Online:Das Jahr 2920, Band 4

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Inhalt

Das Jahr 2920, Band 4

2920: Das letzte Jahr der Ersten Ära

Von Carlovac Stadtweg

3. Morgenröte

Die Insel Artaeum, Sommersend

Sotha Sil schaute den Initiaten dabei zu, wie sie einer nach dem anderen den Oassombaum hinaufschwebten, eine Frucht oder eine Blume aus seinen Ästen nahmen und danach mehr oder weniger elegant wieder auf den Boden zurückkehrten. Er nahm sich einen Augenblick Zeit, den Tag zu bewundern. Die getünchte Statue von Syrabann, für die der große Magier angeblich in grauer Vorzeit Modell gestanden hatte, thronte auf einem Klippenvorsprung über der Bucht. Hinter ihr waren das Meer und die nebelverhangene Grenze zwischen Artaeum und der Hauptinsel von Sommersend zu sehen.

„Im Großen und Ganzen akzeptabel“, verkündete er, als die letzte Schülerin ihm ihre Frucht in die Hand legte. Er bewegte kurz seine Hand, und schon waren die Früchte und Blumen wieder oben auf dem Baum. Noch eine Handbewegung, und die Schüler bildeten einen Halbkreis um den Zauberer. Er zog einen kleinen fasrigen Ball aus seiner weißen Robe, der ungefähr dreißig Zentimeter Durchmesser hatte.

„Was ist das?“

Die Schüler verstanden, worum es bei dieser Prüfung ging. Sie sollten einen Identifikationszauber auf den geheimnisvollen Gegenstand wirken. Alle Initiaten schlossen ihre Augen und stellten sich den Ball im reich der universalen Wahrheit vor. Seine Energie hatte wie jede physische und geistige Materia seine ganz eigene Resonanz, einen negativen Aspekt, ein Spiegelbild, relative Wege, eine wahre Bedeutung, ein Lied im Kosmos, eine Textur im Stoff des Raums, eine Facette des Seins, das es schon immer gab und das es immer geben würde.

„Ein Ball“, sagte schließlich ein junger Nord namens Welleg, was von einigen der jüngeren Initiaten mit einem Kichern erwidert wurde, jedoch von den meisten, unter ihnen auch Sotha Sil, mit einem Stirnrunzeln.

„Wenn Ihr schon darauf besteht, dumm zu sein, dann seid zumindest unterhaltsam“, knurrte der Zauberer, der im Anschluss eine junge, dunkelhaarige Altmer ansah, die verwirrt dreinblickte. „Wisst Ihr es, Lilatha?“

„Das ist Grom“, antwortete Lilatha mit unsicherer Stimme. „Was die Dreugh meffen nach ihrem K-K-Kr-Krevinasim.“

„Karvinasim, aber trotzdem sehr gut“, sagte Sotha Sil. „Und jetzt sagt mit, was das bedeutet.“

„Das weiß ich nicht“, gab Lilatha zu. Die anderen Schüler schüttelten ebenfalls den Kopf.

„Das Verständnis aller Dinge geschieht in Schichten“, sagte Sotha Sil. „Eine gewöhnliche Person sieht sich einen Gegenstand an und fügt ihn an einer passenden Stelle in sein Denkschema ein. Jene, die in den Alten Wegen bewandert sind, in den Lehren der Psijik, der Mystik, sehen einen Gegenstand und können seine korrekte Rolle erkennen. Aber zum Erreichen von Verständnis muss eine weitere Schicht erforscht werden. Ihr müsst Rolle und Wahrheit eines Gegenstandes erkennen und dann herausfinden, was sich dahinter verbirgt. In diesem Fall handelt es sich bei diesem Ball tatsächlich um Grom, eine Substanz, die von den Dreugh erzeugt wird, einem Volk, das im nördlichen und westlichen Teil des Kontinents unter Wasser lebt. Einmal in ihrem Leben führen sie den sogenannten Karvinasim durch, bei dem sie ein Jahr lang an Land leben. Im Anschluss kehren sie in das Wasser zurück und meffen, wie man das Verschlingen der Haut und Organe nennt, die sie für das Leben an Land benötigt hatten. Danach würgen sie kleine Bälle wie diesen hier hoch. Grom. Dreugh-Erbrochenes.“

Die Schüler schauten den Ball mit leicht flauem Blick an. Das war eine der Lektionen, die Sotha Sil immer besonders viel Spaß machten.

