| Ulfsilds Aufzeichnungen: Der Drache Zur Schrift |
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Diese Seite enthält den Text von Ulfsilds Aufzeichnungen: Der Drache (engl. Ulfsild's Log: The Dragon) aus The Elder Scrolls Online.
Inhalt
Ich hatte noch nie ein Talent für Rätsel. Aber irgendetwas haben sie an sich, findet Ihr nicht? Etwas, das einen aufmerken lässt, sogar jemanden wie mich. Einen unwiderstehlichen Drang, diese verborgene Bedeutung zu finden.
Damit hatte ich zu kämpfen, nachdem ich die Fabel von Mizbi gehört hatte. Die Mondsängerin einer Nomadengruppe, die uns auf der Reise durch die Dschungel von Malabal Tor begegnet war, erzählte sie mir. Schon beim Zuhören wurde mir klar, dass es eine tiefere Ebene gibt als die Rätsel in der Geschichte. Ich konnte sie beinahe sehen! Hätte ich sie doch nur irgendwie zu Papier gebracht. Ich würde über den Wörtern brüten, bis die Lösung vor mir Gestalt annimmt.
Als wir an diesem Abend Halt machten, war es heiß und feucht, selbst für jene, die das Klima gewohnt waren. Eine Nord wie ich hätte auch dann eine schlaflose Nacht gehabt, wenn sie nicht ständig über Mizbi und ihren Drachen nachgegrübelt hätte. Über ihre Rätsel. Ich ließ Shal und sein Geschnarche im Zelt hinter mir und wanderte draußen herum, in der Hoffnung, die Nomadin zu finden, die mir die Geschichte erzählt hatte. Vielleicht würde ich sie ja frühmorgens erwischen und sie würde mir die Geschichte erneut erzählen.
Aber die einzige Person, die ich in diesen frühen Stunden fand, schaute hinauf in die Sterne: Ein drahtiger kleiner Cathay-Khajiit, der noch so jung war, dass sich seine Streifen gerade erst zeigten. Ich ließ mich auf der anderen Seite der Feuergrube nieder, die wohl schon Stunden vorher erloschen war. „Solltet Ihr nicht schlafen, junger Mann?“
Er hielt seine Augen weiter gen Himmel gerichtet und sagte mir, dass er sich gern die Sterne ansieht, die über den Himmel ziehen. Ich fragte ihn, ob er einen Lieblingsstern oder ein Sternbild hatte, das er besonders mochte, und er wurde schüchtern und verbarg sein Gesicht. „Ob sie mich wohl sieht?“
„Wer?“ Ich schaute nach oben, als würde ich nach jener Person suchen, die auf uns herunterblickte.
„Gerade ist sie nicht dort“, sagte er. „Unter dem Donner galoppierender Hufe hebt sie zweimal jede Nacht ihren Blick, um mir zuzuzwinkern.“
Ein Rätsel? Wie passend. Und ein Kinderrätsel, also hatte ich sogar eine Chance, es zu lösen. Galoppierende Hufe: das Schlachtross. Zweimal jede Nacht? „Der Zwielichtstern? Azura?“
„Azurah“, wiederholte er. Er legte sich eine Hand auf die Brust und seufzte verträumt. Erst dann schien er mich wirklich zu bemerken. Er setzte sich auf. „Ihr seid diese Hexe!“, sagte er voller Ehrfurcht. Die anderen Nomaden hatten wohl von unserer Durchreise erzählt. „Wollen wir tauschen?“ Er flitzte herüber und drückte mir etwas Schweres in die Hand. Es war ein schimmerndes Stück polierten Mondsteins in der Größe einer Winterpflaume.
„Tauschen wogegen?“
„Diese Feder!“, sagte er und er zeigte auf meinen Hut.
Oh. Diese Feder. Ich wollte sie wirklich nicht hergeben und zu seiner Bestürzung sagte ich das auch.
Er schloss meine Hand erneut über dem Mondstein. „Aber unser Tauschgeschäft“, sagte er, als hätten wir bereits darauf eingeschlagen.
„Die Feder liegt mir sehr am Herzen. Ich habe sie schon, seit ich so klein war wie Ihr!“
Und vielleicht war es der neugierige Blick in diesen großen, blauen Augen, aber ehe ich es mich versah, erzählte ich ihm die Fabel des Indrik. Die überging in die Geschichte, wie ich den Indrik fand, sowohl als Kind als auch später, als ich erwachsen war. Und als ich ihm den Mondstein wieder in die Hand drücken wollte, weigerte er sich, ihn zu nehmen.
„Ein guter Tausch gegen Eure Geschichten“, sagte er, als hätte ich irgendein Spiel gewonnen, das wir gespielt hatten.
Ich blickte hinunter auf den Mondstein. „Den kann ich gegen eine Geschichte eintauschen?“
„Gegen eine Geschichte. Ein Lied. Eine Feder. Alles im angemessenen Rahmen“, sagte er. Vielleicht war es die Vorstellung eines Kindes von Tausch und Handel, aber wenn er ihn als gut betrachtete, tat ich es auch.
„Kennt Ihr die Geschichte von Mizbi und ihrem Drachen?“
„Diese alte Geschichte? Wer kennt die nicht?“
Nun, ich kannte sie nicht. Nicht auswendig, wie er und die anderen Nomaden offenbar. Zumindest noch nicht. Ich nahm ihn beim Handgelenk und drückte ihm den Mondstein in seine pelzige kleine Hand. „Dann erzählt sie mir“, sagte ich und griff nach Feder, Tinte und Pergament. „Und erzählt sie langsam. Jetzt muss ich nämlich diesen Drachen finden.“