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Quelle:Aus dem Archiv der Gelehrten: Malacath und der Maelstrom

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Das Endlose Archiv Aus dem Archiv der Gelehrten Schriftlehre
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Diese Seite enthält den Text von Aus dem Archiv der Gelehrten: Malacath und der Maelstrom aus The Elder Scrolls Online (Originaltitel: Loremaster’s Archive — Malacath and Maelstrom). Das Archiv der Gelehrten war eine Sammlung von Fragen zur Lore von The Elder Scrolls Online, die auf der offiziellen Seite von Gelehrten Tamriels beantwortet wurden.

Inhalt

Aus dem Archiv der Gelehrten
Malacath und der Maelstrom[1]
Die daedrische Unternehmerin und Bewohnerin Ferngrabs Madame Kaprice erzählt im Archiv der Gelehrten, was sie über den Halbfürsten Fa-Nuit-Hen und den Daedrafürsten Malacath weiß.

Hallo, ihr süßen Sterblichen, ihr habt das Vergnügen, Worte zu lesen, welche Madame Kaprice, die Inhaberin des unvergleichlichen Haus Kaprice, zu Pergament gebracht hat. Wir handeln mit Exzentrik, Launenhaftigkeit und Gelegenheiten – all dies von Ferngrab aus, der Himmlischen Sänfte, dem Knotenpunkt zwischen den daedrischen Ebenen. Möglicherweise seid ihr bereits durch unsere Türen getreten und habt unsere Waren verkostet? Falls dem nicht so ist, heißen wir ein neues Gesicht und einen hungrigen Verstand jederzeit willkommen. Bei Madame Kaprice seid ihr immer gern gesehen.

Ich muss euch sagen, dass ich mit dieser Art der Korrespondenz nicht vertraut bin, doch Gabrielle Benele und ich führten eine reizende Unterhaltung bei einer Tasse Tee aus ihrer Heimat. Absprachen wurden getroffen, Augenbrauen wurden gehoben und man hat mir die Beantwortung von Fragen, die von euch, den Lesenden dieses Sendschreibens, eingesandt wurden, angemessen schmackhaft gemacht.

Das Hauptaugenmerk dieser Fragen liegt auf zwei ganz unterschiedlichen Themenfeldern, auf die ich der Reihe nach eingehen werde. Anfangen möchte ich, glaube ich, mit dem Meister der Mahlstrom-Arena.


Fa-Nuit-Hen

Ich sollte vor meinen Antworten noch ein paar Worte verlieren, meine Schätzchen, und euch um Nachsicht bitten. Dank Fräulein Benele erhielt ich die Gelegenheit, mir die Antworten durchzulesen, die Fa-Nuit-Hen auf Fragen gegeben hatte, die in einer vorangegangenen Sitzung dieser Vortragsreihe gestellt wurden. Ich selbst bin nur eine einfache Informationsvermittlerin, die aus der verfallenden Ruine einer toten Ebene heraus operiert. Manches von dem, was ich als wahr erachte, kollidiert mit den farbenprächtigen Worten, die Fa-Nuit-Hen und sein Tutor boten. „Seid Ihr gewarnt, seid Ihr gewappnet“, wie man so schön sagt.


An Madame Kaprice,

Fa-Nuit-Hen beansprucht für sich, Nachkomme der Daedrafürstin Boethiah zu sein. Ich habe da meine Zweifel. Ist innerhalb Eures Netzes der Geheimnisse bekannt, mit wem Boethiah verkehrte, dass daraus der Halbfürst des Mahlstroms hervorging?

Beste Grüße

Graf Reman IV von Cyrodiil

Der Schein kann trügerisch sein, lieber Graf. Die Wahrheit über ein daedrisches Leben kann selbst für jene von uns verwirrend sein, die aus Creatia geformt wurden. Ihr ahnt etwas von der Wahrheit, doch die Aurbis ist um einiges sonderbarer, als Sterbliche sich vorstellen können.

