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Online:Der Lockruf der Camonna Tong

Der Lockruf der Camonna Tong
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Diese Seite enthält den Text von Der Lockruf der Camonna Tong (engl. The Lure of the Camonna Tong) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Von Vorar Vendu, ehemals Camonna Tong

Ihr habt wahrscheinlich von den Camonna Tong gehört. Dies ist ein Name, den man in dunklen Gassen flüstert, während das Blut über die Pflastersteine rinnt, ein Name, mit dem die Lösegeldforderung auf des Nachbarn Bett unterzeichnet ist. Ein Schatten, ein Fluch, ein Geschwür am Arsch unserer Gesellschaft. Und obwohl ich nicht stolz darauf bin auch ein Teil meiner Vergangenheit.

Diese Zeilen hier richten sich nicht an jene, die bereits auf der richtigen Seite des Gesetzes wandeln. Sie sind gedacht für all die, die diesen Pfad der Tugend bereits verlassen haben, für all jene auf der dünnen Grenze zwischen Recht und Unrecht. Für die, deren Bäuche leer und deren Taschen noch leerer sind und die die Camonna Tong vielleicht als brauchbare Alternative betrachten. Und euch sage ich: Lest weiter.

Natürlich, die Camonna Tong bieten Stabilität. Wer lehnt schon gern ein geregeltes Einkommen ab, und außerdem verfügen sie auch noch über eine feste Struktur. Sie locken damit, dass sie Ruhm bieten, Befehlsgewalt, Aufstiegsmöglichkeiten. Und klar, ihr Betätigungsfeld ist alles andere als legal. Aber wenn Ihr ohnehin schon in diese Richtung tendiert, wärt Ihr dann nicht lieber in guter Gesellschaft?

Es musste nicht viel Süßholz geraspelt werden, damit ich unterschrieb, und anfangs hatte ich es dort gut. Die reichen Hornochsen erpressen, die mich mein Leben lang herumkommandiert hatten? Nur zu gerne! Ein paar Raubüberfälle, ein paar Einbrüche? Nichts, was ich nicht schon gewohnt war. Und klar, wir schwangen große Reden darüber, die Fremdländer zu vertreiben, damit Vvardenfell wieder den Dunkelelfen gehörte. Aber ehrlich gesagt hat mich nichts von alledem dazu gebracht, meine Taten infrage zu stellen.

Bis eines Tages eine argonische Schneiderin ein wenig aufmüpfig wurde.

Oh, das war damals Stadtgespräch. Irgend so eine schuppige N'wah hatte den Nerv, ihren eigenen Laden zu eröffnen, und das auch noch erfolgreich! Sie nahm Dunkelelfen gutes Geschäft weg, eindeutig. Sie nahm unseren Müttern und Schwestern Geld weg. Also taten wir, was die Camonna Tong am besten können. Wir ließen sie büßen.

Die Entführung war ein Kinderspiel. Ja, ihr Geschäft lief gut, aber sie war nach wie vor eine Argonierin. Ich glaube nicht, dass wir auch nur eine Wache gesehen haben, als wir uns in ihr Haus schlichen, nicht in diesem Teil der Stadt. Wir fesselten und knebelten sie, bevor sie um Hilfe rufen konnten, und wir lachten, als wäre alles ein ganz toller Spaß. Junge Hitzköpfe mit zu viel Feuerwasser im Blut. Ich dachte, dass wir ihr einfach nur einen Schrecken einjagen würden, damit ihr klar ist, dass sie sich für nichts Besseres zu halten braucht.

Ich kam langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, als es die ersten Schläge setzte. Zuerst eine Ohrfeige, aber daraus wurden schnell Faustschläge und Tritte. Sie rissen Witze darüber, dass sie das schon vertragen könne, dass argonische Haut so dick sei, dass man nicht mal die blauen Flecken sehen würde. Ich höre noch immer ihre erstickten Schreie inmitten all des Gelächters.

Ich habe einfach nur zugesehen, als die Schläge immer härter wurden, als langsam Blut aus ihrem geknebelten Mund tropfte. Gewalt war mir nicht fremd, und angesichts meiner beruflichen Tätigkeit war ich ihr auch nicht abgeneigt. Aber diese alte Argonierin zu fesseln und sie blutig zu schlagen, auf sie einzutreten, als sie am Boden lag … Das war etwas anderes. Mir schnürte sich die Kehle zu, als ich das bewegungslos mitansah. Niemandem schien mein Mangel an Enthusiasmus aufzufallen, so begeistert waren sie von der rechtschaffenen Strafe, die sie mit vollem Einsatz austeilten.

Jemand zog einen Dolch und meinte lapidar: „Wisst ihr, ohne Finger näht es sich ziemlich schwierig.“

Plötzlich war ich hellwach.

Wie gerne würde ich jetzt sagen, dass ich sie aufgehalten habe. Dass ich etwas Schlaues gesagt oder etwas Tapferes getan habe. Aber in Wahrheit bin ich einfach gegangen. Ich habe diesen Raum verlassen, diese Stadt, mein Leben. Nicht erhobenen Hauptes, sondern gebrochen, besiegt; ich musste immerzu an die Augen dieser armen Argonierin denken, die so voller Schrecken waren. So anders als die meinen, und doch so gleich. Ich weiß nicht, ob sie es durchgezogen haben, ob es jetzt irgendwo da draußen eine fingerlose Bettlerin gibt, die mein Gesicht in ihren Albträumen sieht. Ich glaube nicht, dass ich es je herausfinden werde.

Wenn ihr also das nächste Mal an die Camonna Tong denkt, an den Ruhm und an das Gold … Denkt daran, wie schnell es gehen kann, dass ihr eure krumme Moral komplett verliert. Wie große Reden und ein paar Schluck zu viel euch auf einen dunkleren Pfad führen können, von dem ihr nie dachtet, dass ihr ihn je betreten würdet. Wie einfach es ist, nichts zu sagen, und wie es noch viel einfacher ist, einfach mitzumachen.