Morrowind:Die Mitgift des Todesalbs

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Diese Seite enthält den Text von Die Mitgift des Todesalbs aus The Elder Scrolls III: Morrowind.

Inhalt

Die Mitgift des Todesalbs
von
Voltha gra-Yamwort

„Es stimmt, was die Dichter sagen. Es ändert sich etwas Grundsätzliches im Leben, wenn man verliebt ist,” sagte Kepkajna gra-Minfang, die man auch den Todesalb nannte. „Ich wollte schon seit Wochen nichts und niemanden mehr berauben. Vor ein paar Tagen stand die Tür im Hause eines reichen Händlers weit offen, als ich vorüberging, aber alles, woran ich denken konnte, war, welches Kleid ich an meinem Hochzeitstag tragen würde.”


„Ihr befindet Euch schon lange nicht mehr in der richtigen Gesellschaft”, stimmte ihr Freund Khargol missmutig zu. „Ihr habt mir nie erzählt, was mit Eurem ersten Gatten geschehen ist, dem, den Euch der Schamane zugewiesen hat.”


„Von Aschenghulen zerrissen”, lächelte Kepkajna verträumt. „Es war wirklich sehr traurig. Aber ich weiß genau, dass dies mit Wodwórg nicht geschehen wird. Kein abenteuerliches Leben für ihn. Er ist praktisch ein Kaisertreuer. Nein, er ist ein Kaisertreuer. Habe ich Euch je erzählt, wie wir uns kennen gelernt haben?”


„Hundert Mal schon”, maulte Khargol und griff nach seinem Krug. „Er war Euer Gefängniswärter und gab Euch erst etwas zu essen, als Ihr versprochen habt, Euch mit ihm zu vermählen.”


„Habt Ihr jemals so etwas wundervoll Romantisches gehört?”, seufzte Kepkajna und wurde dann ernst. „Ich wollte sagen, dass ich hoffe, dass meine alten Freunde sich mit mir freuen, aber wie der Alte Bosriel schon immer sagte, falsche Hoffnungen bringen gar nichts. Wir werden direkt nach der Hochzeit mit der kaiserlichen Rittergarde nach Balmora aufbrechen. Solange wir aber noch in Dagon Fel sind, wird die Bande sicher einen Weg finden, mein Liebesleben zu stören und mich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Dessen bin ich mir sicher.”


Je näher der Hochzeitstag des Todesalbs rückte, desto mehr lag Unheil in der Luft, was Kepkajna beunruhigte, wenn sie nicht gerade mit ihren Gedanken irgendwo in den Wolken war. Dunkle Figuren schienen sich in den Schatten zu bewegen und verschwanden, sobald man auf sie zuging. Sie erkannte die Bekleidung einiger Bettler in der Umgebung von Wodwórgs Behausung als Staffage, aber die Kerle verschwanden, bevor sie herausfinden konnte, wer von ihrer alten Bande ihr da nachstellte.


Es gab allerdings nur wenige solcher Momente der Furcht. Kepkajna war wirklich glücklich damit, die Vorbereitungen für die Zeremonie zu treffen, die in dem Kerker abgehalten werden sollte, in dem Wodwórg sie gefangen gehalten hatte. Ihr Vater war schon seit langem tot - ein weiteres Opfer der Aschenghule -, aber der Vorgesetzte ihres Verlobten wollte an seiner statt aushelfen. Kepkajna musste natürlich ihre eigene Mitgift erbringen. Sie plünderte ihre gesamten Ersparnisse aus den Raubzügen, um ihrem Geliebten ein wirklich wunderbares Geschenk zu machen.


Die Hochzeit war für Punkt Mitternacht angesetzt, wie es der Tradition der Orks entspricht. Die Brautjungfern, Gattinnen der kaiserlichen Offiziere, waren am Morgen damit beschäftigt, ihr Hochzeitskleid aus rotem Samt und fein durchwirkten Goldfäden fertig zu nähen. Dolcetta, eine der Brautjungfern, merkte an, sie hätte gehört, dass Kepkajna Wodwórg ein wirklich außergewöhnliches Geschenk als Mitgift machen wolle.


„Ich werde es Euch zeigen”, kicherte Kepkajna und rannte halb angezogen aus dem Zimmer zu ihrem Versteck. Das Geschenk war gestohlen worden.


Die Damen waren entsetzt, aber der Todesalb war eigentlich nur irritiert, nicht überrascht. Das war genau der Stil der alten Bande. Sie wussten, dass eine Hochzeitszeremonie ohne Mitgift als schlechtes Omen angesehen würde. Sie wies die Brautjungfern an, sie schnell anzuziehen, während sie darüber nachdachte, was die Räuber wohl mit ihrem Schatz gemacht hatten.


Die gesamte Gegend war voll von geheimen Orten und verlassenen Diebesstätten, wo sie ihre Beute hätten verstecken können. Es gab offensichtliche Orte, natürlich, aber nach reiflicher Überlegung wusste sie, wo sie die Beute unter ähnlichen Umständen verstecken würde. Sobald die Brautjungfern fertig waren, bat Kepkajna sie, sicherzustellen, dass die Zeremonie genau vonstatten gehen werde wie geplant, und sich nicht zu sorgen, falls sie ein wenig später käme. Sie wickelte einen großen Schal um sich, um ihr Kleid vor dem Staub des Kerkers zu schützen und ging zum Schrein von Malacath.