Ich möchte mich gleich beim Meister des Mahlstroms entschuldigen, doch ich glaube nicht, dass er die ganze Wahrheit gesprochen hat, als er sich als Spross Boethiahs darstellte. Einst tauschte ich Titel und Erbrecht für ein kleines Landhaus in Kluftspitze bei einem niederen Adligen aus dem Hause Tamrith ein. Im Gegenzug erhielt ich eine erfrischend geschmacklose Interpretation dunkelelfischer kanonischer Texte. Darunter fiel natürlich auch ausführliche Literatur über die Lehren Vivecs.

Diese Auslegungen, in Verbindung mit weiteren Gesprächen, die ich über die Jahrhunderte hinweg führte, ließen mich zu dem Glauben gelangen, dass Fa-Nuit-Hens Ursprünge viel weiter zurückgehen und eigenartiger ausfallen, als dieser verraten möchte.

Falls Ihr mir nicht glaubt, lest noch einmal die Erste Lehre Vivecs. Selbst in den Texten, zu denen Ihr in der Ebene der Sterblichen Zugang habt, mag es Euch merkwürdig vorkommen, dass die Bezugnahme auf Boethiah in der Erzählung bereits einige Strophen vor Fa-Nuit-Hens Ankunft stattfindet. Fast so, als hätten diese Bezugnahme und das Erscheinen des Halbfürsten gar nichts miteinander zu tun.

Ich möchte darauf hinweisen, dass es eindeutig ist, dass Boethiah – welchen Ursprung Fa-Nuit-Hen auch haben mag – seine Behauptung der Nachkommenschaft stützt. Solch einen Anspruch erhebt man nicht so regelmäßig, lauthals und mit Enthusiasmus, wie es der Halbfürst tut, wenn man sich nicht vollkommen sicher ist, wie Boethiah über einen denkt.

Wenn Ihr Euch die Geschichtsschreibung anseht, werdet Ihr mehrere Beispiele dafür finden, dass Daedrafürsten Wesen als Sprosse angenommen haben, selbst wenn die Creatia ihrer eigenen Ebene nicht im Spiel war. Ebenso wechseln wir Daedra natürlich hin und wieder unsere Loyalitäten … auch wenn es – wie Autoren, die bei Weitem langweiliger sind als ich, unzählige Male vermerkten – nicht in der Natur der Daedra liegt, sich zu ändern.

Ich schweife ab. In den meisten Sprachen der Sterblichen kann man den Begriff „Daedra“ mit „gehört nicht zu uns“ oder „nicht unsere Ahnen“ oder auch schlicht „die Anderen“ übersetzen. Schon bemerkenswert, welchen Interpretationsspielraum das lässt, nicht wahr?


Meine teure Madame Kaprice,

ein Kollege von mir postulierte einmal, dass Fa-Nuit-Hens Name ein Drachenschrei war, doch dies war vor der Zusammenkunft mit der betreffenden Wesenheit. Hat der Name eine besondere Bedeutung?

Kommt doch mal vorbei und stattet mir auf den Inseln einen Besuch ab. Ich habe eine herrliche Alokasienmischung perfektioniert.

Eristaanwe

Wie aufmerksam von Euch. Zuweilen servieren wir im Haus Kaprice Alokasienmarmelade auf gebuttertem Schwarzbrot, ein süßer und köstlicher Leckerbissen, der einen auch schon mal vor Schwindel ins Wanken bringen kann. Zumindest geht es der daedrischen Kundschaft so. Ich glaube, Sterbliche treibt er an den Rand des Irrsinns.

Doch ich habe mich von Eurer eigentlichen Frage ablenken lassen, die von einer amüsanten Annahme ausgeht. Wie Ihr Eurem Freund zweifellos erzählt habt, haben die Sprache der Drachen und die Kunst der Zungen wenig mit Fa-Nuit-Hens prägnantem Namen zu tun. Er bezeichnet sich liebend gern als Halbfürst des Mahlstroms oder Vervielfältiger bekannter Bewegungen oder (mehr schlecht als recht) mit einem der zahlreichen Namen seiner Barone, aber das ist eine sehr gute Frage. Fa-Nuit-Hen. Was bedeutet das? Woher stammt die Bezeichnung?

