Mystizismus
Die unfassbare Reise
von Tetronius Lor
Mystizismus ist die Schule der Zauberei, die von der Gemeinschaft der Magier am wenigsten verstanden wird und die den Magiernovizen am schwersten zu erklären ist. Die Effekte der Zauberei, die man der Schule des Mystizismus zuschreibt, sind so außerordentlich verschieden wie die Seelenfalle, die Erschaffung einer Zelle, welche die Seele des Opfers nach dessen Tod gefangen hält, bis hin zur Telekinese, der Manipulation von Objekten aus der Distanz. Doch diese Effekte sind einfach nur dies: Effekte. Die Zauberei dahinter hüllt sich in ein Mysterium, das auf die ältesten Zivilisationen Tamriels und vielleicht sogar noch weiter zurückgeht.
Die Psijic der Insel Artaeum haben ein anderes Wort für Mystizismus: der Alte Weg. Dieser Ausdruck ist jedoch nicht eindeutig, denn der Alte Weg bezieht sich auch auf die Religion und die Gebräuche der Psijic, was nicht unbedingt einen Teil der Magie des Mystizismus ausmacht.
Es gibt nur wenige Magier, die ihr Leben dem Studium des Mystizismus widmen. Die anderen Schulen sind bei weitem besser vorhersagbar und nachweisbar. Mystizismus scheint aus seinen Rätseln und Widersprüchen Kraft zu gewinnen. Die Ausführung des Experimentierens, ungeachtet dessen, wie objektiv es vollzogen wird, kann Magicka in ihrer Daseinsform beeinflussen. Deswegen muss sich der mystische Magier danach richten, im Wirrwarr der Kräfte verlässliche Muster zu erkennen. In der Zeit, die er benötigt, um eine Verzauberung mit festem Auslöser und Ergebnis zu ersinnen, kann seinesgleichen in den anderen Schulen Dutzende neuer Zauber und Kräfte erforscht und dokumentiert haben. Der mystische Magier muss daher ein geduldiger und verhältnismäßig wenig ehrgeiziger Philosoph sein.
Über Jahrhunderte, hauptsächlich während der Zweiten Ära, veröffentlichten gelehrte Mitteilungsblätter eine Theorie nach der anderen über die Erscheinungen und Aspekte von Magicka, pauschal zusammengefasst unter dem Begriff Mystizismus. In der Tradition der Magiergilde, auf alles Antworten zu finden, schlugen angesehene Forscher vor, die vorletzte Energiequelle des Mystizismus sei Aetherius selbst oder daedrische Wesen von unvorstellbarer Kraft – beide wissenschaftlich begründeten Erklärungen würden die scheinbar wahllosen Darstellungen des Mystizismus erklären. Einige äußerten sogar die Vermutung, Mystizismus sei aus den ungenutzten Bestandteilen erfolgreich oder auch nicht erfolgreich geformter Zauber entstanden. Diskussionen im Psijic-Orden nach Artaeums Wiedererscheinen brachten einige Gelehrte zu der Behauptung, die Natur des Mystizismus sei weniger geistig als ursprünglich gedacht, und entweder der Verstand oder die Gefühle des Gläubigen seien ausreichend, um die Gestaltung und den Fluss der Kraft zu beeinflussen.
Keine dieser Erklärungen ist für sich genommen wirklich befriedigend. Für den, der gerade damit beginnt, den Mystizismus zu erforschen, ist es am besten, einfach die Muster zu erlernen, die aus dem Strudel der vergangenen Jahrhunderte erkennbar sind. Je mehr Muster entdeckt werden, desto klarer werden die übrigen. Natürlich nur, bis sie sich verändern. Es ist unvermeidlich. Dann beginnt die Reise von neuem.