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Online:Das Geschenk der Lilmothiit

Das Geschenk der Lilmothiit
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Diese Seite enthält den Text von Das Geschenk der Lilmothiit (engl. Gift of the Lilmothiit) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Ein Buch für unerschrockene Heranwachsende, von Chanil-Shehs

Kzaar hüpfte los, und seine Füße rutschten ein wenig auf den grasbewachsenen Felsen. Er sagte, das Lager seiner Leute sei nicht weit weg, aber das hatte er bisher jeden Morgen gesagt, seit die beiden Jee-Tees Stammesgebiet verlassen hatten. Jee-Tee spürte, wie ihr geduldiger Baum sich langsam von seinen Wurzeln löste. Dennoch versprach Kzaar, dass sein Volk nicht mehr weit weg sei und auch keinerlei Absicht hätte weiterzuziehen. Jee-Tee glaubte ihm, denn was sollte sie auch sonst tun? Ihr Stamm brauchte die Medizin, die die Lilmothiit hatten. Mehr noch, ihre Mutter brauchte das Heilmittel, und sie wurde jeden Tag schwächer.

Die Krankheit war aus dem Nichts gekommen. Eines Tages bekamen zwei oder drei Erwachsene Fieber. Anschließend breiteten sich die Symptome aus. Anfangs langsam. Die Heiler kamen zurecht mit einem Fieber und Patienten, die ihr Essen nicht bei sich behalten konnten, aber dann füllten sich die Heilerhütten. Die Heiler taten, was sie konnten. Meistens schafften sie nicht mehr, als ihren Patienten Linderung zu verschaffen.

Als das Jungtier in das Dorf kam und behauptete, Sklavenjägern entkommen zu sein, war Jee-Tee die erste, die sich ihm näherte. Kzaar war noch sehr jung, sprach aber nicht wie ein Schlüpfling. Er erinnerte sich an alles, was er gesehen hatte, seit die Sklavenjäger ihn seinen Leuten geraubt hatten. An den Weg konnte er sich noch gut erinnern, auch an den Ort, an dem die Lilmothiit ihr Lager aufgeschlagen hatten. Der Großteil ihres Stammes vertraute dem Jungtier nicht, da man sich noch zu gut an die Lilmothiit und ihre Tricks erinnerte, aber Jee-Tee ahnte, was auf dem Spiel stand. Sie und das Jungtier sammelten Vorräte und schlichen sich keine drei Nächte nach der Ankunft des Jungtiers davon.

Jetzt stellte Jee-Tee langsam ihre Entscheidung in Frage, Kzaar zu vertrauen. Sie waren schon so lange unterwegs, dass ihre Füße an ganz neuen Stellen Hornhaut bekamen, und der Rucksack auf ihrem Rücken war fast leer. Der Staub der Straße belegte ihre Kehle. Es war Tage her, dass sie andere Reisende getroffen hatten. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde Jee-Tee sagen, dass vor ihnen noch niemand diesen Weg benutzt hatte. Aber im Staub waren Fußabdrücke zu sehen, und der Boden war vom Unterholz befreit. Hier war kürzlich jemand gewesen. Bald schon hatten sie ihr Ziel fast erreicht.

Das Jungtier kletterte erneut auf einen Felsen und jubelte kurz, aber aus voller Kehle. „Da! Wir sind da!“

Jee-Tee kraxelte den Steinhaufen mit ihren dünnen Beinchen hinauf, bis sie neben ihrem jungen Reisegefährten stand und in die Schlucht hinunterblickte. Man sah Spuren eines Lagers, verbrannte Kohle in einem engen Kreis, Löcher im Boden, die auf Zeltstangen hinwiesen, mehrere Holzscheite, sowie Spuren, die nach Osten führten. Jee-Tee spürte, wie ihr das Herz sank. Mag sein, dass die Lilmothiit dort gewesen waren, aber sie waren weitergezogen.

Jee-Tee ging schweigend durch das verlassene Lager, während Kzaar herumhuschte und hinter Felsen und Bäume schaute, als würde gleich ein Mitglied seines Stammes hervorspringen und ihn herzlich begrüßen. Sie gingen um das Lager herum durch das Tal, während die Sonne hell über ihnen am Himmel stand. Im Lager gab es nur noch Asche und ein paar Löcher. Die Reise war umsonst gewesen. Kzaar würde seine Leute nie wiedersehen, und Jee-Tee war in ihrer Mission gescheitert, die Medizin zu finden, die ihre Mutter so dringend brauchte.

„Da! Hier!“ Kzaar stürzte sich in einen Stapel aus weggeworfenem Holz und Wagenrädern. Als er wieder aus den Trümmern stieg, hielt er einen Tonkrug in seinen Händen. Jee-Tees Schritte wurden langsamer, als sie sich dem Jungtier näherte. Seine Ohren hingen enttäuscht nach unten, aber seine Augen leuchteten. Er nahm den Deckel vom Tonkrug. Aus dem Inneren drang ein beißender Geruch von Kräutern.

„Was ist das?“, fragte Jee-Tee, während sie ihren Kopf vom Aroma des Krugs wegdrehte.

„Mutters Mischung. Heilt jede Krankheit. Gut für Kzaar, gut für Jee-Tee.“

Jee-Tee konnte es fast nicht glauben. Schließlich hatte er gesagt, sein Stamm würde nie ohne ihn weiterreisen. „Das ist Medizin?“

Kzaar schaute ernst zu ihr hinauf und drückte ihr den verschlossenen Krug in die Hand. „Medizin. Ein Geschenk. Von meinem Stamm an den Euren.“

Dann drehte sich Kzaar weg. Er folgte den Spuren gen Osten und drehte sich nicht mehr um. Jee-Tee schaute ihm nach, bis er am Horizont verschwand. Dann nahm sie das Geschenk der Lilmothiit und ging damit zurück zu ihrem Stamm, wo sie es ihrer Mutter und den anderen Kranken verabreichte, die sich in den Heilerhütten aneinanderdrängten.