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Online:Verlorenes Artaeum

Verlorenes Artaeum
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Diese Seite enthält den Text von Verlorenes Artaeum (engl. Artaeum Lost) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Von Vanus Galerion

Ich spreche nur selten von meiner Zeit auf der Psijik-Insel Artaeum. Durch mein Alter und mein Temperament gestalten sich solcherlei Erinnerungen als ärgerlich und entmutigend; schlecht für die Verdauung, wie die Kliniker sagen. Dennoch bin ich es meinen Schülern schuldig, ihnen im Groben zu vermitteln, woher unsere Gilde stammt.

Jene, die mich gut kennen, wissen, dass ich nicht auf Artaeum geboren wurde. Nein, ich wuchs in Armut auf, in Knechtschaft eines widerlichen Sippenfürsten auf der Insel Sommersend. Doch dies währte nicht endlos. Die Umstände zwangen mich, dieses Leben hinter mir zu lassen, und bald darauf entdeckten die Psijik meine Talente. Sie sagten mir, dass mein altes Leben vorüber sei. Nie mehr Folianten unter knarzenden Dielen verstecken, um nicht entdeckt zu werden. Nie mehr Heu rechen oder mir in der Waschküche die Knie wundschürfen. Ich sollte das Leben eines Weisen führen, frei, mich meinen Studien hinzugeben, sofern diese dem Ziel der Gleichheit, des Friedens und der Weisheit dienten. In diesem Moment war ich schier durchdrungen von endloser Freude. Natürlich währt keine Freude ewig.

Ich meinte zu meiner Führerin, der Mystikerin Heliand, dass ich darauf erpicht sei, in See zu stechen, da ich noch nie auf einem großen Schiff gewesen war. Sie lachte und warf eine leuchtende Rune zu Boden, die uns mit einer Geschwindigkeit durch die Aurbis katapultierte, die ich mir nie zu erträumen gewagt hätte. Sekunden später fanden wir uns auf einem windverwehten Hügel mit Blick auf die idyllischen Felder und Weiden Artaeums wieder.

Jeder Tag brachte neue Entdeckungen mit sich. Nebelverhangene Höhlen voller geselliger Nixaden. Versteckte Lagunen mit singendem Wasser, so rein wie frisch geblasenes Glas. Blumen, die Geheimnisse flüsterten, wenn der Wind wehte, und Steine, deren Namen zu lang waren, als dass sterbliche Zungen sie aussprechen konnten. Ich las voller Inbrunst, ich war ständig auf der Wanderschaft, und so verdiente ich mir schnell meinen grauen Mantel.

Ungefähr zu dieser Zeit lernte ich Mannimarco kennen, den Wurmkönig. Zu jener Zeit war er ein genialer Novize mit einer vielversprechenden Zukunft, ähnlich wie ich. Unser gewaltiges Talent und unsere gegensätzlichen Wesen machten uns zu natürlichen Rivalen. Doch die Alten Wege der Psijik verboten solcherlei Wettstreit. Mein Mentor, der mächtige Ritenmeister Iachesis, lehrte mich: „Rivalität sät die Saat des Krieges“. Leider lernte er, dass blinde Freundschaft dasselbe Ergebnis haben kann.

Als ich meine Studien fortsetzte, fielen mir nach und nach Risse im Kodex der Psijik auf, hauptsächlich die allumfassende Passivität des Ordens. Wie eine verwirrte Schildkröte stolperte er lautlos vor sich hin, und dann und wann reckte er seinen Kopf über das Gras, um nach Gefahr Ausschau zu halten. Iachesis wandte sich immer mehr nach innen, und unsere Distanziertheit von den Angelegenheiten Tamriels schien mir mit jedem verstrichenen Jahr zu wachsen. Mir ist noch immer unklar, warum der Ritenmeister seinen Weg hin zur Isolation antrat, aber nach und nach kehrten unsere Botschafter und Berater zurück. Der Nebel um die Insel verdichtete sich, und die Anfragen des Königs wurden immer seltener. Wir litten unter einem übermäßigen Maß an Vorsicht bezüglich aller Dinge jenseits der Ufer von Artaeum. Diese Vorsicht hatte einen hohen Preis.

