| Die Ursprünge der traditionellen Kampfkunst der Khajiit Zur Schrift |
|---|
Diese Seite enthält den Text von Die Ursprünge der traditionellen Kampfkunst der Khajiit (engl. Origins of the Khajiiti Martial Tradition) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Von Tendwuayne, Sapiarchin der Fremdländischen Bräuche
Obwohl sie zu den ältesten Traditionen von Elsweyr gehört, ist kaum etwas bekannt über die Ursprünge der khajiitischen Kampfkunst der „Krallentänze“. Da das Große Archiv von Corinthe im Jahr 1Ä 463 durch Kultisten von Merrunz niedergebrannt worden war und dabei der Großteil der Merethischen Aufzeichnungen zerstört wurde, ist die Arbeit von Kulturhistorikern wie mir enorm schwierig. Zum Glück hat Darloc Brae, der berühmte Eroberer, auch genannt die „Goldene Bestie von Anequina“, nach Kräften versucht, die verbleibenden Geschichten in Gewölben und kleineren Archiven Elsweyrs zu sichern. Allerdings ist es für eine Hochelfin alles andere als einfach, Zugang zu diesen Archiven zu erhalten, das kann ich Euch versichern. Nach Jahren hartnäckiger Versuche konnte ich einige kleine Erfolge erzielen.
Soweit ich das überblicke, war das Leben im Elsweyr der Merethischen Ära eine entbehrungsreiche Angelegenheit. Zu dieser Zeit waren die berühmten sechzehn Königreiche kaum mehr als verfehdete Lehen unter der Knute einer grausamen Jäger-Aristokratie. Üble Dürren und Hungersnöte hatten Anequina mit gnadenloser Regelmäßigkeit im Griff, und die ständigen Querelen der Jäger-Adligen führten zu weit verbreiteter Militärpflicht, was den Bauern wiederum jugendliche Arbeiter entzog und zu noch mehr Hunger in der Region führte. Allein der Tempel des Tanzes der Zwei Monde gebot den Jagdfürsten Einhalt. Khajiitische Adepten und andere torvalische Geistliche genossen erheblichen kulturellen Einfluss, den sie gelegentlich nutzten, um besonders bösartige Jagdfürsten zu behindern oder sogar zu stürzen. Diese Einmischungen waren der Aristokratie ein Dorn im Auge, aber sie wussten, dass sie die Adepten nicht öffentlich herausfordern durften.
Während der Hochzeit der Merethischen Ära begab es sich, dass ein besonders rücksichtsloser Jagdfürst namens Takanzin der Gestreifte Tod eine Verbrecherbande anheuerte, den Tempel von Knurr'kha in Brand zu setzen. Der durch das Feuer heimatlos gewordene Klerus brachte sofort eine kleine Armee Kriegeradepten ins Feld, um die Verantwortlichen zu strafen. Die Einzelheiten des Konflikts gingen mit der Zeit verloren, aber das Ergebnis war mehr als deutlich: Takanzins Truppen schlugen den Aufstand der Priester nieder und vertrieben die restlichen Adepten vollständig aus dem Königreich Düne.
Die anderen Jagdfürsten im nördlichen Teil des heutigen Elsweyr nutzten die Gelegenheit, die Einmischung der Adepten ein für alle Mal zu beenden, und erließen die Entwaffnung des Klerus. Sie nannten die Ausschreitungen in Knurr'kha als Beweis für die verräterischen Absichten der Geistlichen und unterdrückten auf brutale Weise jeglichen religiösen Orden, der sich weigerte, Folge zu leisten.
Nach einer längeren Periode äußerster Mutlosigkeit und Besinnung kehrten sich die Adepten nach innen; sie beendeten jeglichen Kontakt mit der Politik ihres Zeitalters und konzentrierten sich ausschließlich auf ihre Selbstvervollkommnung. Religiöse Meditation war ein essenzieller Bestandteil dieser Reise.
In vielen Kulturen ist die Meditation ein ruhiger und bewegungsloser Vorgang. Nicht so bei den Khajiit. Ihre hibbelige Energie und ihre Konzentration auf die schiere Körperlichkeit führten zu einer lyrischen Form der Meditation, die einem Tanz ähnelt. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis der Tanz der Adepten sich zu einer Art Kampfkunst entwickelte. Der ruhige, meditative Tanz wich nach und nach schnellen Krallenhieben und wagemutigen Sprüngen. Angesichts der Raubtierinstinkte der Khajiit sollte dies kaum überraschen. Man kann nicht erwarten, dass ein Volk mit Krallen und Reißzähnen auf ewig friedlich bleibt!
Nach Jahrhunderten der Isolation kamen die Adepten wieder aus ihren Klöstern, randvoll mit Kampfkünsten und Weisheit. Zu diesem Zeitpunkt näherte sich die Jäger-Aristokratie gerade ihrem Ende. Das Ungleichgewicht von Reichtum und Einfluss hatte einen kritischen Punkt erreicht, und längst überfälliger öffentlicher Protest breitete sich aus. Die Adepten ließen sich nicht zweimal bitten, ihre hart erarbeiteten Fähigkeiten mit der leidenden Bauernschaft zu teilen. Innerhalb weniger Generationen war die Kampfkunst der Adepten einfach überall zu finden. Das Volk brauchte nur einen Funken.
In den späteren Tagen der Merethischen Ära zwangsverpflichteten die verfehdeten Jagdfürsten von Meirtal und Helkarn Tausende von Bauern, was zu einer der schlimmsten Hungersnöte in der Geschichte von Elsweyr führte. Nach drei Jahren fruchtloser Konflikte wandten sich die Armeen beider Fürsten gegen ihre Herren und stürzten die Aristokratie in einen Wirbel wütender Krallen, Windtritte und knochenbrechender Faustschläge.
Es dauerte nicht lange, bis auch in den nahegelegenen Regionen Stromfeste, Orkruh, Verkarth, Bruk'ra und Ne Quin-al Bauernaufstände stattfanden. Innerhalb eines Jahrhunderts verlor die adlige Jägerkaste, die seit Tausenden von Jahren über Elsweyr geherrscht hatte, ihre Macht.
Wir wissen, dass der glorreiche Traum einer landwirtschaftlichen Utopie in Elsweyr nie Realität wurde. Schon ein paar hundert Jahre später stieg die nächste Kaste von adligen Landbesitzern auf die Throne der sechzehn Königreiche. Aber das Volk hat nie vergessen, welche Macht ihm innewohnt. Obgleich uns schriftliche Aufzeichnungen fehlen, versichern uns die mündlichen Überlieferungen der khajiitischen Klanmütter, dass das Katzenvolk nie sein Leid und seine Triumphe vergessen hat.
Ich bin hier nach wie vor Außenseiterin, aber auch ich habe das starke Gefühl, dass wir uns hier in Elsweyr einem Wendepunkt nähern. Die Kaiserliche Euraxia Tharn unterscheidet sich kaum von den Jagdfürsten der vergangenen Jahrtausende. Und wenn sie nicht aus ihren Fehlern lernt, teilt sie vielleicht auch deren Schicksal.