Online:Das Jahr 2920, Band 23

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Inhalt

Das Jahr 2920, Band 23

2920: Das letzte Jahr der Ersten Ära

Von Carlovac Stadtweg

10. Eisherbst 2920 Phrygias, Hochfels

Die Kreatur vor ihnen blinzelte, stumpfsinnig, die Augen glasig. Ihr Mund öffnete und schloss sich, als ob sie ihre Funktion neu erlernen müsse. Ein dünner Speichelfaden lief zwischen ihren Fängen hinunter, um schließlich von dort herabzuhängen. Turala hatte noch nichts Vergleichbares gesehen – etwas so Echsenhaftes und Gewaltiges, das dennoch auf den Hinterbeinen saß wie ein Mensch. Mynistera applaudierte begeistert.

„Mein Kind“, krähte sie. „Ihr habt es in sehr kurzer Zeit sehr weit gebracht. Was habt Ihr gedacht, als Ihr diesen Daedroth beschworen habt?“

Turala brauchte einen Augenblick, um sich darauf zu besinnen, ob sie dabei überhaupt etwas gedacht hatte. Sie war schlicht überwältigt davon, wie sie durch das Gefüge der Wirklichkeit ins Reich des Vergessens gegriffen und diese abscheuliche Kreatur herbeigeholt hatte – allein mit der Kraft ihres Geistes.

„Ich dachte an die Farbe Rot“, sagte Turala konzentriert. „Ihre Einfachheit und Klarheit. Und dann – ließ ich meinem Verlangen freien Lauf und sprach den Zauber. Und dies ist, was ich heraufbeschwor.“

„Das Verlangen kann einer jungen Hexe viel Macht verleihen“, sagte Mynistera. „Und das passt gut zu dieser Gelegenheit. Denn dieser Daedroth ist nicht weniger als eine simple Verkörperung der Macht der Geister. Könnt Ihr Eure Wünsche auch ebenso leicht wieder freigeben?“

Turala schloss die Augen und sprach die Anrufung der Entlassung. Das Monster verblasste wie ein Gemälde im Sonnenlicht, während es noch immer verwirrt blinzelte. Mynistera umarmte ihre dunkelelfische Schülerin und lachte herzlich auf.

„Ich hätte nie geglaubt, dass Ihr nach nur einem Monat und einem Tag beim Zirkel schon sehr viel weiter sein würdet als die meisten Frauen hier. In Euch fließt mächtiges Blut, Turala. Ihr berührt die Geister, wie Ihr einen Geliebten berührt. Eines Tages werdet Ihr diesen Zirkel führen – das habe ich gesehen!“

Turala lächelte. Es tat gut, ein solches Kompliment zu bekommen. Der Herzog von Gramfeste hatte ihr hübsches Gesicht gepriesen; und ihre Familie, bevor sie sie entehrt hatte, ihr gutes Benehmen. Cassyr war nicht mehr als ein Gefährte gewesen: Seine Komplimente bedeuteten nichts. Doch bei Mynistera fühlte sie sich wie zu Hause.

„Ihr werdet den Zirkel noch viele Jahre führen, große Schwester“, sagte Turala.

„Das habe ich gewiss vor. Doch die Geister, auch wenn sie wunderbare Gefährten und tadellose Wahrsager sein mögen, sind dennoch oft unklar, wenn es um das Wann und das Wie geht. Das kann man ihnen wohl kaum verübeln. Das Wann und das Wie bedeuten ihnen so wenig.“ Mynistera öffnete die Tür zur Hütte und ließ die frische Herbstbrise hereinwehen, um den bitteren und fauligen Gestank des Daedroth zu vertreiben. „Nun brauche ich Euch für einen Botengang nach Wegesruh. Es ist nur ein Wochenritt dorthin, und ein Wochenritt zurück. Nehmt Doryatha und Celephyna mit. So sehr wir auch versuchen, auf niemanden angewiesen zu sein, gibt es dennoch Kräuter, die wir hier nicht anpflanzen können – und wir scheinen binnen kürzester Zeit gewaltige Mengen an Edelsteinen zu verbrauchen. Es ist wichtig, dass die Leute in der Stadt lernen, Euch als eine der weisen Frauen des Skeffington-Zirkels zu erkennen. Ihr werdet feststellen, dass die Vorzüge des Berüchtigtseins die Unannehmlichkeiten bei Weitem aufwiegen.“

Turala tat, worum sie gebeten wurde. Als sie und ihre Schwestern die Pferde bestiegen, brachte Mynistera ihr ihr Kind – den kleinen, fünf Monate alten Bosriel –, damit er seiner Mutter einen Abschiedskuss geben konnte. Die Hexen waren verrückt nach dem kleinen Dunmerkind, gezeugt von einem niederträchtigen Herzog und auf die Welt gebracht von wilden Ayleïden im bewaldeten Herzen des Kaiserreichs. Turala wusste, dass ihre Ammen ihr Kind mit ihrem Leben beschützen würden. Nach vielen Küssen und einem letzten Winken zum Abschied ritten die drei jungen Hexen los und hinein in die strahlenden Wälder, unter einem Baldachin aus rotem, gelbem und orangem Laub.
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