Online:Vor den Toren Gideons | ElderScrollsPortal.de

Online:Vor den Toren Gideons

Vor den Toren Gideons
Zur Schrift

Diese Seite enthält den Text von Vor den Toren Gideons (engl. Before the Gates of Gideon) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Von Wud-Selas

Hauptmann Fabia konnte sich, als sich von jenseits der Stadtgrenzen einmal mehr der Lärm Hunderter Argonier erhob, die sich in einen Kampfrausch hineinsteigerten, des Gedankens nicht erwehren, dass den Stammesleuten in diesem Krieg Unrecht getan wurde. Ihr Volk war in deren Land einmarschiert. Sie hatten eine Siedlung errichtet, ohne zuerst mit den ansässigen Stämmen zu reden. Und jetzt schlachteten sie Argonier ab, und wofür? Für kleinere Vergehen wie das Jagen domestizierter Tiere? Niemand hatte den Argoniern gesagt, dass das Vieh jemand anderem gehört! Und genau diese Situation war der Grund, warum sie letzte Woche mit Vertretern des Gerichtshofes in eine lautstarke Auseinandersetzung. Sie brauchten einen richtigen Diplomaten.

Sie lehnte sich an das Stück Mauer, das sie und ihre Männer verteidigen sollten, und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie es sein konnte, dass sie ihre Stellenbeschreibung so sehr missverstanden hatte. Sie wollte einfach nur ihr Volk beschützen, vielleicht hin und wieder ein paar zivile Streitigkeiten schlichten. Unabhängig von ihren ursprünglichen Absichten wusste Fabia eins: Hinter den Verteidigungsanlagen der Stadt zu kauern, während eine wütende argonische Horde sich in einen blutrünstigen Rausch steigerte … Nein, dafür war sie nicht zur Legion gegangen.

Dann ging es los. Fabia hörte, wie die Argonier die andere Seite der Stadt angriffen. Die gebrüllten Befehle der anderen Truppführer hallten von den hohen Steinmauern wieder, während Felsbrocken und Pfeile um sie niedergingen. An dem Ort, an dem Fabia kauerte, hoch über einem von Gideons Toren, war es still wie in einem Grab. Fabia duckte sich tief hinter ihre Mauern und ging ihre Soldaten ab. Sie legte ihnen im Vorbeigehen die Hand auf die Schulter oder flüsterte ihnen ermutigende Worte zu. In der Luft, die sie dort oben auf den Zinnen erreichte, konnte man die Anspannung förmlich schneiden. Alle anderen Mauern wurden belagert, aber bisher hatte sich vor ihnen noch rein gar nichts bewegt.

Dennoch ging sie die Reihen ihrer Leute ab und linderte die Angst von Soldaten, die gerade alt genug waren, um der Legion beizutreten, gleichermaßen wie die kampferprobter Veteranen, die den Rhythmus der Schlacht kannten und genau wussten, was sie zu erwarten hatten. Erst als Fabia zu ihrer Position direkt über dem Tor zurückkehrte, lehnte sich Madarliz zu ihr; ihre Ohren zuckten, als sie ihr die eine Frage zuflüsterte, die wie ein Stein auf ihren Gedanken lastete.

„Meint Ihr, dass unser Trick reichen wird, sie fernzuhalten?“

Fabia dachte an die kleine Lampe am Haken direkt vor den Stadttoren. Niemand auf den Zinnen konnte die Lampe sehen, aber für jeden draußen im Sumpf, besonders zu dieser dunklen Stunde, war sie ein Leuchtfeuer. Fabia hatte die Lampe in der morastigen Wildnis ungefähr dort gefunden, wo sie die Grenze zum Territorium der Argonier vermutete.

„Hoffentlich“, seufzte sie mit einem Blick auf den ruhigen Sumpf, „sonst werden wir wohl überrannt.“ Als sie sprach, huschte Fabia ein erleichtertes Lächeln über die Lippen. Da draußen, in der Finsternis des Sumpfes, wo das Licht sich auf den stillen Wassern spiegelte, war eine Lampe. Eine kaiserliche Lampe.

Fabia stand auf und stieg von den Zinnen herunter. Sie nickte Zivilisten zu, die aus ihren Häusern zur stillsten Mauer der Stadt flohen, ihre Habseligkeiten und ihre Kinder eng an sich gedrückt. Ein paar wenige Soldaten liefen in die andere Richtung als der panische Mob, Fabia jedoch nicht. Sie wandte sich durch ihre Leiber hindurch die staubige Straße hinunter. Und bevor jemand auch nur bemerkte, was sie da tat, öffnete sie das Tor.