| Geschichten von Schwarzmarsch Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Geschichten von Schwarzmarsch (engl. Tales of Black Marsh) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Von Juno Asellio, Sammler von Geschichten
Die bedrückende Hitze umschlingt mich, sie erstickt mich. Die Wärme ist wie eine Wolldecke, die mir in den Hals gestopft wird und sich in meinen Lungen ausbreitet. Ich habe noch nie eine derartige Hitze erlebt. Sie bringt eine Feuchtigkeit mit sich, die sich greifbar macht, als könnte ich die Luft packen und sie um mein Handgelenk legen.
„Wie halten das die Leute hier nur aus?“, faucht Theodosia. Im Mondschein kann ich sehen, dass ihre Tunika schweißgetränkt ist und ihr das Haar am Nacken klebt.
Ich nehme an, dass sie damit die Argonier meint, die diesen Ort hier ihr Zuhause nennen. Ich habe keine Antwort. Ich fürchte, dass mir die Worte im Mund schmelzen, wenn ich versuche zu sprechen.
Plötzlich ein stechender Schmerz in meinem Arm. Ich habe nicht einmal mehr die Energie aufzuschreien. Ich schlage nach der Fleischfliege, und meine Finger sind rot vom Blut, das an die Oberfläche meiner zerstochenen Haut quillt. Der Schmerz ist im Vergleich zu dem Feuer, das in meinen Beinen brennt, ein dumpfes Brüllen. Ich gehe jetzt schon seit Stunden. Wir hätten die Straße noch vor Sonnenuntergang finden sollen. Aber jetzt können wir es nicht mehr leugnen. Wir haben uns nach allen Regeln der Kunst verlaufen.
„Wir gehen im Kreis“, sagt Theo. „Meine Stiefel sind klitschnass.“
Ich möchte ihr sagen, dass klitschnasse Stiefel unser geringstes Problem sind, aber ich beiße mir auf die Zunge. Ich will ihr keine Angst machen. Ich überlege gerade, was ich ihr stattdessen sagen soll, um ihr Mut zu machen, als ich das leise, raue Schlagen einer Trommel höre. Genau einmal. Das Geräusch durchdringt den Morast mit einem bedrohlichen Echo.
Einen Augenblick lang fürchte ich, den Verstand verloren zu haben; war das Geräusch nur mein eigener Herzschlag, der laut in meinen Ohren gepocht hat? Aber dann hebt Theo den Kopf.
„Was war das?“ Ich höre die Angst in ihrer Stimme.
„Klang wie eine Trommel“, antworte ich. Wenig hilfreich.
Ich schaue hinaus in die spärlich vom Mondlicht durchdrungenen Schatten von Schwarzmarsch, und mein Herz schlägt wie wild. Ich sehe keinerlei Bewegung. Keine tintenschwarzen Gestalten in der Nacht, keine Augen, die im Dunkeln funkeln. Die Stille ist fast schon schmerzhaft. Nichts atmet. Das Wasser ist reglos.
„Gehen wir einfach weiter“, sage ich.
Theo bleibt stumm. Ich nehme an, dass ihr die Angst den Atem geraubt hat, also drehe ich mich um, um nach ihr zu sehen. Hinter mir ist nichts als Dunkelheit. Ich denke, dass mir meine Augen einen Streich spielen. Ich strecke meine Hand aus und erwarte, Theo zu berühren. Aber die Luft ist leer, bis auf die schwere, unerträgliche Hitze.
„Theodosia?“, rufe ich fast schon streng. „Geht nicht alleine herum.“
Ein einzelner Trommelschlag antwortet mir, dieses Mal näher. Mir bleibt vor Schreck schier der Atem stehen. Ich wirble herum, und dieses Mal sehe ich den Schatten einer Gestalt, die vor mir herumhuscht. Sie ist zu schnell, als dass sie Theo sein könnte. Und im fahlen Schein des Mondes sehe ich, dass die Gestalt einen Schwanz hat.
„Theo?“, flüstere ich.
BUMM!
Die Angst lässt mein Blut entflammen. Der nächste Trommelschlag donnert durch Schwarzmarsch, und ich fange an zu laufen. Ich weiß nicht, wohin ich laufe; ich weiß nur, dass ich fliehen muss. Mit jedem Schritt muss ich meine Beine aus dem Schlamm ziehen. Ich zwinge die dicke Luft in meine Lungen, der Schweiß läuft mir den Rücken hinunter.
BUMM!
Jetzt ist die Trommel näher. Genau hinter mir. Aber ich kann nicht anhalten, um nachzusehen. Ich darf nicht. Ich muss weiterlaufen, ich muss …
Der Boden kommt mir entgegen. Fauliges Wasser spritzt um mich herum, als ich in den Sumpf stolpere und langsam versinke. Wasser füllt meine Ohren, aber ich höre noch immer das donnernde Geräusch der Trommel.
BUMM!
Mühsam versuche ich mich aufzurichten. Gräser und Schlick drücken sich durch meine Finger. Ich hebe meinen Kopf über die Wasseroberfläche, und gleichzeitig hebt direkt vor mir etwas den Kopf. Das könnte Theo sein, aber das Gesicht stimmt nicht. Die Größe würde passen, aber die Augen funkeln wie Rubine, und auf den Schuppen spiegelt sich das Mondlicht. Da wird mir klar, dass ich einer Riesenschlange ins Antlitz schaue.
BUMM!
Sie sperrt ihren Kiefer weit auf. Eine klaffende, bodenlose Leere schaut zurück.
BUMM!
Sie kommt auf mich zu.
BUMM!