Eines kühlen Abends im Eisherbst wanderte ich inmitten der uralten Steine des Turm Ceporah. An diesem Ort fühlt es sich an, als wäre die Zeit in Bernstein gefangen. Dort pfeift eine steife Brise durch das verwitterte Mauerwerk, und man spürt das dumpfe Brummen der Träumenden Höhle durch die Sohlen seiner Schuhe. Es war ein Ort der Macht, an dem Gesetz und Logik den herrlichen Mysterien der Schöpfung weichen. Es war dort, versteckt inmitten der von Fackeln beleuchteten Hallen, dass ich Mannimarco dabei ertappte, wie er die Mächte der Finsternis kanalisierte. Er hatte sich insgeheim der gottlosen Kunst der Nekromantie zugewandt und drängte mich, es ihm gleichzutun. Ich lehnte ab und bereitete mich darauf vor, seine Rituale mit Bannzaubern zunichte zu machen. Gerade, als ich meinen Zauber weben wollte, schwankte der Turm um uns herum; das Dröhnen der Träumenden Höhle wurde eindringlicher und bitter. Wir spürten, wie uns der Zorn der Insel umgab, und wir einigten uns darauf, den Disput am nächsten Morgen vor dem Ritenmeister beizulegen.

Als Mannimarco vor Iachesis stand, trug er eine leidenschaftliche Bitte vor, das Studium der Nekromantie zu erlauben. Als Iachesis sich nicht darauf einließ, wurde Mannimarco angriffslustig und gemein. Er spie Flüche und uralte Lästerungen aus wie eine daedrische Bestie. Ich stand daneben und war überzeugt davon, dass der Ritenmeister Mannimarco in den Kerker werfen würde. Aber Iachesis warf ihn nicht in den Kerker. Er schalt ihn, er nahm ihm seine grauen Roben, und er verbannte ihn von der Insel.

„Ihr wollt diesen gebrochenen Mer auf die Bewohner Tamriels loslassen?“, rief ich.

Iachesis schwieg. Er hob lediglich seine Hand und badete Mannimarco in ein strahlendes purpurfarbenes Licht. Einen Augenblick später war der König der Würmer verschwunden. Ich stand entsetzt da. Der Mer, den ich am meisten bewunderte, hatte die Tore eines Wolfskäfigs aufgestoßen und die Bestie auf eine Welt sanfter Schafe losgelassen. Jetzt, nach der Ebenenverschmelzung, sehen wir das düstere Ergebnis von Iachesis' Gnade.

Kurz nach diesem Vorfall verließ ich Artaeum. Ich weiß noch, wie ich über meine Schulter schaute und zusah, wie die großen Klippen und die weiten Wiesen langsam im Nebel verschwanden. Später erfuhr ich, dass die Insel wenige Stunden nach meiner Abreise verschwunden war. Es fällt mir schwer, das als Zufall zu betrachten. Vielleicht hatte Iachesis seinen Fehler eingesehen und sich in die Abgeschiedenheit zurückgezogen. Vielleicht wussten die Psijik, was Mannimarco entfesseln würde, und zogen die Sicherheit einem Kampf vor. Wie dem auch sei, die Insel der Psijik wurde zu einer bloßen Erinnerung, und der einst so stolze Orden versank in Vergessenheit.

Wenn sie zurückkehren, falls sie zurückkehren, werden sie sich hoffentlich an ihren Eid erinnern, Tamriel zu Frieden und Wohlstand zu führen. In der Zwischenzeit müssen wir Magier der Gilde ihre Aufgaben übernehmen. Beschützt die Hilflosen, sucht nach neuen Zaubern und Entdeckungen, und vor allem: Seid tapfer. Angesichts einer arkanen Bedrohung muss die Magiergilde den Weg weisen.