Ich glaube nicht, dass der Halbfürst von Boethiah abstammt, doch gehen wir dem trotzdem einmal nach, um etwas mehr darüber zu erfahren. Wäre ich ein Wesen mit liminaler Macht, ein angenommener Spross, der nach Ansehen in Verbindung mit seiner daedrischen Abstammung dürstet, was würde ich tun?

Werte Leser, ich habe ganze Bibliotheken von Untersuchungen bezüglich daedrischer Fürsten in der gesamten Aurbis hin und her gehandelt und ich kann euch, gemessen an den Bänden, versichern, dass keine Kultur mehr über Boethiah niedergeschrieben hat als die Chimer. Die Daedra verehrenden Exilanten aus dem alten Aldmeris suchten in den Geboten Boethiahs Trost, und bis zum heutigen Tage kann man Überreste ihrer Sprache in bekannten Gesängen und Gebeten zu Ehren Boethiahs ausfindig machen.

Betrachtet, wenn Ihr meinem Gedankengang folgen wollt, den Namen Fa-Nuit-Hen aus der Sprache der Chimer – ich meine Dunmer. Wollte ich mich nach einer Art benennen, die dem gewählten Volk meines Adoptivvaters schmeichelt, wie würde ich mich dann nennen, um stets willkommen zu sein?

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An die geschätzte Madame Kaprice,

ich schreibe Euch mit einer Frage, die von rein akademischem Interesse ist, und sonst nichts. Das versichere ich Euch. Wir wissen, dass Fa-Nuit-Hen ein Halbfürst ist, aber darin verbirgt sich schon die Frage: Was macht einen Halbfürsten zu einem Halbfürsten?

In rein akademischem Interesse und ohne jegliche Unsicherheiten bezüglich meiner eigenen Blutlinie verbleibe ich mit besten Grüßen

Taren Velas

Taren, mein Schatz, solcherlei Fragen und Sorgen gehören im Haus Kaprice zum täglichen Geschäft. Falls Ihr Eure Frage wirklich beantwortet haben möchtet, vereinbaren wir vielleicht etwas unter vier Augen?

In der Öffentlichkeit diskutiere ich sehr gern die Kapriolen des Konzepts des Halbfürstentums. Diese sind, in Ermangelung eines besseren Begriffs, eine vorübergehende Laune eines eines daedrischen Fürsten. Aus meiner Perspektive ist es unterhaltsam, dass Sterbliche durch Zufall in einen Prozess der Schöpfung eintreten können. Bei Halbfürsten ist das anders und hängt davon ab, ob der fragliche Fürst die Verbindung mit Sterblichen, Daedra oder etwas ganz anderem eingeht. Ich habe einmal ausführlich mit einem Konsultanten aus Apocrypha über das Thema gesprochen. Es beschrieb Halbfürsten als einzigartige Verbindung reinsten Creatia mit „etwas mehr“.

Im Falle eines daedrischen Fürsten und einem Sterblichen ist dieses „Etwas“ natürlich die berühmte Seele, von der ihr kurzlebigen Kreaturen so gern sprecht. In anderen Fällen wird die Angelegenheit esoterischer und, offen gestanden, verwirrender, als dass ich sie hier diskutieren möchte. Es genügt, wenn ich sage, dass Halbfürsten existieren, weil ihr daedrischer Elternteil dies will.

Was höchstwahrscheinlich der Grund ist, weshalb Sterbliche nur von so wenigen wissen. Selbst unter unseresgleichen kann die Art der Macht und des Ansehens, die mit solch einer Abstammung einhergehen, ein zweischneidiges Schwert sein. Ihr könnt Euch ja selbst fragen: Ist es wirklich erstrebenswert, ein mörderisch mächtiges Wesen als Erzeuger zu haben?


An die wunderschöne Madame Kaprice,

Fa-Nuit-Hen scheint viel an den Baronen zu liegen und er vermisst sie offenbar. Er kann doch aber nicht dieselben Empfindungen aufbringen, wie Sterbliche sie für eine geliebte Person empfinden, oder? Ich hatte den Eindruck, Daedra wären dazu nicht in der Lage.

Irgendwelche tieferen Einblicke diesbezüglich?

