Online:Das Jahr 2920, Band 21

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Inhalt

Das Jahr 2920, Band 21

2920: Das letzte Jahr der Ersten Ära

Von Carlovac Stadtweg

9. Herdfeuer 2920 Phrygias, Hochfels

Die sonderbaren Bäume zu allen Seiten gemahnten an Ansammlungen knorriger Äste, die von roten, gelben und orangen Auswüchsen gekrönt waren, wie in Flammen stehende Insektenhaufen. Die Wrothgarischen Berge verblassten im nachmittäglichen Nebel. Turala staunte über diesen Anblick, der so fremd, so anders als in Morrowind war, während ihr Pferd weiter voran über eine offene Weide trottete. Hinter ihr schlief Cassyr mit dem Kopf auf der Brust und hielt Bosriel im Arm. Einen Augenblick dachte Turala darüber nach, über den niedrigen, gestrichenen Zaun hinwegzusetzen, der quer über ein freies Feld verlief, entschied sich jedoch dagegen. Cassyr sollte noch ein paar Stunden schlafen, ehe sie ihm die Zügel wieder überließ.

Als das Pferd das Feld erreichte, sah Turala ein kleines grünes Haus auf dem nächsten Hügel, halb im Wald verborgen. So malerisch war dieser Anblick, dass sie darüber langsam in einen angenehmen Schlummer zu sinken begann. Ein geblasenes Horn holte sie mit einem Schaudern zurück in die Wirklichkeit. Cassyr schlug die Augen auf.

„Wo sind wir?“, zischte er.

„Ich weiß es nicht“, stammelte Turala mit aufgerissenen Augen. „Was war das für ein Laut?“

„Orks“, flüsterte er. „Eine Jagdgesellschaft. Rasch dort ins Dickicht.“

Turala ritt das Pferd im Trab in ein kleines Gehölz. Cassyr gab ihr das Kind und stieg ab. Danach zog er ihre Packtaschen vom Pferd und warf sie in die Büsche. Dann erklang ein Geräusch, das ferne Trommeln von Schritten, das immer lauter wurde und stetig näher kam. Turala stieg vorsichtig ab und half Cassyr, das Pferd von seiner verbliebenen Last zu befreien. Bosriel schaute ihnen indes mit großen Augen dabei zu. Turala sorgte sich bisweilen, dass ihr Kind nie weinte. Nun war sie dankbar dafür. Kaum war das letzte Gepäckstück abgeladen, da schlug Cassyr dem Pferd auf die Hinterbacken und schickte es so im Galopp aufs Feld hinaus. Er nahm Turalas Hand und duckte sich mit ihr in die Büsche.

„Mit etwas Glück“, murmelte er, „denken sie, es ist wild oder gehört zu dem Hof dort, und suchen nicht nach seinem Reiter.“

Noch während er dies sagte, ergoss sich eine Horde Orks aufs Feld und stieß in ihre Hörner. Turala hatte schon früher Orks gesehen, doch noch nie so viele von ihnen und noch nie welche von derart viehischer Entschlossenheit. Brüllend vor Freude über das Pferd und dessen Verwirrung, eilten sie an dem Gehölz vorbei, in dem sich Cassyr, Turala und Bosriel versteckten. Ihr wildes Stapfen schleuderte Wildblumen auf, die die Luft mit ihren Pollen schwängerten. Turala versuchte, ein Niesen zu unterdrücken, und meinte auch, es tatsächlich geschafft zu haben. Einer der Orks hatte jedoch etwas gehört und holte einen weiteren hinzu, um nachzuschauen, woher das Geräusch gekommen war.

Cassyr zog leise sein Schwert und nahm all seinen Mut zusammen. Das wenige Können, das er besaß, lag im Schleichen und nicht im Kämpfen, doch er hatte geschworen, Turala und ihren Kleinen so lange wie möglich zu beschützen. Vielleicht könnte er diese beiden erschlagen, überlegte er, aber nicht, bevor sie schreien und damit den Rest der Horde herbeiholen würden.

