Mein geliebter Sheogorath,
vergebt mir. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich Euch das letzte Mal geschrieben habe. Es ist zu lange her.
Ich kann nur hoffen, dass diese Briefe Euch erreichen. Ich weiß, dass Ihr mit Euren Pflichten alle Hände voll zu tun habt, doch ich würde jede Nachricht von Euch begrüßen, selbst wenn sie mir von diesem Dummkopf Haskill überbracht würde. Aber macht Euch bitte keine Sorgen, falls dies nicht möglich sein sollte. Meine Liebe ist beständig. Ich erinnere mich an den Tag, an dem Ihr mich in Euer Reich brachtet, als sei es gestern gewesen. Doch Ihr fehlt mir unheimlich.
Ihr solltet die Bittsteller sehen, die sich heutzutage im Rand herumtreiben. Ich glaube, einige wenige werden bald bereit sein – zum Rest kann ich nichts sagen. Wenn es nicht gotteslästerlich wäre, würde ich fast behaupten, dass die Welt langsam zurechnungsfähig wird. Ich kann beinahe instinktiv spüren, wie sich eine bedrückende Präsenz nähert, wie eine alles verschlingende Leere. Das verheißt nichts Gutes, doch ich vertraue darauf, dass die Macht meines Fürsten unseren Geist durch seine reichliche Inspiration stärken wird.
Unser Kind beseitigt weiterhin diese lästigen Abenteurer, die Reichtum und Ruhm suchen.
Ich habe hier in Passwall verweilt und Nanette Don als Lehrling angelernt. Sie macht sich recht vielversprechend und wird wohl bald ihre Blüte erreicht haben. In der Zwischenzeit kann ich unser Kind besuchen – ich besuche es jede Nacht um Mitternacht, wenn die Welt still ist, wenn sie den Erinnerungen und Fantasien gehört. Er ist stark und mächtig wie sein Vater. Wenn Ihr uns doch nur einmal besuchen würdet! Es ist geradezu grausam, wie Ihr Euch von mir fernhaltet. Mitunter kann ich es kaum ertragen, ihn anzusehen, weil ich mich noch so gut daran erinnern kann, wie wir ihn erschufen. Ich sehe dann Euren schimmernden Körper im Becken vor mir, wie Ihr liebevoll die Fleischteile zusammensetztet, die unser Kind werden sollten – und anschließend habt Ihr mich in Eurer lieblichen Umarmung gefoltert. Doch wenn ich nun zu ihm gehe, muss ich weinen wie ein kleines Mädchen. Ich weiß, dass mir das so gar nicht ähnlich sieht ... Aber ich kann einfach nicht anders. Zu allem Übel scheinen meine Tränen die arme Kreatur auch noch zu versengen. Sie regen die daedrische Seele auf, die an seinen Körper gebunden ist, und drohen, die magische Verbindung zu durchtrennen, die in ihn hineingewebt wurde. Mir war nicht klar, wie sehr es diese Seele nach Erlösung von der Hülle verlangt, die ich in meinen Gärten heranzog. Doch das Fleisch ist rein. Perfekt! Vielleicht sind es meine Tränen, an denen die Makel haften ...
Doch ich sollte Euch nicht mit diesen unbedeutenden Sorgen belasten. Unser starkes, mächtiges Kind, Euer Torwächter, steht vor den Toren des Wahnsinns Wache. Er soll keinen Schaden erleiden.
Auf immer und ewig die Eure,
Relmyna