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Online:Die schlaue Kail-Perwa und die große Prahlerei, Band 2

Die schlaue Kail-Perwa und die große Prahlerei, Band 2
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Diese Seite enthält den Text von Die schlaue Kail-Perwa und die große Prahlerei, Band 2 (engl. Clever Kail-Perwa and the Great Boast, Volume 2) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Nacherzählt von Nalae-Polek, Hofdichter des Potentaten Versidue-Shaie

Kail-Perwa fiel es sehr schwer, diese Nacht Schlaf zu finden. Der Krieger in Gold hatte behauptet, dass sie von drei ihrer schlauesten Ahnen besucht werden würde. Sollte Kail-Perwa es nicht schaffen, allen Drei ihre Schlauheit zu beweisen, würde sie bestraft werden. Aber wie würde diese Strafe aussehen?

Kail-Perwa war schlau genug zu wissen, dass der Krieger in Gold, der sie besucht hatte, ein Ahnengeist war. Als solcher hatte der Geist die Macht, ihr sowohl großes Glück als auch großes Unglück angedeihen zu lassen, je nach seinem Urteil. Er könnte Kail-Perwa sogar ins Jenseits zerren, sollte er wahrlich erzürnt sein.

Würde sie es schaffen, diese drei Prüfungen zu bestehen? Würde sie mit dem Leben bezahlen, falls nicht? Solche Fragen hielten Kail-Perwa noch lange wach, bis sie endlich einschlief.

Als Kail-Perwa dann erwachte, war sie nicht wirklich wach. Sie war in einem Traum, dessen war sie sich sicher, aber ihr Bewusstsein war innerhalb eines Traumes noch nie so klar und bewusst gewesen wie in diesem Augenblick. Es fühlte sich an, als wäre sie in ein anderes Reich gereist.

Und was für ein seltsames Reich das doch war. Das Land um sie herum war bedeckt mit einer dünnen Wasserschicht, die sich kalt an ihren Füßen anfühlte. Der Himmel über ihr war endloses Weiß. Das Einzige, was in dieser Einöde herausragte, war ein verstümmelter schwarzer Baum, der aus dem Wasser wuchs. Und neben diesem Baum stand eine Frau in roten Gewändern.

Kail-Perwa war sofort klar, dass dies der erste Geist war, der über sie richten sollte.

Die Frau in Rot lächelte. Sie war jung und wunderschön, mit der Aura einer Adligen, und als sie sprach, war ihre Stimme wie der Wind vor einem mächtigen Sturm.

„Ich bin hier, um über Euch zu richten“, sagte die Frau in Rot, „denn Ihr habt behauptet, schlauer zu sein als ich. Als Eure Ahnin habe ich das Recht, diese Schlauheit auf die Probe zu stellen. Akzeptiert Ihr mein Urteil?“

Kail-Perwa verbeugte sich tief und antwortete: „Das tue ich.“

„Dann ist meine Aufgabe eine einfache. Ihr müsst zu mir kommen. Das ist alles.“

Kail-Perwa biss sich nervös auf die Lippe, denn sie bezweifelte, dass die Aufgabe so einfach war, wie die Frau in Rot sagte. Dennoch konnte sie nichts anderes machen, als nach vorne zu gehen. Aber als Kail-Perwa sich bewegte, stellte sie fest, dass sie sich immer weiter entfernte. Es war, als würden sich der Baum und die Frau in Rot von ihr weglehnen, genau so schnell, wie sie nach vorne ging.

„Das alles ist nicht so, wie es scheint“, dachte Kail-Perwa. „Hinter diesem Ort hier steckt ein Trick, den ich erst noch durchschauen muss.“

Also schaute sie hinter sich, wo sie jedoch nur endloses Wasser sah. Sie schaute nach oben, wo sie nur endlosen Himmel sah. Als sie aber nach unten schaute, sah sie ihr eigenes Spiegelbild. Und dieses Spiegelbild, so unglaublich das auch sein mochte, schaute weg von der Frau in Rot.

Fast hätte Kail-Perwa gelacht! Was für ein einfacher Trick. Sobald sie nach vorne ging, bewegte sich ihr Spiegelbild weg von der Frau in Rot. Um auf den Geist zuzugehen, musste sie ihr Spiegelbild in die richtige Richtung bewegen, nicht sich selbst.

Und so drehte sich Kail-Perwa weg von der Frau in Rot. Dann ging sie los. Ein seltsames Gefühl, da sie sich mit jedem Schritt gefühlt vom Land vor ihr entfernte. Schon sehr bald hörte sie ein helles Lachen neben ihrem Ohr. Sie drehte sich um und stand nun dem geheimnisvollen Geist gegenüber.

Die Frau in Rot lächelte und sprach: „Sehr gut, Kail-Perwa. Ihr habt meine Aufgabe erfüllt. Aber sagt mir, ist Euch klar, was Ihr dabei gelernt habt?“

Kail-Perwa biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf, denn sie wusste es nicht.

„Um nach vorne zu gehen, muss man manchmal nach hinten gehen“, erklärte ihr die Frau in Rot mit sanften Worten. „Lasst Euch diese Lektion eine Lehre sein, denn Euch erwarten noch zwei Prüfungen.“

Da erwachte Kail-Perwa im Licht der Morgensonne.