Plötzlich fuhr etwas Unsichtbares durch die Büsche wie ein Windstoß. Die Orks wurden zurückgeworfen und landeten tot auf dem Rücken. Als Turala sich umdrehte, sah sie ein kleines faltiges Weib mit leuchtend roten Haaren aus einem nahen Busch kommen.

„Ich dachte schon, Ihr führt sie genau zu mir“, flüsterte sie mit einem Lächeln. „Am Besten kommt Ihr mit.“

Die drei folgten der alten Frau durch einen tiefen Graben voller Brombeerhecken, der durch das Feld zum Haus auf dem Hügel führte. An seinem anderen Ende angelangt, wandte die Frau sich um, um zu sehen, wie die Orks sich an den Resten des Pferdes labten: eine blutgetränkte Orgie zum Klang mehrerer Hörner.

„War das Euer Pferd?“, fragte sie. Als Cassyr nickte, lachte sie laut. „Das ist eine schwere Mahlzeit, oh ja. Diese Monster werden morgen Bauchschmerzen und Blähungen haben. Geschieht ihnen recht.“

„Sollten wir nicht weitergehen?“, flüsterte Turala, verunsichert vom Lachen der Frau.

„Die werden hier nicht hochkommen.“ Sie grinste und schaute zu Bosriel, der zurücklächelte. „Die haben zu viel Angst vor uns.“

Turala drehte sich zu Cassyr, der den Kopf schüttelte. „Hexen. Gehe ich richtig in der Annahme, dass das hier der Hof vom alten Baryn ist, das Zuhause des Skeffington-Zirkels?“

„Das stimmt, mein Lieber.“ Die alte Frau kicherte mädchenhaft und voller Glück darüber, derart berüchtigt zu sein. „Ich bin Mynista Skeffington.“

„Was habt Ihr mit diesen Orks gemacht?“, fragte Turala. „Da hinten im Dickicht?“

„Eine Geisterfaust von rechts gegen den Kopf gezimmert“, sagte Mynista und kletterte weiter den Hügel hinauf. Vor ihnen lagen das Hof, ein Brunnen, ein Hühnerstall, ein Teich, Frauen jeden Alters bei der Arbeit und lachende, spielende Kinder. Die alte Frau drehte sich um und sah, dass Turala nicht verstand. „Gibt es denn keine Hexen, wo Ihr herkommt, mein Kind?“

„Keine, von denen ich wüsste“, sagte sie.

„Es gibt allerlei Nutzer der Magie in Tamriel“, erklärte sie. „Die Psijiker studieren Magie, als wäre es ihre qualvolle Pflicht. Die Kampfmagier in der Armee wiederum werfen Zaubersprüche wie Pfeile. Wir Hexen finden uns zusammen und führen Beschwörungen durch und halten Feiern ab. Um diese Orks niederzustrecken, reichte ein leises Flüstern an die Geister der Luft. Amaro, Pina Tallatha und die Finger von Kynareth. Und an den Atem der Welt, mit dem ich engstens vertraut bin. Und schon waren diese Bastarde erschlagen. Ihr seht also, Beschwörungen drehen sich nicht um Macht, um das Lösen von Rätseln oder darum, sich über muffigen, alten Schriftrollen abzumühen. Man muss nur wissen, wie man gute Beziehungen pflegt. Wie man freundlich zueinander ist, könnte man sagen.“

„Tja, wir freuen uns darüber, dass Ihr freundlich zu uns seid“, sagte Cassyr.

„Und das könnt Ihr auch.“ Mynista hustete. „Eure Art hat vor zweitausend Jahren die Heimat der Orks zerstört. Davor kamen sie nie so weit hoch und störten uns. Jetzt wollen wir Euch aber erst einmal baden und füttern.“

Mit diesen Worten führte Mynista sie auf den Hof, wo Turala die Familie des Skeffington-Zirkels traf.
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