| Azurahs Übergang Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Azurahs Übergang (engl. Azurah's Crossing) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
von Amun-dro, dem Schweigenden Priester
Seine Füße berührten Sand, und er wusste, dass er gestorben war. Er konnte sich nicht erinnern, wie das geschehen war, aber er stellte fest, dass ihm das auch egal war. Er hatte ein gutes Leben geführt, egal ob er das geglaubt hatte oder nicht, und alles war genau so gewesen, wie es hätte sein sollen.
Er konnte sich nicht an seinen Namen erinnern. Er war noch immer ein Khajiit, das wusste er. Er fühlte seine Krallen und seine Barthaare und sein Fell. Er schmeckte Salz und Zucker.
Er öffnete seine Augen, sobald er sich erinnerte, dass er sie hatte, und blickte auf ein endloses Meer. Dort waren alte Dinge, über und unter ihm. Er sah, dass er nicht alleine war. Andere Geister trieben langsam weg vom Ufer. Zuerst wollte er nach ihnen rufen, doch dann ließ er es bleiben. Der Sand war warm zwischen seinen Zehen, und die Sonne hatte den Himmel bereits verlassen.
Er drehte sich um und blickte auf die Insel. Dort war ein Haus, erbaut aus Glas und Mondlicht und Wahrheit. Der Geruch von Zucker war in dieser Richtung deutlich stärker, also ging er dorthin.
Der Sand bewegte sich unter seinen Füßen und bot ihm nie wirklich sicheren Halt. Als er versuchte, auf einen vermeintlichen Stein zu treten, zerbröckelte dieser unter seinem Fuß. Und er ging und stolperte und kletterte weiter. Er kam zu einer Treppe und trat darauf, doch sie bestand aus durchsichtigem Glas. Obwohl sie robuster war als der Sand, fand er es schwierig, den Stufen zu vertrauen. Und er ging und stolperte und kletterte weiter. Er erreichte die Tür zum Haus des Lichts, aber er vermochte sie nicht zu öffnen. Er schaute nach oben in den Himmel, zur Mondbande. Er versuchte sich an die Umlaufbahnen zu erinnern, an die Geheimnisse, die Mutter ihn gelehrt hatte, aber es war schwierig, und die Mondbande hielten nicht still. Und er ging und stolperte und kletterte weiter.
Die Tore des Hauses öffneten sich, und er ging hinein. Er wusste, dass sie dort sein würde. Er wusste, dass er erblinden würde, wenn er sie ansah, aber er konnte nicht anders. Er schaute Azurah an, die am Rand sitzt, und er sah sie. Er erblindete nicht. Sie war schlank und groß und räkelte sich auf einem wolkigen Bett voller Sterne. Sie trug nichts, und doch konnte er nur eines ihrer Gesichter sehen. In ihm strahlten ihre Augen wie die Monde.
„Mein Kind“, sprach Azurah, und er erinnerte sich an seinen Namen. „Ihr seid heimgekehrt.“
„Ich war hier schon einmal“, sagte der Khajiit.
„Ihr seid viele Wege gegangen“, antwortete Azurah mit einem Schnurren. Ein Weg aus Rosen erschien vor seinen Füßen, hin zu ihr. „Alle für mich.“
Er betrat den Weg aus Rosen. Dornen stachen seine Füße. Je näher er Azurah kam, desto weiter weg schien sie zu sein. Immer höher stieg sie, bis er eine Wand aus Rosen erkletterte und sein Fell verklebt war von Blut. Jedes Mal, wenn er die Mauer erklommen hatte und sich hinüber auf die andere Seite zog, stand er wieder am Beginn des Weges. Und er ging und stolperte und kletterte weiter.
Dann war er in ihren schützenden Händen. Ihr Gesicht war der Himmel, und ihre Augen waren die Hellen Monde. Dort lebte er viele Lebzeiten in zuckriger Glückseligkeit, bis seine Füße wieder Sand berührten.
Jetzt stand er auf der anderen Seite der Insel. Es war dunkel und kalt. Es war so dunkel, dass er das Wasser nur sehen konnte, wenn es sich bewegte. Falls sich dort Geister befanden, dann waren sie eins mit der Finsternis. Sein Schwanz zuckte.
Er drehte sich um und erblickte abermals Azurah, die jetzt kleiner war, um neben ihm stehen zu können. Sie trug einen Mondstab und ein Seidenkleid aus Purpur und Gold. Sie ähnelte einer Sterblichen. Wunderschön und müde. Sie schaute ihn aus der Finsternis heraus an.
Der Khajiit sah die Traurigkeit in Azurahs Augen. Sie hatte ihm so viel gegeben, das wusste er, und er ihr im Gegenzug so wenig. „Ich bin bereit, die Wege erneut zu gehen“, sprach er schließlich. „Was soll ich für Euch tun?“
„Ich muss Euch ins Dunkle schicken, kleines Wesen.“ In ihren Augen standen Tränen, aber sie ließ sie nicht fallen. „Ihr müsst mir einen Weg bereiten.“
Er schaute zurück über das dunkle Wasser und bemerkte, wie weit es sich bewegt hatte. „Ich werde alles tun, was Ihr verlangt, Mutter.“
Da lächelte Azurah, und sein Herz war froh. Sie nahm den Mond von ihrem Stab und trat auf ihn zu.
„Ich gebe Euch meinen Mond“, sprach Azurah, und sie legte ihre Lippen auf seine Stirn und küsste ihn. Und als er den Mond nahm, wurde dieser zu einer Waffe.
Der Khajiit hielt die Klinge vor sich. Sie glänzte im Mondschein, und er hatte keine Angst mehr vor der Finsternis.
Und Azurah sagte zu ihm: „Bringt meine Kinder zurück.“