassius Viria Gestern Nacht störte ein Initiand meine Meditationen, der mit weit aufgerissenen Augen und verstört zu mir kam. „Abt“, rief er, „Ich wurde von einem grauenhaften Traum heimgesucht. Ich kümmerte mich um die Ältesten in den Tunneln, brauchte ihnen Essen und Wasser, lauschte ihre…“)
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Die verteilte Seele
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Diese Seite enthält den Text von Die verteilte Seele (engl. The Distributed Soul) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Von Abt Crassius Viria

Gestern Nacht störte ein Initiand meine Meditationen, der mit weit aufgerissenen Augen und verstört zu mir kam. „Abt“, rief er, „Ich wurde von einem grauenhaften Traum heimgesucht. Ich kümmerte mich um die Ältesten in den Tunneln, brauchte ihnen Essen und Wasser, lauschte ihren beruhigenden Liedern. Die sanften Flügel der Motten flatterten, ruhig wie immer, als mein Blick plötzlich von grässlichen Erscheinungen erfüllt war! Körperlose Tote streiften durch die Gänge, und es schien mir, als würden sich die Motten an ihnen laben, Fäden geisterhaften Materials, vielleicht die Seelen selbst, in ihre hungrigen Mäuler saugen! Bitte, Abt, sagt mir, dass das Wahnsinn ist und nicht die Realität!“

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Initianden unseres Ordens unter beunruhigenden Träumen leiden, insbesondere während sie mehr lernen über das Wesen der Schriftrollen der Ahnen, die unsere geheiligten Schützlinge sind, und über die Ahnen, die uns die Weisheit gewähren, uns ihren unendlichen Mysterien zu nähern. Obgleich viel des Wissens, das durch das Lesen der Schriftrollen erlangt wird, erlebt werden muss, damit man es wahrlich verinnerlichen kann, und obwohl ich noch recht erschöpft war nach meinen täglichen Strapazen, konnte ich ihm doch helfen, seine Ängste zu lindern, die er hegte bezüglich der Beziehung unseres Ordens zu Seelen und den Motten, die Fragmente ihrer Weisheit aus den Sphären jenseits der sterblichen Existenz retten.

Unser Weg ist nicht so grob wie der des Beschwörers oder des Nekromanten, der dem Leib die Seele entreißt, sie bindet und ihre Energien mit Gewalt und ohne Rücksicht auf ihre Reise oder Inhalte umlenkt. Nein, das Zusammenspiel zwischen Motte und Ahnenseele ist zart und so natürlich wie Lobliedbäume selbst, und wir sind geduldige und gewissenhafte Beobachter, die hoffen, den kosmischen Bildteppich verstehen zu können, indem wir seine Fäden betrachten. Durch unseren Dienst an den Motten und den Ahnen erlangen wir Wissen, nicht durch plumpen Zwang, der jegliche Konsequenzen außen vor lässt.

Die Seele, erklärte ich ihm, hat viel gemeinsam mit der Motte; sie sind ein symbolisches Paar. Obwohl sie für gewöhnlich als ein aedrischer Impuls im Kern eines jeden Lebewesens betrachtet wird, riet ich ihm, die Seele in einem anderen Licht zu betrachten, schuppig wie die Flügel der Motte, und sich vorzustellen, dass sie aus Gefäßen bestehe, die im Lauf der Ereignisse eines sterblichen Seins gefüllt werden. Wenn sie nach dem Leben auf Nirn losgelöst wird, tritt unserer Meinung nach eine Art Auflösung ein, und dann lernen die Motten das Lied der Fiyronen einer Seele, und in unserer Obhut genießen sie Generation um Generation Pflege und Schutz.

Die Fiyronen selbst müssen mit dem großen Stoff der Schöpfung verbunden bleiben, mit den verstreuten Seelenresten an all ihren Bestimmungsorten. Mittels dieser Verbindung und geduldiger Pflege erhalten wir Wissen von einem Ort jenseits der Gegenwart oder Vergangenheit und der bekannten Welt, an dem Zeit keine Rolle spielt. Die Motten fangen die Seelen der Ahnen nicht ein, und sie verschlingen sie auch nicht, sondern sie geben allein für uns wieder, was sie aus ihnen gewonnen haben, wie die Verse eines großen Liedes.

Ich spürte, dass, obschon er die Zusammenhänge noch immer nicht vollständig verstand, zumindest seine unbegründete Angst vor den Ahnenmotten etwas gemindert war. Es war mir eine Freude, ihm auf seiner Reise geholfen zu haben, und ich sagte ihm, dass er noch genügend Zeit haben würde, über das Wesen der Seelen zu sinnieren, während er die nächste Woche über den Boden des Seidenraums schrubbt. Das ist die Buße dafür, dass er meine Nachtruhe gestört hat.