| Die Sage von Kapitän Werhai, Band 3 Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Die Sage von Kapitän Werhai, Band 3 (engl. The Saga of Captain Wereshark Vol. 3) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
[Mehrere Seiten vor dieser wurden herausgerissen.]
Kaum dass wir die Oberfläche der gefrorenen Inseln erreicht hatten, hallten auch schon die finsteren Worte von Prinz Vaugr durch die Luft über und um uns herum. Es klang, als würde die frostige Luft seine Worte sprechen.
„Dies ist mein Schatz, Sterbliche. Mein Vermächtnis. Ihr werdet ihn mir nicht stehlen. Die mächtigen Winde des Nordens dienen mir!“
Doch als wir die ausgefahrenen Landerampen der „Fahler Geist“ hinaufeilten, unsere Beute im Schlepptau, nahmen keine weiteren Draugr aus dem versunkenen Grabhügel die Verfolgung auf. Mit der Eile, die einer erfahrenen Piratenmannschaft angemessen ist, die mit einem geplünderten Schatz auf der Flucht ist, machten wir des Werhais mächtiges Schiff bereit zum Ablegen. Beschützt von Piraten mit Langbögen und mit einem Bauch voll der Schätze eines lange toten Draugrprinzen hisste die „Fahler Geist“ ihre tiefroten Segel.
Wir ließen die gefrorene Insel und ihren versunkenen Grabhügel hinter uns, begleitet von neuen Schneeflocken in der nordischen Brise, die unsere Segel blähte. Und doch waren wir den Wassern der Insel kaum entkommen, als die Winde uns im Stich ließen. Die einst tosenden Wellen vor Himmelsrands Küste wurden ein ruhiger See, so ruhig, dass selbst erfahrene Augen sie mit Glas verwechseln könnten. Es gab kein Geräusch, keinen Wind. Sogar das Schlagen der Wellen gegen den Bug der Geist verstummte.
Uns auf dem mächtigen Schiff kam es vor, als stünde die Zeit still, aber ich befürchtete ein noch grauenhafteres Schicksal. Prinz Vaugr hatte, ganz so, wie er angedroht hatte, die Winde des Nordens zum Schweigen gebracht. Wir konnten zwar rudern, aber das war ein anstrengendes und langsames Unterfangen. Es könnte Tage dauern, sogar Wochen, bevor wir es an die Küste schafften, und der Bauch der „Fahler Geist“ war beladen mit Gold, nicht mit Vorräten. Gold konnten wir nicht essen. Würden wir auf diesem ruhigen Meer verhungern, während uns die grausamen, leuchtenden Augen von Prinz Vaugr aus seinem versunkenen Grabmal zusahen?
„Nein!“, verkündete Kapitän Werhai. „Noch sind wir nicht besiegt! Ich habe das Juwel des Bestatteten Prinzen geborgen, und zusammen mit den Schriftrollen, die wir auf der Insel des Roten Nebels fanden, werden wir diese Hexerei besiegen!“
Wir Piraten jubelten, und niemand lauter als die Mächtige Flicka. Unser Kapitän hatte uns noch nie im Stich gelassen, ganz egal, wie finster die Lage auch gewesen war, und ich hatte keinerlei Befürchtung, dass es dieses Mal anders sein würde. Prinz Vaugr mochte uralt und mächtig sein, doch Kapitän Werhai war der gewiefteste Kapitän, unter dem ich je gesegelt war.
Mit einer Verbeugung und unerschrockenem Winken zogen sich Kapitän Werhai und Knackzahn die Kannibalenpriesterin in die Privatquartiere des Werhais zurück. Gemeinsam, so versicherte uns der Kapitän, würden er und die Exilkönigin der Insel des Roten Nebels die Magie bändigen, die uns zur Flucht verhelfen würde.
Als unser Kapitän und die Königin der Knochen sich ans Werk machten, gab es für den Rest von uns keinerlei Beschäftigung. Vimy spielte ein lustiges Lied auf ihrer Flöte, während Neramo Funken der Magie in die leere Luft schleuderte, fest entschlossen, das Problem selbst zu lösen.
Andere betätigten sich im Armdrücken oder im Würfeln, und die Geschäftigeren unter uns schrubbten unter dem wachsamen Auge der Mächtigen Flicka das Blut vom Deck und überprüften die Takelage und die Segel. Wenn der Wind zurückkehrte, und wir waren uns sicher, dass er das tun würde, musste die Geist in Bestform sein.
Stunden vergingen. Aus Morgen wurde Mittag, und bald schon teilten Galena Zweinarben und die beiden schweigsamen Bosmer, die sie stets begleiteten, die Tagesrationen aus. Wir aßen zu schnell und prahlten zu laut, da die ohrenbetäubende Stille des ruhigen Meeres uns allen Angst machte. Sogar Vimys lustiges Lied wurde traurig. Und dann hörte man ohne das Flattern von Segeln oder das Knarzen von Holz das Geräusch von Gischt, die gegen den Bug schlug. Wir fuhren!
Wie aufgeregte Kinder, die an die Mauern von Dolchsturz eilten, um ein nahendes Narrenfest zu bejubeln, drückte ich mich zusammen mit den anderen Piraten an die Reling der „Fahler Geist“. Die „Fahler Geist“ fuhr, die Gischt spritzte um ihren Bug, aber unsere Segel blieben leer. Wie konnten wir ohne Wind segeln?
Galena Zweinarben rief freudig erregt vom Hinterschiff und winkte uns zu sich. Wir liefen nach achtern und sahen zwei gewaltige Panzer unter den Wellen, und die wellenumtosten Bewegungen von Flossen, die so groß waren wie unsere Landungsboote. Ich traute meinen Augen nicht. Riesige Meeresschildkröten!
Irgendwie hatten Kapitän Werhai und Knackzahn die Kannibalenpriesterin es geschafft, die uralten Meerestitanen herbeizurufen. Die Schildkröten schoben die „Fahler Geist“ mit einer Geschwindigkeit an, mit der es nicht einmal die Winde aufnehmen konnten!
Als wir voller Ehrfurcht zusahen, kamen Kapitän Werhai und die Königin der Knochen mit zerzausten Gewändern aus seinen Privatquartieren. Ihre Gesichter waren gerötet ob kürzlicher Anstrengung, und erst da erinnerte ich mich an Erzählungen über die Rituale, die auf der Insel des Roten Nebels praktiziert wurden; ihre Beschreibung ist möglicherweise zu pikant für einen Bericht wie diesen hier. Was auch immer der Kapitän und die Priesterin in den Privatquartieren des Werhais gezaubert hatten, es hatte funktioniert!
Mit einem breiten Grinsen ihrer strahlend gelben Zähne strich Knackzahn die klappernden Knochentalismane in ihrem Haar beiseite, bevor sie aufs Meer zeigte. „Seht, ihr einfachen Piraten, die uralten Matronen des Meers. Knorrnase und Starrflosse! Das Geschick Eures Kapitäns hat uns ihre Hilfe beschert!“
Und obwohl es Nacht sein würde, bevor wir die Küste erreicht hatten, wusste ich bereits, dass wir dieser ruhigen See entkommen würden.