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Online:Die geheime Stimme des Faktotums

Die geheime Stimme des Faktotums
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Diese Seite enthält den Text von Die geheime Stimme des Faktotums (engl. The Factotum's Secret Voice) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Von Lektor Tidras Dran, Uhrwerk-Apostel

Auch in diesem Schrein des Wissens und der blasphemischen Neugier gibt es Themen, die tabu sind. Ich verbrachte meine langen Jahre als Uhrwerk-Apostel damit, mich gegen diese Einschränkungen aufzulehnen, da ich unbedingt wollte, dass unser Orden seinem Credo gerecht wird: Neugier ohne Grenzen. In den meisten Fällen musste ich kaum mehr als das Seufzen und Grummeln meiner Vorgesetzten ertragen. Aber bei einem ganz bestimmten Thema wird mir mit heftiger und aufrichtiger Verachtung begegnet, nämlich bei meiner Erforschung der inneren Stimme des Faktotums.

Die Beziehung des Ordens zu Mechanoiden und Faktoten war schon immer eher angespannt. Einerseits müssen wir einige der wesentlichen Gesichtspunkte dieser Kreaturen verstehen. Ihre Beschaffenheit und ihre Materialien waren die Grundlage unserer eigenen Verbesserungen. Die Synthese von Fleisch und Mechanik ist weiterhin einer unserer größten Erfolge und unsere Tradition, die bisher am längsten währt. Allerdings kommt es mir langsam vor, als wäre es weniger Neugier als vielmehr Anmaßung, zu tief in die Subroutinen und in die handwerkliche Beschaffenheit der Kreaturen einzutauchen. Es ist fast, als würde man Sotha Sil unter den Rock schauen.

Ich für meinen Teil war immer endlos fasziniert von Stimme und Verhalten des Faktotums. Während die Faktoten zahlreiche verschiedene Aufgaben erfüllen, sind sie doch verbunden durch Aussehen, Stimme und verwirrende (manche würden sagen „verstörende“) Sprachartefakte.

Wenn Exodromale zum ersten Mal einem Faktotum begegnen, fragen sie häufig: „Wessen Stimme ist das?“ Und tatsächlich weiß das niemand (natürlich abgesehen von Fürst Seht). Ich habe unzählige Tage im Archivox mit Nachforschungen zu Fürst Sehts Vergangenheit verbracht. Man erteilte mir sogar einmal eine Sondererlaubnis, die Mnemonische Planisphäre zu besuchen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Wahrheit über die Stimme des Faktotums in der persönlichen Vergangenheit von Fürst Seht zu finden ist.

Die meisten Apostel meiden das Thema, aber es gibt einige rühmliche Ausnahmen (beispielsweise meinen Freund, Geselle Zanon). Wenn man sie jedoch unter vier Augen fragt, tun sich drei wesentliche Theorien unter den Aposteln auf: Manche glauben, dass es sich um die Stimme von Sotha Sils Mutter handelt. Andere halten sie für die Stimme einer verlorenen Geliebten. Wieder andere, und zu diesen zähle auch ich, denken, es könnte die Stimme von Sotha Sils Schwester sein.

Den ersten und stichhaltigsten Hinweis findet man in der Elegischen Replikation, die Fürst Seht vor langer Zeit als so etwas wie seine persönlichen Memoiren im Radius erbaut hat. Eine der Gedächtnistafeln nennt eine „Sotha Nall“. Sie besagt, dass diese Sotha Nall eine „Seele (war), die Transzendenz verdient“; dies ist ein Hinweis auf ein Leben ohne natürliche Einschränkungen. Nalls Gesicht ähnelt eindeutig dem des Gottes der Uhrwerke, was nahelegt, dass sie eine nahe Verwandte war. Ihr Gewand scheint nicht das einer Mutter zu sein, und ihre Haltung entspricht keinen psychokünstlerischen Stilmitteln, die mütterliche Zuneigung ausdrücken sollen. Darüber hinaus habe ich mehr als nur ein paar Hinweise darauf gefunden, dass Sotha Sil kein Einzelkind war. In Kombination weist dies wohl eindeutig darauf hin, dass Sotha Nall seine Schwester war.

Dies wirft natürlich allerlei unbehagliche Fragen dahingehend auf, was die „Transzendenz“ einer Seele in diesem Kontext zu bedeuten hat. Ist in den Messingarbeitern, die wir überall in der Stadt finden, irgendein Aspekt von Nalls Animus vorhanden? Das würde ich verneinen, gäbe es die Sprachartefakte nicht.

Angesichts von Anfragen, die höhere kognitive Fähigkeiten erfordern, geben Faktoten häufig eine zweiteilige unlogische Antwort; kurze Aussagen, die entfernt miteinander zu tun haben, aber keinen erkennbaren Zusammenhang zur allgemeinen Unterhaltung haben. Diese unlogischen Antworten (auch bekannt als „Sprachartefakte“) beziehen sich in der Regel auf einfache „Szenen“ im Haushalt wie umgefallene Töpfe, Regen auf Glas, Stiefel am Feuer und so weiter. Gelegentlich berühren sie das Gebiet des Persönlichen, wie den Teint einer Frauenhand oder das Weinen einer Person. Und ganz selten sind sie ernsthaft verstörend, mit Aussagen wie „brennende Betten … schreiend“ oder „eingestürztes Dach … zerschmettertes Kind“. Faktoten, die solche Dinge sagen, werden für gewöhnlich zeitnah in die Pneumatische Schmiede zurückgerufen, wo sie dann dauerhaft aus dem Verkehr gezogen werden. Natürlich stellt sich die Frage: Woher kommen diese Sprachartefakte? Sind sie Sotha Nalls Erinnerungen? Oder sind sie Teil einer wesentlichen Subfunktion, die mitfühlende Reaktionen auf die Bedenken lebender Bewohner verstärkt? Obwohl mich der Gedanke schmerzt, glaube ich, dass alle Hinweise eher auf Ersteres deuten. Wie jeder weiß, vernichtete der Falsche Fürst namens Mehrunes Dagon die Heimat der Ahnen Sotha Sils, genannt Ald Sotha, als unser Fürst noch ein junger Mann war. Sotha Sil überlebte als Einziger. Szenen von Feuer und Tod könnten durchaus die letzten und traumatischsten Erinnerungen Sotha Nalls gewesen sein.

Ich hoffe, dass ich mich da irre. Ich hoffe, dass hinter all diesen verschiedenen Beobachtungen reiner Zufall steckt. Aber als Gelehrte müssen wir die Wahrscheinlichkeit in Betracht ziehen, dass diese Maschinen eine tiefere und beunruhigendere Geschichte haben, als uns klar ist. Wie schon gesagt, ich nehme meine Rolle als Bilderstürmer ernst. Aber in diesem Fall ist es vielleicht am besten, wenn wir die Wahrheit niemals in Erfahrung bringen.