| Die schlaue Kail-Perwa und die große Prahlerei, Band 4 Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Die schlaue Kail-Perwa und die große Prahlerei, Band 4 (engl. Clever Kail-Perwa and the Great Boast, Volume 4) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Nacherzählt von Nalae-Polek, Hofdichter des Potentaten Versidue-Shaie
Kail-Perwa war den ganzen Tag über völlig verzweifelt. Sie war in ihrer zweiten Prüfung dem Scheitern so nah gewesen, und jetzt nahte die dritte. Wenn sie in dieser letzten Prüfung versagen würde, hätte dies eine harte Strafe zur Folge. Vielleicht sogar ihren Tod.
Sie ging alle ihre Optionen durch. Konnte sie vielleicht ein Priester vor den Geistern beschützen? Gab es einen Trank, der dafür sorgen konnte, dass sie nicht einschläft? Aber je mehr sie überlegte, desto weniger realistisch wurden die einzelnen Ideen.
Kail-Perwa hatte so große Angst, dass sie erst spät nachts einschlief.
Einmal mehr erwachte sie in einem Traum. Einmal mehr wurde sie von einem Land aus endlosem Wasser und einem Himmel aus endlosem Weiß begrüßt. Aber dieses Mal stand der Krieger in Gold in all seiner Pracht vor ihr. In seinen Händen hielt er ein mächtiges schwarzes Schwert, das so groß war, dass Kail-Perwa es nie im Leben hätte heben können.
„Ihr habt zwei Prüfungen bestanden“, sprach der Krieger in Gold, seine Stimme so stolz und stark wie sein Auftritt. „Doch meine müsst Ihr erst noch bestehen. Akzeptiert Ihr mein Urteil, Nachfahrin?“
Kail-Perwa nickte schnell mit dem Kopf. Sie wusste, dass jeder Einwand sinnlos sein würde.
„Ihr habt Euch durch Eure Taten bereits zweimal als schlau bewiesen“, fuhr der Krieger in Gold fort, während er sein mächtiges Schwert schulterte. „Aber wie schlau sind Eure Worte? Dies wird Eure letzte Prüfung, Kail-Perwa. Überzeugt mich, dass Ihr schlauer seid als alle Lebenden und alle Toten.“
Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste Kail-Perwa nicht, was sie sagen sollte. Welche Worte sollte sie weben, um diesen Geist von einer derartigen Schlauheit zu überzeugen?
„Um nach vorne zu gehen, muss man manchmal nach hinten gehen“, hatte ihr die Frau in Rot erklärt.
„Sucht nach dem, was wahr ist, nicht nach dem Offensichtlichen“, hatte der Großvater in Blau gesagt.
Kail-Perwa schloss die Augen und dachte nach. Sie hatte zwei Prüfungen bestanden, um zu beweisen, dass sie schlauer war als jeder andere. Aber war das wirklich der Sinn ihrer Mühen gewesen? Sie nutzte all ihre Schlauheit und all ihren Verstand und dachte darüber nach, was sie gelernt hatte und was zu tun war.
Als sie ihre Augen wieder öffnete, wusste Kail-Perwa, dass sie die Wahrheit gefunden hatte.
„Es ist nicht möglich“, sagte sie zu dem Krieger in Gold; ihre Hände zitterten ein wenig. „Ich kann Euch nicht davon überzeugen, dass ich schlauer bin als alle Lebenden und alle Toten.“
„Oh?“, fragte der Krieger in Gold mit ruhiger Stimme. „Wieso das denn?“
„Weil ich es nicht bin“, antwortete Kail-Perwa. „Wenn ich so schlau wäre, hätte ich nie dermaßen geprahlt. Es gibt viele Personen, die ich nie getroffen habe, und viele, die ich nie treffen werde. Und zu sagen, dass sie weniger schlau seien als ich, ist einfach nur dumm.“
„Ich verstehe“, antwortete der Krieger in Gold mit regungslosem Gesicht. „Und das ist alles, was Ihr dazu zu sagen habt?“
Kail-Perwa verneigte sich tief, mit in Scham gesenktem Haupt. „Ich weiß, dass derlei Prahlereien den guten Namen unserer Familie beleidigen. Ich entschuldige mich.“
Bei diesen Worten grinste der Krieger breit. Seine Rüstung verwandelte sich in die Roben eines Adligen, und ihm wuchs ein langer Vollbart. Und nun wurde Kail-Perwa klar, dass der Geist vor ihr niemand anderes war als General Haro-Banar, ihr von allen am meisten geehrter Vorfahr.
„Ihr habt Euch vor mir als bescheiden erwiesen, trotz der Gefahr einer Bestrafung“, sprach General Haro-Banar. „Und dafür verzeihe ich Euch Eure Überschreitungen. Lebt bescheiden, meine Nachfahrin, denn wahre Schlauheit heißt, seine eigenen Grenzen zu kennen.“
„Danke, General Haro-Banar“, sagte Kail-Perwa voller Dankbarkeit. „Diese Lektion werde ich niemals vergessen.“
Und so erkannte Kail-Perwa endlich die Weisheit ihrer Ahnen, und alles ward gut.