Online:Tagebuch von Aufseherin Luciana, Band 4 | ElderScrollsPortal.de

Online:Tagebuch von Aufseherin Luciana, Band 4

Tagebuch von Aufseherin Luciana, Band 4
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Diese Seite enthält den Text von Tagebuch von Aufseherin Luciana, Band 4 (engl. Proctor Luciana's Journal, Vol 4) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Datum: 31. Herbstsaat, 1Ä 2750 (?)

Ich weiß nicht genau, warum ich diese Zeilen hier schreibe. Ich habe dieses Tagebuch für Marius geführt, aber er ist ja tot. Schon seit zwanzig Jahren. Angeblich macht die Zeit alles einfacher, sie soll den Schmerz lindern. Aber meine Trauer ist heute tiefer denn je.

Geschäftigkeit. Ordnung. Diese Dinge helfen. Ich stürzte mich in meine Arbeit und organisierte die Apostel in einen stärkeren, entschlackten und effektiveren Orden. Ich bekämpfte das Verbrechen mit eiserner Faust, veröffentlichte eine Abhandlung über Marius' alchemistische Experimente, konzentrierte mich auf meine Zauberkunst; aber keine dieser Errungenschaften konnten das klaffende Loch auch nur ansatzweise füllen, das mein Sohn hinterlassen hat.

Ich habe nie jemandem davon erzählt, was vor all diesen Jahren im Cogitum passiert ist. Die Leute haben zu Recht Angst davor, das Thema anzusprechen. Auch jetzt, zwanzig Jahre später, brennt mein Zorn noch wie weiße Kohlen.

Verrat; ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein. Ich durchquerte das Centralis so schnell ich konnte, wobei ich alle feindlichen Faktoten, Mechanoide und mechanischen Fallen zerstörte, die zwischen mir und Fürst Seht standen. Als ich den Ausgerichteten Thron erreichte, fand ich Sotha Sil auf den Stufen sitzend, die zu seinem Sitz der Macht hinaufführten. Er schaute nicht einmal auf.

„Ich weiß, warum Ihr hier seid“, sagte er.

Ich war damals so naiv; ich lächelte und lief zu ihm wie ein Kind. „Gut!“, rief ich. „Wir müssen uns beeilen. Marius ist dem Tode nah.“

Aber Sotha Sil stand nicht auf. Er schaute mir nicht einmal in die Augen. „Es tut mir leid“, sprach er. „Ich kann Euch nicht geben, was Ihr sucht.“

Ich stolperte über meine Worte, als ich versuchte zu verstehen, was er da sagte. Wie eine Idiotin wiederholte ich mich, in dem Glauben, dass er mich vielleicht nicht gehört hatte. „Marius stirbt. Wir müssen so schnell wie möglich zu ihm!“

Er stand auf und schürzte seine Lippen, bevor er mir antwortete. „Es tut mir leid“ war seine einzige Antwort.

Wir standen eine gefühlte Ewigkeit schweigend da. Irgendwann schüttelte ich den Kopf und flüsterte: „Ich verstehe das nicht. Mein Körper war verwüstet, und Ihr habt mich geheilt. Bei Marius ist es doch nur das Herz, das Heilung bedarf.“

Seht kam näher; er legte mir eine Messinghand auf die Schulter und sagte: „Ihr missversteht mich. Es liegt in meiner Macht, Marius zu heilen, aber die Umstände machen es mir unmöglich. Ich trauere mit Euch, Luciana.“

Ich schaute auf und sah Tränen in seinen Augen. Da spürte ich eine gewaltige Wut in mir aufsteigen. Ich griff nach meinem Hammer und erhob ihn über meinen Kopf, einen Augenblick bevor Seht ein Wort des Banns flüsterte und mich zurück an die Oberfläche schleuderte.

Marius starb zwei Tage später. Sotha Sil hat bis heute das Cogitum Centralis nicht verlassen.

Die anderen Apostel spendeten mir den gleichen Trost, den ich den trauernden Eltern der Männer bot, die in der kaiserlichen Legion unter meinem Befehl gefallen waren. „Seine Zeit war gekommen.“ „Er hat ein gutes und ehrbares Leben geführt.“ Und so weiter und so fort. Aber in meinem Herzen werde ich Sotha Sil nie verzeihen. Niemals. Ich werde eine Aufseherin der Apostel bleiben. Ich werde immer die Stadt beschützen, die ich liebe, und die Gesetze und Traditionen des Ordens bewahren. Aber meine Bewunderung für den Gott der Uhrwerke ist vertrocknet und verhungert.

Das hier ist mein letzter Eintrag. Ihr, die Ihr dieses Tagebuch lest, wisset dies: Sotha Sil gibt und nimmt ohne Rücksprache oder Gnade. Verwechselt sein Interesse nicht mit Empathie. Verwechselt seine Unterstützung nicht mit aufrichtigen Gefallen. Die einen werden gerettet, die anderen geopfert. Das ist eben der Lauf der Dinge in der Stadt der Uhrwerke.