3. Regenhand 3Ä 431
Wir konnten diesen idiotischen Schurken Lewin endlich davon überzeugen, dass es an der Zeit war, die Schatulle mit dem Geld rauszurücken, die er bei Lelles' Qualitätswaren in Anwil gestohlen hatte, und uns ihr vor dem Schloss zu entledigen. Der Druck, dem die Gruppe seinetwegen ausgesetzt war, wurde allmählich zum Problem. Syndelius hat ihn sich praktisch gepackt und dazu gezwungen, weil ich kurz davor war, sein Gesicht neu zu arrangieren. Ich weiß, er ist ein Gauner, aber wir sind Abenteurer; wir plündern alte Gruften und Ruinen und unbewachte Orte, um an Beute zu kommen. Er kann manchmal ein richtiges Mistvieh sein.
12. Regenhand 3Ä 431
Was für einen furchtbaren Fredas wir doch hatten. Wir überfielen die Überreste der alten Feste Wariel und nachdem wir einen Haufen nichtsnutziger Räuber massakriert und uns ihre Beute geschnappt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Norden. Schließlich stießen wir auf die Ruinen von Trumbe. Syndelius meinte, sie gehörten zu einer alten Zivilisation namens Eilieder oder Eileiden oder so, aber mich interessierte ehrlich gesagt nur, ob sie viel Gold besessen hatten. Er sagte, dass sie normalerweise stinkreich waren, also gingen wir rein. Das war ein Riesenfehler! In dem Gemäuer wimmelte es geradezu von Skeletten und Geistern. Bei den Dingern krieg ich 'ne Gänsehaut. Wie soll ich denn gegen etwas kämpfen, das noch nicht mal am Leben ist? Lewin bekam ordentlich was ab und musste all seine Tränke aufbrauchen, Syndelius brach sich den Arm, als eine Falle ihn beinahe zerquetschte, und ich habe seither 'ne richtig schöne Narbe auf der Stirn. Das hätte böse enden können. Und es kam noch schlimmer: Als wir dann beim Schatz ankamen, hatte Lewin keine Dietriche mehr! Wozu schleppen wir ihn eigentlich mit uns herum? Wir mussten die verdammte Kiste aus Trumbe raus und den ganzen Weg zum Atrene-Lager wuchten. Jetzt sitze ich also hier vor dieser blöden Metallkiste und wünsche mir, ich könnte Lewins Kopf benutzen, um sie aufzubrechen. Was für ein Trottel.
13. Regenhand 3Ä 431
Ich dachte eine Nacht lang ernsthaft darüber nach, Lewin die Beine abzureißen und als Brennholz zu benutzen, aber schließlich schickte ich ihn zusammen mit Syndelius nach Anwil, um mehr Dietriche zu kaufen, während ich bei der Kiste geblieben bin. Nach ein paar Stunden kamen sie zurück und Lewin knackte das Schloss gleich beim ersten Versuch. Das war auch gut so, denn ich war immer noch ziemlich sauer auf den Typen. Ich mag es nicht, den ganzen Tag nur herumzusitzen. Dann war Syndelius plötzlich ganz aufgeregt, als er ein Bündel entdeckte, das in ein Stück schicken Stoff gewickelt war. In dem Stoff befand sich noch eine Menge anderer Kram, aber das Schwert darin war definitiv das Beste. Was für ein Prachtstück! Die Klinge sieht aus wie ein Mund voller Zähne, der Griff scheint aus goldener Schlangenhaut zu bestehen und das Juwel in der Mitte ... leuchtet in perfektem, feurigem Orange und Rot, wie der Himmel bei Morgengrauen. Syndelius flippte beinahe aus und ich fragte ihn, warum er so einen Aufstand machte. Er erklärte mir, das Schwert sei ein Ackerwirri-Objekt oder so was und es stamme von den Schlangenleuten oder Sajeski oder so. Syndelius behauptet, Sajeski fängt mit T an (er sah gerade, wie ich das hier aufschrieb), aber das ergibt überhaupt keinen Sinn. T-s-a-e-s-c-i. Also gut, na schön, schreib ich's halt auf. Bei den Neun, manchmal ist Syndelius echt neugierig. Wie dem auch sei. Das Beste sollte aber erst noch kommen. Genau in dem Moment, als die Sonne unterging, verschwand das Schwert kurz und wurde plötzlich durch eine andere Waffe ersetzt, die fast genauso aussah, doch das Juwel darauf war dunkelblau und lila. Syndelius meinte, er sei sich sicher, dass es bei Sonnenaufgang wieder zu einem orangeroten Juwel werden würde! Mehr brauchte ich gar nicht zu hören. Das allein machte das Schwert schon zum Besten, was ich je gesehen hatte. Lewin murmelte was von Ackerwirri-Magie, aber ich befahl ihm, die Klappe zu halten. Ich habe beschlossen, das Schwert Morgenzahn zu nennen, wenn es orange und rot ist, und Abendzahn, wenn es blau und lila ist.
