Nachdem sie den Kapitän gehängt hatten, bin ich viel in Hammerfall herumgekommen. Ich schloss mich der einen oder anderen Mannschaft an, und nach einer Weile war ich Kadett auf Kapitän Kaladas' Boot. Und ja, Kaladas war ein Säufer, und der verdammte Narr setzte sein eigenes Schiff in Anwil auf Grund, noch bevor wir dazu kamen, irgendwas zu plündern. Er hat sich so dafür geschämt, dass er sich in einer der verluderten Kaschemmen dieses kleinen Salzwasserkaffs glatt zu Tode soff.
Und so fand ich mich in einem Provinzhafen wieder, als der Krieg gegen den Thronräuber ausbrach. Ich hatte auf einem alten Kahn angeheuert mit einem wertlosen Wurm von einem Kapitän, und die Kaiserliche Marine riss sich jedes private Schiff im Hafen unter den Nagel, um ihren Krieg zu führen. Wir waren gerade dabei, das Schiff ins Dock zurückzubringen, als wir davon Wind bekamen. Nur ein Idiot würde nicht beißen, wenn er Blut im Wasser riecht, und dieser Kapitän war bereit, sein Ruder der Marine zu übergeben. Der Rest von uns war jedoch nicht so begeistert.
Wir schnitten ihm die Kehle durch und warfen seinen wertlosen Kadaver ins Meer, damit Herm'us Mora sich daran laben konnte. Der Rest von uns kehrte diesem Schlammloch den Rücken und machte sich auf in die nächste Bucht, um eine Weile abzutauchen.
Nun, ich habe über den Krieg gelernt, dass er sich so ziemlich für jeden bezahlt macht, außer für die armen Schweine, die darin kämpfen müssen. Da die Marine alle Hände voll zu tun hatte, die Revolution niederzuschlagen, konnte sie sich nicht auch noch um einen Haufen von Piraten kümmern, der die Goldküste unsicher machte. Und obendrein war die Marine auf einen ständigen Strom von Nachschub angewiesen, um dort oben in Hochfels kämpfen zu können, doch es fehlten ihr die nötigen Schiffe, um die Fracht zu eskortieren ...
Falls Ihr's noch nicht gewusst habt, Piraten lieben Frachtschiffe ohne Eskorte.
Innerhalb weniger Jahre segelten alle Freibeuter von hier bis Valenwald unter meiner Flagge. Wir zählten Dutzende von Schiffen und Mannschaften, und jeden Tag kamen neue Männer hinzu. Soldaten und Matrosen, Deserteure, entflohene Gefangene – die besten Halsabschneider und Hurensöhne, die sich ein Piratenkapitän nur wünschen konnte. Mir kommen beinah die Tränen, wenn ich daran denke.
Doch noch besser als die Männer waren die Schiffe! Gekaperte Marineboote. Aufgemöbelte Freibeutergaleonen. Sogar ein paar dieser Bosmerschiffe mit ihren komischen lebenden Segeln gab es in meiner Flotte. Aber das beste Schiff von allen hatte ich für mich selbst reserviert: die "Schwarze Flagge". Ihr verrotteter Rumpf sollte irgendwo hier liegen. Sie mag heute nicht nach viel aussehen, aber in ihren besten Tagen gab es kein Schiff, das schneller war.
All die Männer und Schiffe, wir nannten uns "der Rote Säbel". Doch die Handelsschiffe nannten uns den Tod zur See.
Wir waren schließlich so gefürchtet, dass die meisten Besatzungen einfach über Bord sprangen, wenn sie unsere Flagge am Horizont erblickten. Und ohne eine Marine, die uns einen Riegel vorschieben konnte, waren Kapitän Torradan ap Dugal und der Rote Säbel im ganzen Osten bekannt.
Also, ich bin keiner, der gern prahlt, aber das Kaiserreich hatte ein Kopfgeld von vierzigtausend Münzen auf mich ausgesetzt. Ich finde, darauf kann man durchaus stolz sein. Natürlich konnten die armen Hunde das Geld nie kassieren. Da Anwil so eine Lasterhöhle ist und die meisten Seeleute dort sowieso für mich arbeiten, konnte die Legion nie jemanden finden, der mich verraten hätte.
Ich wünschte, diese Tage hätten für immer weitergehen können, doch Ihr wisst ja, wie es ist, mein Freund. Nichts Gutes wärt ewig.