Die Todesalben hatten nie zuvor ihre eigenen Freunde beraubt, aber obwohl sie verärgert war, weil sie ihr Glück zerstören wollten, dachte sie nicht im Entferntesten daran, ihnen körperlich weh zu tun. Es war einfach nicht ihre Art, einen Konflikt heraufzubeschwören, aber sie wusste, dass sie jetzt nicht darum herumkommen würde. Die Lektionen, die sie von ihrem Mentor Khargol gelernt hatte, hatten ihr dabei geholfen, im Laufe der Jahre den Lanzen und Schwertern der Wärter und der kaiserlichen Ritter zu entgehen. Nun musste sich zeigen, ob sie auch darauf vorbereitet war, den Dieben und den unbekannten Gefahren des Schreins zu entkommen. Ohne natürlich, und das war sehr wichtig, ihr Kleid zu ruinieren.


Der trostlose Ort war so leer und still, als sie ihn betrat, dass sie fast fürchtete, sich doch verrechnet zu haben. Erst als sie einen kleinen versteckten Raum in einem langen Korridor fand, wusste sie, dass sie den richtigen Platz gefunden hatte und dass er für einen Hinterhalt mehr als geeignet war. Sie nahm die Truhe mit ihrem Schatz darin an sich und drehte sich um, um sich dem Kampf zu stellen.


Zwei Mitglieder ihrer alten Bande, Yorum und Yohr-i, rothwardonische Zwillingsbrüder, warteten vor der Tür, als sie den Raum verließ. Sie kannten den Todesalb gut genug, um zu wissen, dass es besser war, sie sofort anzugreifen und nicht erst lange zu reden. Yorum führte von links einen Schlag mit seiner Klinge aus, während Yohr-i sie zu Boden werfen wollte. Der Todesalb sprang leichtfüßig neben Yohr-i, während sie ihr Gewicht auf das hintere linke Bein verlagerte und dabei die rechte Schulter nach links drehte, um Yorums Schlag auszuweichen. Die Zwillinge prallten aufeinander und Kepkajna konnte sich aus dem Staub machen.


Sie wurde jedoch fast unverzüglich von dem Argonier Binyaar angegriffen, der seinen Streitknüppel auf ihren Kopf zu schwang. Die beiden hatten sich nie wirklich gemocht. Der Todesalb duckte sich schnell und der Knüppel schlug mit einem entsetzlichen Geräusch gegen die Steinwand. Binyaar verlor die Balance und das gab ihr ein paar Sekunden Vorsprung, um durch den Korridor zu entfliehen. Sie konnte die frische Nachtluft bereits riechen.


Der letzte Verteidiger ihrer gestohlenen Mitgift war Sorogth, ein Ork, mit dem sie einst eine kurze Romanze eingegangen war. Kepkajna wusste genau, dass er es war, der den Diebstahl geplant hatte. Irgendwie war sein Beitrag zu ihrer Misere auf seltsame Weise sogar niedlich, dachte sie. Jetzt war sie jedoch mehr damit beschäftigt, seiner gezackten Axt auszuweichen, die ideal schien, um die feinen Stickereien ihres Kleids und ihr Fleisch darunter zu zerfetzen.


Indem sie die Knie leicht bog, ihren Kopf hin- und herwarf, um den Schlägen auszuweichen, und Sorogth damit verwirrte, dass sie in unregelmäßigem Takt hin und her sprang, war sie in diesem Moment ein nur schwer zu treffendes Ziel. Sie duckte sich unter seinen Schlägen und umging seine Schwinger und umging dann seine Schläge und duckte sich unter seinen Schwingern. Aber obwohl sie sich alle Mühe gab, sich zu verteidigen, gab Sorogth nicht auf - er wollte sie nicht aus dem Kerker entkommen lassen.


Die Mitternacht nahte heran und der Todesalb entschied, die Konfrontation endlich zu beenden. Als Sorogth seinen nächsten Schwinger landen wollte, sprang sie nach links, neigte sich nach unten und duckte ihren Kopf. Die Axt schwang nur um Haaresbreite über ihre rechte Schulter hinweg. In diesem Moment war Sorogths rechte Seite ungedeckt und widerwillig stemmte sie ihm die Truhe hart in die Brust. Es blieb keine Zeit, herauszufinden, ob sie ihn getötet oder nur ohnmächtig geschlagen hatte. Die Wahrheit ist, sie dachte an nichts anderes, als so schnell wie möglich zu ihrer Hochzeitszeremonie zu gelangen.


Genau um Mitternacht wurden Wodwórg und Kepkajna getraut. Er war begeistert von ihrer Mitgift, einer wunderschönen Rüstung, die ihm den Neid aller anderen kaiserlichen Gefängniswärter sichern würde. Und was ihm noch besser gefiel, war die Geschichte, die ihm seine Gattin erzählte, wie sie die Rüstung aus dem Schrein von Malacath retten musste.


„Ist es Euch nicht in den Sinn gekommen, die Rüstung anzulegen, da Ihr doch wusstet, dass es sich um einen Hinterhalt handelte?”, fragte er.


„Ich wollte Euer Geschenk nicht verkratzen,” antwortete sie ihm unter Küssen, „und ich wollte ganz bestimmt auch mein Kleid nicht zerknittern.”

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