| Der Schild von Julianos Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Der Schild von Julianos (engl. The Shield of Julianos) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Ein Gleichnis von Vater Haderus Donton
Hoch über den umliegenden Gebäuden Skingrads erhebt sich die Große Kapelle, die Julianos gewidmet ist, dem Göttlichen der Weisheit und der Logik. Und doch ist Skingrad bekannt für seinen Wein, für seinen Überfluss und seine Feierlichkeiten. Wie kann es sein, dass ein Gott der Logik und der Vernunft, der spröden und geistigen Unternehmungen, hier seinen größten Ausdruck findet?
Nun, Julianos gilt ebenfalls als Gott der Widersprüche. Aber das erklärt es nur teilweise.
Der Ort, an dem die Große Kapelle steht, war ursprünglich geheiligter Boden, vermutlich einem Daedrafürsten geweiht. Um welchen Daedrafürsten genau es sich dabei handelte, ist unbekannt, da offenbar keines der noch vorhandenen Symbole einem der Fürsten zuzuordnen ist. Nachdem die Ayleïden und ihre daedrafürchtigen Verbündeten aus diesen Landen vertrieben worden waren, hielt die Verehrung von Julianos hier Einzug. Als Skingrad wuchs, lockten die Große Kapelle und ihre Schule allerlei Gelehrte, Pedanten und Philosophen aus ganz Tamriel an, die sowohl die Wahrheit suchten als auch diese um ihre eigene Wahrheit ergänzen wollten.
Die Große Kapelle wurde ein Ort der Diskussion, der Debatte und der philosophischen Auseinandersetzung zwischen Anhängern der Göttlichen, aber auch Apostaten. Dem Julianosglauben sind alle Standpunkte willkommen, selbst die, die dem eigenen etablierten Dogma widersprechen. In den Neun Geboten der Göttlichen Acht spricht Julianos: „Erkennt die Wahrheit. Beachtet das Gesetz. Sucht im Zweifelsfall Rat von den Weisen.“
Und es ist Weisheit, die unsere Besucher suchen, und das mittels großer und kleiner Fragen. Was existierte vor der Schöpfung? Wie ist die Welt wirklich entstanden? Ist freier Wille möglich, wo die Göttlichen doch alles sehen? Sind die Daedrafürsten wirklich frei, wenn sie an ihr angeborenes Wesen gebunden sind? Debattierer kommen von weither, um sich diese Diskussionen auf dem Kapellengelände und in den umliegenden Tavernen anzuhören.
Der Kapelle sind derlei Streitgespräche willkommen, solange sie zivilisiert stattfinden. Daher finden derlei Duelle häufiger bei einem Glas Wein statt als in einer offenen Schlacht. Es werden Wörter gekreuzt, nicht die Klingen. Oftmals richten Philosophen Feierlichkeiten und Festmähler aus, um andere vom Wahrheitsgehalt und der Beliebtheit ihrer Argumente zu überzeugen. Daher ist Skingrad eine Stadt der Feste und in ihrer Mitte sitzt der Göttliche der Wahrheit. Das scheint widersprüchlich, aber Julianos gilt schließlich auch als Gott der Widersprüche, und er kann auf der Suche nach der größten Wahrheit viele Wahrheiten aufnehmen.
Denn dies ist der Kernpunkt: Die Wahrheit muss stets angefochten werden. Sie muss stets herausgefordert werden. Stets auf die Probe gestellt. Wenn augenscheinliche Widersprüche die Wahrheit ungültig machen, dann kann es nicht die ganze Wahrheit sein. Wenn Logik der Schild von Julianos ist, dann ist Widersprüchlichkeit sein Schwert. Eine Mauer, gegen die sich niemand stemmt, dient keinem wirklichen Zweck. Tugend, die keiner Versuchung ausgesetzt wird, hat kein Gewicht. Eine Idee, die nicht angefochten wird, ist lediglich Dogma und von keinem Nutzen für ihren Priester oder ihre Anhänger. Die ultimative Wahrheit liegt im Kern des Julianosglauben.
So ist es schon immer gewesen und so wird es immer sein.