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Ein derbes Lied

Ein derbes Lied
Autor Unbekannt
Art Buch
Genre Poesie

Ein derbes Lied (engl. Rude Song) ist ein anonym überliefertes Volksgedicht aus dem Raum der Iliac-Bucht, das in der Tradition frivoler Hofscherze steht. In humorvoll-obszöner Sprache schildert es das enthemmte Treiben an Adels- und Stadthöfen der westlichen Provinzen während Festzeiten. Dabei werden standesübergreifende Ausschweifungen in teils drastischen Bildern als Ausdruck höfischer Dekadenz, sozialer Durchmischung und erotischer Freizügigkeit inszeniert.

Inhaltsangabe

Das Gedicht beschreibt in mehreren Strophen die Ausschweifungen während der Frühjahrs- und Erntezeit in Städten und Fürstenhäusern rund um die Iliac-Bucht. Vom Hof in Wegesruh bis zu den Festen in Lainlyn wird ein Bild lüsterner Ausgelassenheit gezeichnet, in dem Adlige, Diener, Sklaven und Zauberer gleichermaßen Teil eines derben Spiels aus Tanz, Alkohol, Körperlichkeit und gesellschaftlicher Grenzüberschreitung sind. Die wiederkehrende Zeile preist das Nacktsein als höchste Form der Lebensfreude.

Analyse

Ein derbes Lied ist ein typisches Beispiel für die niedrigschwellige Literaturtradition der westlichen Küstenregion, in der Volksunterhaltung, Sexualität und soziale Satire ineinander übergehen. Die Sprache des Gedichts ist bewusst vulgär und rhythmisch einfach gehalten, was auf seine Verwendung in mündlichen oder musikalischen Darbietungen – etwa in Tavernen, Gauklergruppen oder bei Festen – schließen lässt.

Der Text karikiert höfische Rollenbilder, indem er Autoritätspersonen wie Wachhauptleute, Baroninnen und sogar Magierinnen in sexuelle Kontexte stellt. Diese Brechung sozialer Ordnungen macht das Werk zu einem Spiegel der realen wie symbolischen Grenzverschiebungen in Zeiten des Feierns, wo Macht, Klasse und Sitte außer Kraft gesetzt erscheinen.

Das Werk spielt außerdem mit Kontrasten – höfische Welt gegen bäuerliche Sinnlichkeit, Ordnung gegen Trieb, Kleidung gegen Entblößung. Dabei wird der moralische Anspruch des Adels persifliert. Orte wie Wegesruh erscheinen nicht als Zentren höfischer Tugend, sondern als „sündenreiche“ Metropolen. Auch ethnische Vielfalt wird aufgenommen: Die Dunmer-Figur tritt selbstbewusst in der Rolle der Lustträgerin auf.

Die oft komische, jedoch pointiert zweideutige Darstellung dient weniger der Erregung als der Entlarvung höfischer Heuchelei. In diesem Sinne ist Ein derbes Lied nicht nur ein Ausdruck körperlicher Lust, sondern auch eine unterschwellige Kritik an einer Gesellschaft, die Tugend predigt und doch dem Laster Raum gibt.

Interpretation

Nachfolgend der Versuch einer versweise Deutung zur literarischen und gesellschaftlichen Einordnung der zentralen Zeilen des anonymen Gedichs:

