Oblivion:Der Bettlerprinz

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Diese Seite enthält den Text des Buches Der Bettlerprinz (Original Bettlerprinz) aus The Elder Scrolls IV: Oblivion.

Inhalt

Der Bettlerprinz

von
einem unbekannten Autor


Wir sehen auf die Bettler des Reiches herab. Diese verlorenen Seelen sind die Armen und Elenden des Landes. Jede Stadt hat ihre Bettler. Die meisten sind so arm, dass sie nur das besitzen, was sie am Leib tragen. Sie essen die Brocken, die wir anderen verschmähen. Wir werfen ihnen eine Münze zu, um nicht lange über ihre Not nachdenken zu müssen.


Stellt Euch meine Überraschung vor, als ich die Erzählung des Bettelprinzen hörte. Ich konnte mir unter einem Bettelprinzen nichts vorstellen. Dies ist die Erzählung, die ich gehört habe. Sie trug sich in der ersten Ära zu, als die Götter unter den Menschen wandelten, und Daedra ungestraft die Wildnis unsicher machten. Es war die Zeit, bevor sie alle nach Oblivion verbannt wurden.


Es war einmal ein Mann namens Wheedle. Oder vielleicht war es eine Frau. In der Geschichte bemüht man sich, eine klare Aussage über Wheedles Geschlecht zu vermeiden. Wheedle war das 13. Kind eines Königs in Valenwood. Als solches war Wheedle weder berechtigt, die Thronfolge anzutreten, noch viel Land oder gar Reichtum zu erben.


Wheedle verließ den Palast, um auf eigene Faust Glück und Ruhm zu suchen. Nach vielen Tagen des Wanderns durch endlose Wälder und winzige Dörfer stieß Wheedle auf drei Männer, die einen Bettler umringten. Der Bettler war von Kopf bis Fuß in Lumpen gehüllt. Kein Körperteil des Landstreichers war zu sehen. Die Männer waren offensichtlich darauf aus, den Bettler zu töten.


Mit einem Schrei der Wut und Empörung stürzte sich Wheedle mit gezogenem Schwert auf die Männer. Die einfachen Bauern, die nur mit Heugabeln und Sensen bewaffnet waren, flohen sofort vor der gepanzerten Gestalt mit dem leuchtenden Schwert.


„Vielen Dank, dass Ihr mich gerettet habt,” keuchte der Bettler aus dem Haufen stinkender Lumpen heraus. Wheedle konnte den Geruch kaum ertragen.


„Wie lautet Euer Name, Unglücklicher?” fragte Wheedle.


„Ich heiße Namira.”


Im Gegensatz zu den Bauern war Wheedle gebildet. Dieser Name bedeutete ihnen zwar nichts, aber für Wheedle bot sich eine Gelegenheit.


„Ihr seid die daedrische Fürstin!” rief Wheedle. „Warum erlaubtet Ihr jenen Männern, Euch zu malträtieren? Ihr hättet sie alle mit einem Flüstern töten können.”


„Es freut mich, dass Ihr mich erkannt habt,” krächzte Namira. „Ich werde oft von Bauern beschimpft. Es freut mich, wenn man mich an meinen Eigenschaften erkennt, wenn nicht an meinem Namen.”


Wheedle wusste, dass Namira die daedrische Fürstin alles Üblen und Widerwärtigen war. Krankheiten wie Lepra und Wundbrand waren ihre Domäne. Wo andere eine Gefahr gesehen hätten, sah Wheedle eine günstige Gelegenheit.


„Oh große Namira, lasst mich Euer Lehrling sein. Ich bitte Euch nur, mir Gaben zu schenken, mit denen ich mein Glück finden und mir einen Namen machen kann, der bis in alle Ewigkeit fortdauern wird.”


„Nein. Ich gehe meinen Weg in der Welt allein. Ich brauche keinen Lehrling.”


Namira machte sich mit schlurfendem Gang davon. Doch Wheedle wollte sich nicht abwimmeln lassen. Mit einem Satz heftete sich Wheedle an Namiras Fersen und drängte auf eine Lehre. 33 Tage und Nächte lang redete Wheedle auf sie ein. Namira sagte nichts, aber Wheedle redete unaufhörlich. Schließlich, am 33. Tag, war Wheedle zu heiser, um weiter zu sprechen.


Namira drehte sich zu der plötzlich verstummten Gestalt um. Wheedle kniete im Schlamm zu ihren Füßen und hob die Hände flehend empor.


„Anscheinend habt Ihr Eure Lehre bei mir doch vollendet,” erklärte Namira. "Ich werde Eure Bitte erfüllen.”


Wheedle war überglücklich.


„Ich schenke Euch die Macht der Krankheit. Ihr dürft an jeder beliebigen Krankheit leiden und diese nach Wunsch ändern, vorausgesetzt, dass ihre Symptome sichtbar sind. Jedoch müsst ihr immer mindestens eine ertragen.”


„Ich schenke euch die Macht des Mitleids. Ihr werdet in jedem Mitleid erwecken, der Euch erblickt.”


„Schließlich schenke ich Euch die Macht der Nichtbeachtung. Ihr könnt andere veranlassen, eure Anwesenheit zu ignorieren.”


Wheedle war entsetzt. Das waren keine Gaben, mit denen man ein Vermögen verdienen konnte. Es waren Flüche, jeder für sich genommen schon schrecklich, aber zusammen waren sie unvorstellbar.


„Wie soll ich mit diesen schrecklichen Geschenken ein Vermögen verdienen und mir einen Namen machen?”


„So, wie Ihr 33 Tage und Nächte lang zu meinen Füßen gebettelt habt, so sollt Ihr jetzt um euer Glück in den Städten der Menschen betteln. Euer Name wird unter den Bettlern von Tamriel Legende werden. Die Geschichte von Wheedle, dem Bettelprinzen, wird von Generation zu Generation weitergegeben.”


Es kam so, wie von Namira vorausgesagt. Wheedle war ein unwiderstehlicher Bettler. Niemand konnte das arme Wesen ansehen, ohne der kauernden Gestalt dringend eine Münze zuwerfen zu wollen. Wheedle entdeckte jedoch auch, dass durch die Macht der Nichtbeachtung Zugang zu allen Geheimnissen im Reich möglich war. Die Leute sprachen arglos wichtige Dinge aus, wo Wheedle sie hören konnte. Mit der Zeit kannte Wheedle jede Bewegung jedes einzelnen Bürgers der Stadt.


Bis heute heißt es, dass, wenn man wirklich etwas wissen will, man die Bettler fragen solle. Sie haben ihre Augen und Ohren überall in den Städten. Sie kennen alle kleinen Geheimnisse des täglichen Lebens der Einwohner.

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