Die besten Wünsche

ein Wanderer

Wie die vielen Schichten eines Schlackenaalkuchens bietet auch diese Frage viel, dass man herauspicken und genießen kann, Wanderer. Ich danke Euch! Um mit der zweiten Schicht zu beginnen, löst Ihr Euch am besten von der Vorstellung, Daedra wären zu irgendetwas nicht imstande, Schätzchen. Oft kommt es mir so vor, als zwingen Euch Eure kurzen Lebensspannen zu den Extremen, als eine Art Überlebensstrategie. „Diese Bestie ist grün und hätte mich fast getötet. Somit sind alle grünlich gefärbten Bestien gefährlich.“

Diese Denkweise mag auf Nirn nützlich sein, doch auf allen Ebenen gibt es zahlreiche Ausnahmen von der Regel. Ja, im Allgemeinen sind wir Daedra, was wir sind. Unsere Fürsten formen uns aus Creatia und geben uns eine Bestimmung. Und so gibt uns unsere Natur, die zum Zeitpunkt unserer Entstehung festgelegt wurde, unseren Weg vor. Doch dass wir Daedra unveränderbar sind, bedeutet nicht, dass wir uns nicht ändern. Wir sind denkende, lebendige Geschöpfe. Und was, wenn nicht ein gewisser Grad an Veränderung, ist der Kern des Lebens?

Ich möchte nicht prahlen, meine Lieben, doch ich selbst bin ein exzellentes Beispiel. Im Laufe der Jahrhunderte trug Madame Kaprice, die geschäftstüchtige Mazken, viele andere Namen und Erscheinungsformen. Und auch wenn ich für den Fürsten, von dem ich abstamme, eine herbe Enttäuschung bin, finde ich mein Leben und meine Entscheidungen zutiefst befriedigend.

Zurück zur ersten Schicht Eurer Frage, die sich auf Fa-Nuit-Hens Vermögen bezieht, etwas für die Barone zu empfinden. Die Gefühle eines Daedra kann der sterbliche Verstand nicht begreifen, doch dies bedeutet nicht, dass wir emotionslose Monstren sind. Wir erleben das Leben und die Aurbis anders, als Ihr es tut.

Im Falle des Halbfürsten und seiner Barone ist das Arrangement zweifellos für Euer Verständnis besonders herausfordernd. Die Barone sind Fa-Nuit-Hen und der Halbfürst ist sie. Die bekannten Bewegungen, die in ihrem Titel erwähnt werden, sind die Barone selbst. Sie sind im Halbfürsten personifiziert und ihnen wurde sowohl innerlich als (letztendlich) auch äußerlich ein Leben verliehen. Wenn der Halbfürst also darüber scherzt, dass er mit Morihaus würfelt oder sich mit den Scharnierten duelliert oder irgendeine andere Halbwahrheit erzählt, die er sich über die Jahrhunderte ausgedacht hat, dann sind das er/sie/alle zusammen als viele Wesen in einem Körper.

Unterfüttert mit all diesem Kontext hoffe ich, Eure Frage so direkt beantworten zu können, wie es mir möglich ist. Ja, absolut, Fa-Nuit-Hen liegen die Barone, die sich so bewegen, sehr am Herzen. Denn: Wer liegt Fa-Nuit-Hen mehr am Herzen als er selbst?


Malacath und die Grube der Eidgeschworenen

Liebe Madame Kaprice,

man sagt, die Aschegrube reicht sogar bis nach Aetherius hinein. Fa-Nuit-Hen gab zu verstehen, die Ebene eines Fürsten ist die Erweiterung seines Verstandes, seiner Natur und seines Willens. Bedeutet dies, dass Malacath und damit auch die anderen Fürsten, in der Lage sind, ihren Willen und ihr Sein in der Ebene von Magnus und seinen Kindern auszuüben?

C.E.Nex

Wenn das Wort „Aetherius“ auf ein Blatt gekritzelt wird, weiß ich immer, dass ein schmackhafter Handel nicht fern ist. Ich selbst habe mehrere uralte dwemerische Klangschriftrollen die Tonleiter rauf und runter geboten, um eine Abhandlung zu erhalten, die von einer meiner gelehrteren Mazken-Schwestern verfasst wurde. Sie hatte als Bedienstete eines ausnehmend weit gereisten Magiers agiert, der darauf bestand, Aetherius über Nirn und die daedrischen Ebenen hinaus bis in die entlegensten Winkel zu erkunden.

