| Das Jahr 2920, Band 26 Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Das Jahr 2920, Band 26 (engl. The Year 2920, Vol. 26) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
2920: Das letzte Jahr der Ersten Ära
Von Carlovac Stadtweg
29. Eisherbst 2920
Phrygias, Hochfels
Blasses Sonnenlicht flackerte durch den nebelbedeckten Wald, als Turala, Doryatha und Celephyna ihre Pferde weitertrieben. Der Boden war durchnässt und mit einer dünnen Frostschicht überzogen, und für den schwer beladenen Tross war es ein rutschiger Weg über ungepflasterte Hügel. Turala versuchte, nicht zu zeigen, wie sehr sie sich freute, wieder zum Zirkel zurückzukehren. Wegesruh war ein Abenteuer gewesen, und wie sehr hatte sie die furchterfüllten und ehrfürchtigen Blicke der Stadtbewohner genossen. Aber die letzten Tage konnte sie nur noch an die Rückkehr zu ihren Schwestern und ihrem Kind denken.
Ein schroffer Wind peitschte ihre Haare noch vorne, sodass sie nur noch den Weg vor sich sehen konnte. Sie hörte den Reiter, der sich ihrer Seite näherte, erst dann, als er fast schon neben ihr war. Als sie sich umdrehte und Cassyr sah, war ihr Aufschrei gleichermaßen Überraschung und Freude darüber, einen alten Freund wiederzusehen. Sein Gesicht war bleich und eingefallen, aber sie ging davon aus, dass das allein an der Reise lag.
„Was führt Euch zurück nach Phrygias?“, fragte sie ihn lächelnd. „War man in Dwynnen nicht gut zu Euch?“
„Gut genug“, antwortete Cassyr. „Ich muss mit dem Skeffington-Zirkel sprechen.“
„Reitet doch mit uns“, schlug Turala vor. „Ich bringe Euch zu Mynistera.“
Die Vier ritten weiter, und die Hexen unterhielten Cassyr mit Geschichten aus Wegesruh. Es war unschwer zu erkennen, dass es auch für Doryatha und Celephyna ein seltenes Geschenk war, den Hof des alten Barbyn verlassen zu dürfen. Sie waren dort geboren worden als Töchter und Enkeltöchter von Skeffington-Hexen. Der Alltag von Hochfels war für sie so exotisch wie für Turala. Cassyr sagte nur wenig, aber er lächelte und nickte, was ihnen als Ansporn reichte. Zum Glück ging es bei keiner der Geschichten, die sie gehört haben, um seine eigene Dummheit. Oder zumindest erwähnten sie ihm gegenüber nichts.
Doryatha war gerade mitten in einer Geschichte, die sie in deiner Taverne gehört hatte (es ging um einen Dieb, der über Nacht im Geschäft eines Pfandleihers eingeschlossen worden war), als sie einen ihnen vertrauten Hügel überquerten. Plötzlich hielt sie in ihrer Erzählung inne. Man hätte von hier aus die Scheune sehen müssen, aber dem war nicht so. Ihre drei Begleiter folgten ihrem Blick in den Nebel, und einen Augenblick später ritten sie so schnell sie konnten auf den Ort zu, der einst das Zuhause des Skeffington-Zirkels gewesen war.
Das Feuer war längst ausgebrannt. Nur noch Asche, Skelette und zerbrochene Waffen waren noch übrig. Cassyr erkannte sofort die Spuren eines Orküberfalls.
Die Hexen fielen von ihren Pferden und liefen wehklagend durch die Überreste. Celephyna fand ein zerfetztes, blutiges Stück Stoff, das sie als Teil von Mynisteras Umhang erkannte. Sie hielt es schluchzend an ihr kreidebleiches Gesicht. Turala rief nach Bosriel, aber die einzige Antwort war der Wind, der schrill durch die Asche pfiff.
„Wer war das?“, schrie sie, und Tränen rollten ihr Gesicht herunter. „Ich schwöre, ich werde die Flammen des Reichs des Vergessens heraufbeschwören! Was haben sie mit meinem Kind getan?“
„Ich weiß, wer das war“, antwortete Cassyr leise, während er von seinem Pferd stieg und zu ihr ging. „Ich habe diese Waffen schon einmal gesehen. Ich fürchte, ich habe die Unholde, die hierfür verantwortlich sind, in Dwynnen getroffen, aber ich hätte nie gedacht, dass sie euch finden würden. Das ist das Werk von Mördern, die der Herzog von Gramfeste angeheuert hat.“
Er hielt inne. Die Lüge war ihm leicht gefallen. Anpassen und improvisieren. Außerdem war ihm sofort klar, dass sie ihm glaubte. Der Groll, den sie dem Herzog gegenüber hegte ob der Grausamkeit, die er ihr gegenüber gezeigt hatte, war nicht mehr so präsent, aber nie ganz verschwunden. Ein Blick in ihre glühenden Augen, und er wusste, dass sie die Daedra beschwören und seine, oder ihre, Rache an Morrowind nehmen würde. Und mehr noch: Er wusste, dass sie zuhören würden.
Und sie hörten zu. Denn die einzige Macht, die größer ist als Begierde, ist der Zorn. Das gilt auch für fehlgeleiteten Zorn.