Online:Ulfsilds Aufzeichnungen: Der Greif und der Fuchs | ElderScrollsPortal.de

Online:Ulfsilds Aufzeichnungen: Der Greif und der Fuchs

Ulfsilds Aufzeichnungen: Der Greif und der Fuchs
Zur Schrift

Diese Seite enthält den Text von Ulfsilds Aufzeichnungen: Der Greif und der Fuchs (engl. Ulfsild's Log: The Gryphon and the Fox) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Seltsam, wie eine Erinnerung so spezifisch mit einem Geruch verbunden sein kann. Wie ein beiläufiger Duft von Jazbucht mich in meine Kindheit zurückversetzen kann.

Als die Wintermonate näherkamen und die Luft langsam abkühlte, buk meine Klanmutter immer Törtchen aus verkümmertem Weizen und Beeren, die zu zerdrückt oder überreif waren. Eine süße Leckerei, wenngleich zäh und trocken, aber wir Kinder genossen jeden Bissen. Die Törtchen waren ein gutes Zeichen. Sie sagten uns, dass unser Wintervorrat groß genug war und man nicht mit Resten geizen musste.

Einen Winter wurde mir aufgetragen, einen Korb dieses Gebäcks zu einem Ältesten zu bringen. Der Marsch ging bergauf und die Luft biss mir kalt in die Wangen. Der Korb wog schwer in meinen Armen, während die Wolke meines Atems mir vorausflog. Ich musste Halt gemacht haben, um mich auszuruhen; der Rauch aus der Hütte des Ältesten war noch ein letztes Stück entfernt, und ich hörte ein leises, schwächliches Bellen.

Auf der anderen Straßenseite lugte unter einem Busch ein kleiner Fuchs hervor. Er schien mir so klein. Ich dachte, er sei ein Jungtier, das verloren und hungrig in der Kälte saß. Ich griff in den Korb und bot ihm ein Törtchen an, das ich in Stücke zerbrach und ihm zuwarf.

Er schreckte zusammen und wollte schon weglaufen, aber dann zuckte sein Näschen, zweifelsohne weil es das Törtchen roch. Nervös aß er das erste Stück und meinen Kinderaugen schien es, als würde er es genießen. Den Rest der Stücke verschlang er dann hastig. Da fielen mir die Narben auf. Dünne Linien über seinen Pfoten, kleine Schnitte entlang seines Fells. Aus wie vielen Fallen hatte er sich wohl schon gewunden? Wie viele dieser Fallen hatte ich selbst gestellt?

Während mein Geist abschweifte, sprang der Fuchs auf meinen Korb zu und packte den Henkel geschickt mit seinen Zähnen, bevor er sich in den Wald davonmachte.

Ich war verblüfft und überzeugt davon, dass ich überlistet worden war. Dass dies keine schwache, traurige Kreatur war, sondern ein hinterhältiger Dieb. Ich lief ihm so schnell ich konnte hinterher. Dabei wich ich Ästen und Büschen und mächtigen Schneewehen aus, bis ich ein Flussufer hinabpurzelte und mit dem Gesicht vor einem ausgehölten Baumstamm liegenblieb.

In ihm war mein Dieb inmitten eines Wurfs von Jungtieren und dessen dünner Mutter, die ihre Zähne vor mir fletschte.

Ich hob meine Hände beschwichtigend vor ihr und stand langsam wieder auf. Vorsichtig entfernte ich mich vom Baumstamm und ihren Jungen. Sie entspannte sich und ich tat es ihr gleich. Ich sah zu, wie sie sich um ihre Kleinen kümmerte und die Törtchen mit ihren Pfoten zerkleinerte, damit sie die Bissen essen konnten.

Ich weiß nicht, wie lange ich zusah, aber ich weiß noch, wie sie ihre Ohren spitzte, als meine Klanmutter durch das Dickicht gerumpelt kam, rot im Gesicht und außer sich vor Angst. Sie dachte, irgendein Tier hätte mich geholt, als ich nicht bei der Hütte des Ältesten angekommen war. Sie war wütend, als ich sie anwies, still zu sein. „Ihr macht den Kleinen Angst“, sagte ich. Sie antwortete mit einem Zähnefletschen und bellte mir wütende Schelte zu.

Wie merkwürdig es war festzustellen, dass ich ebenfalls eine Fuchsmutter hatte.

Diese Erinnerung ereilte mich, als ich mich auf Händen und Knien wiederfand und dem Geruch von Jazbucht zwischen den Bücherstapeln der Schola folgte und dabei betete, dass Shal nicht hereinkommt und mich sieht. Als ich um einen besonders staubigen Stoß Bücher über Quadriva Arithmethia herumkroch, sah ich etwas verflixt Merkwürdiges. Da war ein Fuchs, seine Pfoten auf meinen Schreibtisch gestützt, seine Nase an einem kleinen Stück Feerit, das ich als Briefbeschwerer nutze.

Plötzlich war ich wieder ein Kind, das langsam aufstand und die Hände in die Luft erhob, um das Tier nicht zu erschrecken. Der Fuchs blickte mich an, legte den Kopf zur Seite und lächelte. Blitzartig nahm er das Feerit in den Mund, bevor er durch die Stapel davonflitzte.

Ob er wohl auch dann noch davongelaufen wäre, wenn er wüsste, wie geübt ich darin war, Füchse zu verfolgen? Wenn er gewusst hätte, dass ich über die Steinböden gleiten kann, als wären sie Eis? Dass ich jede verwinkelte Kurve und jeden unebenen Pflasterstein kenne? Vielleicht war es der Geruch von Jazbucht, der der ganzen Sache ein Gefühl kindlicher Freude verlieh.

Ich hatte den Fuchs fast schon, meine Finger streiften über seine Schwanzspitze, als er auf eine Mauer zusprang und durch sie hindurch. Das kam so plötzlich, so unvermittelt, dass ich nicht die Zeit hatte, meinen Kurs zu wechseln. Ich bereitete mich darauf vor, in die Wand zu krachen, als ich stattdessen auf wundersame Weise durch sie hindurchstolperte.

Ich purzelte in eine Schneewehe und versank so tief darin, dass ich jegliches Gefühl für oben und unten verlor. Ich wand mich in dem Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, als mich etwas an einem ebendieser Beine packte und hinauszog. Frei vom Schnee wurde ich mir der mächtigen Flügelschläge und des Wirbels von Eis und Federn bewusst. Ein Greif.

Er ließ mich ohne Umschweife fallen und breitete seine Flügel aus, bis sie den gesamten Himmel bedeckten. Er drosch seine Krallen in den Boden, bereit auf mich zuzustürmen, als der Fuchs zwischen seinen Beinen erschien und den Greif anstupste, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.

Der kleine Dieb bot dem Greifen mein Feerit an. Da beruhigte sich der Greif und schaute mich entschuldigend an.

Da wurde mir klar, wer die beiden waren. Ein schelmischer Fuchs und sein ihn beschützender Vater. Ich setzte mich und sah zu, wie der Fuchs mein Feerit herumschubste, und dann, ich weiß nicht wann es geschah, erwachte ich in der Umarmung der Schwingen des Greifen wieder. Warm und behütet.