4. Morgenröte 2920

Die Kaiserstadt, Cyrodiil

„Spione“, brummelte der Kaiser, während er in seiner Badewanne saß und ein Geschwulst an seinem Fuß ansah. „Überall um mich herum Verräter und Spione.“

Seine Mätresse Rijja wusch ihm den Rücken, ihre Beine um seine Hüfte geschlungen. Wenn er in einer solchen Stimmung war, empfahl es sich, eine ruhige, beruhigende und verführerische Sinnlichkeit auszustrahlen. Und außerdem kein Wort zu sagen, bis er ihr eine direkte Frage stellte.

Was er dann auch tat: „Was denkt Ihr Euch, wenn so ein Kerl seiner kaiserlichen Hoheit auf den Fuß tritt und dann sagt: ‚Tut mir leid, Eure kaiserliche Hoheit'? Findet Ihr nicht, dass ‚Verzeiht mir, Eure kaiserliche Hoheit' angemessener wäre? ‚Tut mir leid', nun, das hört sich fast an, als täte es diesem argonischen Mistkerl leid, dass ich seine Hoheit bin. Als hoffte er, dass wir den Krieg gegen Morrowind verlieren. So hört sich das an.“

„Was könnte man tun, damit Ihr Euch wieder besser fühlt?“, fragte Rijja. „Möchtet Ihr ihn auspeitschen lassen? Wie Ihr schon sagtet ist er nur der Kriegsherr von Seelenruh. So würde er lernen, dass er aufpassen muss, wo er hintritt.

„Mein Vater hätte ihn auspeitschen lassen. Mein Großvater hätte ihn hinrichten lassen“, grummelte der Kaiser. „Aber mir ist es egal, wer mir alles auf die Füße tritt, solange sie mich respektieren. Und keine Ränke gegen mich schmieden.“

„Irgendjemandem müsst Ihr doch vertrauen.“

„Nur Euch“, sagte der Kaiser mit einem Lächeln, und er drehte sich ein Stück und gab Rijja einen Kuss. „Und wohl meinem Sohn Juilek, obwohl ich mir wünschte, er wäre ein wenig vorsichtiger.“

„Und Euer Rat, und die Potentaten?“, fragte Rijja.

„Ein Haufen Spione und eine Schlange“, lachte der Kaiser und küsste seine Mätresse erneut. Er flüsterte: „Solange Ihr mir treu seid, werde ich mit der Welt schon fertig.“

13. Morgenröte 2920

Gramfeste, Morrowind

Turala stand am schwarzen, juwelenverzierten Stadttor. Um sie herum heulte der Wind, aber sie spürte ihn nicht.

Der Herzog war außer sich gewesen vor Zorn, als er hörte, dass seine Lieblingsmätresse ein Kind erwartete, und er hatte sie aus seinen Augen verbannt. Sie hatte immer und immer wieder versucht, ihn zu sehen, aber seine Wachen ließen sie nicht zu ihm durch. Am Ende war sie zu ihrer Familie zurückgekehrt und hatte ihnen die Wahrheit gebeichtet. Hätte sie sie doch nur angelogen, hätte sie ihnen doch erzählt, dass sie nicht wisse, wer der Vater sei. Ein Soldat, ein reisender Abenteurer, irgendjemand. Aber sie sagte ihnen, dass der Herzog, ein Mitglied des Hauses Indoril, der Vater sei. Und sie taten, was sie wusste, dass sie tun mussten, als stolze Mitglieder des Hauses Redoran.

Auf ihrer Hand prangte das Mal der Verstoßung, das ihr weinender Vater ihr mit dem Eisen eingebrannt hatte. Aber die Grausamkeit des Herzogs hatte ihr deutlich mehr wehgetan. Sie blickte zum Tor hinaus auf die weite, winterliche Ebene. Knorrige, schlafende Bäume und Himmel ohne Vögel. Niemand in Morrowind würde jetzt noch etwas mit ihr zu tun haben wollen. Sie hatte keine andere Wahl, als weit, weit wegzugehen.

Mit langsamen, traurigen Schritten begann sie ihre Reise.
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