Online:Tidefall-Gesänge I | ElderScrollsPortal.de

Online:Tidefall-Gesänge I

Tidefall-Gesänge I
Zur Schrift

Diese Seite enthält den Text von Tidefall-Gesänge I (engl. Tidefall Cantos I) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

i.

Mitten in einer traumlosen Nacht erwachte ich an einem elenden Strand. Und obschon die Flut schwarz war wie Tinte, färbte sie nicht meine Haut, und sie ruinierte nicht meine Gewänder. Als ich aufstand und Tinte aus meinem Mund spie, überraschte es mich, dass ich keinerlei Erinnerung daran hatte, wie ich an dieses Ufer gekommen war. Kein Boot war gebunden an Stein oder Ast. Genau genommen war kein Schiff in Sicht. Kein Segel durchschnitt den endlosen dunklen Horizont. Da wurde ich mir nach und nach eines Schreckens bewusst. Ich hatte mich noch nicht landwärts gedreht, weg vom Wasser. Irgendwie erschien mir die Flut dieses endlosen dunklen Meers, die sich wie ein Flüstern um meine Füße legte, sicherer als das süßliche Geheimnis, das gegen meinen Rücken brannte. Und dann war da eine Stimme.

ii.

Eine Stimme, die der meines Vaters ähnelte. Ein Mann, dessen zitternder Tenor so leicht ein verängstigtes Häufchen Elend aus mir machen konnte. Schon spürte ich, wie meine Knie schwach wurden. Oder vielleicht war es auch der Sand unter mir, der plötzlich gefräßig wurde und meines Zögerns überdrüssig. Aber die Stimme sprach weiter, ihre Worte wie Finger, die über die Sehnen meines Geistes strichen. Mein Name, obgleich unausgesprochen, folgte stumm auf ihren Befehl. „Dreht Euch um.“ Also drehte ich mich um.

iii.

Über mir schwebte ein Sucher. Ein Wesen aus tintenbeschmierten Lumpen und greifenden Händen. Eine Kreatur, dessen Beschreibung ich allein aus der zittrigen Handschrift von Gelehrten kannte, die die Qualen von Apocrypha überlebt hatten. Plötzlich dämmerte es mir. Apocrypha. Jenseits des grauenhaften Antlitzes des Suchers erstreckte sich eine endlose Weite. Ein blubbernder Morast aus Tentakeln und Tinte. Leuchtende Flora und aufgedunsene Bücher. Turmhohe Fossilien und ein Himmel, der herabhing wie ein unerwünschter Blick. Und mit einem Mal wollte ich nur noch in den Wellen verschwinden. Aber die Stimme kehrte wieder. „Habt keine Angst.“ Also hatte ich keine Angst.

iv.

Er reichte mir eine seiner zahlreichen Hände, und ich nahm sie ohne zu zögern. Als der Sucher mich weg von der Küste führte, fühlte ich mich mit einem Mal wieder wie ein Kind. Klein und zerbrechlich und vollkommen abhängig von meinem neu gefundenen Führer. Und jetzt schwieg er, der Sucher. Keine Worte flossen in den Quell meines Geistes. Ein kindischer Zorn kam über mich, als wir über einen mit Fossilien übersäten Hügel kamen. Vor mir lag ein Tunnel. Eine Grube. Nein, ein Turm. Eine Inversion. „Eine Bibliothek.“ Aber sie war mehr als das. Nein. Sie war ein Geschenk.