Online:Nicolard Lias Tagebuch

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Diese Seite enthält den Text von Nicolard Lias Tagebuch aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Nicolard Lias Tagebuch

Das Schicksal ist eine seltsame Angelegenheit. Die eigenen Geschicke bahnen sich oft unvorhersehbare und gewundene Wege, ohne dass für den Verstand eines Sterblichen ein Muster oder eine Logik erkennbar wäre; wobei die Kette der Ereignisse, die mich an diesen Punkt gebracht haben, für eine höhere Macht sprechen, welche die Fäden in der Hand hält. Wie es bei vielen großen Entdeckungen der Fall ist, wurde auch diese zufällig gemacht, was mich zu der Überzeugung gelangen ließ, dass Julianos doch auch eine bösartige Ader hat.

Aufgrund mehrerer Verzögerungen konnte meine Expedition nach Kargstein erst im Eisherbst beginnen. Klüger wäre es gewesen, den Marsch auf das nächste Jahr zu verschieben, doch ich wurde lange genug aufgehalten und nun wollte ich die Sache aus Trotz durchziehen. In den ersten paar Nächten, in denen ich die Jerallberge erklomm, wärmte mich meine wilde Entschlossenheit, doch wie als wäre sie ein gewitzter Wegelagerer, entschied sich die Kälte, mir die Entschlossenheit gerade zu dem Zeitpunkt zu rauben, in dem ich schon zu weit gegangen war, als dass ich noch hätte umdrehen und fliehen können.

Nachdem mir nun keine andere Wahl blieb, als mich mit der nächstgelegenen trockenen Höhle zu begnügen und zu beten, dass sie weder Bär noch Troll als Lager diente, entdeckte ich eine natürliche Höhle, die recht tief in den Fels hineinreichte. Fast hätte ich mich zu Tode erschreckt, als ein markerschütterndes Heulen durch das steinerne Innere rollte, doch es handelte sich lediglich um die steife Brise, die in der Dunkelheit an meiner Kleidung zerrte. Nun war ich neugierig geworden und gab vorübergehend meine Suche nach dem bequemsten Stückchen Granit, das mir als Bettstatt dienen konnte, auf, um nach der Quelle zu suchen.

Was ich vorfand, war ein abgeschiedenes Tal, das von allen Seiten vom Berg umgeben war, und dies hätte auch schon das Ende der Geschichte sein können, hätte sich der Bär, über den ich gestolpert war, nicht aus seiner Benommenheit erhoben. So erschöpft ich auch war: der Zorn der schwerfälligen Bestie reichte als Anreiz, noch etwas länger die Kälte zu ertragen, aus. Anders als das Hinterland am Bergpfad hielt die Wildnis, in der ich mich wiederfand, trotz der bitteren Kälte noch immer am Leben fest.

Das Land mag die Kälte würdevoll überstehen, doch ich würde noch immer sterben, wäre ich ihr weiterhin ohne eine gewisse Form von Schutz ausgesetzt. Also stapfte ich auf der Suche nach einer ruhigen Ecke, in die ich meine Bettrolle würde hineinzwängen können, weiter. Mehr als einmal dachte ich, ich würde zusammenbrechen, was für mich in diesen eisigen Gefilden zweifellos den Tod bedeutet hätte, doch meine Beharrlichkeit zahlte sich schon bald aus. Am gegenüberliegenden Ende des Tals erhob sich eine uralte Ruine, welche direkt aus dem Berg gehauen zu sein schien. Ohne die nötige Energie zum Staunen oder ein Gefühl dafür, dass ich mich um die Gefahren, die in ihrem Inneren verborgen sein könnten, zu sorgen sollte, wuchtete ich mit letzter Kraft die massiven Steintüren auf und sackte zu Boden. Meine letzten Gedanken galten dem Schwall warmer Luft, der mich empfing, als ich das Bewusstsein verlor.

Ich erwachte mit dem Gesicht nach unten, doch nicht auf eisigem Stein, sondern auf warmer Erde und saftigem Gras. Zunächst hielt ich die Feuchtigkeit meiner Kleidung für getautes Eis, doch es war mein Schweiß, durch den der Stoff an meiner Haut klebte. Die Ruinen waren scheinbar in eine Kaverne gebaut worden, durch die aktive Lavaströme flossen. Ich versuchte, mir die Präsenz solch pulsierenden Lebens als Symptom der tropischen Hitze zu erklären, doch diese Annahme hielt einer näheren Betrachtung nicht stand. Etwas an diesem Ort war für dieses ungewöhnliche Wachstum verantwortlich und diese Ruinen waren entweder der Grund oder, was wahrscheinlicher war, aufgrund der einzigartigen Eigenschaften der Kaverne hier gebaut worden.

Da nicht länger das Risiko bestand, dass ich sterben würde, weil ich der Kälte ausgesetzt war, ließ ich mich an der Einmündung der Kaverne nieder und studierte eingehend das Äußere der Ruine. Sie war nedischen Ursprungs, so viel konnte ich mit Gewissheit sagen, doch weniger ausgearbeitet als andere Architekturformen, die ich um Cyrodiil gesehen hatte. Vielleicht sogar prä-alessianisch. Ich hätte Monate mit der Suche zubringen können, hätte ich etwas von dieser Bedeutung in Kargstein finden wollen, und nun war ich wenige Tage, nachdem ich aufgebrochen war, – wortwörtlich – darüber gestolpert. Das Schicksal ist wirklich eine seltsame Angelegenheit.
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