14.–16. Regenhand 3Ä 431
Es läuft Tag für Tag besser mit meinem neuen Schwert. Ich habe herausgefunden, dass Morgenzahn eine Feuerklinge und Abendzahn eine Frostklinge ist ... Das macht das Töten gleich doppelt so einfach! Doch das Beste war, was ich herausfand, als ein Minotaur uns überfallen wollte und ich den Todesstoß landete. Ich hörte plötzlich eine Stimme in meinem Kopf. Oder war es ein Gedanke? Keine Ahnung. Es war echt seltsam. Es fühlte sich irgendwie an, als wüsste das Schwert, dass es gerade den Minotaur getötet hatte, als würde es mitzählen oder so. Zunächst dachte ich, ich sei vielleicht einfach müde, aber nachdem wir ein Banditenlager auseinandergenommen hatten, zählte das Schwert weiter. Nach dem zwölften Opfer sagte es mir, dass sein Durst gestillt sei. Zumindest glaube ich, dass es mir das sagte. Dann verstummte es. Syndelius meinte, es sei möglich, dass das Schwert Blut trinke ... Also genau das Richtige für mich ... Aber auch er wusste nicht, was als Nächstes passieren würde. Es dauerte nicht lange, bis ich es herausfand. Als die Abenddämmerung kam und die Klinge sich veränderte ... fiel ich fast von meinem Baumstamm am Lagerfeuer. Die neue Klinge war immer noch Abendzahn ... aber sie schien irgendwie stärker zu sein. Das wusste ich einfach. Ich wollte sie unbedingt ausprobieren! Also rannte ich los und suchte mir etwas zum Töten. Es dauerte auch nicht lange, bis ich auf so ein paar dusselige Kobolde traf. Und tatsächlich: Das Schwert richtete nicht nur mehr Frostschaden an als gewöhnlich, ich konnte auch fühlen, wie sich die Energie der Kreaturen bei jedem Treffer auf mich übertrug! Was für eine Waffe! Jawohl! Überlegener Abendzahn! So werde ich sie nennen. Ich habe einfach immer richtig gute Ideen. Syndelius sagte, er sei sich sicher, Abendzahn würde auch Blut trinken und ich könne damit Morgenzahn aufladen. Ich habe die ganze Nacht damit verbracht, mir zwölf Kreaturen zum Töten zu suchen, und als die Sonne aufging, stellte sich heraus, dass er recht hatte! Dieses Schwert soll den Namen Überlegener Morgenzahn tragen. Es ist fast, als hätte ich vier Klingen auf einmal!
17.–19. Regenhand 3Ä 431
Mir mit meinem neuen Doppelschwert eine blutige Bahn durch die Ruinen von Cyrodiil zu schneiden, hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Jetzt, wo wir eine so starke Waffe bei uns haben, wirken Syndelius und Lewin noch selbstbewusster als sonst. Wir haben in den letzten drei Tagen tonnenweise Beute angehäuft, doch nichts lässt sich hiermit vergleichen. Heute machen wir uns nach Norden auf, um die Gegend um die Nibenbucht zu erkunden. Ich hoffe, dass wir auf unseren Abenteuern noch mal auf etwas Ähnliches stoßen. Dann kann ich in den Ruhestand gehen!