Online:Das Grabmal des Bastards

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Inhalt

Das Grabmal des Bastards
Von Taleon Mythenmetz

Zu Lebzeiten war Yoregg Graser ein Schuft und ein Schurke. Er machte sein Vermögen, zuerst als Bandit und Plünderer, dann als Landeigentümer und Geschäftsmann. In all seinen Rollen verdiente er sich seinen Spitznamen mehr als redlich: Yoregg der Bastard. Offenbar fand er Gefallen an diesem Namen, und er lies ihn sogar an seinem Grabmal anbringen, als sein langes und schändliches Leben endlich sein Ende fand. Im Folgenden erzähle ich Euch, wie es dazu gekommen ist.

Yoregg der Bastard zählte zu den ältesten Männern in Windhelm, aber er war so stark und robust wie jeder Mann, der nur halb so alt war wie er. Ihm gehörten viele der Läden und Marktstände der Stadt, ebenso die Taverne, die Ställe und die meisten der Bauernhöfe vor der Westmauer. Aber „gehören“ ist vielleicht ein zu schwaches Wort. Yoregg herrschte über seine Besitztümer mit so viel Macht und Autorität wie die Thane und Jarle des Landes. Wer für Yoregg arbeitete, wurde kaum besser behandelt als ein Diener oder ein Sklave, und wer Land von ihm pachtete, der hatte sich in seiner Gegenwart wie ein ehrfürchtiger Knecht zu verhalten.

Kurz gesagt: Er war ein Bastard durch und durch.

Während Yoregg weiter sein Vermögen anhäufte und die ihm Unterstellten in Angst und Schrecken versetzte, begann er auch mit der Arbeit an seiner Gruft. Er wählte einen Ort weit im Südosten aus, in dem Gebiet, in dem er einst als junger Mann sein Vermögen als Bandit und Plünderer angehäuft hatte. Das alte Versteck, das er in diesen wilden Zeiten als Hauptquartier verwendet hatte, befand sich in einem Höhlensystem in den Bergen, die den Südosten von Ostmarsch von Rift trennte. Er stellte die talentierte Steinmetzin Shreg Steinfinger an, die die groben Höhlen in eine Ruhestätte verwandeln sollte, die dem Bastard angemessen war. Und sie enttäuschte ihn nicht.

Als Yoregg zu seiner Gruft reiste und sah, was Shreg geschaffen hatte, machte er einen der wenigen schwerwiegenden Fehler seines Lebens. Und dieser Fehler kam ihn teuer zu stehen. In Wahrheit hegte Shreg nämlich einen Groll gegen den Bastard. Natürlich hegte so ziemlich jeder, der den Bastard kannte, einen Groll gegen ihn oder hatte ein Hühnchen zu rupfen mit dem unerträglichen Kerl. Aber Shregs Groll war persönlich und kam von ganzem Herzen.

Yoregg hatte Shregs Eltern seit Jahrzehnten ausgequetscht, als diese auf dem Hof schufteten, die er ihnen verpachtet hatte. Sie wusste noch genau, wie sie litten, aber sich nur selten beschwerten. Wie fast jedes Goldstück, das sie verdienten, an den Bastard ging, um ihre Schulden abzuzahlen. Aber es war nie genug. Und als ihre Mutter dann krank wurde, konnte Shreg nur tatenlos zusehen, als Yoregg und seine Schläger ihre Familie ohne großes Federlesen von ihrem Land warfen, weil sie einmal eine Rate nicht bezahlt hatten. An jenem Tag schwor Shreg, dass sie eine Möglichkeit finden würde, dem Bastard Leid zuzufügen.

Yoregg war begeistert von der Arbeit, die Shreg an dem Grabmal geleistet hatte. Es war königlich und gewaltig groß, und es gefiel seinem übersteigerten Selbstwert- und Statusgefühl. Er bewunderte das erhabene Podest und den Altar im Zentrum der Hauptkammer der Gruft, und die hohe Decke darüber verlieh dem Ort einen Hauch von Erhabenheit, der dem Ego des Bastards schmeichelte. „Ja“, verkündete er, „das entspricht meinen Vorstellungen.“

Shreg führte den alten Mann zu einem offenen Sarkophag aus behauenem Stein, der aufrecht an einer Wand lehnte. „Möchtet Ihr dort bitte kurz hineintreten, mein Herr“, bat Shreg ihn so unschuldig, wie sie konnte, „damit ich maßnehmen kann?“ Yoregg strahlte. Er konnte es gar nicht erwarten, in den verzierten Steinsarg zu treten. Aber trotz seiner reifen Jahre war Yoregg noch immer von enormer Statur, und im Inneren der Kiste war es recht eng.

„Drückt Euch hinein, mein Herr“, sagte Shreg und schob an Yoreggs breiter Schulter. Endlich, nach einigen Mühen und erheblichen Verrenkungen des alten Mannes, konnte Shreg den massiven Deckel des Sarkophag schließen.

„Wie fühlt es sich an, mein Herr?“, fragte Shreg mit süßer Stimme.

„Es ist ein wenig eng“, gab Yoregg zu. „Und sehr finster.“

„Genau wie Eure Seele, mein Herr“, rief Shreg laut, damit er sie durch den Stein hören konnte.

„Wie bitte? Was sagt Ihr da?“, wollte Yoregg wissen; in seiner Stimme schwangen Verwirrung und Wut mit, und vielleicht auch ein bisschen aufkeimende Angst.

„Das ist für meine Eltern, Ihr Bastard“, verkündete Shreg, als sie den Deckel des Sarkophags versiegelte. „Genießt Eure ewige Ruhe, mein Herr.“

Shreg konnte die Schreie des Bastards durch die Kammern hallen hören, als sie die Gruft verließ. Sie hoffte, dass es bis zu seinem Tod lange, sehr lange dauern würde.
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