| Der letzte Anblick des Initianden Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Der letzte Anblick des Initianden (engl. Initiate's Last Sight) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Von Initiand Dalan Emax
Morgen nehme ich die Augenbinde. Ich hatte mich vor dem Moment gefürchtet, aber nach allem, was ich gesehen habe, werde ich froh sein, meine Augen nie mehr verwenden zu müssen. Der Blinde Pfad hat keine Schrecken mehr für mich. Nichts in diesem Leben wird mir jemals mehr Angst machen. Und dafür danke ich der Blinden.
Natürlich wusste ich von der Dunkelscherbe. Es gibt keinen Anhänger des Blinden Pfades, der nicht von der albtraumhaften Kreatur gehört hat, die Initianden ihre tiefste Dunkelheit zeigt. Keine zwei Initianden erhalten von der Dunkelscherbe dieselbe Vision. Manche sagen, dass ihnen alles verschlingende Feuer oder die Leichen derer gezeigt wurden, die sie lieben. Einige Initianden greift die Dunkelscherbe an, und sie tötet sie, bevor jemand sie aufhalten kann. Das kommt nicht häufig vor, aber wenn man der Dunkelscherbe gegenübersteht, denkt man an nichts anderes. Häufiger geschieht es, dass Initianden sich nicht genug erholen, um die Augenbinde nehmen zu können. Nur wer bei geistiger Gesundheit bleibt, folgt dem Pfad ohne Zögern. Ich wollte wie sie sein. Ich bin wie sie.
Als ich der Dunkelscherbe gegenüberstand, geschah dies in einem einfachen Raum. Die Wände waren schmucklos und außer der Kreatur befand sich dort niemand. Ich dachte, dass ich mich nicht bewegen konnte. Ich wartete nur darauf, dass einer ihrer vielen Arme mir den Hals durchtrennen würde. Aber nichts geschah. Ich weiß nicht, wie lange ich in diesem Raum war und darauf wartete, dass die Kreatur sich entschied, welchen Schrecken sie mir zeigen sollte. Es fühlte sich wie Stunden an, vielleicht sogar ein ganzer Tag. Als sich die Tür öffnete, stank meine Kleidung nach Schweiß, und meine Augen schmerzten. Ich glaube, dass ich in Gegenwart der Dunkelscherbe nicht einmal geblinzelt hatte. Ich glaube, ich konnte gar nicht blinzeln.
Auch jetzt noch, Stunden nach dieser gnadenlosen Prüfung, ist mir übel, und ich fühle mich schwach. Ich kann nicht aufhören, an die Dunkelscherbe zu denken. Andere Initianden feiern, dass sie die Prüfung bestanden haben, ich jedoch nicht. Warum hat sie mir nicht ungeahnte Schrecken gezeigt? Warum, wenn ich darauf vorbereitet war, mich den grauenhaftesten Schrecken zu stellen, die das Reich des Vergessens zu bieten hat? Warum hat die Dunkelscherbe mir dies entsagt? Hält sie mich für unwürdig, dem Pfad zu folgen? Oder ist nichts mehr übrig, womit man mich auf die Probe stellen könnte?
Nein, es steckt mehr dahinter. Keine dieser Antworten würde mir so sehr Angst machen, wie es diese Begegnung tat. Ich glaube, der Schrecken, den die Dunkelscherbe mir geschenkt hat, war die Ungewissheit. Ich werde nie erfahren, was ich hätte sehen sollen oder was sie überlegt hat mir zu zeigen. Mir bleiben nur das Gesicht der Dunkelscherbe, ihre klickende Zunge und diese Arme, die mir in einem einzigen Augenblick mein Leben hätten nehmen können, es aber nicht taten. Ich stand dem Unerkennbaren gegenüber. Ich starrte es an und erkannte es nicht bis kurz vor dem Augenblick, in dem ich meine Augenbinde nahm.
Auf merkwürdige Weise werde ich mich nie mehr dem Unbekannten stellen müssen. Die Dunkelscherbe schenkte mir eine Gabe. Die Blinde schenkte mir eine Gabe. Ich werde diesen Pfad gehen, bis ihn meine Füße nicht mehr gehen können.