Eine faszinierende Lektüre. Doch ich fürchte, diese Informationen kann ich nicht kostenlos weitergeben.

Soweit ich es sagen und aus diesem länglichen Wälzer umschreiben kann, sprach Fa-Nuit-Hen in diesem Fall die Wahrheit. Der Fürst ist die Ebene, die Ebene ist der Fürst. Jede Überlegung, beide voneinander zu trennen, ist eine Farce. Ihr müsst diese Ruine namens Ferngrab nur flüchtig betrachten, um zu erkennen, was geschieht, wenn eine daedrische Macht aus der ätherischen Gleichung gestrichen wird. Ein wahrlich seltenes Ereignis, aber eben nicht unmöglich.

Was den anderen Teil Eurer Frage betrifft, bin ich nicht sicher, ob ich oder ein anderes lebendes Wesen wirklich behaupten kann zu verstehen, wie Fürsten und Aedra zueinander in Verbindung stehen. Ich habe viele, viele sterbliche Lebensspannen überlebt, Liebes. Und nichts, worum ich je verhandelt, das ich erworben oder eingetauscht hätte, deutet darauf hin, dass die Aedra mehr wären als eine liebenswerte Geschichte, die ihr Sterblichen euch erzählt, damit ihr abends in euren Betten ruhiger schlaft.


Werte Madame Kaprice,

Statuen von Malacath stellen ihn mit einem Langschwert dar, von dem wir – im Vergleich zu seinen anderen Waffen wie Geißel und Volendrung – nur wenig gehört haben. Im Altertum sagte man, der Krieger Trinimac habe das Schwert Büßer, die Klinge des Mutes, geschwungen, bevor er zu Malacath wurde. Was könnt Ihr uns über Malacaths Bidenhänder sagen? Und besteht eine Verbindung zur uralten Klinge Büßer?

Danke für Eure Zeit

Sir Cyandor F. von Seyda Neen

Ach, ja. Die Erzählung vom mutigen Kriegergott, der vom niederträchtigen Daedrafürsten verschlungen wurde, um als grausamer Fürst eines verdorbenen Volkes zurückzukehren.

Sterbliche, ich finde es faszinierend, dass ein Äonen altes Wesen, welches sich aus den alltäglichen Erfahrungen Nirns vollkommen zurückgezogen hat, so wie ich, hierin Einblicke haben könnte, die Gelehrten und Priestern anscheinend fehlen. Eines der einfachsten Geschäfte, dich ich je abgeschlossen habe, betraf die Seele eines alten Orkmönchs, der fast genau dieselben Antworten suchte. Er durchforstete jahrzehntelang die Texte, die ich ihm schickte, bevor ich seinen Teil der Vereinbarung einfordern und ihm seinem letztendlichen Schicksal überantworten musste.

Ich hätte ihm alles, was er wissen musste, erzählen können, lange bevor er das Siegel auch nur eines Malacath-Ritus hätte brechen oder die Seiten eines Trinimac-Gebetbuches aus der Ersten Ära hätte umblättern müssen.

Wir Daedra sind auf unzählige Arten anders als ihr Sterblichen. Doch das bedeutet wiederum nicht, dass wir vollkommen anders sind als ihr. Und das gilt erst recht für einen Daedrafürsten. Ein Rabauke aus einem Hinterwäldlerdorf mag sich einer Banditenarmee anschließen, um am Fredasabend im Gasthaus mit dem blankgeputzten Abzeichen herumstolzieren zu können. Ein Daedrafürst mag sich besonders ins Zeug legen, um Fragen nicht beantworten zu müssen oder Gerüchte zum Verstummen zu bringen, indem er behauptet, einst ein allmächtiger Aedra gewesen zu sein. Wie oben, so auch unten.

