Online:Nachmittagsfabeln der gesegneten Almalexia | ElderScrollsPortal.de

Online:Nachmittagsfabeln der gesegneten Almalexia

Nachmittagsfabeln der gesegneten Almalexia
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Diese Seite enthält den Text von Nachmittagsfabeln der gesegneten Almalexia (engl. Blessed Almalexia's Fables for Afternoon) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Die Krähe und der Netch

Eines Tages beschloss eine neugierige Krähe, weiter zu fliegen, als sie je geflogen war. Sie flog und flog, und schließlich erreichte sie eine Kreatur, die sie höchst seltsam fand.

„Mein Freund!“, rief sie, als sie um die Kreatur herumflog. „Mein Freund, was bist du denn? Ich habe noch nie ein fliegendes Tier wie dich gesehen!“

„Man nennt mich Netch“, antwortete der gute Netch.

„Ein Netch! Ein Netch! Ätschibätsch!“, krähte die Krähe. „Sag mir, Netch, wie kommt es, dass du fliegen kannst?“

„Ich fliege seit meiner Geburt über diese Ufer“, antwortete der Netch. „Ich weiß auch nicht, wie das geht.“

„Wie das geht, wie das geht, oh was für ein Gerät!“, rief die Krähe. „Wo sind deine schimmernden Federn, mit denen du gleitest?“

„Ich brauche keine Federn, um zu gleiten“, erklärte der Netch, „aber ich habe starke, dicke Haut, die mich schützt.“

„Eine Haut! Eine Haut! Wer auf so was wohl baut!“, spottete die Krähe. „Sag mir, Netch, wo sind deine Augen?“

„Ich brauche keine Augen, um durch die Lüfte zu segeln. Siehst du doch!“, antwortete der Netch einmal mehr.

„Keine Augen, keine Augen, das kann doch nichts taugen!“, machte die überhebliche Krähe weiter. „Mann, du bist so viel hässlicher als ich!“ Und sie fing an, über das harte Los des Netch zu lachen.

Das Gelächter der Krähe wurde lauter und lauter, bis es schließlich einen Klippenläufer anlockte. Das Tier stieß auf die Krähe herunter und verschlang sie auf einen Happs, und nun konnte sie den Netch nicht mehr verspotten.

Der Netch seufzte einfach nur und sagte: „Andere verspotten bringt nichts, denn niemand kann etwas an seinen eigenen Schwächen ändern.“

  • * *

Der geschenkte Guar

Eines Tages entschied sich ein Bauer, seiner Tochter ein Geschenk zu machen. Sie hatte gerade selbst eine Familie gegründet, und er wünschte ihr alles Gute. Er wählte seinen besten Guar aus und brachte ihn zum neuen Zuhause seiner Tochter.

Seine Tochter war begeistert von dem Geschenk, aber ihr Gemahl schaute nur grimmig drein.

„Du lässt uns nicht mal die Wahl?“, fragte er wütend. „Was, wenn dieser Guar krank ist oder alt oder schwach? Ich muss ihn mir zumindest genau ansehen, bevor er uns überlassen wird!“

Die Tochter versuchte, ihren Gemahl zu beruhigen, aber der Bauer nickte einfach nur und sprach: „Ihr dürft diesen Guar untersuchen, wie es Euch gefällt.“

Der Gemahl untersuchte jeden Zentimeter des Guar, und er zwang das Tier sogar, sein mächtiges Maul zu öffnen, damit er sich den Zustand der Zähne ansehen konnte.

„Na ja, wird wohl reichen müssen“, gestand der Gemahl ein, obgleich er wusste, dass dies ein fürwahr prächtiger Guar war.

Der Bauer strich sich übers Kinn. „Wisst Ihr, ich glaube, Ihr habt recht. Ihr solltet die Wahl haben und Euch den Guar aussuchen, den Ihr wollt. Ich weiß, dass es auf dem heimischen Markt eine Menge zum Verkauf gibt.“

Der Gemahl stand mit offenem Mund da, als sein Schwiegervater mit dem Guar an der Leine nach Hause ging.

Seine Frau schlug ihm auf den Arm und fuhr ihn an: „Du Narr! Einem geschenkten Guar schaut man nicht ins Maul!“

  • * *

Das Kind der Ratsherrin

Eines Sommertages ging eine Ratsherrin in ihren prächtigen Insignien auf den Markt, begleitet von ihren zahlreichen Dienern. Sie war so herrlich anzusehen, dass ein kleiner Mer in der Menge zu seiner Mutter sagte: „Ich wünschte, meine Mutter wäre eine Ratsherrin und nicht du!“

Der kleine Mer hatte nicht damit gerechnet, dass die Ratsherrin ihn hören konnte, und erst recht nicht, dass sie sich ihm plötzlich zuwenden würde.

„Ich habe deinen Wunsch gehört, mein Kleiner, und ich gewähre ihn dir“, sprach sie zum kleinen Mer, der mit offenem Mund dastand. „Du wirst mein Kind sein, und du wirst alles haben, was du begehrst.“

Der kleine Mer wurde sofort in das Anwesen der Ratsherrin gebracht und in ein Zimmer voller Spielsachen und Süßigkeiten geführt. Er lachte und klatschte in die Hände, und er spielte und aß nach Herzenslust. Aber bald schon wurde ihm langweilig. Er sprach einen Diener an.

„Alleine spielen macht keinen Spaß“, sagte er zu ihm. „Kann ich jemanden haben, der mit mir spielt?“

„Das Kind der Ratsherrin hat keine Gleichgestellten“, teilte ihm der Diener mit. „Es gibt niemanden, der würdig ist, mit Euch zu spielen.“

Der kleine Mer hatte nur wenig Zeit, über diese Worte nachzudenken, denn schon trat ein Gelehrter in sein Zimmer. Dieser blickte den kleinen Mer zornig an und sprach: „Euer Unterricht hätte vor Stunden beginnen sollen! Das Kind der Gelehrten muss so viele Dinge wissen.“

Der kleine Mer musste sich stundenlang die Vorträge des Gelehrten anhören, und bald schon schmerzte ihm der Kopf von all dem, was er wissen musste.

Endlich war es Zeit für das Mittagessen, aber die Sorgen des kleinen Mer waren noch nicht vorüber.

„In dieser Kleidung? In diesem Zustand?“, riefen seine Diener entsetzt. „Ihr müsst gewaschen und gewandet werden, wenn Ihr als Kind der Ratsherrin vorgestellt werden wollt!“ Und so wurde der kleine Mer wenig zärtlich geschrubbt und in höchst unbequeme Kleidung gesteckt.

Mittlerweile kamen ihm fast schon die Tränen. Er vermisste sein Zuhause, und seine Kleidung, und seine Freunde. Aber am meisten vermisste er seine Mutter, ohne die er bisher noch keinen Tag verbringen musste.

Als der kleine Mer endlich in den Speisesaal geschickt wurde, erwartete ihn dort eine Überraschung. An seinem Tisch saß seine Familie, und alle lachten und waren gut gelaunt. Er lief in die Arme seiner Mutter und rief: „Es tut mir leid, es tut mir leid! Ich will, dass du doch wieder meine Mutter bist!“

Die Ratsherrin, die am Kopf des Tisches saß, lächelte und sprach zum kleinen Mer: „Du hast eine sehr wichtige Lektion gelernt, mein Kind. Wir vergessen oft, für das dankbar zu sein, was wir haben, wenn wir an das denken, was wir gerne hätten.“