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Online:Der Sturm und die Sonnenblume (7525)

Der Sturm und die Sonnenblume (7525)
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Diese Seite enthält den Text von Der Sturm und die Sonnenblume (7525) (engl. The Tempest and the Sunflower) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Von Nivienne Tonnerre

Basierend auf wahren Begebenheiten

Fürstin Mara schenkte dem Turnierplatz von Kastell Navire ein Lächeln. Noch nie hatte es einen so schönen Tag gegeben, an dem zwei Ritter, zwei Rivalen, zwei Herzen, die sich so ähnlich waren, einander einen derart hitzigen und leidenschaftlichen Zweikampf lieferten.

Ritter Sonnenblume, der goldene Sohn einer Schiffbauerfamilie, stand der grüblerischen Ritterin Sturm gegenüber, Galens ältester Tochter. Beide waren so erzogen worden, dass sie Gift schmeckten, sobald sie den Namen der jeweils anderen Familie hörten. Sie setzten einander hart mit ihren Lanzen zu. Im großen Gefecht flogen die Funken, als sich ihre Klingen trafen. Aber als die Helme zu Boden fielen, trat ein Schweigen zwischen sie, eine zarte Überraschung und Neugier, die Umstehende vielleicht für brodelnde Feindseligkeit hielten.

Die beiden wechselten einige wenige Worte, bevor sie zurück in ihre Herrenhäuser humpelten, ihre schlimmste Wunde ein gebrochenes Herz. Und obwohl es Ritterin Sturm gewesen war, die das Turnier gewonnen hatte, war sie es, die als erste brach, wie es Stürme häufig tun.

  • * *

Ritter Sonnenblume hielt das Herz von Ritterin Sturm in seinen zitternden Händen. Sie hatte viele Mühen auf sich genommen, um sicherzugehen, dass ihr Brief ihn auch erreichte. Die Ahngezeiten-Druiden hatten ihn im Geheimen für sie über den Archipel transportiert. Jetzt könnte er ihr Untergang sein. Schließlich war dies die Frau, die sein Haus durch ihren Turniersieg zum Gespött gemacht hatte.

Aber ihre Worte brachen über ihn herein wie ein Sommergewitter. Ihm schien es, als würde sie Echos aus den Kammern seines eigenen Herzes niederschreiben. Als ihre Schwerter aufeinanderprallten, hatte auch sie sich gewünscht, dass sie genauso verharren würden, dass sie beide auf ewig nur Schritte voneinander entfernt bleiben könnten, anstatt durch Inseln getrennt. Welch größere Pein könnte es geben, als so zu tun, als würde er nicht auch etwas für sie empfinden?

Die Fehde zwischen ihren Häusern erschien ihm nun so klein angesichts der Unendlichkeit seiner Zuneigung. Welchen Mut sie doch bewiesen hatte! Welche Schläue, die Druiden um Hilfe zu bitten. Er schrieb ihr zurück und gestand ihr unverblümt seine Liebe, unterzeichnet „Euer Untergang“ in der Hoffnung, sie dadurch zum Lächeln zu bringen.

Durch die Jahreszeiten hindurch, durch Ebbe und durch Flut schrieben sie einander. Der Ahngezeitenzirkel brachte ihre geheimen Briefe über die Systren. Durch Worte erkundeten sie jeden Winkel der Seele ihres Gegenübers. Aber irgendwann reichten Worte nicht mehr aus.

Dieses Mal war es die Sonnenblume, die sich zuerst beugte.

Würde der Sturm ihn am Ende des Turniers heiraten, wenn sie sich das nächste Mal in Kastell Navire trafen?

Ritterin Sturm, ergriffen von Gefühlen, sagte ja. Aber wer sollte sie vermählen, und wo?

An dieser Stelle ersuchte Ritter Sonnenblume die Druiden um Hilfe.

Aber dieses Mal wollten die Druiden eine Gegenleistung.

  • * *

Am Vorabend ihrer Hochzeit und des großen Gefechts trafen sich Ritterin Sturm und Ritter Sonnenblume im Schutz der Nacht. Sie wussten, dass sie nur wenige Augenblicke hatten.

Ritter Sonnenblume hielt sie in seinen Armen. Wie lange hatte er sich schon danach gesehnt! Er fragte seine Geliebte nicht, ob sie wirklich tun sollten, was von ihnen verlangt wurde.

Verlasst die Insel Galen, hatten die Druiden gesagt. Nach Eurer Hochzeit, wenn Eure Häuser vereint sind, soll niemand mehr Fuß auf die Insel setzen, der kein Druide ist.

Natürlich konnten sie vorgeben, dass kein Preis zu hoch ist, der im Namen der Liebe entrichtet wird. Aber die beiden wussten, dass ihre Familien das niemals dulden würden. Sie würden die beiden lieber tot sehen, als sie als Paar leben zu lassen, ganz besonders wenn sie dem Ahngezeitenzirkel gaben, was dieser forderte.

„Würde Galen allein mir gehören, gäbe ich es nur zu gern auf“, sagte Ritterin Sturm, als könnte sie seine Gedanken lesen. „Aber …“

„Eure Untertanen gehen vor“, beendete die Sonnenblume den Satz. So gut kannte er ihr Herz.

Er schaute ihr in die Augen.

„Mir ist es gleich, wo wir heiraten, oder ob wir überhaupt heiraten, solange wir zusammen sind“, sagte er. „Unter jedem Namen, jedem Banner, in Ehe oder anderweitig, ich gehöre Euch. Stehlen wir uns am Ende des Turniers davon. Wir nehmen das Schiff meines Vaters. Vergesst die Festlichkeiten. Vergesst die geheime Hochzeit. Wenn die Systren nicht zulassen, dass wir zusammen sind, dann suchen wir uns ein anderes Land.“

Und sie gingen auseinander, um sich am Morgen wiederzusehen, selig unwissend über die Ohren der Ahngezeiten in der Dunkelheit und das Verlangen nach Wiedergutmachung, das langsam seine Bahnen zog.

  • * *

Ritter Sonnenblume sah sich seiner Braut gegenüber, dem furchterregenden Sturm, dem amtierenden Champion. Es war alles nur Schau, sagte er sich. Heute Nacht würden er und seine Geliebte diese Ufer hinter sich lassen und bis zu ihrem Tode vereint sein.

Damit hatte er aber nur zur Hälfte recht.

Ihre Schwerter trafen beim Abschlusskampf des Turniers ein letztes Mal aufeinander. Es war egal, wer gewann. Wichtig war nur, dass ihre Feindseligkeit echt aussah. Die Blutspritzer waren echt, als sein Schwert ihr Handgelenk streifte. Wie sie stolperte, auf ihr Knie fiel, war echt. Wie er einen Schrei ausstieß und sie auffing. Der Schmerz, der ihr Gesicht verzerrte … Nein! War das echt?

„Druiden“, brachte Ritterin Sturm hervor. Und da sahen sie es: Das schimmernde Gift auf ihrer beiden Klingen. Der Ahngezeitenzirkel hatte entschieden, dass wenn der Sturm und die Sonnenblume ihnen Galen nicht überlassen wollten, sie einander der Untergang sein sollten.

Und als Ritterin Sturm ihr Leben aushauchte, senkte Ritter Sonnenblume seinen Kopf und weinte. Wenn die Welt sie lieber tot sehen wollte als zusammen, dann wollte er lieber tot sein.