| Die Geschichte von Lyrisius | |
|---|---|
| Autor | Bresne Smythe |
| Art | Buch |
| Genre | Legende, Mythos |
Die Geschichte von Lyrisius (engl. The Story of Lyrisius) ist eine heroische Legende, die auf mündlicher Überlieferung aus der Zeit der akavirischen Invasionen zurückgeht. Der Text, überliefert durch den Gelehrten Bresne Smythe, erzählt von einem einsamen Kriegshelden, der durch Mut, List und göttliche Gunst ein feindliches Heer vernichtet und zugleich einen Drachen täuscht.
Inhaltsangabe
Der Held der Geschichte, Lyrisius, führt einst ein Heer gegen die akavirischen Invasoren, die als grausame Sklavenhändler in Tamriel einfielen. Obwohl er zahlreiche Feinde mit eigener Hand tötet, wird seine Streitmacht vernichtet, und Lyrisius flieht allein in ein unkartiertes Sumpfgebiet. Inmitten dieses feindlichen Terrains begegnet er einer uralten, feuerspeienden Kreatur, einem Wyrm, der als Symbol der unzähmbaren Wildnis erscheint. Sein verzauberter Speer und der Daedra-Schild "Furchtschlag", ein Geschenk von Boethiah, erweisen sich als wirkungslos gegen die Bestie.
Angesichts der Aussicht auf einen aussichtslosen Tod bietet sich Lyrisius dem Drachen als Diener an. Der Wyrm, stolz und eitel, nimmt ihn an. Lyrisius täuscht Demut vor und bittet, dem Drachen einen Dienst zu erweisen: die Politur einer einzelnen matten Schuppe auf dessen Rücken. Diese Bitte entspringt einer List, denn die betroffene Stelle liegt außerhalb der Reichweite des Drachen. Als der Wyrm ihm erlaubt, hinaufzusteigen, nutzt Lyrisius die Gelegenheit, um ihm einen Dolch in das empfindliche Fleisch unter der Schuppe zu rammen, ein Bereich, den der Wyrm selbst nicht erreichen kann.
Der verletzte Drache steigt tobend in die Lüfte, überschlägt sich und windet sich, doch Lyrisius klammert sich unbeirrt fest. Schließlich verlangt die Kreatur nach Frieden. Lyrisius zwingt sie jedoch, ein letztes Werk zu verrichten: Sie soll das akavirische Heer vernichten, das weiter gen Tamriel marschiert. Der Drache folgt dem Befehl und stürzt sich mit seiner Feuermacht auf die Invasoren, die unter seinem Angriff vollständig untergehen.
Nach vollbrachter Tat verlangt der Wyrm, dass Lyrisius die Klinge entfernt. Der Held weiß, dass der Drache ihn nun töten will und dennoch zieht er den Dolch und springt vom Rücken der Kreatur in die Tiefe. Im freien Fall erscheint Boethiah, lobt Lyrisius’ Opfermut und verwandelt ihn in einen Raben. So entkommt er dem rasenden Wyrm, der in den Wolken verschwindet.
Die Legende endet mit einem düsteren Nachklang: Der Drache lebt der Überlieferung zufolge noch immer. Seit jenem Tag verachtet er alle Krieger, die auf zwei Beinen gehen, und schwört, nie wieder einem von ihnen zu vertrauen.
Eine Anmerkung am Schluss verweist darauf, dass der im Text erwähnte Schild Furchtschlag seither nie wieder bezeugt wurde.
Analyse
Die Geschichte von Lyrisius folgt der klassischen Struktur einer heroischen Erzählung: Ein einzelner Held steht gegen ein übermächtiges Übel und siegt nicht durch rohe Gewalt, sondern durch Klugheit und Mut. Die narrative Form, die mit einer göttlichen Rettung endet, weist starke Parallelen zu frühmythischer Heldenepik in Tamriel auf, insbesondere aus dem Bereich der bretonischen und aldmerischen Überlieferung. Die Figur des Lyrisius kombiniert dabei klassische Tugenden wie Tapferkeit, Demut und List mit tragischen Zügen: Seine Bereitschaft, sein Leben zu opfern, kennzeichnet ihn als archetypischen Opferhelden.
Der Wyrm wiederum fungiert als Sinnbild übermächtiger, uralter Gewalt, zugleich ist er durch seine Eitelkeit fehlbar. Die matte Schuppe als Schwachstelle verweist auf die im Stolz verborgenen Verwundbarkeiten großer Wesen. In vielen Regionen Tamriels gelten Drachen nicht nur als physische Gegner, sondern als spirituelle Prüfungen, die nur durch Erkenntnis überwunden werden können. Lyrisius’ Sieg durch Täuschung steht exemplarisch für ein zentrales Motiv vieler Heldenlegenden, nämlich dass die größte Kraft ist nicht rohe Gewalt, sondern List in Verbindung mit Mut.
Boethiahs Eingreifen verleiht der Erzählung eine göttlich legitimierte Dimension und spiegelt die für viele Kulturen typische Vorstellung wider, dass Helden zugleich Werkzeuge daedrischer Prinzipien sein können. Ihre Wandlung des Helden in einen Raben ist symbolisch vielschichtig: Der Rabe steht als Tier zwischen Leben und Tod, als Überbringer von Wahrheit, aber auch als Sinnbild für Metamorphose. Die Verwandlung verweist auf eine unsterbliche Fortexistenz des Helden, nicht im Körper, sondern im Sinnbild. In der daedrischen Mythopoetik ist diese Art der Belohnung ebenso verbreitet wie gefürchtet.
Die Anmerkung des Gelehrten am Ende des Textes wirft Zweifel an der Historizität der Ereignisse auf und betont den mythischen Charakter der Erzählung. Der vollständige Verlust des göttlichen Artefakts Furchtschlag, das nicht in anderen Quellen bezeugt ist, unterstreicht dies. Es lässt sich als Warnung lesen: Selbst göttliche Gaben vergehen, wenn sie blind eingesetzt werden. So dient das Werk nicht nur der Unterhaltung, sondern auch als Parabel über Macht, Eitelkeit und die Überlegenheit des Verstandes gegenüber der Stärke.