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Online:Ulfsilds Aufzeichnungen: Der Indrik

Ulfsilds Aufzeichnungen: Der Indrik
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Diese Seite enthält den Text von Ulfsilds Aufzeichnungen: Der Indrik (engl. Ulfsild's Log: The Indrik) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Das erste Mal, dass ich einen Indrik sah, war nicht das erste Mal, dass ich einen Indrik gesehen hatte. Aber damals wusste ich das noch nicht. Die zufällige Begegnung aus meiner Kindheit war verblichen wie Tinte im Wasser bis zu einem Augenblick mit Shalidor, in dem er mir bei einem Sonnenuntergang in Auridon eine Mutter mit ihrem Kitz auf einer Klippe zeigte. Ich hatte eine solche Kreatur tatsächlich schon einmal gesehen, und die Erinnerung kehrte so klar zu mir zurück, als wäre sie erneut aus einem frischen Tintenfass gezeichnet worden.

Als ich noch klein war, ließen mich meine Klaneltern loswatscheln und Büschel von Mammutfell sammeln, die am Boden lagen oder sich in Dornenhecken verfangen hatten. Sie sponnen daraus ein grobes Garn, dessen Geruch ich niemals vergessen oder vermissen werde. Von der Arbeit war ich nicht begeistert, aber es gefiel mir, allein herumwandern zu dürfen, weit weg von dem Ort, an dem wir uns gerade niedergelassen hatten.

An einem Tag im Spätfrühling fand ich eine Mammutherde an dem Fluss, der das kalte Wasser der Schneeschmelze im Tal brachte. Sie labten sich daran und verloren büschelweise Unterwolle im warmen Sonnenschein. Das war meine Gelegenheit, Unmengen an Wolle nach Hause zu bringen, dachte ich mir. Ich schlich mich durch das hohe Gras, bis ich mich auf Armlänge den Hinterbeinen eines Mammuts genähert hatte. Dann zog ich ganze Hände voller Wolle aus seinen baumähnlichen Stampfern und verstaute sie in meiner Tasche wie ein Nistvogel. Alles lief perfekt, bis ein Kalb mich entdeckte und ein überraschtes Trompeten ausstieß. Ich versuchte wegzulaufen, als die Herde loszudonnern begann, um den kleinen Eindringling in ihrer Herde zu zertrampeln. Aber ich konnte einfach nicht entkommen.

Der Boden erbebte unter meinen Füßen und ich stolperte nach vorn. Anstatt in den Schmutz zu fallen, sank mein Gesicht tief in Pelz oder Gefieder, was genau, wusste ich nicht. Zuerst dachte ich, dass dies ein Rüssel war, schloss meine Augen und hielt mich fest in der Hoffnung, in Sicherheit gehoben oder geschleudert zu werden. Aber als wir davongaloppierten, wurde mir klar, dass ich auf dem Rücken eines Tieres saß. Wir waren an einem Ufer des Flusses und ein Blinzeln und ein Aufblitzen von Magie später waren wir am anderen. Als das Wesen, mein Retter, auf einen Trab abbremste, machte ich mich zitternd daran, von seinem Rücken zu rutschen.

Ich konnte nur einen kurzen Blick auf seine vierbeinige Gestalt erhaschen, bevor es ein merkwürdiges Bellen ausstieß und verschwand. Ein geweihbewehrtes Wesen wie ein Elch, aber gefiedert wie ein Vogel. Ich lief zurück zu meinem Klan und erzählte dort die Geschichte, aber meine Leute lachten mich nur aus. Die alberne kleine Ulfsild war wieder im Wald eingeschlafen und hatte einen lebhaften Traum, sagten sie. Da ich beinahe alle Wolle aus meiner Tasche verloren hatte, wollten sie sich die Kükenfeder gar nicht weiter ansehen, die ich in meiner Hand umklammert hielt.

Aber ich behielt sie. Sie bestand aus denselben Strömungen, die ich in der Welt sah, Fragmente der Magie, stets in Bewegung wie ein Fluss, stets im Wechsel wie die Wolken. Später trug ich die Feder in meiner Kappe, aber ich vergaß das merkwürdige geweihtragende Wesen völlig bis zu diesem Augenblick mit Shalidor.

Ich bestand darauf, dass wir nach Sonnenfeste zurückkehrten, zu dem alten Schriftrollenladen, in dem ich eine vom Zahn der Zeit gezeichnete Kinderfabel über einen Indrik und einen Jäger gefunden hatte. Wie bei den Wirbeln der Magie, die ich in der Welt sehen konnte, wusste ich irgendwie, dass auch hier mehr dahintersteckte, als anderen offenbar wurde. Eine verborgene und doch ganz eindeutige Wegbeschreibung. Ich wanderte wieder allein herum, wie ich es als kleines Mädchen getan hatte. Ich rätselte, welche Orte wohl gemeint waren, und fand die Schutzzauber. Es konnte kein Zufall sein, dass in der Welt solche Fingerabdrücke hinterlassen wurden, denen ich folgen konnte.

Mir war klar, dass ich selbst eine beeindruckende Magierin war. Die Kunde meiner Taten verbreitete sich und erreichte ausgerechnet Shalidor. Es war eine Sache, stolz in meiner eigenen Domäne zu wandeln, aber an der Seite eines Mannes, der fast tausend Jahre älter war als ich, fühlte ich mich genötigt, mich zu beweisen. Nicht Shalidor gegenüber; er gab mir stets das Gefühl, ihm vollkommen gleichgestellt zu sein. Ich hätte ihm nie solche Macht über mich gegeben. Aber ich wollte mich vor mir selbst beweisen.

Als ich die Schutzzauber bannte und in die Domäne des Indrik vorstieß, war ich nicht länger das verängstigte kleine Mädchen, das kurz davor stand, von einer Herde Mammuts zertrampelt zu werden. Aber der Indrik erkannte mich trotzdem.

Nun hatten Shalidor und ich einen Pakt geschlossen, niemals Geschäfte mit Wesen aus einer anderen Welt zu machen. Ich muss in diesen Zeilen gestehen, dass ich diesen Pakt brach, als ich den Indrik traf. Ich ließ mich nämlich von der Fabel leiten. Als er mich um eine Kostprobe meiner Macht bat, zeigte ich ihm die Feder, die ich noch von unserem Treffen vor all diesen Jahren hatte. Ich bot ihm an, dass wenn er sie von mir zurückholen könnte, ich sie ihm überlassen und seine Domäne in Frieden verlassen würde. Aber wenn ich es schaffte, sie ihm vorzuenthalten, dann müsste er seine Macht und sein Wissen mit mir teilen.

Aber ihr wisst ja, wie diese Geschichte endet. Wenn Ihr das hier lest, steht Ihr in der Schola. Während ich diese Zeilen niederschreibe, steckt die Feder des Indrik noch immer stolz in meinem Hut. Ich habe mich mir selbst und dem Indrik bewiesen, ohne auch nur meine Kappe abnehmen zu müssen.