Online:Tagebuch von Aufseherin Luciana, Band 1 | ElderScrollsPortal.de

Online:Tagebuch von Aufseherin Luciana, Band 1

Tagebuch von Aufseherin Luciana, Band 1
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Diese Seite enthält den Text von Tagebuch von Aufseherin Luciana, Band 1 (engl. Proctor Luciana's Journal, Vol 1) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Datum: (Monat und Tag unbekannt) 1Ä 2712 (?)

Ich schreibe diese Zeilen mit wackliger Hand. Die Faktoten sagen, dass ich schon bald wieder Kontrolle über meine Finger haben werde. Ich habe da so meine Zweifel.

Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich ein Tagebuch führe. Mir erschien das immer als Akt der Eitelkeit, wenn man sein Leben zu Papier bringt. Als wenn das jemand lesen wollte. Aber angesichts der aktuellen Umstände denke ich, dass es den Aufwand wert ist. Ich befinde mich an einem sehr seltsamen Ort namens Stadt der Uhrwerke.

Die Reise hierher war nicht einfach. Ich kann mich nicht an viel erinnern. Da waren Bäume. Valenwald, glaube ich. Ich kann mich daran erinnern, dass ich etwas mit einer beschworenen Klinge angegriffen habe, dann war da ein Lichtblitz. Der Rest? Nichts als Flüstern und Schmerz.

Als ich wieder zu mir kam, schwamm ich in einer Glassphäre, umgeben von einer dickflüssigen Flüssigkeit. Glänzende Metallklammern fixierten meine zerschmetterten Glieder, während winzige mechanische Kreaturen das Fleisch auf neue Messinggliedmaßen nähten. Zu meinem Erstaunen musste ich nicht atmen; ich war nur sehr durstig, und mein Geist war seltsam umnebelt. Ich sah, wie ein Elf mich von der anderen Seite des Glases aus ansah, sein Gesicht verzerrt durch die Wölbung der Kugel. Er gab sich mir als Sotha Sil zu erkennen, und er sagte mir, dass ich überleben würde. Er teilte mir außerdem mit, dass ich einen Sohn hätte.

Das überraschte mich dann doch. Mir war neu, dass ich auch nur schwanger gewesen wäre. Offenbar entdeckten die Faktoten das winzige, kaum sichtbare Kind, während sie herbeieilten, um meinen verwüsteten Körper zu retten. In Tamriel wäre eine derartige Frühgeburt ein Todesurteil gewesen, aber hier scheint das Unmögliche ein Kinderspiel zu sein.

Ich hatte nie die Absicht gehabt, ein Kind zu bekommen. Es erschien mir kaum praktisch, sich ständig um ein Kind kümmern zu müssen, während man Krieg gegen die Akaviri führt. Aber selbst die besten Pläne sind zum Scheitern verurteilt, wenn die Umstände nicht mitspielen.

Ich gab ihm den Namen Marius; so hatte mein Großvater väterlicherseits geheißen. Ich hoffe, dass dieses Tagebuch ihm gute Dienste erweist, falls ich diesen Verletzungen erliegen sollte. Er sollte zumindest etwas von seinem Erbe wissen.

Datum: 15. Abenddämmerung, 1Ä 2712 (?)

Je mehr ich über die Stadt der Uhrwerke lerne, desto mehr gefällt sie mir. Die Messingfeste bietet nur wenig Komfort. Sie ist ein harter und trockener Ort, voller seltsamer Maschinen und noch seltsamerer Personen. Hauptsächlich Dunkelelfen. Ich habe natürlich schon früher Dunmer getroffen, aber diese Uhrwerk-Apostel kommen mir wie eine ganz eigene Spezies vor. Sie verehren Logik und Innovation mehr als fast alles andere. Ist das zu fassen? Die anderen Kampfmagier verspotteten mich immer, weil ich so sehr an kalte Logik glaubte. „Wo ist Euer Feuer, Luciana?“ Als hätte präziser Verstand kein Feuer.

Sotha Sil sieht noch immer hin und wieder nach mir. Ich habe noch nie jemanden wie ihn getroffen. Die Apostel verehren ihn als Gott, aber ich habe das Gefühl, dass ihm das Unbehagen bereitet. Er schaut anderen nur selten in die Augen, aber nicht etwa, weil er schüchtern ist. Er ist einfach immer auf andere Dinge konzentriert, sei es ein Gerät, ein Buch oder ein anderes seltsames Uhrwerk-Gebilde. Ich stelle ihm Fragen, wann immer sich mir die Gelegenheit bietet; Fragen über die Beschaffenheit dieses Ortes hier, über seine Motive, seine Vergangenheit. Und niemals bekomme ich direkte Antworten. Dennoch scheint er unser Hin und Her zu genießen. Ich habe so das Gefühl, dass er sogar hier, umgeben von Anhängern und treu ergebenen Maschinen, ganz und gar allein ist.

Die Apostel betonen immer wieder, dass Blasphemie hier akzeptiert wird, ja sogar ermutigt. Aber das scheint mir ein Glaube ohne Rückgrat zu sein. Meine Pflegerin, Lektorin Marilia, war entsetzt, als ich ihr von meinen Unterhaltungen mit dem „Gott der Uhrwerke“ erzählte. So habe ich Sotha Sil beispielsweise zu diesen hartnäckigen Gerüchten befragt, die besagen, dass er und die anderen Tribune Indoril Nerevar ermordet hatten, den König der Dunkelelfen. Laut Marilia ist dieses Thema absolut tabu. Dennoch hat Sotha Sil mir meine Fragen mit einer ruhigen Anmut beantwortet, die sogar mich überraschte.

„Warum passieren Dinge Eurer Meinung nach?“, fragte er mich. Ich antwortete ihm, dass ich die Frage nicht verstände.

„Warum sitzen wir hier und reden? Warum existiert der junge Marius? Warum herrsche ich an diesem Ort hier, während Ihr darin genest?“

Ich schwieg eine Weile und antwortete dann: „Weil es eben so ist.“

Sein kaltes Gesicht schmolz zu einem ernsten Halblächeln, wie man es nur bei ihm fand. „Ganz genau.“

Ich bin mir nicht sicher, aber es kam mir vor, als könnte ich Erleichterung in seiner Stimme hören. Seine Schultern entspannten sich, sein Ton wechselte; er sah aus wie ein Mann, der seinen Frieden mit seinen Sünden gemacht hat. Bald darauf dankte er mir für die Unterhaltung, und er verließ den Raum schweigend.

Ich schaute hinunter auf Marius, der tief und fest in seiner Messingwiege schlief. In diesem Moment kam es mir vor, als würden die Dinge langsam einen Sinn ergeben. Endlich fing die Stadt der Uhrwerke an, sich wie ein Zuhause anzufühlen.