Ich weiß nicht, weshalb Malacath in Statuen ein Schwert führt, Cyandor von Seyda Neen, aber ich weiß, dass die Geschichtsschreibung Nirns die Orsimer mit befremdlicher und besonderer Grausamkeit behandelt. Und aus diesem Grund muss ich mir selbst eine simple Frage stellen: Was ist wahrscheinlicher? Dass ein allmächtiger Aedra unvermittelt von einem Daedrafürsten verschlungen wurde und als Abklatsch eines bleichen Schattens seiner selbst in einer entlegenen Ebene im Reich des Vergessens wiedererstanden ist? Oder dass sterbliche, vorurteilsbehaftete Gelehrte sich mit Wonne der Metapher bedienen, dass der Daedrafürst, der am häufigsten mit dem Orkvolk in Verbindung gebracht wird, recht buchstäblich aus den Ausscheidungen einer ehemals großen Gottheit besteht?


Diese letzte Frage hat weder mit der Grube der Eidgeschworenen noch mit dem Mahlstrom-Zwischenfall zu tun, doch ich hatte das Gefühl, diese absurde Frage hat Aufmerksamkeit verdient, auch wenn diese nur durch das amüsierte Kichern gerechtfertigt ist, welches sie mir bescherte.

Liebe Madame Kaprice,

ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass einer Eurer Mitarbeiter, ein Skamp namens Mikget, umgebracht wurde. Ebenjener Skamp war (scheinbar) in der Lage, so viel Wissen anzuhäufen, dass er es diesbezüglich mit Hermaeus Mora aufnehmen konnte. Kann ein niederer Daedra mit einem Daedrafürsten konkurrieren oder gar einer werden?

Kardimor Endekius, Forscher zu iridianischen Aspekten von Magnus

Ich werde auf die beiden Vorstellungen in Eurer Frage getrennt eingehen, Forscher Kardimor. Mikgets Tod geschah, das kann ich Euch versichern, nicht, weil jemand glaubte, ein Skamp könnte es irgendwann mit der Macht des Wissenden aufnehmen. Ihr hättet das schallende Gelächter hören sollen, das aus meinen Gemächern erklang, als ich diesen Text zum ersten Mal las. Ferner bin ich neugierig, wie Ihr zu solch einer Schlussfolgerung gelangt seid. Ich möchte Euch wärmstens ans Herz legen, mich im Haus Kaprice aufzusuchen. Vielleicht können wir eine Vereinbarung treffen, um dieser sonderbaren Behauptung nachzugehen.

Eure Folgeannahme hat mir zu denken gegeben und ich möchte sie mit einem stark vorbehaltlichen Nein beantworten. Soweit mir bewusst ist, ist die pure Macht eines wahren Daedrafürsten nicht einmal mit der der einflussreichsten daedrischen Herrscher oder Halbfürsten vergleichbar. Mein Nein ist insofern vorbehaltlich, als ich nicht sicher bin, ob dies gänzlich außer Frage steht. Ganz sicher ist es nie zuvor geschehen, doch auf Nirn und auch darüber hinaus ereignen sich jeden Tag sonderbare Dinge, die das, was wir alle am Vortag noch „zu wissen glaubten“, auf die Probe stellen.

Um meine Frage mit etwas darzulegen, das ihr verstehen könnt, Sterblicher, stellt euch einen Fluss vor. Dessen Strömung kann nachlassen und sich verändern. Er kann austrocknen oder zu gewaltiger Größe anschwellen. Wenn nun eine große Flut einträte und ein Flussbett sich am Grunde eines großen Meeres wiederfindet, ist es dann immer noch ein Fluss? Oder ist der Fluss das Meer?


Dies soll fürs Erste genügen, denke ich. Die Arbeit ruft. Klienten wollen versorgt, zahlreiche berauschende Möglichkeiten ausgekundschaftet werden. Vielleicht können wir das eines Tages wiederholen.

Bis dann, ihr reizenden Sterblichen. Ich hoffe, wir sehen uns schon bald im Haus Kaprice.

Anmerkungen (Tamriel-Almanach)

  1. Der Text wurde auf der offiziellen ESO-Seite (Aus dem Archiv der Gelehrten: Der Sklavenaufstand) veröffentlicht. [abgerufen am 25.05.2025]