| Ein Verhältnis mit dem Tod Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Ein Verhältnis mit dem Tod (engl. An Affair with Death) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Von Mirise Dres
Die Toten haben so viel zu sagen, wenn wir aber willens und in der Lage sind, sie anzuhören. Meine Studien haben schon so manches zum Wissen über Nekromantie und Todesmagie beigetragen. Warum ich von den Toten so fasziniert bin? Ich glaube, das liegt in meiner frühen Kindheit begründet, als ich immer die kranken und sterbenden Sklaven in ihren Zellen sah, und ihren Schmerz und ihr Leid bestaunte.
Es gab da einen ganz bestimmten Sklaven. Ein Khajiit namens Abilar. Abilar war uralt als ich jung war. Er war freundlich zu den Kindern des Hauses Dres und fungierte als Lehrer und Betreuer der Jüngsten. Ich war eine seiner Schülerinnen. Er hatte immer Geschichten auf Lager und verteilte Süßigkeiten. Ich fand ihn … interessant. Für einen Sklaven.
Eines Tages erschien Abilar nicht, um uns zu unterrichten und zu beaufsichtigen. Stattdessen übernahm ein Argonier, dessen Namen ich vergessen habe. Als ich ihn nach dem Khajiit gefragt habe, sagte er, dass Abilar krank sei und nicht zurückkehren würde. Das machte mich neugierig, so wie jede Krankheit, und bei der nächstbesten Gelegenheit ging ich auf die Suche nach dem alten Khajiit.
Ich fand Abilar in den Sklavenzellen, auf den harten Platten liegend, die den Leibeigenen des Hauses als Betten dienten. Seine Augen waren geschlossen, aber er warf sich hin und her, als würde er von Albträumen geplagt. Ich fand einen Hocker und setzte mich neben Abilar, entschlossen, jeden Moment seines Dahinscheidens zu beobachten und aufzuzeichnen. Meine Mutter kam vorbei und kam zu der Ansicht, dass ich einem Lieblingsdiener beim Sterben beistand. Ich versuchte nicht, meine Handlung anderweitig zu erklären.
Abilar siechte drei Tage dahin. Er kam immer wieder zu Bewusstsein und verlor es dann wieder. Manchmal wirkte er völlig wach und ehrlich gerührt, dass ich an seiner Seite wache. Manchmal war er nicht bei Sinnen und sprach von Orten und Menschen, die mir kein Begriff waren. Ich entschied, dass diese sinnfreien Perioden im Grunde Einblicke in den Grenzbereich zwischen Leben und Tod waren. Abilars Geist wurde benebelt durch die immer häufigeren Reisen seiner Seele hin und her über die Grenze.
Als sein Ende endlich nahte, beugte ich mich über ihn und blickte Abilar direkt in die Augen. Ich sah in ihnen die Angst und die Akzeptanz. Ich sah das Verständnis aufgehen, als sein Geist schließlich begann, die Geheimnisse und die Fremdheit des Grenzlandes zu begreifen. Ich bat ihn, mir zu berichten, was er sah, was er erfuhr, was er erlebte. Er begann, Worte zu formen und fing an, mir sein Geheimnis zu offenbaren. Und dann sah ich, wie das Licht in seinen Augen erlosch und der Atem seinen Körper verließ. Er starb ohne auch nur ein letztes Wort zu sagen.
Das war der Tag. So begann mein Verhältnis mit dem Tod und seinen Mysterien. Ich habe mein Leben dem Aufdecken der Geheimnisse des Todes und der Sterbenden gewidmet. Ich habe gelernt, mir die Macht der Nekromantie nutzbar zu machen. Aber immer noch entziehen sich mir ein paar wesentliche Geheimnisse. Ich werde niemals aufhören zu suchen, auch wenn eine Million Sklaven sterben müssen. Was ist denn schließlich von größerer Bedeutung als Wissen? Abilar hat mich das gelehrt und ich werde seine Lehren ewig in Ehren halten.