Zeilenkommentar zu Ein derbes Lied
Verszeile Kommentar
In des Jahres Frühlingssonne / Anstand gehe, Laster komme Frühling als Wendepunkt ins Triebhafte. Ein traditionelles Motiv in der bäuerlichen und höfischen Liedkultur.
An den Höfen und Häfen / Der großen Bucht. Geographische Verortung rund um die Iliac-Bucht, soziales Spektrum vom Palast bis zur Gasse.
Neues Bier ist auch schon da, / Jeder fühlt sich sonderbar Alkohol als kollektiver Stimmungskatalysator, begleitet von entgrenztem Verhalten.
Und Grafen und Knechte / Straucheln ohne Zucht. Soziale Durchmischung im Rausch ist ein wiederkehrendes Thema im Lied.
Von Bien' und Vöglein / Braucht nichts gesagt sein Ironischer Verweis auf gängige Euphemismen; der Text lehnt Umschweife ab.
Uns’re Körper für Unartiges / Sind bereit. Offene sexuelle Anspielung, ohne moralischen Schleier.
Hast du nicht gehört / Was dir sonst entginge Direkte Ansprache mit Einbindung des Publikums wie im Bänkelsang[1].
Für die Jugend, für ungehobelte Dinge / Ist’s an der Zeit. Aufruf zu Lüsternheit gerade für die Jugend und das „Ungehobelte“.
Oh, wie schön zur Ernte im Kornfeld zu sitzen / Noch schöner, dabei ohne Kleider zu schwitzen. Erotisierte Natur; das Kornfeld als klassischer Ort ländlicher Sinnlichkeit.
Der Iliac-Bucht Segen / Sei Wegruh gegeben Wegesruh wird zum Sinnbild freizügiger Hofkultur.
Das sanften Sündenpfad uns zeigt. Lust wird hier als sanfter, fast spiritueller Weg verklärt.
Die Dunkelelfe, wie man sagt, / Lässt sich blicken unverzagt Die Dunkelelfin erscheint als exotische, selbstbewusste Figur.
Bei Diebespack, Flickschustern, / Und im Dustern / Auch bei Sklaven, Fischerleut’. Erotische Entgrenzung in alle sozialen Schichten.
Drüben auf dem Festland heut’ / An Lainlyns Hofe, unverhüllt / Alles wirbelt, sexerfüllt. Lainlyn als Ort enthemmter Feste mit vollständigem Verzicht auf Zensur.
Der Baronin Privileg / Gilt jedem Mann auf ihrem Weg – / Der Baron nach Jungs und Mädchen sieht. Adel in sexueller Libertinage; auch geschlechtlich uneingeschränkt.
Wo der Dolch hinfiel / Sie tanzen viel Wortspiel auf Dolchsturz; der Tanz ersetzt den Kampf.
Der Hofstaat sich im Reigenschwung / Skandal ersinnt zur Abwechslung. Skandal wird zur Hofroutine, daher Langeweile ruft Laster hervor.
Der Wachhauptmann, ein steifer Stock / In königlichem Unterrock Doppeldeutig: militärische Steifheit oder sexuelle Spannung?
Lange sucht nach einer Bohn’ / Für seinen Soldatenlohn. Die „Bohn’“ als Triebziel; der Sold wird erotisch ersetzt.
Und die Hofzauberin / Gewährt Euch den Wunsch, / Dass über seine Lanze / Der König stürzt beim Tanze. Erotik als Mittel der Machtumkehr; die Lanze als Symbol für Lust und Umsturz.
Oh, es ist schön, seiner Liebe keine Rose zu versagen / Noch schöner, dies ohne Kleider zu tragen. Klassische Metapher der Liebe wird körperlich überhöht.
Oh, es ist schön, alle Not zu vertagen / Noch schöner, dies ohne Kleider zu tragen. Lust als Trostmittel; Eskapismus durch Sinnlichkeit.
Ja Sir, es ist schön gar keine Kleider zu tragen! Letzter Reim als triumphale Pointe. Direktheit ersetzt Zurückhaltung.

Trivia

Anmerkungen (Tamriel-Almanach)

Zur deutschen Übersetzung_ Da das Spiel The Elder Scrolls II: Daggerfall nicht offiziell in deutscher Sprache erschienen ist, wurde der Text im Rahmen des Lokalisierungsprojektes Daggerfall Deutsch erstmalig übertragen. Die hier vorliegende Version orientiert sich stilistisch an vergleichbaren Texten aus Morrowind und übernimmt den Ton volkstümlicher Dichtung. Die Reimstruktur wurde bewusst nicht exakt übernommen, um dem Sinn und Rhythmus des Originals näher zu bleiben. Die Übersetzung bleibt inhaltlich nah am Originaltext, ohne zusätzliche Inhalte einzufügen oder moderne Konzepte zu übertragen.

Referenzen

  1. Siehe auch: Bänkelsang